amten-Personal an Heizern, Schaffnern u. s. w. verfügen, so daß von jetzt an die alljährlich stattfindenden Commandirnngen von Unteroffizieren zur Erlernung des Eisenbahndienstes in Wegfall kommen sollen. Endlich hat sich die Enquete auch noch auf das Anlegen von permanenten Verpflegungs-Stationen erstreckt, und man ist dahin über- eingekommen, solche an den wichtigsten Kreuzungspunkten bereits im Frieden herzustellen, eine Maßregel, die schon an mehreren größeren Bahnstationen von Leipzig, Halle rc. ausgeführt ist.
— Wie man sagt, soll demnächst in allen deutschen Münzstätten mit der Prägung von Silbermünzen nach dem neuen Münzgesetz vorge- gangen werden, und dürste dann die Ausprägung der Goldmünzen etwas eingeschränkt werden, wenn sie nicht, um dem Bedürfniß nach kleiner Münze, welches sich ganz besonders seit Vertreibung der österreichischen Gulden sehr fühlbar macht, vielleicht auf einige Zeit ganz eingestellt wird.
— Die „Volkszeitnng" zeigt an, daß sie, da sich ihre Voraussetzung, die Stempelsteuer werde endlich in diesem Jahre fallen, sich wiederum leider nicht verwirklicht hat, sich genöthigt sicht, den Abonnementspreis vom 1. Okt. d. I. ab von 1 Thlr. 5 Sgr. auf 1 Thlr. 15 Sgr. per Quartal zu erhöhen.
— Posen, 21. Sept. Der Erzbischof Graf Ledockwwski hat in einem Schreiben an den Ober-Präsidenten erklärt, er werde nach den Sommerferien das hiesige geistliche Seminar, dessen Schließung der Kultus-Minister angeordnet habe, nicht wieder eröffnen, da er es aus Gewa'tmaßregeln Seitens des Staates nicht ankommen lassen könne und wolle.
— In Metz herrscht abermals bei der großen Masse die lieber- zeugung von einem nahen Umschwung der Dinge, welcher Metz an Frankreich zurückbringen werde, hcrvorgerufen von der rastlos im sranz. Interesse wirkenden Geistlichkeit. Damit ist ein neuer leidenschaftlicher Deutschenhaß erwacht, der bei jeder Gelegenheit zu Reibereien und Händeln führt. Als einziges und wirksamstes Gegenmittel wird empfohlen, von moralischen Eroberungen in dem ultrafranzösisch - gesinnten Metz gänzlich abzusehen, und vor allen Dingen das Ressort- verhältniß aufzuhebcn, welches lothringische Geistliche unter das Bisthum Nancy stellt, sowie alle Gemeindebeamten, Friedensrichter rc. rücksichtslos von ihren Posten zu entfernen, welche noch immer die Eidesleistung verweigern.
Frankreich. Der Soir enthält folgende Mittheilung: „Es scheinen Beschlüsse von ziemlich großer Tragweite in dem gestrigen Kriegs- rathe gefaßt worden zu sein. Wenn das, was man erzählt, richtig ist, so sind wir bei dem Augenblick angekommcn, wo die Maßregeln zur allmähligeu Ausführung der Armee-Organisation ergriffen werden sollen. In die Grenzen eingeschlossen, die unsere finanzielle Lage uns gestattet, und gezwungen, dem Gesetz über die Cadres nicht oorzugreifen, fand sich unsere Regierung in folgende Alternative gestellt: sie mußte entweder alle Hilfsquellen an Leuten, Geld und Kriegs^erath zur Ausfüllung der gegenwärtig bestehenden Cadres verwenden, was das Klügste gewesen wäre, wenn auswärtige Verwicklungen drohten, oder sie mußte im Gegentheil die vollständigen Grundlagen zu .unserem neuen Militärgcbäude legen, indem sie sich die Zeit nahm, es gut und allmählig aufzubauen, da eine solche Umgestaltung nicht das Werk eines Jahres sein kann. Man scheint sich für das letztere Verfahren ausgesprochen zu haben, da es der heutigen Lage besser entspricht.
— Die monarchistischen Journale geben täglich ein: neue Schimpferei auf Deutschland, aus Bism arck, auf Italien u. s. w. zum besten. Die „Assemblöe Nationale" , Organ des Handelsministers de La Bouillerie, reproducirt einen früheren Artikel, die „Tollheit des Herrn v. Bismarck", wegen dessen sie unter Thiers konfiszirt worden war. Der Artikel schließt: „Lebe wohl, Fürst v. Bismarck; behalte deine Milliarden, die uns nicht arm gemacht, und welche Deutschland zu Grunde richten; vervielfältige deine Feste für deinen Verbündeten Viktor Emanuel, den Kerkermeister Pius IX.; verjage die Mönche und Nonnen; schicke die Bischöfe in's Gefängniß; bleibe der Mitschuldige der gekrönten Revolution und des Radikalismus. ... Du bereitest die Rache Frankreichs, die Vernichtung aller deiner Werke, und der Tag naht, wo du, wie Julian der Abtrünnige, ausrufest: Du hast gesiegr, Galiläer!"
Der Prozeß Bazaine wird wahrscheinlich drei Monate dauern, da jede Woche 5 Gerichtssitzungen (Sonntag und Donnerstag werden keine stattfinden) abgehalten weiden und jede 4 Stunden — von 12 oder 12>/2 bis 4—4'/) Uhr — dauern soll. Der Macschall Bazaine bewohnt während des Prozesses 3 Zimmer rm obersten Stockwerk von Trianon-sous-Bois; die zwei anderen Zimmer bewohnt der Oberst Billette, und das k. und letzte wird dem Vertheidiger des Marschalls, dem Advokaten Lach and zur Verfügung gestellt. Im unteren Geschosse haben der Oberst Lucioni, der Kapitän Mandhuy und der Ueberwachungsdienst ihre Wohnungen.
Gegen Bazaine sind im ganzen 272 Belastungszeugen vorgela
Rcdlgirr,
den worden, 129 Mlitär- und 143 Civilpcrsouen, unter letzteren 9 Frauen. Unter deu Militärs sind 2 Marschälle und 17 Generale.
Paris, 23. Sept. In der morgen stattfindenden Sitzung der Permanenzcommission dürfte die Einberufung der Kammer auf den !5. Okt. votirt werden. Die Monarchisten scheinen zu der Procla- mirung des monarchischen Princips entschlossen. — Dr. Nelaton (der berühmte Operateur) ist gestorben.
Italien. Rom, 18. Sept. Ueber eine Seitens des italieni« schen Ministeriums anläßlich des Hirtenbriefs des Erzbischofs von Paris, Msgr. Guibert, an die französische Regierung gesandte Recla« mation gibt die in Bologna erscheinende „Gazetto de l'Emiiia", die als ein Organ des jetzigen Premierministers Minghetti gilt, folgende positive Nachricht: „Der wichtigste Schritt, den Visconti-Venosta in diesen Tagen that, bevor er nach Oberitalien reiste, um mit dem Könige zusammcnzutreffen und mit ihm nach Wien zu reisen, war die Absendung einer stark accentuirten, an den Cavaliere Nigra gerichteten Note, die derselbe ihrem Wortlaute nach dem Herzog v. Äroglie mit- zutheilen hat, und in der nicht allein das Bedauern über die ungehinderte Verbreitung des von Seiten des Erzbischofs von Paris gegen Italien geschleuderten Pasquills durch ganz Frankreich, „sondern auch in würdiger uns entschiedener Weise der Wunsch ausgedrückt wird, die französische Regierung möge die Ehre und dts Ansehen einer Macht besser respectiren lassen, mit der sie Beziehungen aufrichtiger Freundschaft unterhalte, und wie es scheint, auch iu Zukunft unterhalten wolle".
In Palermo hat neulich ein Individuum einem andern einen Dolchstoß versetzt, nahm dann aber wahr, daß er sich geirrt hatte und rief: „Verzeihen Sie, das war nicht für Sie bestimmt."
Spanien. Madrid, 20. Sept. Die Insurgenten in Carthagena schossen am 15. d. auf eine französische Schaluppe, welche Lebensmittel einnehmen wollte, wodurch einer der Matrosen gelödtet und 2 verwundet wurden. Auf die Drohung des Kapitäns, die Stadt zu bombardiren, leistete der Wohlfahrtsausschuß die geforderte Satisfaktion.
Madrid, 21. Sept. Ans das Anerbieten seiner Mitwirkung gegen die Karlisten, welches Garibaldi der Regierung gemacht hat, antwortete Castelar, er vertraue, die Anstrengungen der Armee und des Volkes würden genügen, die Gefahren der Lage zu beschivören.
Madrid, 22. Sept. CabceraS, der Kommandant der Jnsnr- gentenfregatte „Numancia" forderte die Stadt Alicante ans, binnen 4 Taaen sich zu ergeben und den Kanton Carthagena anzuerkennen. Der Gouverneur lehnte die Uebergabe ab.
Vermischtes.
— Ein kürzlich bei dem Reichs-Oberhandclsgericht verhandelter Prozeß aus L. gab Gelegenheit zur Beurtheilnng des ganz außerordent!- tichen Gewinnes, welchen die Armeelieseranien im deutsch-sranzösischen Kriege gemacht haben: Ein solcher Lieferant hatte einen Agenten zum Einkäufe von Lebensrnitteln aller Art in Frankreich engagirt und ihm als Belohnung 10 Prozent des bei dem Wiederverkäufe erzielten Reingewinnes zngesagt. Obwohl der Agent in dieser Eigenschaft nur etwa 14 Tage thätig gewesen ist, wurde ihm doch nach freundschaftlicher Abrechnung als sein Gewinn-Antheil der Betrag von 10000 Thlr. ausbezahlt. Nun hatte aber jenes Hans noch andere Einkaufsagenten und bezog große Massen von Waaren ans Deutschland, auf welch- Geschäfte sich der Gewinn-Antheil des Agenten gar nicht bezog. Har der Lieferant allein an den von jenem Agenten während 14 Tagen in Frankreich vermittelten Geschäften 100000 Thaler rein verdient, so j muß sich dessen Gesammtgcwinn während des ganzen Krieges auf j eine ungeheuere Summe belaufen haben.
> Etwa 31/2 Meilen von Santa Barbara, im Hofe eines alt. ^ spanischen Adobe-Hauses, befindet sich eines der Wunder Califor nie ns, der größte Weinstock der Welt. Der Stamm dieses Wein stocks, welcher vor 48 Jahren gepflanzt worden, ist am Boden 4 Fuß 4 Zoll im Durchmesser. Achr Fuß vom Boden beginnen die Zweige, welche wagrecht auf Spalieren rings nmhergezogcn sind und jetzt zwei Acres Land bedecken. Der jährliche Ertrag an Traubes von diesem einzigen Stock beläuft sich auf 100—120 Ztr., und Trauben von 2—6 Pfund sind keine Seltenheit.
Verfahren, nm den Obstmost zn vermehren, sowie besser, billiger nnd haltbarer zn machen.
Man verwende zn einem württembergischen Eimer: 2 Säcke Obst und 25 bis 30 Psd. besten weißen Traubenzucker. Letzteren zerschneide man in kleine Stücke, löse ihn in ca. 10 Maaß heißem Wasser auf, gieße dieses Znckerwasser lau (40 Grad Ilvaumnr) dem Moste vor der Gührnug zu und behandle den Most alsdann wie gewöhnlich. _
gedruckt und verlegt vou OeischlLge,-