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— Calw. Tagesordnung der Sitzung des K. Kreisstrafgerichts am Dienstag, den 19. Sept.: 1 ) Bonn. 9 Uhr: Johann Mich. Müller, Bauer von Gültlingen, und dessen Ehefrau Rosine, wegen Hausfriedensbruchs u. a.V. 2) Nachm. 3 Uhr: Sebastian 'Fran- zeschinel, Eisenbahnarbeiter von Tenadico, Bezirks Remiero in SLdtyrol, Paul Gutekunst, lediger Bierbrauer von Schillingen, Julius Speer, Schreinersgeselle von da und Jakob Loß, lediger Eiscnbahnarbeiter von Canalsanporo, Bezirks Remiero in Süd- tyrol, wegen Entführung und Körperverletzung. — Vertheidiger in beiden Fällen Rechts-Anwalt Schwarzmann.
— Wildbad, 9. Sept. Die Zahl der Kurgäste beträgt bis heute 6291 gegen 6235, die der Passanten 2484 gegen 2351 im vorigen Jahr.
— Stuttg art, 8 . Sept. Ein frecher gewandter Dieb hat gestern Hrn. Pfandleiher Günzburger in der Eßlingerstraße 75 goldene und silberne Uhren, sowie verschiedene andere Werthsachen gestohlen. Der Uhrendieb ist bereits festgenommen und die gestohlene» Gegenstände sind ebenfalls beigeschafft.
— Tübingen, 9. Sept. Die Hopfenernte hat'gestern allgemein begonnen und unsere Stadt bietet dadurch wieder ein sehr bewegtes, malerisches Bild. Die Witterung zum Einheimsen ist wegen des häufig eintretenden Regens nicht besonders günstig und ist insbesondere auch die Temperatur zum Trocknen etwas zu kühl.
— Wies loch, 8 . Sept. Bereits hat auch unsere Stadt einen Cholera ähnlichen Todesfall. Gestern starb der Knabe Bach im Alter von 8 Jahren. Derselbe hatte unreifes Obst gegessen und unmittelbar darauf Wasser getrunken. In kurzer Zeit war er eine Leiche.
— Das Oktoberfest in München wird im gegenwärtigen Jahre allerhöchster Entschließung zufolge nicht abgehalten.
— Der Nachrichter L. Scheller in München hat die Weisung erhalten, mit dem Fallbeile nach Amberg abzugehen, um daselbst an den zum Tode vernuhciltcn F. T. Marchner und Josef March« ne r sen. von Thalmassing das Urtheil zu vollstrecken.
— Nürnberg, 9. Sept. Der Kronprinz des deutschen Reiches hat das Anerbieten des Königs, die hiesige königl. Burg als Absteigquartier während seines Aufenthaltes in unserer Stadt zu benützen, dankend abgelehnt und wird Zimmer im Gasthvfe zum „Baierischen Hof" beziehen.
— Würzburg, 10. Sept. Der Kronprinz des deutschen Reiches besuchte sofort nach seiner Ankunft das Grab des Generals v. Hart- mann, legte einen Lorbeerkranz auf dasselbe nieder und verweilte längere Zeit an demselben. Daraus wurde die hiesige Garnison, Infanterie und Artillerie, in den Exercitien besichtigt und war die Prüfung, die sichtlich zur Zufriedenheit des Prinzen ausfick, um ^4 Uhr beendigt. Unter großem Jubel der Bevölkerung kehrte der Kronprinz von dem Exercierplatz in die festlich geschmückte Stadt zurück, besichtigte das Residenzschloß und den Dom, begab sich darauf nach dem Bahnhofe, wo das Diner eingenommen wurde nnd reiste 51/4 Uhr wieder ab.
— Fürth, 9. Sept. Bis heute Abend sind bereits 4 Personell, darunter ein 8 jähriges Kind, ihren bei dem Brückcneinsturze erhaltenen Verletzungen erlegen. Die Zahl der Verwundeten beträgt fast 60, darunter gegen 25 Schwerverletzte. Es mögen sich 100 bis 130 Personen ans der etwa 30 Fuß hohen Brücke befunden haben, als die Katastrophe einlrat.
— Frankfurt, 10. Septi Die hiesige Ledermesse hatte einen raschen Verlauf. Die Zufuhren in Sohlleder und Oberleder aller Art waren mäßig. Die Preise hielten sich etwa auf Parität mit den Ostermessepreisen und nur manche bevorzugte Gattungen erlitten eineu unbedeutenden Aufschlag, der durch die gute Herbsttrocknung gerecht- fertigt war. — Zn Oberleder war bei lebhaftem Begehr ein rascher Verkauf zu konstatiren. Im Ganzen ist das Resultat der Messe für Ein- und Verkäufer als zufriedenstellend zu bezeichnen.
— Erfurt, 9. Sept. Die Hwbsposten, welche nach einem Be
richte der „Magdcb. Ztg." aus dem Thüringer Waldorte Cursdorf hier eintrefsen, lauten wahrhaft verzweiflungsvoll. Demnach sind am 26. August nicht weniger als 102 Wohnhäuser in Aschenhausen verwandelt.worden. Der ganze Ort zählt deren nur 124. Weit über 700 Personen sind obdachlos. Alle fahrende Habe ist bis auf einen verschwindend kleinen Bruchtheil eine Beute des entfesselten Elements geworden. Eine Menge Leute sollen schwere Brand« und untere Wunden davongetragen haben. Man erzählt, daß sogar drei Personen vermißt werden, welche man verschüttet oder verbrannt glaubt. Der Jammer ist namenlos, zumal die Abgebrannten an und für sich arme Leute sind und der Ort selbst ohne communale Hilfsmittel ist. Der nahende Eintritt der rauhen Jahreszeit macht die Lage nur noch kritischer._ _
Redigrn, gedruckt und verlegt
— Eine Konferenz zur Ergründung der Ursachen der vielen Eisen- bahn-Unglücksfälle ist seitens des HandelSministcrs Dr. Achenbach zum Oktober er. ausgeschrieben und sind dazu die Direktoren und Oberbeamten sämmtlicher größeren Eisenbahnvermaltungen eingeladen worden. In Bezug darauf finden gegenwärtig Besprechungen in den Kreisen der Lokomotivführer, Zugführer und Baumeister der verschiedenen Eisenbahnen statt, inwieweit ihrerseits daraus einznwirken sei, daß der Congreß ein wirklich praktisches nnd erfolgreiches Resultat zu Tage fördere. Diese Erörterungen haben durchweg ein Einverständmß darüber ergeben, daß an den Handelsminister ein Gesuch zn richten sei, zu der betreffenden Konferenz auch Vertrauensmänner ihrer Branchen einzuladen.
— Die österreichisch-ungarische Wehrzeitung „Der Kamerad" brachte am 2. Septbr. einen cigenthümlichen Leitartikel. Derselbe si,ließt: „Preußen hat eine Bahn betreten, wo die Erhaltung nur im steten Kampfe liegt; ob dieser immer siegreich, stellen wir der Beantwortung der Zukunft anheim. Gegenwärtig ist aber Eines Thatsache, nämlich : daß Preußen alle Staaten mehr oder weniger bedroht und die mittelbar oder unmittelbar gefährdeten zur Einigung unter einander drängt. Gezwungen, vorwärts :u gehen, Weeden selbst die Erfolge Preußens die Reihen seiner Gegner nur vermehren und verstärken; so geschah es mit Napoleon I. und in vielleicht nicht allzu ferner Zeit werden, wie am Anfang dieses Jahrhunderts, die Völker Europa'? ihre Freiheit gegen den Einen, der sie bedroht, vertheidigen muffen. Nach Jena kam Waterloo, auch Sedan wird seinen Abschluß haben." — Die „Sp. Htg." zweifelt nach diesem Arktikel an dem bisher allgemein geglaubten Umstand, daß diese „Wehrzeitung" mit Subven- tion nnd unter den Auspizien des österreichischen KriegsministeriumS erscheine.
— Seit 14 Tagen wird die Umgegend von Reutte in Tyrol von Bären beunruhigt. Dieselben sind im Graubündtner Kanton.stets heimisch und haben sich nun in die friedlichen Gegenden der Alpen gezogen. Acht Stück Rindvieh sind solchen ungebetenen Gästen aus dem Engadin zum Opfer gefallen. Es ist ein Cchußgeld von 100 fl. ansgesetzt, und es sind schon mehrere Streifen abgchalten worden.
Frankreich. Pchris, 9. Sept. Die „Agence Havas" meldet: In Verdun ist gestern mit der Wegführung des Materials der Ambulanten und des Trains seitens der dortigen deutschen Besatzung begonnen worden; dieselbe wird am Donnerstag beendet jein. Der Abmarsch der Truppen wird am Freitag beginnen und am Samstag beendet werden. Am Sonntag oder Montag wird die vollständige Räumung bewirkt sein. Die Haltung der Bevölkerung ist durchweg eine ruhige und würdige. Die Ränmnng vollzieht sich in der größten Ordnung.
Das „Journal des Döbats" sammelt die Stimmen in der Journalistik, welche den Beweis zu führen suchen, daß die 5 Milliarden dem Deutschen Reich eher geschadet als genützt haben, und sagt dann: „Die allgemeine Vcrtheurung der Lebcnsmittck, die täglich anwachsende Auswanderung, die Unzufriedenheit der Arbeiter, die tollkühne Börsenspekulation — sollte das nicht für unS eine erste Form der Revanche sein?"
Frankreich wird in Folge der mangelhaft ausgefallenen Ernte und der mageren Weinlese, die in Aussicht steht, ein hartes Jahr durchzumachen haben, und die aufs äußerste angespannte Steuerkraft des Landes wird ihre Proben abznlegen haben. Es wird wahrscheinlich der Kammer eine Verbrauchssteuer, die nicht 5 pCt. übersteigen darf, von den Geweben, und zwar auf das fertige Fabrikat vocge- ! schlagen werden, wie es in den Handel kommt. Um die Gleichheit ! der Behandlung des fremden und einheimischen Fabrikats herzustellen, ! wird die Steuer auf die fremden Erzeugnisse im Augenblick ihrer Einfuhr und ohne da« Recht zum Entrcpot erhoben werden. Die Steuer wird auf alle Gewebe gelegt werden. Eine Kommission beschäftigt sich gegenwärtig mit der Art und Weise, wie die Steuer erhoben werden kann, ohne daß man dem Handel zu große Schwierigkeiten bereitete.
Italien. Rom, 10. Sept. Auf Befehl des königl. Prokurators sind die römischen Zeitungen, welche den Hirtenbrief des Erzbischofs von Paris veröffentlicht haben, mit Beschlag belegt worden, ^ weil derselbe Drohungen gegen die gegenwärtige Ordnung der Dinge in Italien enthält.
! Spanien. Madrid, 9. Sept. Castelar brachte in den 1 Cortes einen Gesetzentwurf ein, betreffs Verhängung außerordentlicher ! Maßregeln in den von den Carlisten bedrohten oder okkupirten Provinzen, begleichen einen Gesetzentwurf über Aufnahme von 100 Will. Pesetas. Salmeron ist zum Cortespräsidentcn gewählt. In Madrid wurden in Folge einer entdeckten Verschwörung, welche bezweckte, in der Umgegend eine Carlistenbande zu bilden, mehrere Verhaftungen vorgenommen.
Amerika. Nach Berichten aus der Havannah sind durch die
letzte Feuersbrunst 2500 Familien obd a chlos geworden. __
von A. Oklschl! gcr.
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