Würzburg liegende große Schnellpreffenfabrik der Firma König und Bauer, welche auch jüngst erst auf der Wiener Ausstellung mit dem Ehrcndiplom ausgezeichnet wurde, begeht demnächst ein großes Fest zur Vollendung der 2000. Schnellpresse und zur Einweihung der in einiger Entfernung vom Hauptfabrikgebäude errichteten Fitiäle.

München, 5. Sept. Zur Durchführung des Reichs-Münzgesctzes ist die Einziehung der baierischen Ein« und Zweiguldenstücke bereits angeordnet. Die Ccntral-Staatskassc leistet ihre Zahlungen nur noch in Vereinsthalern.

Weimar, 3. Sept. Am Freitag Abend wird die Ankunft des Deutschen Kaisers erwartet, welcher jedoch sich von dem großhcrzogl. Hose bereits am 6. d. Abends wieder zu verabschieden beabsichtigt, nachdem in den Nachmittagsstunden desselben Tags das erbgroßherzogliche Paar seinen Einzug gehalten. Tie Vorkehrungen für denselben werden in der Stadt sehr rüstig betrieben.

Fulda, 4. Sept. Bischof Kött wurde vom Schlaganfall, be­troffen. Sein Zustand gilt für bedenklich.

Die katholische Geistlichkeit in Berlin glänzte bei der Feier des 2. Sept. durch ihre Abwesenheit, die Glocken der katholischen Kirche waren die einzigen in Berlin, die an diesem Tage stumm blieben, und die Germania, das Leibblatt der Römlinge, brach ihr beredtes Schwei­gen am Nationalfeste mit einem Leitartikel übe'' den Ausspruch des Bischofs von Paderborn, daß der Tag von Sedan der Anfang der Diokletanischen Verfolgung der katholischen Kirche geworden sei. Das Bäurische Vaterland in München secundirt seinem College» mit Ar­tikeln über »die Festscier der Bettelpreußen und Juden" und dem Tröste,daß es bald alle sein wird mit dieser Herrlichkeit des Reichs."

Berlin, 4. Sept. DieProv.-Korr." meldet: Die Anwe­senheit des Reichskanzlers und deS Ministerpräsidenten, sowie die Rückkehr der Minister sei zur Verständigung des Staatsministeriums über mehrere wichtige Fragen benutzt worden. Von einer erneuten Einberufung des Reichstages sei Abstand genommen. Die preußischen Landtagswahlen würden voraussichtlich Ende Okt. stattfinden, die Pro- vinziallandtage größtentheils in der ersten Hälfte des Oktobers einbe- rufcn werden. Dasselbe Blatt meldet, die Räumung Verdun's werde am 8. d. erfolgen, und bestätigt, daß der Kaiser, der in den letzten Tagen die alte Rüstigkeit und volle Frische erprobt habe, mor­gen mit der Kaiserin zu den Einzugsfeierlichkeitcn nach Weimar geht. Gegen den 20. sei dem Besuche deS Königs von Italien entgegenzu­sehen, welchem auf die zu erkennen gegebene Absicht, dem Kaiser im Laufe des Sept. einen Besuch abzustattcn, eine herzliche Einladung zu- gegangen sei. Die Zusammenkunft werde eine erfreuliche, bedeutsame Bestätigung der schon lange zwischen den beiderseitigen Höfen und Re­gierungen geknüpften nahen freundschaftlichen Beziehungen sein.

Wie derSpen. Ztg." von unterrichteter Seite mitgetheilt wird, darf der viel ventilirte Plan, dem Prinzen Friedrich Karl die Gene­ral-Inspektion der Marine zu übertragen, als aufgegeben betrachtet werden. Es scheint, daß die Erwägung den Ausschlag gegeben hat, der Armee den verdienten Führer nicht zu entziehen."

Der Reichskanzler hat im Hinblick auf die herrschende Cholera - epidemie an die Bundesregierungen und an den Chef der Admiralität General von Stosch das Ersuchen gerichtet, Erhebungen nach einem Untcrsuchungsplan zu veranlassen, welchen die Specialkommission zur Erforschung der Ursachen der Cholera und deren Verhütung ausge- arbeitet hat. Der Plan, in Form einer Denkschrift, enthält folgende sechs Abschnitte: 1) Feststellung de» Vorkommens von Cholerafällen nach Ort und Zeit. 2) Erforschung der Gegenstände, an welchen der Krankheitsstoff haften und durch welche er weiter verbreitet werden kann. 31 Erforschung der individuellen Empfänglichkeit. 4) Erfor­schung der unter zwei und drei aufgeführten Momente unter beson­deren Verhältnissen (Gefängnisse, Krankenhäuser, Lehranstalten', Fa­briken, Garnisonen, Bergwerksdistrikte). Die Kommission legt hier­bei auf die Beobachtung und Untersuchung des Vorkommens von Cholera auf Schiffen ein besonderes Gewicht. 5) Erforschung des Einflusses tellurischer und atmosphärischer Momente auf das epide­mische Vorkommen der Cholera und 6) Erforschung der Mittel gegen AuSbruch und Verbreitung der Cholera.

Straßburg, 4. Sept. Zwei Straßburger Kaufleute und 2 Eisenbahnbeamte von Straßburg, resp. Avricourt wurden vorigen Sonn­lag in Luncville ohne jede Provokation von wüthenden Volksmasscn lebensgefährlich bedoht und verfolgt. Einer der Kaufleute wurde schwer verletzt. Nur mit Mühe gelang es französischen Offizieren die Be­drohten zu retten.

Frankreich. Paris, 5. Sept. Die Regierung hat beschlossen, nach vollständiger Räumung des französischen Gebiets eine religiöse Dankfeier in allen Kirchen, Tempeln und Synagogen anznordnen. In Paris soll ein feierliches Teteum in der Notredame-Kirche stattfinden, welchem Präsident Mac Mahvn, die Minister und Behörden beiwoh­nen werden. Der Unterrichtsminisler Batbie wird ein bezügliches

Cirkular an die Bischöfe und Consistorien richten. Mac Mahon hat gestern den italienischen Gesandte» Nigra empfangen.Jour­nal offiziell" veröffentlicht das Dekret, betreffend die Ernennung Har- courls zum Botschafter in Wien für den in den Ruhestand getretenen Marquis de Banneville.

LautOrdre" hat Mac Mahon die Einladung nach Wien we­gen der ernsten ihm obliegenden Pflichten abgelehnt.

Paris, 5. Sept. Ter Jahrestag der Errichtung der Repu­blik verlief hier und in den Departements vollkommen ruhig. Kleine Ruhestörungen in Bordeaux wurden sofort unterdrückt. In Algier veranlaßten die Radikalen eine Menschenansammlung und beschimpften die Offiziere; das Militär stellte die Ordnung wieder her. Paul Cassagnac erklärt im Pays, dem Organe der Bonapartisten, jede Ver­bindung der Bonapartisten und Royalisten rundweg für abgebrochen und fügt hinzu: Ihr habt Krieg gewollt, ihr sollt ihn haben. Thiers erließ auf die Adresse der Gcneralräthe des Vogescndeparte« ments einen Antwortsbrief, welcher besagt, er nehme die Dankbarkeit seiner Mitbürger als einzige Belohnung auf, nach der er geize. Das Land anerkenne trotz der gegenthciligen Erklärungen seiner erbitterten Feinde, daß er für das Vaterland etwas gethan; das sei hinreichender Lohn. Ob er die östlichen Provinzen besuche, sei ungewiß. Die Anhänger der konservativen Republik müßten daran festhalten, daß die konservative Republik die einzige jetzt mögliche Regierung sei. Jede andere würde der Triumph einer Partei und weder unparteiisch noch friedlich und gerecht sein.

In Sedan wurde am 1. d. M. ein öffentliches Trauerfcst ge­feiert. Die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser hatten schwarz­umflorte Trikolore ausgehängt, und um 11 Uhr wurde in der Kirche des h. Karl ein feierliches Amt gelesen, dem die Behörden und die Truppen der Garnison beiwohnten. Die Kirche war schwarz ausge­schlagen und vor dem Altar stand ein großer Katafalk.

In England herrscht große Bestürzung. Es ist Thatsache, daß die Ausfuhr an Kohlen und Eisen seit einem Jahre bedeutend und namentlich nach Amerika um die Hälfte abgenommen hat. Die Engländer klagen, das sei die Folge der großen Arbeiterstreiks, durch welche der Arbeitslohn gesteigert und die Arbeitszeit gekürzt worden sei. Beides zusammen führe ein Steigen der Preise und die erfolgreiche Concurrenz von Belgien, Frankreich, Deutschland und Amerika herbei. In Dingen des Handels und der Industrie kann sich kein Arbeiter, keine Fabrik und kein Land ohne Nachtheil den Wechselwirkungen des Weltverkehres entziehen.

Italien. Rom, 3. Sept. Der Papst ist neuerlich erkrankt. Die ihn behandelnden Aerzte sind Cecarelli Vialc, SartoriS.

Spanien. Madrid, 4. Sept. Die Cortes bcriethen heute ^ über den Antrag betreffs strengster Anwendung der Kriegsartikel. Das ! Amendement Navarett e's, die Todesstrafe in den Kriegsartikeln zu strei- i chen, wurde mit 89 gegen 85 Stimmen abgelchnt. Die Minister ! gaben in Folge dessen ihre Demission und wird Salmeron ebenfalls ^ demissioniren, wenn der Antrag Martine;, die Kriegsartikel in voller Strenge anzuwenden, angenommen wird. Castelar würde in diesem Fall zum Execntiv-Präsidenten gewählt werden. 5. Sept. Heute Abend hat eine geheime Cortessitzung zur Bcrathung über die Mi­nisterkrisis stattgesundcn. Castelar erklärte, daß gegenüber der allge­meinen Reaction in Europa die Vereinigung aller liberalen Kräfte zur Bekämpfung der Carlisten geboten sei. Salmeron erklärt, daß ihm die moralische Autorität für die Anwendung der Todesstrafe fehle, da er für deren Aufhebung 20 Jahre lang eingetreten sei. i Nachdem darauf Nios Rosa- empfohlen, die Politik Salmeron's auch weiterhin zu verfolgen, erbat Castelar für seine Entscheidung ein-bis zweitägige Bedenkzeit.

Madrid, 6. Sept. In einer gestern stattgehabten Versamm­lung der Cortesmajorität erklärte Castelar, daß er, um die RegierunaS- gewalt zu übernehmen, von den Cortes als unabweisliche Bedingun­gen fordern müsse: Wiederherstellung des Begnadigungsrechtes für die Regierung; Berechtigung, gegen die Carlisten alle für nützlich erachteten Militärkräfte zu verwenden; Bevollmächtigung, die Armee, wenn er­forderlich, zu vermehren; Errichtung einer Bürgermiliz und Ankauf von 500,000 Gewehren für die Armee; Beschaffung von 4 bis 5 Millionen Realen, die ausschließlich für den Krieg bestimmt sind, durch eine Zwangsanleihe oder ein anderes Mittel; Berechtigung, die con- stitutionellen Garantien zu snSpendiren und Ayuntamentos und Pro­vinzialdeputationen abzusetzen. Ein in diesem Sinne gestellter Antrag wurde von den 108 anwesenden Deputirten einstimmig angenommen. Der Alcalde von Madrid hat dem Minister des Innern ange­zeigt, daß Ayuntamiento und Freiwillige beschlossen hätten, die Ord­nung ausrecht zu erhalten, und die Beschlüsse der Nationalversamm­lung zu unterstützen. Alle Deputirte von Portorico werden für die Kandidatur Castelar's stimmen

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