Die seither dem Bestellbezirk der Postexpedition Teinach zugethcilten Gemeinden : Aichhalden nebst der dazu gebörigen Parzelle Oberwciler, Hornbcrg nebst der dazu gehörigcnParzelle Baiermühle, Licbclsberg, MartinSmooö.Oberhaugstettnnd Zwerenberg werden v. 15. Sept. an demBestellbezirk des PostamtsCalw einverleibt.
— Calw. (Berichtigung.) In dem Bericht über die Sedans' feier in der letzten Nr. ist irrthümlich gesagt, daß der Liederkran; „Was ist des Deutschen Vaterland" vorgetragcn, während dieß von der Concordia (13Mitgl.) und dem Licderkranz (4 Mitgl.) geschah. — Auch ist noch nachzutragen, daß Abends ein Festball stattfand.
— Calw. Tagesordnung der Sitzung des K. Kreisstrafgerichts am Dienstag, den 9. Sept.: 1) Vorm. 9 Uhr: Heinrich Zippe rer, lediger Tagl. v. Calw, wegen Diebstahls. 2) Nach 9 Uhr: Gottfried Müller, lediger Dienstknecht von Birkenfeld, OA. Neuenbürg, wegen Diebstahls. 3) Vorm. 10 Uhr: Carl Bauer, lediger Zimmergeselle von Neckarthailfingen, OA. Nürtingen, wegen Dieb, stahls. 4) Nachm. 3 Uhr: Christoph Friedrich Geiger, lediger Schneider von Calmbach, OA. Neuenbürg, wegen Diebstahls. .
lH Calw. In der öffentlichen Sitzung des K. Kreisstrafgerichts vom 26. v. Mts. kamen folgende Fälle zur Verhandlung und Aburtheilung: 1) Johann Georg Mück, Müllersknecht von Ofterdingen, OA. Rottenburg, stahl dem Müller Lehre in Nagold, seinem Diensthecrn, einen Sack mit 116 Pfund Mehl, wobei ihm der Schneider Jakob Wagner in Nagold dadurch behilflich war, daß er den gestohlenen Sack Mehl seines Vortheils wegen, nämlich um es an seinem Guthaben, das er an Mück für eine erkaufte Jnppe hatte, abzurechnen, an sich genommen hat. Bei seinen Vorstrafen wurde Mück wegen eines im Rückfalle verübten einfachen Diebstahls in Berücksichtigung eines mildernden Umstandes zu der Gefängnißstrase von 8 Mon., Wagner wegen Beihilfe zu einem einfachen Diebstahl zn der Gefängnißstrafe von 1 Mon. verurtheilt. 2) Emil Richard Schwenkt, Müllcrskn.v.SonderShauscn, Fürstenth.Schwarzburg, hat sich inHaisch's Mühle in Wildbad eines einfachen Diebstahls, nämlich der widerrechtlichen Wegnahme von Kleidungsstücken und sonstigen Gegenstände, im Werth von circa 53 fl., welche den Nebenkncchten gehörten, schuldig gemacht-, es erfolgte deßhalb seine Verurtheilung zu vier Monaten Gefängniß neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte aus die Dauer von 2 Jahren. 3) Michael Kirchherr, lediger Taglöhner von Oberkollbach, OA. Calw, verletzte den Strafkläger Johann G. Rentschler, Taglöhner von da, mit gezogenem Messer am Körper, indem er ihm 2 Stichwunden am Hals und am linken Oberarm beibrachte, welche eine 16tägige Arbeitsunfähigkeit des Rentschlers zur Folge hatten. Hiefür wurde Kirchherr mit 2 Mon. Gefängniß bestraft.
— Stuttgart, 2. Sept. Tie hiesige Scdan-Feier hat den s chönsten Verlauf genommen. Die ganze Einwohnerschaft feierte den Tag als einen Festtag. Vormittags war in allen Kirchen Gottes- dienst. Nach der Stiftskirche wurde ein großer Festzug veranstaltet. Hierauf folgten Schul-Festlichkeiten. Nachmittags fanden Turnspiele der Schuljugend aus dem Excrcierplatz statt. Abends fand im Garen des Liederkcanzes eine zahlreich, auch von vielen Offizieren besuchte
Festversammlung statt, in welcher der Reichstags-Abgeordnete Elben die Festrede hielt.
— Karlsruhe, 30. Aug. Bei der heute stattgehabten Serien-
ziehNnz der badischen 35 fl.-Loosc von 1845 wurden folgende Serien gezogen: 139 140 267 367 432 455 552 617 652 884 928 1024 1058 1688 1702 1796 1888 1895 1935 2025 2060 2136 2214 2359 2383 2414 2502 2598 2784 2853 2874
2990 3157 3191 3300 3332 3445 3465 3490 3723 3725
3807 3816 3917 3958 3983 4044 4107 4171 4292 4296
4300 4659 4697 4754 4780 4792 4949 5033 5065 5241
5258 5289 5311 5484 5494 5702 5789 5802 5804 5830
5880 5900 6129 6263 6459 6768 7188 7455 7942.
— Darmstadt, 1. September. Heute Morgen und schon gestern ist die allgemeine Aufmerksamkeit fast ausschließlich der Angelegenheit der „Zweikreuzerwecke" zugewendet gewesen. Vor ganz Kurzem hatten die hiesigen Bäckermeister einfach bekannt ge- macht, daß sie von nun an nur noch Wecke für 2 Kreuzer backen würden, und gedachten, mit dieser Erklärung sei denn alles wohl bestellt, die Abnahme der Waare verstehe sich ja von selbst. Nun ist aber die Sache heute ganz anders gekommen, als die Herren Bäckermeister cs erwarteten. Die Hausfrauen hatten sich nämlich allenthalben verabredet, die Bäckersjungen, sofern sie nur neumodische Waare führten, einsah nicht einzulasse.n und, wie verabredet, so geschah es. Die Jungen trugen schließlich ihre Last wieder nach Hause, um ihren Meistern damit die Lehre klar zu machen, daß bei dem Bäckergeschäft nicht blos der Bäcker, sondern auch das Publikum be- thiilixt ist, und daß, was sogar in Frankfurt von den Bäckermeistern als undurchführbar abgelehnt worden ist. sich hierzu Lande auch nicht kurzer Hand nach Wunsche Einzelner in Scene setzen läßt. Uebri- genS liefern einzelne Bäcker ruhig die Einkreuzer-Waare fort, und
wahrscheinlich nicht zu ihrem Schaden. Auch ist eine großartige Aclienbäckerei in Aussicht, wenn die Bäcker nicht völlig nachgeben.
— Nürnberg. Am 2. Sept. findet hier eine Konferenz von Eisenbahnbeamten zur Besprechung und Festsetzung der Winterfahrordnung statt, welche vcn Dclegirten sämmtlicher süd- und mitteldeutschen, sowie sämmtlicher österreichischer und Schweizer Eisenbahnverwaltungen beschickt werden wird. Mit Rücksicht auf die Tauer der Wiener Weltausstellung soll die Winterfahrordnung erst mit dem 1. November in Kraft treten.
— Berlin, 2. Sept. Bei der heutigen Festtafel richtete der Kaiser folgende Mmte an die Versammelten: „An dem Denkmale auf dem Krenzberge treten uns die Worte entgegen: „Den Gefallenen znm Gedächtnis, den Lebcßden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung." Kriege werden nicht geführt, Siege nicht errungen ohne große Opfer. Die letzten Kriege haben deren nur zu schwere und schmerzliche gefordert- Den Gefallenen im Stillen unser erster Trunk! Während des segensreichen Friedens eines halben Jahrhunderts ist in Preußen die Anerkennung der ruhmreichen Thaten der Befreiungskriege nie erloschen. Diese Erinnerung hat in den Herzen der jungen Generation wiedergetönt und sie gehoben, als es galt, von Neuem zu den Waffen zu greifen; sie hat die Armee gestählt ;u neuem Siege; sie hat die Opferfreudigkeit des Volkes belebt und geschlagene Wunden sorgsam und liebend gepflegt. So ist jene Mahnung zur Nacheiferung in erhebendster Art in Erfüllung gegangen. Die Siegessäule verkündet der Mit- und Nachwelt, was Hingebung und Ausdauer vermögen. In Verbindung mit unfern treuen Verbündeten im letzten glorreichen Kriege schritten wir von Siegen zu Siegen, welche Gotte» gnadenreicher Wille uns bescheiden wollte, bis zur Einigung Deutschlands im neuen Kaiserreiche. So leere ich denn mein Glas zum Danke dem opferwilligen Volke, zum Danke meinen hohen Verbündeten und zum Danke für unsere ruhmreiche Armee."
— Berlin, 3. Sept. Der Kaiser hat durch a. Ordre den Forts von Metz und Straßburg die Namen der Feidmarschüllc (Kronprinz, Prinz Friedrich Karl, Kronprinz von Sachsen, Grafen Moltke und Roon), sowie des Großherzogs von Mecklenburg, Bismarck's, Man- teuffel's, Zastrow's, und der kommandirenden Generale beigelegt; den Forts bei Düppel-Alsen und Fricdrichsort die Namen Herwarth und Falkcnstein. Znm Generalobersten der Infanterie ist der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, zum Generalobersten der Cavallerie Prinz August von Württemberg ernannt.
— Berlin, 3. Sept. Der Kronprinz reist heute Abends 10 Uhr noch Potsdam, von dort zur Inspektion nach Baiern ab.
— Die Ultramoutgncn haben ausgerechnet, daß es spätestens 1874 mit dem deutschen Reiche zu Ende sei; voll Mitleid setzen sie hinzu: wenn nur der Kaiser Wilhelm diesen Jammer nicht erlebt!
— In Magdeburg erkrankten am 29. Aug. 127 Personen und starben 73. Vom 22. bis 28. Aug sind 393 Personen gestorben.
— Königsbergi. Pr-, 28. Aug. Die Chvleraepidemie ist seit den letzten Tage» im Steigen begriffen; die Durchschnittszahl der Erkrankungsfälle am gestrigen und heutigen Tage beträgt 70.
— Am 26. v. Mts., dem sechzigjärigen Gedenktage von Theodor Körner's Tod, fand an seinem Grabe zu Wöbbelin (zwischen Schwerin und Ludwigslust) eine Feier statt, zu welcher sich aus Lud- wigSlust und Umgegend etwa 150 Personen eingefunden hatten. Körners Grab war mit Laubgewinden und Kränzen reich geschmückt.
— Wien, 1. Sepr. Zn Frohsdorf ist dem Vernehmen nach eine niederschlagende Meldung eingetroffen: Der Herzog von Aumale hat sich außer Stand erklärt, für seine Person die vom Grafen von Paris Namens des Zweiges Orleans vollzogene Versöhnung, resp. Abdizirung, zu genehmigen.
Frankreich. Paris, 2. Sept. Die letzten 250 Millionen der Kriegsschuld gehen morgen nach Straßburg ab. — Der erste Zug mit deutschem Krieosgeräthe verließ Verdun am 30. August; die Räumung aber wird wohl nicht vor dem 19. September vollständig beendet sein. — Am 4. Sept. wird zur Feier des Sturzes des Kaiserreichs in vielen Werkstätten und Fabriken die Arbeit eingestellt. Aehnliche Kundgebungen stllcn in der Provinz gemacht werden.
Die „Liberts" schreibt: „Der beim Gcncralstab des Kriegsministeriums attachirte Artillerie-Hauptmann Brunet reist heute Abend in Mission nach Berlin, um sich bannt zu beschäftigen, einen Theil des Kriegsmaterials zurückzukausen, das Frankreich im Kriege genommen wurde."
Amerika. New - Nork, 2. Sept. Ein Complot, welches eine große Menge von falschen Eisenbahnactien hergestellt hatte und dieselben schon verbreiten wollte, ist noch zeitig entdeckt worden. — Die Cholera ist in äußerst bösartiger Form in Paris (Tennessee), sowie in Millersburg und Standfort (Kentucky) ausgetreten. Angeblich sind alle von ihr Befallenen gestorben.
Redigier, gedruckt und verlegt von A. OelschlLger.
(Hiezu Nr. 36 de« Ünterhaltungsbl.)