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Berlin, 9. Aug. Es sind nunmehr alle Vorkehrungen ge­troffen, um mit der Einziehung der älteren preußischen Münzen vor­zugehen. Zunächst sollen die vom Jahre 1750 bis einschließlich 1816 auf freien Stempeln geprägten preußischen Thaler, sowie die vom Jahre 1817 bis einschließlich 1822 im Ringe geprägten preußischen Thaler, welche auf der einen Seite das Brustbild des Königs in Uniform und auf der andern Seite den Adler auf Trophäen zeigen, eingezogen werden. Die Postanstalten und die königlich preußischen Kassen sind angewiesen worden, diese Münzen einzuscnden.

Berlin, 11. Aug. DieKreuzzcilung" schreibt: Zur Rich­tigstellung der Zeitungsnachrichten über den General v. Manteuffel wird uns bemerkt, daß derselbe niemals in Belfort gewesen ist und noch weniger Reden an französische Beamte gehalten hat.

Aus dem Unter-Elsaß, 10. Aug. Am 9. Aug. 1870 hatte das 8. württewb. Infanterieregiment (Nr. 126) zusammen mit dem 1. wüettemb. Jägerbataillou, 2 Kompagnien des 2. Infanterie­regiments und einer Abteilung Feldartillerie die Uebergabe der Festung Lichtenberg erzwungen. Am Jahrestag dieser Waffenthat wurde gestern auf dem Kirchhofe zu Lichtenberg das aus freiwilligen Beiträgen der Offiziere des genannten Regiments für die bei jener Aktion Gefalle­nen errichtete Kriegerdenkmal eingeweiht. Die auf diesem Kirchhofe beerdigten Württcmberger sind der Oberstlieutcnant Rudolf Steiger, sowie 6 Mann des Regiments.

Metz, 9. Aug. Am 18. d. M. findet bei St. Privat die Einweihung des Denkmals statt, welches das Offizierkorps des Gardc- korps zur Erinnerung an die Schlachten bei Metz errichten läßt.

Metz, 9. August. Während in Folge der großen Hitze die

Straßen der Stadt täglich leerer werden, wird außerhalb derselben gegen­wärtig um so lebhafter am Bau der Forts gearbeitet. Es kam näm­lich vor einigen Wochen eine Ordre des großen Generalstabs hier an, nach welcher die neuen Forts möglichst bald vertheidigungsfähig gemacht werden sollen. Dicß dürfte, vorausgesetzt, daß die Zahl der gegen­wärtig an den verschiedenen Punkten beschäftigten Arbeiter nicht ver­mindert wird, in etwa 6 Monaten erreicht sein. Zum vollständigen Ausbau sind aber immerhin noch mehrere Jahre nöthig, woran ge­wiß Niemand zweifeln wird, der die Pläne der wahrhaft riesigen Bauten gesehen hat. In diesem finden wir überall den in neuerer Zeit zur Geltung gekommenen Grundsatz angewendet: Lange Front bei möglichst geringer Höhe. Auch ein Laie sieht das Praktische dieser Bauart ein. Jede nicht ganz genau gezielte Granate verliert sich entweder in den vorgeschobenen Ecdwerken, oder stiegt über das Werk hinaus, das, auf eine Entfernung von 34 Kilometern gesehen, kaum sich über die Erde zu erheben scheint, und jedenfalls dem Feinde ein unsicheres Zielobjekt bietet. Die neuen Forts sind sämmtlich so­weit vorgeschoben, daß die Stadt nicht eher bombardirt werden kann, bis eines derselben genommen ist. Sehr interessant ist es, zuzusehen, wie die ungeheuren Massen von Baumaterialien ans die Forts hinauf­geschafft werden. Zu diesem Zwecke bedient man sich der Drahtbah­nen. Die Spitze des Forts St. Julien z. B. steht durch einen re­gelrecht angebrachten Bahnkörper mit der am Fuße des Berges vor­beifließenden Mosel in Verbindung. Auf letzterer werden die Bau- Materialien zu Schiff herbeigcführt und in die bereitstehenden Waggons verladen. Eine oben angebrachte Dampfmaschine zieht hierauf ver­mittelst eines Drahtseiles in wenigen Augenblicken die Last hinauf. Noch fügen wir bei, daß sich unter den Fortsarbeitern eine große An­zahl Württemberger und Badener befinden. Zu den Sprengarbeiten verwendet man meist Italiener. (Schw. M.)

Wien, 9. Ang. Wäre nicht noch die Schlußfeier zur Preis- vertheilung am Geburtstag des Kaisers, 18. Aug., in Aussicht, so würde sich wohl schon jetzt Wien auffallend lichten. Heute weilt eben nur noch derjenige in Wien, der unbedingt muß, denn die seit vielen Wochen ununterbrochen anhaltende Hitze macht den Aufenthalt hier zu einer wahren Qual. Man muß weit zurückdenken, um sich eines der- artig heißen Sommers zu erinnern. So wird der 18. August das Signal zu einem allgemeinen Aufbruch geben. Die Herren Jurors können den Augenblick kaum mehr erwarten. Sie haben sich aber auch angestrengt. Nicht weniger als 30,000 Auszeichnungen sind er­folgt. Am 16. Aug. wird die Gemeinde Wien den fremden Gästen, wie ich dteß schon jüngst andentete, im Kursalon im Stadtpark ein Abschiedsfest geben, Banket, Musik, Beleuchtung. Am 18. endlich findet Mittags im Gebäude der k. k. Reitschule die Preisvertheilung statt, der dann am Abend in der Weltausstellung ein Konzert des Männergesangoereins, Beleuchtung, Musik rc. folgt. Dann wirds stille werden, und dann können jene, die mit Ruhe und Ernst und mit we­nigen Kosten die Ausstellung besuchen und besichtigen wollen, sich ihre Zeit dazu wählen. Wie von ziemlich gut unterrichteter Seite mitgetheilt wird, beabsichtigt der König vou Baiern doch, die Aus­stellung z u besichtig en. Er will nämlich im Laufe des Monats Sept.

Redigier, gedruckt und verlegt i

mit ganz kleinem Gefolge hicher kommen, und zwar ganz inkognito, so daß er sogar im Hotel sein Absteigquartier nähme. (Schw. M.)

Wien, 9. Aug. Der internationale Patentkongreß hat einen ständigen Ausschuß ernannt, der aus Mitgliedern aller Länder besteht und für die weiteren gemeinschaftlichen Ziele des Kongresses zu wir» ken hat.

Wien, 8. Ang. Nach achttägigem Anfenthalte hat heute der Schah Laxenburg verlassen, um die Rückreise noch dem Orient anzu- treten. Vormittags 9 Uhr begann die große Auffahrt. Es fanden sich die sämmtlichen Erzherzoge in Generalsunifoim, ferner die Mi­nister und die obersten Hofchargen zum Abschiede ein. Um 10 Uhr kam der Kaiser von Schönbrunn. Er trug die Marschalls Uniform mit dem Großkordon des persischen Löwcnordens. Die Erzherzoge und Minister versammelten sich im großen Ccremonicnsaale, in wel­chen kurz vor 10 Uhr der Schah trat. Er reichte dem Kaiser die Hand, verabschiedete sich kurz von den Prinzen und begab sich sodann an der Seite des Kaisers zum bereitstehenden vierspännigen Wagen. Der Kaiser allein begleitete seinen Gast bis zum Bahnhöfe. Auf dem Perron desselben reichten sich beide Monarchen die Hände, worauf der Schah den Hofwaggon bestieg. Gestern Abend war großes Hof­fest in Schönbrunn, wobei der Schah den Hof über eine Stunde warten ließ. Das Feuerwerk war prachtvoll. Im Park spielten 8 Militärkapellen.

Wien, 9. Aug. (Deutsche Ztg.) Die Cholera macht hier und in den Provinzen, namentlich in Galizien und Ungarn, Fortschritte. Die von der niederösterreichischen Statlhalterei veröffentlichten Ausweise brachten von Tag zu Tag eine höhere Ziffer und bei der andauernd heißen, fast unerträglichen Witterung ist eine noch weitere Ausbreitung der Krankheit höchst wahrscheinlich. Der sonstige Krankenstand in Wien ist ein ungemein niedriger nnd fällt von Tag zu Tag.

Der Wiener Magistrat hat eine Desinfeklions-Anleitung ver­öffentlicht.

Frankreich. Paris, 10. Ang. Das amtliche Blatt kündigt die Ersetzung des General-Post-Dnektors Rampont durch Lebreton an. Die Absetzung Rampont's erregt allgemeines Bedauern; das schwarze Cabinet wird nun wieder hergestellt.

DerBcrtheidigungsausschuß" bcräth gegenwärtig über die Ein- theilung Frankreichs in Armeekorps-Bezirke nach preußischem Muster.

Prinz Napoleon, dessen Gesuch um Wiedereinsetzung in die Stell­ung eines Divisionsgenerals der Staatsrath am 9. Aug. verhandelte, ist nach Corsene abgereist, um am Generalrath theil zu nehmen. Wahrscheinlich wird dem oben erwähnten Gesuch gewillfahrt werden.

Verdun, 6. Aug. Die Verduner nützen die Gelegenheit, noch dir einzige Okkupattvnsstadt zu sein, einigermaßen aus, indem sie dem französischen Staat unsinnige Rechnungen ausetzen für die Zimmer, welche sie den deutschen Offizieren stellen müssen. Zimmer, die früher 50 Fr. per Monat kosteten, muß der Staat mit 5- 600 fl. per Monat bezahlen.

Spanien. Madrid, 10. Aug. Die Cortes ertheilten die Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung von neun znm Aufstand in Carthagena übergegangenen Deputaten. Die Cortes-Minorität. droht, an den ferneren Berathungen nicht theilzunehmen, wenn die Re­gierung eine Amnestie verweigert! Tie Uebergabe von Granada wird bestätigt.

Madrid, 10. Aug. Die heutige Versammlung der Linken be­schloß, aus die Berathung der Verfassung nicht einzugehen, wenn die Regierung den Theilnehmern an dem kantonalen Aufstand nicht eine Generalamnestie ertheile. Die Regierung ist aber der Ansicht, die Amnestie wäre nicht opportun. Eine Abtheilung Regierungs trup­pen unter Salado schlug und zersprengte eine murcianische Jnsurgen- lenschaar unter Galvez, Contreras und Pernas bei Chinchilla, nahm derselben Artillerie und Bagage ab, und machte 400 Gefangene, dar­unter ein Theil des Marinebataillons. Galvez, Contreras und Per» nas entkamen.

Niederlande. Rotterdam, 11. Aug. Heute fand die Kon­sekration des Jansenistischen Bischofs Rinkel von Haarlem, sowie de4 deutschen Altkatholiken-Bischofs Reinkens durch Heykamp, dem Jansenisten-Bischof von Dementer, statt. 14 holländische, 7 auswärtige Pfarrer, 40 Gemeindemitglieder und Missionäre und einige Semi» naristen des Jansenisten-Seminars Amersfort waren anwesend.

Der holländische General van Swieten, welcher an Stelle des gefallenen Generals Köhler das Kommando der niederländischen Ex­pedition gegen Atschin übernimmt, hat folgende Bedingungen gestellt, die ihm auch gewährt wurden: 36,000 fl. Gehalt, 100 fl. Diäten täglich vom Tag seiner Abreise bis zum Tag seiner Rückkunft, eine fixe Entschädigung von 35000 fl. und im Fall seines Todes eine

Pension vou 8000 fl. für seine Kind er. _

on A. OelschlLger.