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Prämie von je 25 fl. die Gemeinden Gechingen und Ober- ko llwan g en, und zwar beide jetzt zum drittenmale. Der Verein sucht nämlich in periodisch wiederholten Preisausschreiben aus die Verbesserung der Farrenhaltung dadurch einzn wirken, daß er in erster Linie denjenigen Gemeinden, welche die Farren- haltung in eigene Verwaltung übernehmen wollen, Preise von fl. 70. und fl. 55., in zweiter Linie aber denjenigen, welche ihre Fairen wenigstens unter Mitwirkung des Vereins aufkaufen lassen und deren Fütterung sodann, vorbehältlich einer strengen Aussicht von Gemeindewegen, in Pacht geben, Preise von je 25 fl. in Aussicht stellt. So oft aber auch diese Frage von verbesserter Farrenhaltung seit 18t5, wo die genannten Preise zum
sultate trägt hauptsächlich der Mehrerlös beim Wiederverkauf der Farren bei. und ist in Sinsheim in 23 Fällen bei dem Verkaufe der Erlös nur 2mal unter dem Ankaufspreise geblieben, während in 9 Fällen selbst das Doppelte und mitunter sogar das Dreifache vom Ankaufspreis erzielt wurde.
Wohl mag in kleineren Gemeinden, welche nicht mehr als 3 Farren brauchen, der Vortheil der Selbstverwaltung nicht so einleuchtend sein wie in Sinsheim, da, je größer e.u Unternehmen ist, desto größer auch die Vorlheile der Zeit-, Arbeit- und Raumersparnis sind; der Aufwand jedoch, der in kleineren Gemeinden auf die Orlskasse fällt, wird gewiß reichlich wieder ausgewogen durch die Förderung des Gemeindewohlstandes, dessen
erstenmal angeboten wurden, schon aus der Tagesordnung stand, Hauptgrundlage auf dem Lande in der Viehzucht ruht, und das
so konnte der Verein doch bis jetzt noch nicht die Befriedigung erleben, daß der bei Weitem beste Weg, die Uebernahme der Farrenhaltung in Gemeindeverwaltung, von einer Gemeinde gewählt worden wäre, obwohl es in nächster Nähe (Aidtlingen, Ehningen, Nagold) seit einer Reihe von Jahren nicht an er- munternden Beispielen fehlt, und obwohl in unserem Bezirke kein Mangel an Gemeinden ist, in denen die Vorbedingungen, Stallung und der nöthige Güterbesitz entweder schon vorhanden, oder ohne Schwierigkeit zu beschaffen sind. Der Vorsitzende benützte auch die heutige Preisvertheilung, um wiederholt auf die großen Vor- thcile der Gemeindeverwaltung aufmerksam zu machen, und verwies in dies« Beziehung namentlich auf das Nachbarland Baden, wo bereits m 206 Gemeinden (im Bezirke Donaueschingen z B »llein in 34 Gemeinden) die Farrenhaltung in der Selbstadministration der Gemeinde steht. Die meisten Gemeinden scheuen die Kosten, die mit dieser Einrichtung verknüpft sind und ziehen es aus Gründen der Ersparniß vor, die Farren in Pension zu geben. Wenn man aber bedenkt, daß bei der Fütterung der Farren das unzeitige Sparen sich am meisten straft, daß cs qe- genwärtig absolut unmöglich ist. einen Farren um die gewöhnliche Pachtsumme von 50—60 fl. oder auch etwas mehr' richtig zu füttern, und ihn sprung- und zeugungsfähig zu erhalten, daß die Zahl der in emer Gemeinde in Jahresfrist bei schlechter Farrenhaltung geworfenen Kälber eine ungleich geringere ist als sie bei einer guten Einrichtung hätte sein können, und daß je besser die Farrenhaltung, desto werthvoller auch die Kälber sind, daß es sich also um einen sehr direkten Nutzen handelt, der je nach der Einrichtung den Gemeindeanqehörigen entweder entgeht, oder zu gute kommt, — wenn nian dieß bedenkt, so sollte man meinen, daß einer Gemeinde, in der die Uebernahme des Farren- stalls in eigene Verwaltung nicht mit allzu großen Schwierig- ketten verknüpft ist. die Wahl nicht schwer fallen sollte, und scheinen wenigstens in einer Gemeinde des Bezirks, in Gechingen. diese Umstände ihre richtige Würdigung gesunden zu haben, indem Hr. Schultheiß Ziegler der Versammlung die erfreuliche Miltheilung machte, daß die Gemeinde beabsichtige, im nächsten Jahre einen Gemeinde-Farrenstall einzurichten. Als ermunterndes Beispiel für Gechingen und andere Gemeinden möge hier eine Berechnung ihren Platz finden, welche die Ge- meinde Sinsheim in Baden über ihre Farrenhaltung im .Jahr 1871 veröffentlicht hat. "
Ausgaben:
Für angekaufte 8 junge Thiere . . 813 fl. 40 kr.
Farrenschaukosten . . . . 11 fl. 39 kr.
Wärterlohn.155 fl. —
Futter. 828 fl. 11
Stroh.
Gerätheanschaffung rc. ...
Sonstiges.
Selbstbewirthschaftung der Wiesen, deren Ertrag den Farren gefüttert wird . 96 fl. 32 kr.
Für Gebäudebenutzung . . . 150 fl. — kr.
Beispiel Badens kann und wird wohl nicht mehr lange für uns ein vergebliches sein, wenn wir nicht den Vorwurf auf uns laden wollen, daß wir auf diesem Gebiete des landwirthschaftlichen Fortschritts gegen unsere sonstige Gewohnheit den Krebsgang eingeschlagen haben. Denn Stillstand, d. h. zähes Festhalten am Alten ist auch hier Rückschritt.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen, da oder dort vielleicht einen kühnen Entschluß hervorzurufen, oder wo er schon gefaßt ist, zu befestigen. Neue wird gewiß nicht zu befürchten sein.
NI. Die Besprechung über die Verwendung der Vereinsmitt el im nächsten Jahre führte zu dem Resultate, daß für den Futterbau wieder IvO fl. bestimmt wurden, ein Beitrag zum Ankauf von künstlichem Dünger aber bei dem schlechten Stand der Vereinskasse abgelehnt wurde. Was für Feldweganlagen und für verbesserte Farrenhaltung verwendet werden könne, wurde dem Ausschuß nach Maßgabe der diSponi ein Mittel zu bestimmen überlassen. Ein Antrag, für Baumschulen, resp. für einzelne Baumwärler Prämien zu verwilligen, konnte keine direkte Zusage erlangen, und wird der Antragsteller seinen Zweck vielleicht sicherer erreichen, wenn er dem Ausschuß eine hierauf bezügliche Eingabe zugehen läßt, die derselbe dann befürwortend der K. Centralstelle zuweisen kann.
IV. Bezüglich der Wahl des Ortes für eine Wander- Versammlnng tauchten verschiedene Vorschläge auf — Gechingen, Stammhefm, Möttlingen. Zuerst soll Gechingen, wahrscheinlich am 2. Febr., besucht werden, und damit Stammheim sich nicht zurückgesetzt fühle, wird die zweite Versammlung im nächsten Jahre in Stammheim sein. Die Wahl der Berathungsgegen- stände soll jedesmal dem Orte überlassen bleiben, an dem die Versammlung ist, und es wird gut sein, wenn die Gechinger darüber bald schlüssig werden, damit rechtzeitig die Referenten bestellt werden können.
V. Die Ziehung der reichhaltigen Lotterie bildete den
Schluß des Tages, und es darf der Zweck der Versammlung für erreicht gelten, wenn in der einen oder andern Richtung wenigstens ein guter Keim Wurzel geschlagen hat, und dem Verein dadurch die Beruhigung erwächst, daß nicht Alles was geredet wird, in den Wind geredet sei. L. 8.
kr. kr.
138 fl. 15 kr. 41 fl. 51 kr. 20 fl. 6 kr.
Einnahmen. Für 6 verkaufte Farren Dungerlös Fasel-Ackerpacht
2255 fl. 14 kr.
1329 fl. 6 kr. 222 fl. 37 kr. 604 fl. 5 kr.
2155 fl. 48 kr.
Die Haltung der 6 Gemeindefarren hat hiernach der Gemeinde nur einen ' ufwand von fl. 99. 26 kr. verursacht, und es ist dieses Resultat wohl geeignet, die vielfach herrschende Ansicht zu widerlegen, daß die Selbsthaltung der Farren von Seiten der Gemeinde kostspieliger sei, als die Vergebung derselben an
— Stuttgart, 28. Dez. Die Abgeordnetenkammer hat sich heute bis zum 3. Januar nächsten Jahrs vertagt.
— Fürst Bismarck hat den Vorsitz impreuß. Staatsministerium bereits abgegeben und der König hat denselben dem ältesten Minister Grafen Roon übertragen. Der Fürst hal seitdem nur noch als Minister des Auswärtigen in dem Staalsministerium Sitz und Stimme,
! was vielen öffentlichen Stimmen für seinen Einfluß als Reichskanzler ! nicht unbedenklich erscheint. Es wird sich noch mancherlei daran« ^ entwickeln.
— Die Folgen der St urmfl n th e n der Ostsee sind so groß, daß es zur Entschädigung hilfsbedürftiger Privatpersonen, abgesthen von Wohlhabenden, Gemeinden und Gesellschaften, einer Summe von 31/2 Mill. Thaler bedarf. Der Schaden Hilfsbedürftiger in Neuvorpommern und auf der Insel Rügen beträgt 950,000, derer in Schleswig-Holstein 21/2 Mill. Thlr. Der deutsche Hilfsverein in Berlin unter dem Protektorat des Kronprinzen wird den Hilfsbedürftigen ersetzen: Haus- und Wirthschaftsgerüthe, Kleidung, Winter- vorräthe, den Fischern und Schiffern namentlich die Boote und Fischereigeräthe. Dem Staate bleibt es überlassen, für deren Ufer» schütz zu sorgen und den Grundbesitzern, Pächtern und Gewerbetreibenden Beihilfe zu gewähren.
— Wien, 16. Dez. Seit lange ist wohl die Bevölkerung Wien« dem Christfeste nicht in so heiterer Stimmung entgegen gegangen als Heuer, und das hat Freiherr v. PretiS mit seinem vorgestern erstatteten Finanzberichte bewirkt. Nachdem durch mündliche Mittheilungen und die zahlreich hier erscheinenden Blätter
dm W-«-,Iiuchu,°ud.n.'di- i» B°°m -h».di°ß durch di- F-rr-u- jLMLL'S'L
ordnung vom Jahr 1865 untersagt ist. Zu diesem günstigen Re- i streitig in ganz Oesterreich der Fall sein.
Redigin, gedruckt und verlegt von A. Oclschläger.