hielt, als ältestes Mitglied des Vereins, die Festrede und löste seine Aufgabe mit bekannter Meisterschaft. Zn beklagen war, daß nicht ge- nug Ruhe herrschte, wodurch Bielen der Inhalt der Rede verloren ging. Des Raumes wegen müssen auch wir uns ans Mittheilung allgemeiner Umrisse beschränken. Zunächst wies der Festredner aus die Wichtigkeit eines 25jährigcn Zeitabschnitts, eines Vierteljahrhun- derts, hin, das in dem Leben des Einzelnen sowohl wie insbesondere in den Vereinen zu Rückblicken auf die Vergangenheit und zu neue» Hoff­nungen und Wünschen für die Zukunft veranlasse und berechtige. Wie die Gesetzgebung dem jungen Manne früher mit dem 25. Le­bensjahre die geistige Reife, seine Angelegenheiten selbstständig zu ord­nen, zucrkannt und ihn in den Vollbesitz seiner bürgerlichen Rechte eingesetzt habe, so habe auch ein Verein, der 25 Jahre lang unter dem wechselndem Geschick seine Lebcnsfähigkeit erprobt habe, sich die Vollberechtigung seiner Existenz erworben. Na h einem Rückblick auf die Vergangenheit des hiesigen wie aller Turnvereine überhaupt, wo­bei u. A. auf die Periode hingcwicscn wurde, da die Turnvereine zum Gegenstände besonderer Ueberwachung gemacht worden seien, obwohl dieselben principiell die Politik ausgeschlossen hatten, bezeichnet Festredner die Turnvereine als wesentliche Träger der Idee eines freien einigen Deutschlands. Das einige Deutschland sei nun erreicht, wenn auch die Form nicht dem Jdccngang Aller entspreche; darum möge Jeder nach seinem Herzen mit ihm ein Hoch ausbringen ans das freie einige Deutschland, welcher Aufforderung mit Begeisterung entsprochen wurde. Hierauf folgten die Freiübungen des hiesigen Vereins und das Turnen der Schüler, welche beide allgemein Anklang fanden. Das sich hieran anschließende Preisturnen der Gauturner und der weiteren Gäste nahm die übrige Zeit in Anspruch und die schwere Aufgabe der Preisrichter forderte auch den Tribut der Geduld von dem Publikum und insbesondere denäFestdamen. Um so lebhafter wurden die Sieger bei Empfangnahme ihrer Kränze begrüßt. Tie Preisgekrönten sind: Von der 1. Gruppe: (Gauverein): 1) Ferber von Calw (Hirsau), welcher aber, da er schon mehrmals den ersten Preis erhalten hatte, keinen Kranz bekam. 2) Wied maier von Wildberg; 3) Reichert von Wildberg; 4) Schaible von Alten- staiz; 5) Henßler von Altenstaig; 6) Vogel von Calw; 7) Bosch von Neuenbürg. Von der zweiten Gruppe: 1) Schreiber von Stuttgart; 2) Schmid von Stuttgart; 3) Seitz von Pforz- heim; 4) Sch eufele von Pforzheim; 5) Weißer von Cannstatt; 6) Scholl von Pforzheim. Den Schluß der Feierbildetc gesellige Unterhaltung im Thudium'schen Garten und Saale.

Stuttgart, 14. Sept. In Cannstatt schreiten die Vorberei­tungen zum Volksfest rasch voran, namentlich ist auf oem sog. Wasen schon unendlich viel geschehen, da die Arbeit bei der guten Witterung keine Unterbrechung zu erleiden hat.

Die studentische Verbindung .Normannia" in Tübingen, die im Laufe de« letzten Krieges mehrere ihrer Mitglieder verlor, hat in einem Kunstblatt ihren Gefallenen ein Ehrendenkmal gesetzt. Unter der DeviseFurchtlos und trcu7 rixor, virtrm, libertas* sind die Namen der Gebliebenen verzeichnet.

Wiesbaden, 12. Sept. Der Wiesbadener Cursaal ist mit sämmtlichem Grundeigenthum, den Anlagen rc. für 100,000 Thlr. in den Besitz der Stadt übergegangen.

Berlin, 15. Sept. DerReichsanzciger" enthält einen Er­laß des Handelsministers an die Eisenbahndirektoren und Kommissa­riate, worin derselbe anläßlich der zahlreichen Eisenbahnunfälle im Hinblick auf den augenblicklichen Truppentransport die peinlichste Sorgfalt als Ehrenpflicht einschärft und die äußerste Strenge gegen etwaige Schuldige in Aussicht stellt.

DerAllg. Militärztg." wird mitgetherlt, daß der große Ge­neralstab in Berlin bereits die Vorarbeiten einer offiziellen Geschichte des Feldzugs von 187071 begonnen hat und im Oktober d. I. an deren Ausarbeitung die Hand legen wird. Das Unternehmen ist eben so groß wie schwierig; doch kommt demselben sehr zu statten, daß mit seiner speziellen Leitung und Ausführung eine bereits in ähnlichen Arbeiten bewährte Kraft betraut worden ist: der Oberst und Abtheilungschef im Generalstab von Verdy du Vernois. Derselbe befindet sich gegenwärtig noch auf einer Erholungsreise in Pommern und wird bei seiner Rückkehr nach Berlin das große ihm übertragene Werk energi'ch in die Hand nehmen und mit seiner eminenten Arbeits­kraft gewiß aus das Rüstigste fördern.

Wie amilich gemeldet wird, beläuft sich der Gesammtbetrag der für Unterstützung der aus Fiankreich a u s g e w i e s e n e n Deut­schen bestimmten Summe auf die Höhe von 3,866,6662/z Thalern. Die Gesammczahl der Ausgewieienen ist aus 42,032 Köpfe fcstge- stellt. Rach dem Vertheilungsplan fallen auf Preußen für 14,498 Aus- geivicsene ! ,3.3,794 Thaler, auf Baicrn für 9,300 Ausgewie me 833,280 Thaler, aus das Königreich Sachsen für 666 Ausgewiesene

Redigirt, gedruckt und vcrl

60,390 Thlr., auf Württemberg für 4425 Ausgewiesme 401,233 Thlr., auf Baden für 6578 Ausgewiesme 596,462 Thlr., auf Hes­sen für 5922 Ausgewiesene 536,979 Thlr. und endlich auf die üb- rigcn 19 Glieder des deutschen Reichs zusammen für 1252 Ausge­wiesene 113,525 Tlr. Ans der Reichskasse erfolgen die Zahlungen an die einzelnen Regierungen unter Anrechnung der bereits gewähr­ten Vorschüsse.

Wie in demCorrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer" nach dem Briefe eines bereits seit 16 Jahren in Paris conditionirenden Maschinenmeisters mitgethcilt wird, ist in einer Ge- neralversammlung der dortigen allgemeinen Buchdrnckeraesellschaft be­schlossen worden, daß innerhalb 24 Stunden alle D mit sehen aus den Pariser BuchdrEreien ausgewicsen werden sollten; im Falle sich die Buchdruckereibesitzer dem widersetzten, sollten sämmtliche Franzosen die Arbeit entstellen. Dieser Beschluß sei denn auch trotz der Vorstellungen der Factore' und Principale durchgeführt worden.

Aus einer Bekanntmachung des Gcneralposlamts geht hervor, daß jetzt noch die 2., 4., 6., 11., 19., 22., 24. Jnfanleriedivifiim (außer den Festungsartillerieabtheilungen) in Frankreich stehen, zu­sammen ca. 100,000 Mann.

'4 Dien, 13. Sept Eine vertrauliche Miltheilung, die Ischl- Gastein-Salzburger-Zusammenkunft betreffend, ist gutem Vernehmen zufolge seitens des Berliner Kabincts nach Petersburg gerichtet war- den. Mittheilungen, selbst vertraulicher Natur, an andere Kabinete gerichtet und diesen Gegenstand betreffend, sollen seitens der beiden bethciligten Mächte nicht beabsichtigt sein.

Wien, 13. Septbr' DieW'cner Zeitung" meldet: Der Kaiser hat den Erzherzog Karl Ludwig als Protektor der Wiener Weltausstellung bestätigt und den Erzherzog Rainer zum Präsidenten der AnSstellungSkomiiilssion ernannt.

Wien, 14. Sept. Sämmtliche Landtage wurden heute eröffnet, ausgenommen die in Lemberg, Triest und Innsbruck. Die Regie­rungsvorlagen, welche cingebracht wurden, betreffen die Abänderungen der Landesordnung und des Anhanges der Laudesordnung, sowie eine neue Wahlordnung. In Oberösterrcich verließen 16 Verfassungstreue den. Landtagssaal, in Mähren war die Linke abwesend. Der Krainer Landtag isO wegen Abwesenheit von zwölf oppositionellen Mitgliedern beschlußunfähig. Im böhmischen Landtage wurde das kaiserliche Reskript bei der Ver­lesung jubelnd ausgenommen und die vorgelegrc Wahlordnung und das Nationalitätengesetz auf die nächste Tagesordnung gesetzt.

Prag, 14. Sept. Das Königliche Reskript an den böhmischen Landtag knüpft an das Patent vom 30. Juli 1870 an; es drückt den Wunsch nach einer Regelung der Beziehungen des Königreichs Böhmen, zum Gesammtrciche ans, anerkennt die Rechte des König­reichs Böhmen und erklärt die Bereitwilligkeit des Königs, diese Anerken­nung mit dem Krönungscide zu erneuern. Das Reskript fordert des Landtag aus, an die Berathung der staatsrechtlichen Verhältnisse de Königreichs Böhmen ohne Verletzung der Rechte der übrigen König­reiche und Länder zu gehen. Das Reskript erwähnt schließlich, daß die Regierung Vorlagen einer neuen Ländtagswahlordnung und eines» Nationalitätcn-Gesetzes einbringt.

Frankreich. Versailles, 14. Sept. (Nationalversammlung.). Der Minister des Auswärtigen zeigt an, daß die Verhandlungen be­züglich der Regelung der elsäßisch lothringischen Zollfrage noch fort- dauern. Er erklärt:Trotz unseres Wunsches, die edlen Bevölke­rungen von Elsaß und Lothringen zu begünstigen haben, wir nicht ge­rechte Beschwerden unserer nat'vnalen Industrie Hervorrufen wollen.^ Er unterbreite also der.Kammer folgende Grundlagen einer Können- tion:Der Präsident der Republik ist ermächtigt, mit dem Kaiser­tum Deutschland einen Vertrag abzuschließcn, welcher besagt: Die. Produkte und Manufakte Elsaß-Lothringens werden in Frankreich zollfrei zugelassen bis zum 31. Dezember. Sie zahlen Ve des ganzen Zolles vom 1. Januar bis I. Juli, und die Hälfte von da bis Ende 1872, wobei Wechselseitigkeit für französische Produkte und Manu- sakte zugestanden wird. In Fol»e dieses Vertrags werden die De- partcmente Aisne, Aube, Cöted'or, Jura unverzüglich geräumt, die Ziffer der Okkupationsarmee auf 50,000 Mann reducirt."

Seit einigen Tagen befinden sich in Versailles mehrere große Wiener Finanzleute, die ein Consortium in der Absicht gebil­det haben, der französischen Regierung Geld zu leihen. Unter densel­ben befindet sich der Direktor des österreichischen Credit-Mobilier, der Direktor der Union-Bank, der Direktor der Wechselbank und der reiche Capitalist, Hr. Schlei- Einer dieser Herren hat heute eine Unterredung mit dem Fimmzmmister Hrn. Pouyer-Quertier gehabt.

Italien. Die erste Probefahrt gurchn den Tunnel des Mont- Cenis ist glücklich abgelaufcn. Zur Hinfahrt brauchte man 40, zur Rückfahrt 55 Minuten. Bei der Rückfahrt war der Tunnel

'vollständig rauchfrei.___ ^ ^

!gt von Ä. Oels chsäger.