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Joh. Georg Kübler. Hornberg, 4. Mai 187l.
Tagesneui«;keiten.
— Ucber die Frankfurter Conferen; ist dis jetzt sehr wenig bekannt geworden. Die Verhandlungen werden zwischen Fürst Bismarck und Jules Favre ohne Zuziehung von Rathen geführt. Die „Franks. Ztg." theilt unter dem 8. Mai mit: „Die Friedensver- handlungcu sollen in Brüssel nicht fortgesetzt werden. Nachdem Fürst Bismarck mit Jules Favre und Ponyer-Qnerticr über die Prinzipien sich vollständig geeinigt, werden die Schlußverhaudlungen uud die Unterzeichnung des Friedens in Frankfurt stattfinden. Die Geheim- sekretäre sind mit der Abfassung der Protokolle beschäftigt."
— Berlin, 7. Mai. Mil großer Spannung sieht man hierdrin Ergcbniß der Frankfurter Behandlungen entgegen. Die Anwesenheit des franz. HandelSininisters, Hrn. Pouyer-Quertier, gibt Zcugniß dafür, daß in Frankreich namentlich auch handelspolitische Fragen erörtert werden. Diese Fragen beziehen sich eiuestheils auf die Wiederherstellung des Handelsvertrags zwischen dem Zollverein und Frankreich, andern theils auf die Sicherung der industriellen Vcrkehrsiuteressen von Elsaß-Lothringen. Was nun oie rein politi- tische Seite der Frankfurter Besprechungen angeht, so handelt es sich dort um eine fcstgeregclte Ausführung des Präliminar-Bertrags und um eine Beschleunigung des definitiven Friedensschlusses. Die Brüsseler Verhandlungen waren nicht bloß gänzlich in's Stocken geratheu, sie waren auch dem förmlichen Abbruch nahe. Der von hier aus in Versailles erfolgte Hinweis auf diese Eventualität scheint in Verbindung mit dem entschiedenen Verhalten der deutschen Politik die französischen Staatsmänner zum Einlenkcn bestimmt zu haben. Man sah sich in Versailles von deutscher Seite gedrängt, zwischen der ehrlichen Erfüllung und dem offenen Bruch der Präliminarabmachungen zu wählen. Ueber die Anschauungen der jVersailler Regierung iu Betreff ihrer Chancen für die Bezwingung des Pariser Aufstandes dürfte sich Fürst Bismarck bei der Frankfurter Zusammenkunft möglichst genaue Aufklärung zu verschaffen suchen.
— Berlin, 8. Mai. (Reichstagssitzung.) In der zweiten Be- rathnng des Gesetzentwurfes, betr. die Redaktion des Strafgesetzbuchs des norddeutschen Bundes als Strafgesetzbuch für das deutsche Reich, wurden sämmtliche Paragraphen nach unwesentlicher Debatte angenommen. Für die dritte Berathung kündigt der Abg. Lasker einen Abänderungsantrag zu ߧ. 80 und 81 (Verbrechen gegen das Reichsoberhaupt und Bundesfürsten) mit Bezug auf Elsaß-Lothringen an. Hierauf wurde das Gesetz angenommen, wonach das Strafgesetzbuch für das deutsche Reich am 1. Jan. 1872 iu Wirksamkeit tritt. Der Gesetzeutwurf, betr. die Kriegsdenkmünze für das Reichsheer wird mit dem Amendement Bernuth'S, statt „Reichsheer" „bewaffnete Macht" zu setzen, in zweiter Lesung mit großer Majorität angenommen, nachdem Staatsministcr Delbrück erklärt hatte, es entspreche deu Intentionen des Kaisers, daß die Verthcilung der Denkmünze auch der Marine zu Theil werde. Es folgt nun die dritte Berathung des Gesetzentwurfes, betr. die Haftpflicht der Eisenbahnen, Bergwerke rc. H. 1 und 2 werden unter Verwerfung aller Amendements nach der Regierungsvorlage angenommen, ß. 3 wird mit einer unwesentlichen redaktionellen Abänderung angenommen.
— Der Entwurf eines Gesetzes über das Post tax wesen des Deutschen Reichs, welches ebenfalls am 1. Jan. 1872 in Kraft treten soll, ordnet im §. 1, mit Rücksicht auf die zu demselben Termin in Kraft tretende Maß- uud Gewichtsordnung vom 17. August 1868, .die Gcwichtöstufeu für das Briefporto dahin, daß die erste bis 15 Gramm einschließlich reicht. Im klebrigen weicht der Entwurf von dem in dem Gesetz vom 4. November 1867 festgesetzten Tarif nur darin ab, daß er für die Zeituugsprovision ein Minimum von 4 Sgr. für jede abonuirte Zeitung feslsetzt.
— Briese von Offizieren und Soldaten der verschiedensten Trnp- pentheile aus den verschiedensten Gegenden Frankreichs melden, daß die Verpflegung jetzt entschieden besser sei und fast nichts zn wünschen übrig lasse.
Versailles, 6. Mai,. Mittags. In letzter Nacht fand ein lebhafter Kampf in der Tranchee statt, welche die Forts Jssy und Vauvrcs verbindet. Die Regierungstruppen nahmen eine zwischen den beiden Forts gelegene kleine Schanze und machten mehrere Gefangene. Sie räumten die Schanze jedoch wieder, da dieselbe zu sehr dem Feuer des Forts Vanvreö anSgestzt ist. Unsere Verluste belaufen sich auf!
ungefähr 80 Todte und Verwundete: die Verluste der Födcrirten sind beträchtlicher.
Paris, 6. Mai, 6^ Uhr Abends. Eine Depesche des Kommandanten des Forts Vincennes an das Kricgsministerium sagt, daß sich in Vincennes eine Reaktion gegen die Kommune fühlbar mache. Der Kommandant verlangt dringend Verstärkungen. Rossel hat sich um 4 Uhr zur Kommune begeben und dieser angezcigt, daß der Wohlfahrtsausschuß direkte Ordres an unter seinen Befehlen stehende Generale und Oberofsiziere erthcilt habe, er könne daher keinerlei Verantwortlichkeit für diese übernehmen. Lcdru, der Kommandant von Van- vres, ist von seinem Kommanso abbernfen. Die Versailler führen Arbeiten längs dem Eilenbahndamm ans, um Jssy von Vauvrcs zu isoliren. Das Bombardement der Forts wird fortgesetzt.
Paris, 7. Mai, (U/g Uhr Abends. Eine große Ruhe herrscht heute auf der ganzen Linie. Es scheint, daß die Kriegführenden eine Waffenruhe von einigen Stunden vereinbart haben, um die Verwundeten wegznschaffen und die Tobten zu beerdigen. Selbst die der Kommune günstigen Journale konstatircn, daß die Versailler seit zwei Tagen einige Fortschritte gemacht haben. Dieselben Journale schreiben, daß die Versailler den Angriff aus Levallois-Perret mit beträchtlichen Kräften wieder ausuehmen, um die beiden Seiueufer vollständig in ihre Gewalt zu bekommen und die Föderirten auf Ciichy und St. Ouen zurückzuwerfeu. — Rossel hat sich gestern Abend nach Jssy begeben. Die Besatzung des Forts fährt fort, Schutzwerke gegen etwaige Angriffe der feindlichen Infanterie herzustellen. Fünf der Spionage beschuldigte Priester sind gestern verhaftet worden. Die Kirche von St. Eustache ist in einen Eentralklub umgewandclt. Die Kirche St. Germain-Auxerrois wird Abends zu Volksversammlungen benützt.
W Versailles, 8. Mai, 9 Uhr Morgens. Unsere Truppen haben ihre bisherigen Stellungen stark befestigt. Man versichert, daß die Batterien bei Momretont (von 82 Geschützen) diesen Morgen ihr Feuer eröffnen würden.
— Eine im Lause des MorgmS angeschlagene Proklamation der Regierung au di- Pariser sagt: „Frankreich ist in durchaus frricr Weise kousultirt worden. Die bestehende Negierung ist deßhalb die einzig legale, die einzige, welche Gehorsam verlangen darf. Dieselbe verleiht Euch dieselben Rechte wie Lyon und Marseille. Ihr könnt unmöglich für Erich weiter gehende Rechte verlangen. Die Minderheit, welche Euch bedrückt, will Frankreich ihren Willen aufzwingen. Sic verletzt das Eigenthum, wirft die Bürger ins Gesängniß, hrbk die Arbeir auf, hält den Wohlstand zurück und verzögert die Räumung unseres Gebietes durch die Deutschen, ja setzt Euch neuen Angrisseu der letzteren aus, welche sie nach ihrer eigenen Erklärung rücksichtslos ins Werk setzen würden, wenn wir nicht selbst die Insurrektion zu ersticken vermögen. Wir versprechen nochmals denjenigen, welche die Massen niedcrlcgen, das Leben zu schenken. Wir werden fortfäyrcn, den hilfsbedürftigen Arbeitern Unterstützungen zu gewähren ; aber der Aufstand muß ein Ende nehmen, denn dicFortdaucridessrlbcu würde Frankreich den Untergang bereiten. Die Regierung hatte gewünscht, daß Ihr Euch selbst von Enern Tyrannen befreien könntet. Da Ihr aber nicht dazu im Stande seid, so muß cs die Regierung selbst thun. Bis jetzt ha! sich dieselbe darauf beschränkt, die äußeren Werke anzugre>fcn. Der Augenblick ist nun gekommen, um Eurer Marter ein Ende zu machen. Wir müssen die Enceinte angreifen. Paris wird nicht bomdardirt werden. Das Geschützsiuer wird nur dazu dienen, einen Durchgang zn erzwingen." — Die Proklamation ermahnt die Pariser schließlich, sich den Soldaten, sobald dieselben die Enceiiite hinter sich haben, anzuschließen, und unter dem nationalen Banner zu sammeln. Wenn sie den Schrecken einer Erstürmung entgehen wollten, möchten sie aber, die so viel zahlreicher seien als die Anhänger der Eommune, der Regierung die Thore Lssncn. In wenig Tagen werden wir in Paris sein, denn Frankreich will, muß und kann dem Bürgerkrieg ein Ende machen."
Paris, 8. Mai, 6 Uhr Abends. Heftiger Kamps Nachmit- tags von Meudon bis Bicetre. Die Versailler Batterien feuern auf der ganzen Linie. Wrobloski befehligt das rechte Seineufer, da La Cecilia in Folge eines Sturzes mit dem Pferd bettlägerig ist. Die Ligue republicaine beschloß, 5 Detegirte zu ernennen und nach Bordeaux zu entsenden, nm den beabsichtigten Städte-Kongreß mit allen Mitteln herbeizuführen. Die Vendomesänle steht noch.
Versailles, 8. Mai, 6 Uhr Abends. Die Batterien von Montretont eröffneten um 10 Uhr Morgens das Feuer. Morgen erwartet man große Kanonade gegen die Umwallnng. Daß Fort Bicetre, die Redonte von Haute Brngeres feuern heftig, Vanvres und Jssy wenig.
Italien. Nom, 6. Mai. Die „Italic" veröffentlicht einen Brief des Pater Hyacinthe an Döllinger. Hyacinthe ergreift gegen die Jnsallibililüt auf's Entschiedenste Partei, begrüßt das in der Kirche entstandene Schisma und dankt Döllmger für die mnthize Sprache des Schreibens, mit weichem er dem Erzbischof gegenübergetrcten ist.
Redigirt, gedruckt und verlegt von Ä. Oelschläg er.