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Der Führer der deutschen

Deutsche Jnvulidenstistuna

Südarmee, S. K. Hoheit der Kronprinz von Pre u ß i

e n, hat am 6. Sept. d. I. aus dem

Hauptquartier zu Rheims den nachfolgenden Aufruf a» die deutsche Nation erlassen:

Durch große Siege des Heeres ist dem deutschen Volke die Hoffnung aus ruhmvollen Frieden errungen. Ucber den Schlachtfeldern Frankreichs wurde die Nation sich mit Stolz ihrer Größe und Einheit bewußt, und dieser Erwerb, geweiht durch dar Blut von vielen Tausenden unserer Krieger, wird, so vertrauen wir, seine bindende Gewalt für alle Zukunft bewahren. Aber zu der begeisterten Erhe« bung dieser Wochen kam auch ein Gefühl tiefer Trauer. Viele von der Blüthe unserer Jugend, viele von den Führern unseres Heeres sind als Opfer des Sieges gefallen; noch größer ist die Zahl derer, welche durch Wunden und fast übermenschliche Anstrengunzen gehindert sein werden, ihr ferneres Leben mir eigener Kraft zu erhalten. Sie vor Allen, die Hinterbliebenen der Todten und die lebenden Opfer des Krieges, haben ein Anrecht auf den Dank unserer Nation. Wer die Begeisterung dieses Kampfes getheilt hat, wer von der Erhebung unserer gesammten Volkskraft den Beginn einer neuen glücklichen Friedenszeit hofft, wer demüthig in unserem Sieg und in der Niederlage unserer Feinde ein hehres Gottesurtheil verehrt, der möge jetzt seine Treue an den Kriegern unseres Volks- Heeres und an ihren Zugehörigen erweisen! Die Staatshilfe allein, selbst wenn sie »erhältnißmäßig reichlich bemessen werden kann, ist außer Stande, die große Zahl der Invaliden nnd Hinterbliebenen zu unterhalten. Diese Hilfe gewährt uns nur das Nothwen- digste, ist unvermeidlich au allgemeine Normen gebunden und vermag nicht auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen. Große Au- strengungen freiwilliger Hilfe werden dießmal nöthig sein, denn gewaltig, wie der Erfolg, waren auch die Verluste des Krieges. Wie dieser Krieg ein einheitliches deutsches Hc:r geschaffen hat, in welchem die Söhne aller Stämine in brüderlichem Wettstreit der Tapfer­keit rangen, so soll auch die Sorge um die Invaliden und Hilflosen, welche der Krieg zurückläßt, eine gemeinsame deutsche Angelegenheit werden, an welcher Norden und Süden unseres Vaterlandes gleichen Antheil nehmen. Frühere Erfahrungen haben gelehrt, daß es nicht nur gilt, mit warmem Herzen Geldbeiträge zu spenden. Nicht weniger wichtig und mühevoller ist die zweckmäßige Verkeilung, liebevolles Eingehen aus die persönlichen Verhältnisse, endlich da? Schwerste: Vorsorge, daß die Unterstützung nicht die noch vorhandene Erwerbskraft schwäche, anstatt sie zu stärken, und daß sie wahrhaft heilsam für das Leben der Unterstützten wirke. Es ist daher zu wünschen, daß sich überall örtliche und landschaftliche Vereine bilden, welche in Anschluß und Unterordnung unter gemeinsamen Vorstand die Sammlungen leiten und ebenso die Ermittelung, Prüfung und Annahme der Hilfsbedürftigen in ihrem Kreise übernehmen und denselben vorsorgliche Pflege dauernd zu Theil werden l-sscn. Da die i. I. 1866 zu gleichem Zwecke für den größten Theil Deutschlands gegründete Victoria-National-Jnvaliden-Stiftung diesen Ansprüchen genügt und sich in ihren Einrich­tungen bewährt hat, so beauftrage ich hiermit den geschäftsführenden Ausschuß dieser Stiftung, die Organisation und Leitung einer I n v a l i d e n st r f t u n g für Deutschland zu übernehmen und zu Beiträgen wie zur Bildung neuer Zweigvereine aufzufordern. Se. Maj. der König, Oberseldherr des deutschen Heeres, hat Mir, wie in den Jahren 1864 und 1866. die Genehmiguug zu solchem vaterländischen Unternehmen ertheilt. Dießmal ist Mir das Glück geworden, ein Heer in das Feld zu führen, in welchem der Baier, der Württemberger, der Badenser neben dem Preußen fochten, und Ich darf Mich an die Herzen aller Deutschen wenden. Auch dieß Licbeswerk sei gemeinsame Arbeit zwischen uns für das Vaterland und die Einleitung zu vielen einmüthigen, scgenstiftenden Werken des Friedens! Hauptquartier Rheims, den 6. September 1870. Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen.

Im Anschluß an die durch diese hochherzige Ansprache in das Leben gerufene I n v a l i d c n st i f t u n g für Deutschland

ist ein Zwcigvcrein für unsere engere Heimath Württemberg gegründet worden. Derselbe soll, wie dieß in dem Aufruf vorgesehen

ist, die Organisation der Hilfe für die deutschen Invaliden des Jahres 1870 und ihrer Angehörigen, sowie für die Hinterbliebenen der Gefallenen, in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Stiftung und nach Maßgabe ihrer Einrichtungen für unser Land in die Hand nehmen und ihre Aufgabe im Zusammenwirken mit dem Verwaltungsrath der württemb. Jnvalidenstiftung zu lösen suchen.

Die Unterzeichneten, als Ausschuß des Württcmbcrgischen ZweigvereinS der allgemeinen deutschen Jnvalidenstiftung bestellt, erlauben sich hiemit, ihre Mitbürger zu Gaben, einmaligen oder wicderkehrenden, für die allgemeine deutsche Jnvalidenstiftung aufzufordern.

Um die Sorge für die nationale Pflicht über das ganze Land hin organisiren zu können, sprechen wir die Bitte aus, es möchten

sich in jedem Oberamtsbezirke Lokalvereine bilden, welche sich mit uns in's Vernehmen setzen, die Gaben in Empfang nehmen und vermitteln.

Für Calw und Umgegend ist Herr Julius Stälin zur Annahme von Beiträgen bereit.

Den 7. Oktober 1870.

AuS Stuttgart: Freiherr von Sternenfels, Vice-Präsident a. D. (vorläufig Vorsitzender). H. Binder, Kaufmann. C. Chevalier, Kommerzienrath. Dnvernoy, Staatsrath a. D. vr. Otto Elben. Julius Fedcrer. v. Frisch, Obcrstudicnrath. HabermaaS, Kriegsrath. vr. Haidlen. Eduard Hallbcrgcr. Hölder, Rechtsanwalt, v. Jäger, Ober-Regierungsrath. Julius Jobst. Ehr. Kämmerer, v. Kern, Kreisgerichtsdirektor, v. Kübel, Obertribunalrath. Marquardt, Gemeinderath. Gustav Müller. H- Niethammer, Rechtsanwalt. Carl Ostertag. vr. Ed. Pfeiffer, vr. Reuchlin. H. Rothschild. Rühle, Gemeinderath. v. Schund, Oberstudienrath. S. Schott, Rechtsanwalt. Eduard Seyffardt (Kassier), v. Sick, Oberbürgermeister. C. Stähle jun. Fr. Bischer, Professor, vr. O. Wächter, Rechtsanwalt. Frhr. v. Wagner, General-Lieut. a. D. Walcher, Rechtsanwalt. Weisser, Kreisrichter. W. Wiedemann. Zeller, Oberfinanzrath. Zimmerte, Ctadtpfarrcr. v. Köllreuter, Regimentsarzt a. D.

Auswärtige: v. Baur, General-Lieutenant a. D. in Ludwigsburg. C. Deffner in Eßlingen, v. Heim, Oberbürgermeister in Ulm. Khuen, Stadtschultheiß in Ravensburg Lang, Kommerzienrath in Heidenheim. Rheinwald, Rechtsanwalt in Rottweil. Schall, Rechtsanwalt in Hall. v. Schwandner, Regieruugsdirektor in Reutlingen. Julius Stälin in Calw. v. Veiel, Hofrath in Cannsta t. v. Werner, Direktor in Hohenheim, vr. Widenmann, Hospitalarzt in Biberach. v. Goppelt, Staatsrath a. D. in Heilbronn. Freiherr v. Wiederhold, General-Lieutenant a. D. in Eßlingen.

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