— 468
vermißt wird, und im Gefecht bei l e s Ayvc lies der Regi- mentsarzt Herin. Ep ting von Ludwigs bürg (von Calw gebürtig und früher hier prakt. Arzt) am linken Augenlid durch einen Granatsplitter verwundet wurde.
(Rinderpest.) Am 30. Sept. wurden in Merklingen bei einem Ochsen und einer Kuh, welche in verschiedenen, jeddch nicht weit von einander entfernten Ställen sich befanden, verdächtige Krankheits rrschnnungen wahrgenvmmen, welche den für das Wohl seiner Gemeinde sehr besorgten Ortssorsteher zur Herbeirusung des Oberamts- thierarztes bestimmten. Ehe letzterer i* den Ort kam, wu.de der Ochse von dem minderoerständigen Eigenthümer geschlachtet, das Fleisch fand aber weder im Ort Merklingen, noch in den Nachbargemeinden Weil der Stadt, Ostelsheim u. s. w. Abnehmer, während der Eigen- thiimcr, durch die ihn verfolgende Polizei in Verlegenheit gesetzt, solches in den Würmfluß zu werfen sich veranlaßt fand, ans welchem es aber wieder herauszczogen und verscharrt wurde. Auch die Knh wurde vom Eigenthümer geschlachtet, jedoch die Leiche vom Oberamtsthierarzte zur Untersuchung benützt. Die herbeigerusenen höheren Sachverständigen, die Professoren der K. Thierarzneischule Fricker u. Vogel, konstatirtcn den wirklichen Ausbruch der Rinderpest. Auf Grund die ses Ausspruches wurden alle diejenigen strengen Maßregeln, welche für diesen Fall durch die K. Verordnung vom 19. Mai 1867 vor geschrieben sind, in der Gemeinde Merklingen in Vollzug gesetzt. Ter gesammte Viehstand wird gegenwärtig durch Thicrärzle untersucht und ausgenommen; das Wegbringen von Rindvieh, Schafen und Ziegen ist verboten; Hunde, Katzen und Federvieh muß bei Strafe augenblicklicher Tödtnng eingesperrt gehalten werden; sämmtliche Stallungen, in welchen krankes oder verdächtiges Vieh betroffen wird, werden durch Militärwachen abgcsperrt gehalten, ebenso die Wohnungen der Personen, welche mit den kranken Thieren in Berührung gekommen sind; an den Ausgängen des Orts werden Desinfektionshütten gebaut, in welchen sich alle mit kranken oder verdächtigen Thieren in Berührung gekommenen Personen einer Chlor-Räucherung zu unterwerfen haben; die Abhaltung von Vieh- und Krämermärkten ist untersagt. Wie diese und noch verschiedene andere Maßregeln den Verkehr im Sen- chenorte hemmen, so trifft diese Belästigung in gewissem Grade alle in einem Umkreis von sechs Stunden von Merklingen (im sog. Sen- chenbezirk) liegenden Orte. Es wird dich oftmals sehrIüstig gefunden werden; die strengen Maßregeln sind ober durchaus nolhwendi^, um der verheerenden Seuche ein baldües Ziel zu setzen. Jeder verständige Vieheigenthümer wird der K. Regierung nur zu danken wissen, wenn sie bei Bekämpfung des Utbels mit der größten Strenge vorgeht.
— St u t t g a r t, 4. Okl. II. MM. der König und die Königin werden sich morgen auf kürzere Zeit nach Friedrichshafen begeben.
— Stuttgart, 30. Sept. Manigfachen Wünschen und An
fragen über die beabsichtigte Gründung einer allgemeinen deutschen Jnvalidenfiistung in Berlin glauben wir entgcgenzukomnikn, wenn wir mittheilen, daß sicherem Vernehmen nach der Verwaltungsrath der württemb. Jnvalidenstistung und der württ. Sanitätsvcrein über die Zwecke, die Statuten und die Organisation der zu gründenden deut scheu Jnvalidenstistung, insbesondere auch über das Verhältnis der, wie es scheint, dieselbe Zwecke verfolgenden deutschen Wilhelms-Ju- validenstiftnng und Viktoria-National-Jn validenstiftung zu einander genaue Erkundigung einzuziehen bemüht ist und LaS Ergebniß in Zeit- kürze veröffentlichen zu können hofft. (St.A.)
— Karlsruhe, l. Okt. Im Laufe des heutigen Tages kamen 4 Züge mit etwa 5000 Mann französischen Kriegsgefangenen aus Rastatt hier durch. Ihre Bestimmungsorte sind Mainz, Koblenz und schlesische Festungen.
Der Verkehr über den Rhein bei Kehl wurde in den ersten Tagen nach der Uebergabe Straßburgs durch eine fliegende Brücke besorgt. Bereits aber ist jetzt eine Pontonbrücke aufgeschlagcn. Die Herstellung der Eisenbshnbrücke wird voraussichtlich kaum weniger als 14 Tage in Anspruch nehmen, obgleich alle Materialien dazu längst vorbereitet sind. Der Hauptgrund liegt in der Schwierigkeit, das abgesprerrgte kolossale Stück der Eisenbrückc, das eine sehr ungeschickte Lage hat, zu beseitigen. Die Arbeiten sind uvverzügl'ch in Angriff genommen worden. Der Verkehr mit Straßburg geht bereits ohne besondere Schwierigkeiten seinen Gang. — Zum Befehlshaber d-.r Festung ist Ingenieur-General v. Mertens (nicht General v. Werder), zum zweiten Kommandanten Oberstlicuteirant Krauß (von der badischen Division) ernannt. Außer dem badischen Leib-Grenadierreg. ist auch einjBatacklon vom 6. Reg. cingerückt; dasselbe hält die Citadelle besetzt.
Für die bairische Armee werden sofon und zunächst 70,000 wollene (Flanill-) Hemden beschafft. Nach einem Ausschreiben deS Kriegsministerinms vom 1. Okt. sind dießfallsige Angebote mwerzüg lich bis längstens 6. Okt. bei dem Montur- und Rüstungsdepot Mün chen oder Nürnberg einzureichcn.
Die Kölner Handelskammer macht bekannt, daß sie sich in der Lage befindet, noch vulen aus Frankreich vertriebenen deutschen Arbeitern gute und lohnende Beschäftigung namentlich ans dem Gebiete der metallurgischen Industrie Nachweisen zu können. So.che Arbeiter mögen daher an die Handelskammer sich wenden
— In diesen Tagen passirte durch Berlin die Krupp'sche Riesenkanone, welche, nachdem sie 1867 ans der Pariser Weltausstellung Aller Blicke auf sich gezogen, nach Schleswig-Holstein zur Küstenbefestigung geschickt wurde. T em Monstrum war es nicht vergönnt, eine Probe gegen die französische Flotte abzulegen, und so macht es jetzt zum zweiten Male den Weg »ach Paris, um dort semen gewaltigen eherne» Mund zu öffnen.
— Berlin, 2. Okt. Der „St.-Anz." veröffentlicht einen köu. Erlaß, welcher bestimmt, daß die von den Armeen vkkupirten Bezirke. welche nicht dem Generalgouvernement von Elsaß-Lothringen Angewiesen worden sind, unter die Verwaltung des Generalgouvernements zu Reims gestellt werden. Zum Generalgouverneur ist der Großherzog von Mecklenburg ernannt.
Berlin, 3. Okt. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht eine Circnlardepesche Bismarck's an die Vertreter des Nordbnndes anläßlich des Berichtes von Favre über seine Unterredung in Ferneres. Die Cirkulardepesche berichtigt die Angaben Favrc's mehrfach und kon- statirt, die Bedingungen für Bewilligung eines Waffenstillstandes seien sehr entgegenkommend gewesen. Wenn die fran ösische Regierung die Gelegenheit zur Wahl einer Nationalversammlung, auch innerhalb der vkkupirten Gebietstheile, nicht benützen wollte, so bekunde dieß den Entschluß, die Schwierigkeiten, welche ei..cm Fiiedmsschluß cutgegcn- stehcn, aufrecht Zu erholten, die öffentliche Meinung Frankreichs nicht hören zu wollen; daß allgemeine freie Wahlen 'm Sinne der Friedens ausfallen würden, das ist der Eindruck, der sich uns hier aufdrängt, und der auch den Machthabern in Paris nicht entgangen sein wird.
Frankreich. Tours, 2. Okt. Eine Proklamation der Regierung besagt: Die ursprünglich auf den 10. festgesetzten Wahlen wurden auf den 2. verlegt, um die Waffenstillstandsve!Handlungen zu erleichtern. Unannehmbare Bedingungen, die von Bismarck gestellt wurden, zwangen die Regierung, sich ausschließlich mit der Verlhei- digung zu beschäftigen. Die Wahlen wurden daher wieder vertagt. Heute wird verlangt, daß sich das allgemeine Stimmrecht ;auSsprcchi und daß sich eine Kvnstituante versammle, vor d,c m Tag. wo die Regierung, welche durch die Ereignisse und ihicn Mnth beruf n ist, das Werk der Befreiu g von Paris in die Hand nimmt. Ein Dekret beruft di? Wühler auf den 16. ein und hält alle Bestimmungen des ersten Einberufungsdekrets aufrecht.
Rone n, 30. Sept., 2 Uhr Morgens. („Bund".) Straß- burgs Fall ist von der Pariser Negierung am 29. Sept. mitgethellt worden und hat auf das Volk einen tiefernsten Eindruck gnnacht. Das Gouvernement berieth sich in bstündiger Versammlung resultat- los über seine zukünftige Haltung. Favre plaidirle für Wiede-aus- nahme der WaffeiistillstandSverhandlungen. Erst auf den Nachmittag war darüber ein Beschluß in Aussicht gestellt.
Tours, 2. Okt. General Uhrich, der Venheidiger von Straßburg, rst hier eingetroffen und von den Mitgliedern der Regierung warm empfangen worden.
„Ohne iridiscret sein zu wollen", macht die „France" Uber die finanziellen Hoffnungen, die man n Tours hegt, folgende Bekenntnisse: „Haben wir, wenn es zum Frieden kommt, eine Kriegsentschü- dornig an Preußen zu zahlen? Und wie viel? Wenn es bald zum Frieden käme, io werden wir dieser Nöthigung nicht entgehen; wenn der Friede aber verzögert wird, wenn Preußen sich Niederlagen aussetzt, wenn es durch die rauhe Jahres;eck dezimirt und in seinen Ansprüchen bescheidener geworden, so werden wir vielleicht — und wir sind zu dieser Hoffnung berechtigt, das Recht in Anspruch nehmen. gar nichts zu zahlen und mit dem Feinde auf vollständig gleichen Füßen unterhandeln. Auf jeden Fall ist es nicht wahrscheinlich, daß Preußen auf diese sekundäre Frage viel Gewicht legt, und wir halten eine Milliarde für die wahrscheinliche Abfindungssumme; doch müßten wir auch das Doppelte z hlen, so würden Frankreichs Hilfsquellen darum nicht versiegen, allerdings würden 1 oder ^Milliarden, auf den Markt geworfen, nicht, leicht untcrgebracht werden."
Italien. R o m, 2. Okt. Dü Abstimmung geht unter vollkommenster Ordnung und zahlreicher Betheiligung vor sich. Die italienischen Behörden ergriffen Besitz von Quirinal. In der lconini- nischcn Stadt sind k ine Urnen ausgestellt. Der Präsident der Junta rieth den Bürgern, welche sich deßhalb beschwerten, bei der nächsten Urne zu stimmen. Der Papst verbot Theiluahme am Plebiszit, um nicht selbst mit Nein zu stimmen. — Florenz, 3- Okt. (Plebiszit.) In Rom 40,835 Ja, 46 Nein. Frvsione sämmtliche 2559 Stimmen Ja. Velletri3I56 Ja, 11 Nein. Orte sämmtliche K44 Stimmen Ja
Redigirk, ^edructl und verlegt von Ä. Oeijeytager.