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u t e k u n st, OA. Nagold,

OA. Horb, wegen Betrugs. 3) Nachm. 31/2 Uhr:

Paul, 18 I. alt, led. Bierbrauer von Schietingen, wegen Diebstahls.

Calw. (Kreisstrasgerichtsvcrhandlungen.) Sitzung vom 23. Juli: 1) Anna Maria Barth, ledige Dienstmagd von Calmbach, OA. Neuenbürg, we­gen Betrugs schon bestraft, hat in den Monaten April bis Juni d. I. ihrer Dicnstftau in Wildbad 1 Schachtel, 1 Porzellanteller, 2 Eßlossel und 2 Kaffee­löffel, im Gesammtwerthe von 3 fl. 33 kr., und ihrer Nebenmagd 1 Paar Hausschuhe im Werthe von 24 kr. entwendet. Sie wurde zu 7WochcnZncht- polizeihaus vernrtheilt. 2) Jakob Friedrich H cnne, lediger Schreiner und Eiscnbahuarbeitcr von Zwerenberg, OA. Calw, hat am 21. Juni d. I. in der Wirthschaftshütte des Christian Valentin Wochelc am Hau aus einem unver­schlossenen Raume etwas über 7 fl. Geld entwendet, dasselbe aber freiwillig ersetzt. Urthcil: 1 Monat Zuchtpolizcihaus. 3) Friedrich Dicterle, lediger Schusters! ehrling von Wildderg, wegen Diebstahls schon öfters bestraft, hat im Monat Januar d. I. einer Wittwe in Herbcrtingcn, OA. Saulgau, welche ihn auö Mitlciden ausgenommen hatte, 4 fl. 30 kr. Geld entwendet und am

18. Mai d. I. sich in das Wohnhaus eines Schreiners in Altenstaig cinge- schlichen und, nachdem ihm die gewaltsame Eröffnung eines Kastens mißlang, die theils in einem unverschlossenen Kofser, theils auf^demselben gelegene,>Klci- der des Schreinerlehrlings Rcntschler im Werthe von etwa 9 fl. gestohlen. Urtheil: 2 Jahre Arbeitshaus. 4) Marie Friederike Schlotterbeck, 17 Jahre alt, von Calw, wegen Diebstahls schon einmal bestraft, hat am 2. April d. I. im Postwagen auf der Fahr! von Calw nach Wildbad aus der Reisetasche ei­ner Mitreisenden Frau ein Cravättchen und ein Haarnetz im Werthe von 42 kr., am 14. April d. I. in Enzthal ihrer Dienstfrau ein Messer im Werthe von

12 kr. aus der Küche und am 17. Juni in Wildbad aus zwei unverschlosse­nen Commodeschubladen ihrcrDienstherrschaft ein Guldcnstück und ein Handtuch entwendet. Urtheil: 7Mon.Arbeitshaus. 5) Friedr. Andr. Gull,lcd.TagIöhner von Neusatz, OA. Neuenbürg, wegen Diebstahls und Vergehen wider frem­des Eigenthum schon mehrmals bestraft, hat am 10. Mai d. I. seinen Begren­zungsort Vaihingen ohne obrigkeitliche Erlaubniß überschritten und am

19. /20. Mai d. I. in Steinhäusle, OA. Neuenbürg, einem Taglöhner einen zweirädrigen Handkarren im Werthe von 7 fl. gestohlen. Urtheil: 10 Monate Zuchtpolizeihaus und 1 Jahr Polizeiaufsicht. Sitzung vom 3. August. 1) Georg Friedrich Grimm, led. Schneider von Loffenau, OA. Neuenbürg, und Jakob Ne ule, led. Maurersgeselle von da, haben am 12. Juni d. I. NachlS in der Nähe des Bahnhofs in Gernsbach den Taglöhner Rahner von Horben ohne allen Anlaß angefallen und denselben mit ihren zu tödtlichen Verletzun­gen geeigneten Messern auf eine barbarische Weise mißhandelt, indem sie ihm 5 Siichwunden auf dem Kopf, auf dem Rücken und am linken Vorderarm beigebracht haben, wodurch der Verletzte 18 Tage krank und arbeitsunfähig wurde. Die Stichwunden waren der Art, daß wenn nicht augenblicklich Hilfe zur Hand gewesen wäre, leicht eine Verblutung und der Tod des Verletzten hätte cmtreten können. Urtheil: Grimm 1 Jahr und 3 Monate, Reule 1 Jahr Arbeitshaus, weil angenommen wurde, daß die That mit Vorbedacht im Com- plott und mit Waffen verübt worden sei. 2) Phil. Wurster, led. Säger von Sim­mersfeld, OA. Nagold, hat am 12. Juli inNeuenbürg im,Hause seines Meisters den in der gemeinschaftlichen Schlafkammer gestandenen verschlossenen Kofser seines Nebengesellen auf gewaltsame Weise erbrochen und hieraus einen ledernen Geldbeutel mit 4 fl. 12 kr. entwendet Urtheil: d Monate Arbeitshaus. 3) Caroline Gamerdinger, 16 Jahre alt, von Assstätt,OA. Herrenbcrg, we­gen Diebstahls schon einmal bestraft, hat während der Abbüßung ihrer letzten Strafe in der ihr zugänglich gewesenen Küche des oberamtsgerichtlichen Gefängnisses in Herrenberg dem Gerichtsdiener daselbst einen zerbrochenen Lössel, 2 Kinderhalstücher und 3 Zwiebeln, zusammen im Werthe von etwa

13 kr. und im Februar d. I. in dem Wohnhause ihres Dienstherrn in Her­renberg einem Dienstknecht aus dessen Schlafkammer eine Mundharmonika und 1 Uhrkcttc im Gesammtwerthe von 58 kr. entwendet. Urtheil: 4 Mo­nate in der Anstalt für jugendliche Verbrecher zu vollziehende Kreisgcfängniß- strafe.

In Alten staig brannten am 8. Sopt. Abends 4 Häuser ab.

Am Freitag Vormittag sindjin Spandau laut derGerichts- ztg." die ersten 3 Leichenräuber (Schlachtfeldhyänen), von denen einer 2000 Thalerbei sich gehabt haben soll, erschossen worden. 3 an­dere sind nach dem Zeltengesängmsie bei Moabit geschasst worden, da gegen sie d e Beweise erst von weither beschafft werden müssen. Die Hinrichtung ist innerhalb der Festung, und oh e daß Jemand zuge­lassen wurde, erfolgt.

Berlin, 17. Sept. Der Unionögesandte erhielt die offizielle Mittheilung, daß die Blokade der Weser und der Elbe, jedoch nur für die Ströme, aufgehoben sei.

Berlin, 16. Sept. DerStaatsanzciger" veröffentlicht einen Aufruf des Kronprinzen von Preußen. Derselbe weist darauf hin, daß der Krieg ein einheitliches deutsches Heer geschaffen habe. Es sei daher auch die Sorge um die Invaliden und die Hilflosen des Krieges eine gemeinsame deutsche Angelegenheit. Deßhatb beauftragt der Kronprinz den Geschäftsausschuß der Viktoria-Jnvalidenstiftung von 1866, die Organisation und Leitung einer Jnvalidenstiftung für Deutschland zu übernehmen, und in ganz Deutschland zu Beiträgen und zu Bildung von Zweigvereinen aufznsordcrn.

DerKöln. Ztg." wird aus Paris, 12. Sept., geschrieben: Eine neue Waffe soll bei dem Kampfe vor Pari« in Anwendung ge­bracht werden. Die sog. Lokomotiv-Mitrailleuse, welche einer jeden Schußwaffe widerstehe, soll 15 Mann im Innern bergen und ohne Aufhörcn Kugeln ausspritzen. Bis jetzt hat man 3 dieser Mitrail- leusen neuer Art; e« sollen aber noch andere in der Anfertigung sein. Seit dem Dekret, welches die Waffenfabrikation freigibt, geben sich viele Fabrikanten mit derselben ab. Unter ihnen befindet sich auch die bekannte Maschinenfabrik von C«u'l, die über 1000 Arbeiter be-

schäfligt. Ungeachtet dessen fehlt es noch immer sehr stark an guten Waffen; die Mobilgarden aus der Provinz sind besonders schlecht ausgerüstet. Bis jetzt ist nur die Kavallerie und das, stvaS von der Kaiserlichen Garde noch in Paris war, den heran rückenden Deutschen entgegengegaugen. Das Korps Dinoy ist zwar auch ausgerückt. Es hält sich aber zwischen den Forts und ist so ausgestellt, daß es rasch auf die am meisten bedrohten Punkte hinmarschiren kann. Alles, was aus Paris sich fortmachen konnte, ist abgcreist. Die Zurückge­bliebenen geben nach wie vor die feste Absicht kund, sich bis auf den letzten Mann zu schlagen. Doch darf man nicht Überschrift daß sich schon jetzt eine Partei gebildet hat, welche dem Frieden das Wort re> dct und d>e nicht will, daß man noch weiter unnütze Opfer bringt. Das Organ derselben ist diePresse", welche heute zum ersten Mal ihre Stimme i» dieser Beziehung hat vernehmen lassen.

Paris, 15. Sept. Amtszeitung: Ein Dekret enthebt die Staatsrathsmitglieder ihrer Funktionen. Die Repräsentanten der frem­den Mächte zeigten ihr Verbleiben in Paris an. Ein Tagesbefehl Trochu's theilt mit, daß der tägliche Dienst auf den Wällen von 70,000 Mann besorgt wird. 30 Dragoner ersclienen gestern vor Nogent sur Seine. Au- Melin wird das Eintreffen mehrerer zur Armee des Kronprinzen von Preußen gehöriger Korps in der Umge­bung der Stadt gemeldet. Aus Senlis wird gemeldet: 30,000 Preußen stehen bei Crepy en valois, starke Vortruppen in Nanteuil und Le Plessis (bei Meaux.) (St.A.)

Der Volks- und Guerillakrieg wird nun in Frankreich förmlich organisirt. Derselbe wird den Deutschen viele Lcure kosten, viel ver­derblicher den Franzosen selbst werden. Denn die Nachsicht gegen diese Mobilgarden, Francs-Tireurs, und wie sie alle heißen, wird aufhören, sobald sich gezeigt hat, daß diese Banden um die Mittel nicht verlegen sind, um zu ihrem Zweck zu gelangen, «Lnlich so viel möglich Deutsche zu vernichten.

Belgien. Brüssel, 16. Sept.Etoile Beige" versichert: Tachard, welcher beauftragt war, wegen der Anerkennung der neuen Pariser Regierung Seitens Belgiens zu verhandeln, Hst den Bescheid erhalten, daß Belgien in dieser Beziehung dem Beispiele der Garan- ticmächte folgen werde.

England. London, 16. Sept. DieTimes" sagt bezüglich eventueller Friedensverhandlungen: Deutschland könne mit der gegen­wärtigen Pariser Regierung über einen Präliminarfrieden verhandeln, der dann'durch dicConstituaute zu ratifizircn wäre. Bei Abschluß des Waffenstillstandks müßten Straßburg und Metz vorher übergeben wer­den, die bisher von den Deutschen eingenommenen Positionen sollen bis nach erfolgter Ratifikation des Friedenstraktats festgehalten werden. 17. Sept. Die Morgenzeilungen theilen die Rede des Schatz­kanzlers Lowe bei einem Banket in' Schottland mit, wonach England, welches die diplomatischen Mittel b Hufs der Verhinderung des Krieg- Erschöpft habe, jetzt unaufgefordert nicht eine Vermittlung versuchen ^könne, ohne seine neutrale Stellung aufzugeben, uud einen der Krieg­führenden zu verletzen. Nachdem an das Schwert appellirt worden, müsse das Schwert entscheiden. Der Sieger wird die nothwendigen Bürgschaften des Friedens am besten beurtheilen kömu«. England würde nur dann vermitteln, wenn b eide AriegführentWdyzu auffordern.

Italic». Florenz, 13. Sept. Die NegdkMg beabsichtigt, nach der Besetzung des Kirchenstaats und der Stadt Rom sofort durch allgemeine Wahl ein italienisches Parlament einzubemfm, welches in Rom tagen soll. (B. B. Ztg.) 14. Sept. Alle Mächte, außer Oesterreich, England und Rußland, sprachen ihr Bedenken gegen die Okkupation Rom's aus; man versicherts, Baiern habe entschieden dage­gen protestirt. Der preußische Gesandte am päpstlichen Hofe, Frhr. v. Arnim, ist von Berlin hier'angelangt, hatte sofort eine lange Unterredung mit seinem Kollegen Grafen Brassier de Saint-Simon» wurde von Visconti-Vcnosta empfangen und reiste bereits nach Rom weiter. Lauza ernannte für die Angelegenheiten der römischen Pro­vinzen eine Kommission ans Gras Mamiani, Präsident, und den Her­ren Gerra, Finali, Silvagni, Lipari und Bompiani als Sekretär. Artillerie wird um 18 Kompagnien und 5 Batterie», Genie um 10 Kompagnien verstärkt. (Allg. Ztg.) Florenz, 16. Sept. Torre Orleando bei Civitavcchia hat sich ohne Widerstand ergeben. Die Truppen besetzten die Stadt. Offiziell: Cadorna sandte gestern einen Parlamentär an den General Kanzler nach Rom, worin er anfgefsr- dert wird, sich dem Truppeneinmarsch nicht zu widersetzen. Kanzler lehnte ab.

Rußland. Petersburg, 15. Sept. DasJonrn. de St. Petersbourg" sagt: Ein dauerhafter Friede könnte durch Wiederein­setzung Napoleon's nicht erreicht werden. Das Zweckmäßigste würde sein, ein Friede mit einer französischen Constituante geschlossen, nach­dem vorher Präliminarien und ein Waffenstillstand mit der pro­visorischen Regierung vereinbart wären.

Redigirl, gedruckt und verlegt von A. OelschlLger-