den Ausführungen des „Beobachters" einen Pinket, dessen Inhalt von allgemeinerem Interesse sein dürfte, und dem wir daher folgendes entnehmen:
Es ist lediglich keine Sicherheit dafür vorhanden, daß die auf der Adresse stehenden 150,000 Unterschriften lauter zum Unterschreiben sachlich berechtigte Per'onen darstellen. Beim Sammeln der Unterschriften hat man es, da cs den Sammlern natürlich vor Allem daran gelegen war, möglichst viele Unterschriften auf ihre Listen zu bringen, nicht so genau genommen, sondern eben wenigstens jede erwachsene männliche Person unterzeichnen lassen, ja es fehlt nicht an Anhaltspunkten dafür, daß sogar Frauen — die Namen ihrer Männer unterzeichnet haben. Unter diesen Umständen kann natürlich davon, daß die 150,000 Namen lauter wahlberechtigte Vollbürger darstellen — wie der Beobachter uns jetzt belehrt — entfernt keine Rede sein. Selbst wenn es aber so wäre, so würden diese 150,000 noch lange nicht das württemberglsche Volk, ja nicht einmal seine Mehrheit darstellen, da dieses nach des Beobachters eigenen Angabe» 346,222 wahlberechtigte Bürger hat.
Ganz wesentlich ist ferner, daß die Beobachters-Partei überhaupt nicht berecynge di- 150.000 Unterschriebenen einfach als zu ihr gehörig und mit ihren Bestrebungen einverstanden zu betrachten. Jene 150,<XX) wollen in ihrer großen Mehrzahl das gar nicht, was der Beobachter will. Sie wollen einfach Erleichterung der Militärlast Das hat der Beobachter zwar Anfangs auch gewollt, so lange er nämlich nicht wußte, daß die Negierung hierauf emgehen könne. Nachdem aber die Regierung hierauf emgehen will, bezeichnet er ihr Entgegenkommen als einen „Schacher", mit dem sich das Volk nicht werde abspeisen lassen und rückt heraus mit seiner eigentlichen Forderung — dem Sturz der Negierung. Diese seine Forderung stellt er nun auch als das Ziel jener 150,000 das, obwohl sie ansoMwasnie gedacht, so Etwas nicht unterzeichnet haben, und durch das Entgegenkommen der Regierung befriedigt sind! —
Hienach ist eS zu beurtheilen, wenn der Beobachter bei der Auseinandersetzung seiner Forderungen immer wieder die 150,000 Unterschriften in's Spiel bringt, und auf ihren Grund das württ. Volk oder doch seine Mehrheit als niit den Plänen der Beobachterspartei einverstanden darstellt.
sH Calw. (Sitzung deS K. Kreisstrafgerichts vom 10. Mai d. I- -chluß.) Der 3. Fall betraf die Untersuchungssache gegen den Flößer Christoph Kiefer von Calmbach, OA. Neuenbürg, wegen Diebstahls. Derselbe hat im Febr. 1869 im Staatswald Förten- berg, Revier Langenbrand, 30 aufbereitete Flößerstangen im Werthe von 2 fl. 24 kr. entwendet. Er wurde wegen dieses erschwerten Diebstahls zum Verluste der bürgerlichen Ehren- und der Dienstrechte und zu 14 Tagen Bczirksgefänginß verurtheilt. 4) Tie Untersuchungssache gegen die ledige Taglöhuerin Helene Knöpfte von Bartholomä, OA. Gmünd, wegen Diebstahls. Dieselbe hat am 22. März d. I. Nachmittags dem Jakob Killinger, Kübler in Nagold, ein tannenes Scheit Holz im Werche von 9 kr. von einer hinter dessen Haus in einem offenen Hofe befindlichen Holzbeuge entwendet. Sie wurde wegen dieses ihren ersten Rückfall in Vergehen wider fremdes Eigenthum begründenden Diebstahls zu der Bezirksgesängnißstrafe von 18 Tagen verurtheilt. 5) Die Untersuchungssache gegen den ledigen Schreinersgesellen Simon Wolfgang Hartmann ans Fürth in Bayern, wegen Körperverletzung. Derselbe hat am Sonntag, den 24. April d. I., Nachts in der Carl Zeeb'schen Bierwirtyschaft zu Herrenberg dem Kamiufegergesellen Martin Zeller von Wiblingen, zweimal je ein Schoppenglas in das Gesicht geworfen uud ihm hiedurch neben minder becenteuden Verletzungen eine Wunde im Gesicht zugefügt, in Folge deren der Verletzte 9 Tage lang arbeitsunfähig wurde. Hartmann wurde wegen vorsätzlicher im Affekte verübter Körperverletzung zu 21/2 Monaten Krcisgefängniß verurtheilt.
— Nagold, 12. Mai. ^Bäckerstrike.) In Folge eines von den hiesigen Bäckern geforderten, von dem Gemeinderathe aber nicht bewilligten Brvdausschlags haben wir seit heute Bäckerslrike, uud mußten wir den Morgenkaffee heute entweder ohne Brod oder mit altgebackenem genießen. Das Publikum sucht sich diesem Sinke gegenüber durch die Benützung des im vorigen Jahre neuerbanten Gemeinde-
— Stuttgart, 13. Mast Auf allerhöchsten Befehl haben Offiziere und Militärbeamte wegen Ablebens Sr. K. Hoh. des Prinzen Friedrich von Württemberg für die Dauer von 4 Wochen ein Trauerzeichm auzulegeu, bestehend in einem schwarzen !Flor am linken Oberarm. -- Fr i edri ch s h af en, 13. Mai. II. MM. der König und die Königin trafen gestern Abend kurz vor 7 Uhr hier ein.
— Mittwoch Nacht um 11 Uhr wurde in Eßlingen auf offener Straße ein junger Mann, Kommis in einem dortigen Handlungshause durch Messerstiche lebensgefährlich verwundet. Der Thäter, ein junger Geometersgehilfe, ist verhaftet; der Beweggrund soll Rache gewesen sein, da der Thäter von dem Kommis wegen einer kleinen Schuld eingcklagt worden war.
— In den parlamentarischen Kreisen Berlins thcilt man sich seit einigen Tagen mit, daß die Erhöhung des Militäretats, welche dem nächsten Reichstage angesonnen werden solle, weit höher sein werde als man früher vermuthet. Man hatte geglaubt, Herr v. Roon werde statt 225 Thlr. per Kopf 238 oder vielleicht 240 Thr., d. h etwa 4 bis 4l/z Mill. jährlich mehr, fordern, und zweifelte sckon bei dieser Angabe mit Recht, daß der künftige Reichstag, wenn er nicht vollständig ministeriell ist, sich bereit finden lassen werde, auf einen soG chen, das Land, das eine Erleichterung fordert, noch mehr belastenden: Antrag eiuzugehen; es scheint indeß, daß der angenommene Satz noch, bei Weitem nicht den Wünschen der Militärverwaltung entspricht.
Italien. Rom. In der Concilsangelegenheit ist als Neuestes der Inhalt der Note Oesterreichs an dessen Gesandten in Nom, sowie die Antwort des Cardinals Antonelli auf die französische Note bekannt geworden. Die österreichische Note enthält als wesentlichem Ausspruch: daß „die öffentliche Meinung sich nicht ohne Grund gegen gewisse Manifestationen auflehnt, die, wenn sie auch zur Stunde erst in dem Stadium des Projektes sind, -allerdings, wenn sie real>- sirt werden sollten, eine uuUbersteiglichc Kluft zwischen den Gesetzen, der Kirche und denen, die den größten Theil der modernen Gesellschaft regieren, bilden würden. Die Nähe dieser Gefahr reiche hin, die Ge- müther unendlich zu verwirren, und die k. k. Regierung würde ihre Pflichten vergessen, wenn sie, aus Respekt für die Freiheit eines Andern, es nicht versuchen würde, ihre Stimme zu erheben, das Uebel anzudenten und die Folgen desselben zu bezeichnen, soweit eö eben sie betrifft." Sodann sagt dieselbe, nachdem sie die 2 Canones (Syllabus) berührt hatte: „dieses Factum — nämlich die Existenz des bezüglichen Entwurfes — genügt schon, die Aufregung der Gemüther zu. rechtst rtigen und die k. k. Regierung zu zwingen, der Enthaltsamkeit sich zu entäußern, die sie bis zur Stunde so strikte beobachtet hat. DerJnhalt einiger dieserCanones ist von einer Tragweite, welche dergestalt die Aktion der Civilgesetzgcbung zu lähmen uud den nothwcndigen Respekt eines jeden Staatsbürgers den Gesetzen seines Landes gegenüber zu zerstören trachtet, daß kein Staat der Verbreitung solcher Doktrinen glei:gültig zuschauen kann." Die Note schließt mit den Worten: Wir könnten vor der Erfüllung einer gebieterischen Pflicht nicht zurückweichen und eine solche Pflicht ist: den Gesetzen des Staates den Respekt zu sichern, den jeder Staatsbürger ohne Ausnahme uud unter allen Umständen ihnen schuldet. Die k. k. Regierung wird sich demnach das Recht wahren müssen, die Publikation eines jeden Aktenstückes zu verbieten, das die Majestät des Gesetzes verletzt, und jede Person, die ein solches Verbot verletzt, wäre vor der Justiz des Staates für ihre Haltung verantwortlich. Unser^-Gewissen befiehlt uns» forthin au berechtigter Stelle die ernsten, ahsr unausbleiblichen Folge« auseinander zil setzen, welche die im Conzil erfolgende Adoption von Dekreten, ähnlich denen, auf welche wir die Aufmerksamkeit lenken, haben müßte. Man soll uns nicht eines Tages im Lande oder in Rom vorwerfen können, daß wir durch unser Stillschweigen zu Entscheidungen ermuthigt hätten, welche im Stande sind, die tiefste Erregung in die Beziehungen zwischen Staat undMrch. zu schleudern." — Die „Unita Cattolica" veröffentlicht eine Dankadresse an den Pabst für die Vorlage des Schemas von der Unfehlbarkeit. Es wird darin der Sturm der Meinungen erwähnt; die Unfehlbarkeit dess heiligen Stuhles sei zu einem Zeichen des Widerspruchs geworden. Nun heißt es: „Du hast, heiligster Vater, gegen den zu raschen Fortschritt dieses , . ^ , ,, Uebels das wirksamste Mittel herbeigebracht, indem Dn erlaubtest,
Backhauses in emer Weste zu helfen, daß mau glaubt, es sts hsisie s^- ^neile das Dekret, durch welches rllein ein so großer Lllurm Kirchweihsamstag. Ta du Väter der Ltadt überdieß ^r startische- kann, vorgelegt werde."
IN Griechenland. Athen, 7. Mai. Der König befindet sich
fortwährend in einer sehr gedrückten Stimmung. Sein Namensfest
Rechnung Äu d backen und verkaufen lassen, so sehen wir der Been digung dieses Strikes umsomehr mit Gieichmuth entgegen, als die Bäcker allem nach schon morgen ihre Geschäfte wieder aufuehmen werden. — (Die vorstehend ausoesprocheneVcrmuthung hat sich vollkommen bestätigt, indem sie Bäcker am Freitag Morgen wieder ihre Wecken auf den Bäckerläden ausgestellt hatten)
wurde Heuer auf ausdrücklichen Befehl nicht gefeiert. Vom Februar 1869 bis heute wurden 168 Briganten unschädlich gemacht, davon wurden 62 getödtct.
Redigier, gedruckt und verlegt von A.Oclschläger.