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Nebcr Nas metrische Maß. und Gewlchtssystem.

(Fortsetzung und Schluß.)

Um einer Revolte schwäbischer Hausfrauen zu Gunsten des al­ten Gewichtssystems vorzubeugen, wird ihnen gestaltet werden, das bisherige, j in ihren Haushalt so tief eingreifende Pfund beizubehal- te«. Der Akt gesetzgeberischer Galanterie läßt sich sehr einfach und naturgemäß vollziehen. Die Herren Gesetzgeber brauchen einfach das Kilogramm zu halbiren, um unser bisheriges Zollpfnnd (— 500 Gramm oder 5 Hektogramm) zu retten. Wenn mithin 1 Kilog.amm — 2 Pfund ist, so sind 50 Kilogramm gleich unserem bisherigen Eentner, den wir auch^behalten werden, lOOOKilogramm, also LOCenlner bilden die Tonne.

Verhältnißzahlen:

1 Gramm ( 6 ) — 1/4 Qt.

500 Gramm (5 Hektogramm) — 1 Pfd.

1000 Gramm (1 Kilogramm) — 2 Pfd.

50 Kilogramm — 1 Ctr.

1000 Kilogramm (20 Ctr.) — 1 Tonne.

Man sieht, daß das neue Maß- und Gewichlssystem, wie es in Vorstehendem erläutert worden ist, trotz seiner Einfachheit doch eine nicht unbedeutende Revalution in unsere bisherige Anschauungs- und Vorstellungsart über Maß und Gewichtswerth, in unsere bisherige iistimatorische Behandlung der Maß- und Gcwichtsgrößen, kurz, in unsere bisherige Rechnungsweise bringen wird. Man findet, daß der Uebergang von den alten zu den neuen Maßen allerdings für Biele schwierig sein und manches Ohrenkratzen veranlassen wird. Alan begreift die Stellung, die mancher Gewerbsmann gegen die ^Neu­erung, wenn auch nur mit der Faust im Sack, nehmen wird. Aber alle weiden ihrer einst froh werde», wenn sie

III. ihre wefe»tlichen Vorthcile insbesondere aus dem Wege eigener Erfahrung werden kennen gelernt haben

Auf einen, auf die große Verbreitung derselben, ist in­direkt schon hiugewiesen worden. Außer in Frankreich und Deutsch­land haben die metrischen Maße schon in Belgien und Holland, in Spanien und Portugal, in der Schweiz, in Italien und Griechenland, in mehreren Staaten Südamerikas und in Mexiko Eingang gefun­den. Aach England und Oesterreich haben ihre Einführung zuge­sagt, und Rußlands Handelsministerium und oberste Zollbehörde hat die Anwendung jener Maße wenigstens beim int ernati 0 nalen Ver­kehr beschlossen. Auch fernhin nach Afrika zum weltberühmten Rie­senbau der Neuzeit, zum Suezkanale, führen unsere Betrachtungen, ist einleitend augedeutet worden. Und wie so? Die neue Weltstraße hat sich mit ^dem neuen Weltmaße so zu sagen associrt: bei ihrer Benützung werden die Gebühren nach Tonnen erhoben. Schade freilich, daß die neue Handelsfirma „Suez und Welt maß V wie wir sie taufe« können, bis jetzt so wenig lucrative Geschäfte gemacht hat!

Daß alle Maße und Gewichte einund diese lbeEiuheit haben, von welcher aus die Ober- und Unterabtheilungen sich auf die einfachste und leichteste Art ronstruiren, niuß in die Augen gefallen sein. Bei allen Maßen ist da« Meter die Einheit, nicht bloß bei den Flächen- und Körper- (den Längemaßen ja ohnedieß), sondern auch bei den Flüssigkeitsmaßen und dem Gewicht: ein Kubikdecimeter ist ein Liter, das Gewicht eines Liters ist ein Kilogramm. — Diese gemeinsame Einheit für alle Maße muß in Verbindung mit der glei­chen Theilung und Vervielfältigung der letzlern ihre durchgängige Uebereinstimmung unter einander als weitern Vorzug zum Product haben: z. B. ein Kubikmeter faßt, hohl angenommen, 1 Kiloliter (1000 Liter) Wasser, und dieses wiegt 1()00 Kilogr amm, oder: ein Kubikdecimeter, hohl gedacht, mißt t Liter Wasser, und dieses wiegt ein K ilogramm; oder: ein Kubikcen- timeter saßt 1 Milliliter Wasser, und dieses wiegt gerade 1 Gramm.

Die unmittelbare Beziehung des Raummaßes ei­nes Körpers zu seinem Gewicht dürfen wir auch nicht übergehen,

Metermaße aus naheliegenden Gründen sich nicht allzuoft

100—150 Gulden werden so« gleich gegen doppelte Versicherung aufzunehmen gesucht; von wem? ist zu erfragen bei

_der Expedition dieses Blattes.

Quantum Wasser. Dieses „specifische" Gewicht ist aber für die an, meisten in Anwendung kommenden Körper längst auf das genaueste bestimmt. Da nun jedes Kubikdecimeter (jedes Liter) Wasser 1 A logramm wiegt, so würde ein Kubikdecimeter eines Körpers,Zder ; B 21mal schwerer ist Hals Wasser (Platin), 21 Kilogramm, und da ein Kubikmeter (— 1 Kilometer) Wasser 20 Ctr. (— 1 Tonne) wiegt, ein Kubikmeter desselben 21 mal so schweren Körpers 2) X 20 Ctr. — 420 Ctr. oder 21 Tonnen wägen.

Der hauptsächlichste und in die A-igen fallendste Vorzug k Metersystems liegt übrigens in der

dekadischen (auf der Rechnung mitZehnern beruhenden) T h ei- lung s e i n e r E i n he i t e n.

Unwillkürlich kommt un« hiebei jene Anecdote in den Sinn, die im Ausgang des Jahrs 1866 oder im Anfang des Jahrs 67 ihre Runde durch unsere Journale machte und erzählte, eine studentische Verbindung strebsamer russischer Jünglinge hätte dem Herrn von Bismark eine Dankcsadresse für die'thatsächliche Zusammenfassung ver­schiedener, das Gedüchtniß beschwerender und überladender deutsch-geo­graphischer Begriffe in ein Ganzes übersandt. Wie ein russiches Ge- dächtniß sich gegen Deutschlands Nomcnclatur sträuben konnte, so mußte bis zur Stunde dem speculativen Verstände des Deutschen die Eintheilung der Elle in 2, 4, 8 und 16, die des Scheffels in 8 32 und 2o6, die des Eimers in 16 und 160 und 640 Theileü. s-f. eigentlich widersinnig erscheinen. Tic durchs Metersystem aber stetig auf die Zahl 1v basirte Eintheilung der verschiedensten Maße und Gewichte wird einem so einfachen Postulate der Vernunft ver­söhnend entgegenkommen. Die bisher oft so umständlichen Operativ- nen des Reduzirens und Resolvireus fallen beim metrischen Rechnen im Grunde fast weg bei dem, der mit Dezimalbrüchen umzugehen versteht, jedenfalls werden sie fast einzig zu einem Act mechanischer Thätigkeit: er rückt einfach das der Einheit jeder Maßart rechts un­ten beigegebene Komma um die erforderlichen Stellen von rechts nach links oder umgekehrt von links nach rechts, so daß cr^z. B. 96,782Z m durch einfache Versetzung des Dccimalkommas von rechts »ach link» 9,6783 Dekameter oder durch Versetzung desselben bedeutungsvolle» Striches von links nach rechts 967,83 Decimeter erhält.

Wie einfach hienach die W e r t h be st i m m u n g eines Gegen­standes werden wird, leuchtet von selbst ein. Wenn ein Liter Most 6 kr. kostet, so kosten 2 Kiloliter 200 fl. Denn 1 Kiloliter (— 1000 Liter) kostet 1000 mal mehr als 1 Liter, also 1000 X 6 kr. (— 1000 Sechser) —100 fl. 2 Liter mithin 2 -j- 100 fl. — 200fl.

Wenn nun vollends unsere bisherige Münzen das ebenfalls auf dem Decimalsystem beruhende Fron kcnsystem ablöscn wird — wie mit allem Grund zu hoffen steht —sowird man wohl den größten Theil der gewöhn­lichen Rcchnungsfälle „im K 0 p fc" lösen können. Was man aber noch schrift­lich wird rechnen muffen, wird weit rascher als bisher geschehen können.

Reichen wir also der im inländischen wie internationalen Verkehre uns bevorstehenden Neuerung eine »rundlichst begrüßende Dankcshand! - — Das Bestreben, welches uns bei vorliegend ausgeführtem Versuche das leitende Motiv war: dem oder jenem eine Brücke zum unabweislichcn lleber- gang vom Alten zum Neuen schlagen zu wollen, begleitete vom Aufang bis zum Ende das Bewußtsein, daß die beabsichtigte Dienstleistung, auf den ge­gebenen Rqhmcn eingeengt, wohl nicht« weiter bieten könne, als — eine Brücke. Calw, im Februar 1870.

Theater.

Zum lctz-en Mal — vorausgesetzt, daß die Ehre es nicht an­ders gebieten sollte — greift heute der Recensent zur Feder, um den knabenhaft componirten und stylisirten Angriff in Nro. 37 an im rechten Platz zu stellen. Sich auf eine Widerlegung eines solchen Gegners einzulassen, wäre klaftertief unter unserer Würde. Aber der Künstlergesellschafk, welcher wir in uneigennützigster und vorurtheilSlo- sester Weise dienen wollten, muß schon des bisher eingenommenen Standpunktes wegen noch ein Abschiedswort gesagt werden. Wir ver­zichten ans den zweifelhaften Ehrenposten eines Recensenten von dem Augenblick an, in welchem wir unseren Recensionen Motive nnter- obwohl vielleicht diese Bedeutung der schoben wissen, welche den Stempel der Verworfenheit an der Stirne

in prac- ^ tragen würden, wenn sic zuträfen. Wir wollen fortan unstre Perlen

tischen Fällen Hervorthun dürfte. Aber ist cS nicht bequem, da > für unö behalten. Aber die Wahrheit, welche der Cardinalpunkt im Gewicht eines schweren Körpers mathematisch . genau destim- i st ireb m des echten Künstlers sein muß, sott hier noch einmal öffent- men ;n können, ohne daß man?ihn zum Waaameisttr Thndu m, lich und herzlich mit gemeint ausgesprochen sein: Wer nicht Aus- wohnhaft bei der K. Reparaturwerkstatt- in Calw, schleppen lassen stell nn gen, welche thatsächlich begründet sind, sogar muß? Und da« kann man, sobald man die Croenschwere, das sog. tdem Kritiker zu verdanken das in ne re Bedürsu iß^hat,

jpecifis che Gewicht, eines Körpers kennt, d. h. sobald man weiß, wird ewig e i n S- t ü m p e r bleibe n. Und nur ein L-lüm-

wie viel mal derselbe schwerer ist als das denselben Raum einnehmende per hat in Nro. 37 sein Gewäsch prcisgegeben. Der, brsh cnge R cccnM,

..»-»—> - Redigirt, gedruckt und »erlegt von A. Oclschläger.