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Tcrgesncuigkeiten.
— Dem von Sr. Maj. dein Könige von Baiern zum K. Bair. Konsul in
Stuttgart cruannlen Baiiquicr Georg D ör lenk ach daselbst ist da« Exequatur crthcill worden. (St.A.)
m Calw. In der Sitzung des K. KreiSstrafgerichrs vom 13. Aug d. I. kamen folgende Fälle zur Verhandlung: 1) Die Unter
suchungssache gegen Conrad Grimm, Schullehrer in Whengsletr, früher Schultheiß in Connwciler wegen Verkürzung öffentlicher Einkünfte. Derselbe hat bei dem von ihm in seiner amtlichen Eigenschaft als Schultheiß von Connweiler am 26. Febr 1867 geleiteten Holz verkauf in dem dortigen Gemeiudewald 3! Stamme Langholz um die Summe von 76 fl. 36 durch den von ihm als Zwischenperson ausgestellten Holzhändler Ludwig Jürt von Connweiler für sich ersteigern lassen. Er wurde wegen verbotswidriger Theilnahme an einem seiner amtlichen Leitung anvertrauten Verkaufe zu der Geldstrafe von 25 fl. und in die Kosten vcrurtheilt, von der Beschuldigung der Bezmcckung oder Erreichung eines unerlaubten Vortheils bei dieser Beteiligung aber freigesprochen. 2) Die Untersuchungssache gegen Joseph Müller, Taglöhner von Unterthalheim, OA. Nagold, wegen Körperverletzung. Derselbe hat am 30. Juni d. I. Mittags in der Höschele'schen Mcnagehütte in Emmingen, OA. 'Nagold, dem Maurer Johann Georg Knödel von Hagelloch mit einem Bierglas mehrere Schlüge auf den Kopf versetzt und ihm dadurch 4 Wunden beigcbrachk, welche eine Arbeitsunfähigkeit des Verletzten von etwa 16 Tagen zur Folge hatte. Er wurde wegen im Affekte verübter Körperverletzung zu 1 Monat KreiSgefüngniß, geschürft durch 4malige Kostschmälernng und in die Kosten verurtheilt. 3) Die Uutersuchungssache gegen Friedrich Haselmaier ledigen Küfer von Nothfelden, OA. Nagold, wegen Körperverletzung. Derselbe hat in der 'Nacht vom 20/21 Juli d. I, auf der Straße zu Nothfelden in der Nähe des dortigen Bärenwirths- hauses dem ledigen Bauernknecht Andreas Hartmann von Warth, durch einen Stich mit einem Messer am linken Vorderarm eine Verletzung beigebracht, welche eine 8 tägige Arbeitsunfähigkeit des Verletzten zur Folge hatte; ferner hat er den herbeigekommenen Bauern Friedrich Stoll von Warth, mit einem Messer in die linke Schulter gestochen und ihm hiedurch eine Verletzung zugefügt, durch welche eine 10—12 tägige Arbeitsunfähigkeit verursacht wurde. Das Gericht ver- urtheiltc ihn wegen zwei im Affekte verübter mit vorübergehender Arbeitsunfähigkeit verbundener Körperverletzungen zu der durch 4 malige Kostschmälerung geschärften Kreisgefängnißftrafe von 4 Monaten und in die Kosten, sprach ihn jedoch von der Beschuldigung einer erschwerten, mit Vorbedacht verübten Körperverletzung frei.
— Stuttgart, 30. August. Heute früh ist der Hr. Professor Dr. v. Hefele nach Fulda zur Konferenz der deutschen Bischöfe von hier abgereist, wo er letzten Freitag sich verweilt hatte.
— Stuttgart, 29. Aug. Gestern Abend fand die erste Bundeskonferenz des süddeutschen evangelischen Jngendbundes hier statt. Von den 30 Vereinen in Württemberg und Baden, die denselben bilden, waren 16 württembergische und 5 badische vertreten. Außerdem waren erschienen ein Vertreter des Jugendbundes in Berlin, 2 Deputirtc des rheinisch-wcstphälischen, 2Dcpntirte des ostpreußischen Jugendbunds und Vertreter der Jugendvereine zu Calw und Kornthal. Die Confe- renz beschloß, daß die Jahresberichte künftig aus den 1. August an den Vorort eingesandt werden sollen und beauftragte den Bundes aus- schuß mit Abfassung einer kleinen, möglichst gedrängten Schrift über die Jünglingsvereine und ihre Bestrebungen.
— Der HandU mit Trauben als Tafelobst dürfte, durch die Eisenbahn begünstigt, Dimensionen annehmen, die bis jetzt noch nicht recht begriffen werden; selbst in Stuttgart ißt man italienische Trauben und die schwäbischen Trauben haben nach dem Norden ein fast unbegränzlcs Gebiet; die Weingärtner begreifen die Chance bereits und in Kirchheim wird eben ein Weinberg als Muster angelegt, der wesentlich die Erziehung von Trauben als Tafelobst im Auge hat.
— Klein-Süßen, OA. Geislingen, 29. Aug. Diesen 'Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr brach im hiesigen Orle aus einer bis jetzt noch unbekannten Ursache Feuer ans, durch das der ganze Ort in der großen Gefahr schwebte, nicderznbrenuen. Die Feuerwehren von Göppingen und Geislingen erschienen, vom Telegraphen zu Hilfe gerast n schleunigst auf dein Platze, und ihrem wohlorganisirten Vorgehen hat
man eS.zu verdanken, daß das Feuer trotz des starken Windes auf 5 Gebäude, darunter 2 Scheunen, beschränkt blieb. Auch aus den nächsten Nachbarorten war Hilfe sehr frühzeitig herbeigekommen. Die reichlich eingcheimsten Erntcerzeugnisse konnten nicht gerettet werden und es ist dadurch der'Schaden, dessen Größe noch gar nicht angegeben werden kann, ein sehr beträchtlicher geworden.
— Ulm, 26. Aug. Gestern wurden von den am 22. August bei der Wassersahrt auf der Donau verunglückten Personen bei Elchingen die Leichen der 16 Jahre alten Anna Steiner und des Christian Hirschenauer, bei Leiphcim die der Barbara Hirschenauer, und bei Fahlheim die der Pauline Lechmann anfgefunden. Auch bei Lauingen wurde ein männlicher Leichnam ausgefnnden. Die Zahl der fehlenden Leichen betrügt noch fünf.
— Die deutschen Bi cnenwir the tagenvom 14. bis 16. September in Nürnberg.
— München, 30. Aug. Der Erzbischof von München ist zu den Konferenzen deutscher Bischöfe nach Fulda abgereist, wo sich, wie die „Bair. Landcsztg." vernimmt, alle baierischen Bischöfe einfinden werden. — Am Samstag ist das bäurische Äundesschicßen in Fürth zu Ende gegangen und Sonntag Nachmittag die feierliche Preisver- theilnng oorgenommen worden. Sehr interessant waren bei diesem Schießen die Wettkämpfe im Schnellfeuerschießen zwischen einem Wcr- der'schen und einein Martini'schen (Schweizer) Gewehre. Das Werder'sche Gewehr errang bezüglich der Geschwindigkeit den Sieg, indem in einer Minute 2l Schüsse abgcfeuert werden konnten; bezüglich der Treffähigkeit dagegen gewann das Martiui'sche Gewehr die Oberhand, indem die in einer Minute abgefeuerten 18 Schüsse als Resultat 15 Treffer und 17 Punkte lieferten. — Zu der Enthüllung des Göthedenkmals hat Freifrau v. Gleichen-Rußwurm, Tochter Schiller's, einen prachtvollen Lorbeerkranz übersendet. Das Standbild zeigt uns Göthe in seiner Jugend, bekleidet mit der Toga, die Leyer in dein linken Arm und das Haupt mit Lorbeer nmkränzt.
—> Auf eine Aufforderung des Dr. v. Kißling aus Linz hin hat sich gestern eine größere Anzahl von Juristen in der Aula der Universität als „ Verein fiir Abschaffung der Todesstrafe" konstituirt- Die Thätigkeit des Vereins soll sich auf Deutschland und Oesterreich diesseits der Leitha erstrecken. Der Beitritt ist jedem volljährigen unbescholtenen Mann gestattet. Das Centralburcau ist vorerst in Linz, weil viele dort schon ihren Beitritt erklärt haben. Filial - Bu- rean's sollen in ganz Deutschland errichtet werden.
— In Nordschleswig scheint eine allgemeine Abstimmung ohne behördliche Aufforderung unter der dänischgesinnten Bevölkerung in Scene gesetzt werden zu sollen, „Dybbolposten" enthält eine von 14 Mitgliedern der dänischen Partei unterschriebene Aufforderung zu dem Zwecke, welche bereits den Abstimmungsmodus dekaillirt.
— Krakau, 26. Aug. Die Oberin des Karmeliterinnenklosters und deren Stellvcrtreterin sind heute gemäß Gerichtsbeschlusses auf freien Fuß gesetzt und unter Militärbewachnng nach ihrem Kloster znrückgcbrachl worden.
Belgien. Ein Cougreß der Hutmacher in Brüssel beschäftigt sich mit der Ausgabe, den Cylinderhut, auch Ofenrohr, Angströhre genannt, abzuschaffcn und einen hübschen und praktischen Hut für alle Männer emzuführen.
Amerika. Die Mississippi-Blätter befürworten die Verlegung der Bundeshauptstadt von Washington nach St. Louis, wodurch sie eine Lage bekäme, welche der im Lauf dieses Jahrhunderts gänzlich veränderten Gebietsgestaltung der vereinigten Staaten entspreche. Als im Jahre 1790 Washington im Mittelpunkt des damaligen Gebiets als Bundeshauptstadt gegründet wurde, zählte die Union nur 3,329,800 Einwohner, ein Zehntel der heutigen Bevölkerung, auf 610,512 Quad- ratmeileu, hf des heurigen Gebiets (ohne Alaska 2,050,264 Quad- ralmeilen, mit Alaska 3,5)27,654 Quadrarmeilen. Centrum der heutigen Union sei nun eben St. Louis und man hofft dort, daß die westliche» Kougreß-Abgeordneten bereits im nächsten Winter die nölhi- gen Schritte thnn werden, welche St. Louis innerhalb fünf Jahren zur Bundeshauptstadt und innerhalb des nächsten Vierteljahrhundert« zur bevölkertsten Stadt der Union (New-Iork vielleicht ausgenommen) machen werden.
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