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die ledige Heinrike Müller von UnKrjetlingen, OA. Herrenberg, we­gen Landstreicherci. DicsclbehatihrenBegränzungsortUnt;rjettingcnohneob- rigk itliche Erlaubnis überschritten,ist bis zu ihrrrVerhastung ohne erlaubten und dhne einen ordentlichen Erwerbszweig, oder zureichende Unterhaltungs - mittel außerhalb ihres Wohnorts herumgezogeu, und hat fortgesetzt gebet­telt und sich dem Trünke undMüßlggaug ergeben. Sie wurde wegen Überschreitung der Begrünzung, den 3. Rückfall begründenden Landstrei­cherei, wiederholten erschwerten Bctielns und wiederholter Asotie zu 6 Monaten Zuchtpolizeihau», zur Entziehung der Ehrenrechte auf 2 Jahre und in die Kosten verurtheilt. auch wurde verfügt, sie nach erstandener Strafe auf die Dauer von 2 Jahren unter polizeiliche Aufsicht zu stel­len. 4) Die UntersuchungSsachc gegen die ledige Dienstmagd Katha- rina Fischer von Gechingen, OA. Calw, und den ledigen Schrei- nersgesellen Carl Mössinger von Großbottwar OA. Marbach we­gen Diebstahls. Die Fischer hat Mössinger, ihren Liebhaber, dazu verleitet, im Mai und Juni d. I. ihrem Dienstherr», dem Restaura­teur Ziegler iu Calw. 15 Flaschen Bier, 10 Schoppen Wein, und 50 Stück Cigarrm im Gesammtwerthe von 5 fl. nach und nach ent­wendet und ihrem Liebhaber unentgeldlich zugewrndet; ferner hat sie im März d. I. an verschiedenen Tagen ihrem genannten Dienstherrn wei­tere 3 Flaschen Bier weggenommen und an eine Nätherin verabfolgt. Sodann hat Mössinger selbst bei einer Fahrt von Calw nach Lieben- «tl eine dem Fuhrknecht Riethmüller von Nufriugen gehörige, im Wagen offen dagelegene Tabakspfeife im Werthe von 48 kr.» entwen­det. Filcher wuröe wegen fortgesetzten erschwerten Diebstahls und wegen fortgesetzten polizeilich strafbaren Diebstahls neben dem Verluste der Ehrenrechte zu 3 Wochen BezirkSgefängniß nud Mössinger, wegen Anstiftung zu fortgesetztem erschwertem Diebstahl und wegen eine- poli- lich strafbaren Diebstahls neben dem Verluste der Ehrenrechte zu 5 Wochen BezirkSgefängniß verurtheilt.

Calw» 2. Aug. Heute Nacht l2'/z Uhr entlud sich ein hefti­ges Gewitter, in Folge dessen der Blitz i«' rin Wohnhaus de« Wei­ler« Eb erspiel einschlug und dasselbe binnen weniger al« einer Stunde in Asche legte. Das Vieh konnte noch gerettet werden, da­gegen verbrannte siimmtliche Habe de« Verunglückten, die, soviel wir vernehmen, nicht einmal versichert gewesen sein. Es ist dirßeine wie­derholt dringende Mahnung an Solche, die noch keiner Mobiliarver- stcherung beigetretrn sind, doch die geringen Kosten nicht zu scheuen und von den Vortheilen eines so nützlichen Institut« Gebrauch zu machen.

Bad Teinach, 26. Juli. Die Badegesellschaft versammelte

sich am gestrigen Abende zu einem improvisirten, fröhlichen Balle. Zu lebhaftester Freude stimmt es, daß dabei rin Schwarzwälder Bauer zwei Schwarzwälderinnen in dm Saal geleitete, einen Rnndtanz mit ihnen machte, nnd dann zu unserm Auerbach hintrat, welcher mit sei­ner liebenswürdigen Familie hier verweilt und mit der letzten Korrek. tur seine» im August erscheinenden Roman«: .Da« Landhaus am Rheine" beschäftigt ist. Auf die liebenswürdigste Weise überreichte die eine der Frauen, wohlgelungene Verse recitirend, dem gefeierten Dich­ter unter allgemeinem Jubel einen Lorbrerkranz und einen Strauß von Wald-, Wiesen- und Gartenblumen; der freudigste Zuruf wollte kein Ende nehmen. (Schw. M,)

Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind auf einer Reise nach Wildbad begriffen und in Brüssel angekommen.

Am 28. d. Abends 7 Uhr verschied in Dresden der Geh. Rath Dr. Karl Gustav Carus. Der Verewigte, geboren am 3. Januar 1780 war Präsident der kaiserlich Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher und Aerzte.

Posen. Ein entsetzliches Unglück trug sich kürzlich in dem Dorfe Zelazerno zu. Die Bewohner eines Familienhauses gingen mit Anbruch des Tages aufs Feld und schloßcn ihre noch schlafenden vier Kinder ein. Gegm 7 Uhr Morgens brach in dein leicht gebau­ten mit Stroh gedeckten Hause Feuer auS und griff, von Niemand beim Entstehen bemerkt» so schnell um sich, daß in wenigen Minuten das ganze Haus in Flammen stand, in denm alle 4 Kinder ihre» Tod fanden.

Ueber die Krakauer Geschichte berichten die Blätter; Auf die Frage, warum das Fenster der Zelle vermau.tt worden sei, gaben die Nonnen zur Antwort, weil die Ubryk unzüchtige Aeußerungen auS- sticß. Der Bischof Galccki hat alle religiösen Hebungen im Kloster fistirt und den dortigen Kaplan und Beichtvater ?. Pirtkiewicz » sacris suspendirt. Bon Seiten des Justizministeriums wurde sdcr Ober

siaatsanwalt Nal epa angewiesen, Alles anszubieten. um dir Mäng el die Stimm ung fr eudig erregt.

RcSigirt, gedruckt und verlegt von A. Oeljchläger

der ersten Untersuchungsstadien zu sancircn, und ihm sowohl als der politischen Behörde bedeutet, daß nach der Regicrungsanschauung kei­nerlei wie immer geartete Exemtion eines Klosters, oder der Kloster­frauen, oder sonst Jemandes von den Bestimmungen der Strafpro­zeßordnung eintreten dürfe. Gleichzeitig hat das Justizministerium dein Oberstaatsanwalt ausgetragcn, von drei zu drei Tagen über den Verlauf-der Untersuchung Bericht,zu erstatten, dem Obcrlandesge- richte jedoch eine» nachdrücklichen Verweis ertheilt wegen der Unzu- kömmlichkeiten bei der ' Erhebung des ThatbestandcS und demselben die Erwartung ausgedrückt, daß inil aller Energie auf rasche und strenggesetzliche Durchführung der Angelegenheit gesehen und hierüber periodisch berichtet werde. Man scheint also die Sache so streng zu nehmen, als es die Erregtheit der Gemüthcr erheischt. Am 26. bauerte das Verhör 14 Stunden. Demselben wurden unterzogen: die Oberin Maria Freisten. W.nzyk, 37 Jahre alt, die Stellver- tretcriu. und frühere Oberin Therese v. Kosiczkicwic; (alias Kosier- kiewicz), 65 I.» und eine dritte Schwester, die aus freien Stücken das Laos ihrer Mitschwestern theilt, Mauricia BobnowoSka, 30 I. Nach einem Schreiben an die .Presse" soll die Oberin dem Unter- suchungSrichter die Bemerkung gemacht haben, daß seit der französi­schen Revolution das erste Mal eine Nonne vor dem weltlichen Rich­ter erscheine", worauf ihr der Richter erwiederte: .Wir können froh sein, daß es ohne Revolution dazu gekommen ist, und daß wir in einem Staate leben, wo der christliche Grundsatz der Gleichheit so streng durchgcführt wird." Auch der Prior des CarmeliterklosterS in Czerna (bei Kczeszowice), Parter Julian K-zubski» der lange Zeit und auch letzthin das Aufsichtsrecht über das Kloster der bar­füßigen Carmeliterinnen in Krakau ansisbte, wurde vernommen und nach beendigtem Verhöre arretirt und in'S StrafhauS abgeführt. Wie es heißt, soll er seine letzte Visite in diesem Kloster am l8. d. M. abgehalten, di- Barbara Ubryk gesehen, jedoch Alle« in schönster Ordnung" gefunden haben.

Die Krakauer Klostcrgeschichtc, schreibt die .Nf fr. Presse", nimmt immer größere Dimensionen an, und e« wird der vereinzelte Fall sich zu der principicllcn Frage über die fernere Einrichtung de» Klvsterlebkn« in Oesterreich gestalten.

Linz, 28, Juli. Bischof Rudigier ist heute früh zu der chm aus morgen 10 Uhr Vormittag« vom Kaiser bewilligten Audienz nach Wien abgereist.

Bei dem Bankett, welches der Gemeinderath zu Wien den deutschen Journalisten gab, hat der Minister Giskra durch seine freisinnige Tischrede die ganze Versammlung wahrhaft hingerissen. Da« Bravo- und Hochrufen wollte gar kein Ende nehmen. Die Achtung vor der öffentlichen Meinung, welche in »er Rede ihren Ausdruck fand, ist ein markantes Symptom de« neuen Geistes, der in Oesterreich herrscht. Die Musikcapelle spielte nach diesem Toaste da« herrliche Lied: Wa» ist des Deutschen Vaterland?

Die französische Armee soll, um Ersparnisse zu erzielen, um 50,OM Mann vermindert werden, wenn e« wahr ist.

England. Der Plan, Calais und Dover vermittelst eines Tun­nels zu verbinden, ist nach dem Dafürhalten vonDaily News" al« aufgegeben zubetrachten, weiter,sauf 10,000,000 L. veranschlagt, sich nie­mals rentiren könne. Eie unterirdische Londoner Eisenbahn, die eben­fall« 4M,OM L. die Meile gekostet habe, trage, trotz ihrer vielen Zwischenstationen und ihrer starken Benutzung nur 4 Procent, und damit der Tunnel sich auszahle, müßten ihm täglich 25,OM Reisende ä 5 Schilling befördert werden, wozu e- nie kommen werde. Deß- halb sei das Beste, man lasse den Gedanken an den Tunnel fahren, und baue lieber große, bequeme Dampfboote. Leider aber können solche in den sehr mangelhaften Hafen von Calais nicht cinlaufen.

Schweden. Stockholm, 28. Juli. Die Vermahlung der Prinzessin Lovisa mit dem Kronprinzen von Dänemark hat heute Nachmittag 5 Uhr stattgefunden; die Trauung vollzog der Erzbischof Reuterdahl von Upsala. Um 8 Uhr bezab sich das junge Paar nach Schloß Haga, wo es mehrere Tage verweilen wird. Zur Feier der Vermählung war die Stadt Kopenhagen mit dänischen, schwedischen nnd norwegischen Flaggen geschmückt. Während der Stunde des Trauungsattes tönten von den Thürmcn Choräle und zwischendurch die Kanonensalutc der Wälle nnd Secforts. A -'endS großartiges Feuerwerk auf dem Norderfelde. Das Wetter prächtig,