Freitag, den 23. September 1938

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darte Brandenburg Präsentierte und die Trommelwirbel des Spielmannszuges er­tönten.

Die Menschenmenge bereitete Chamber» lain vor dem Hotel freundliche Willkom­menskundgebungen, für die der Premier­minister. nach allen Seiten hin lächelnd grü- ßend. dankte. Er begab sich dann, begleitet vom Chef des Protokolls. Gesandten Frei- Herrn von Doernberg. in das Hotel, wäh­rend Neichsaußenminister von Ribbentrop zum Nheinhotel Dreesen zurückfuhr, unter erneuten Heilrufen der Spalier bildenden Bevölkerung.

Premierminister Chamberlain, der einen außerordentlich frischen Eindruck machte, er- klärte wenige Minuten nach seiner Ankunft dem Sonderberichterstatter des DNB., daß sein Flug sehr interessant und von bestem Wetter begünstigt gewesen sei.Sehr beein­druckt/ so sagte er dann,hat es mich wieder, wie herzlich die deutsche Bevölkerung mich bewillkommnet hat. Diese Kundgebungen der Bevölkerung haben mich sehr er­freut/

Staatssekretär Freiherr von Weizsäcker und der deutsche Botschafter in London, von Dirksen, fuhren unmittelbar, nachdem sie die den Premierminister begleitenden englischen Gäste zum Petersberg gebracht hatten, nach Bad Godesberg. Die engste Begleitung Chamberlainz nahm, nachdem sie sich von der Reise etwas erfrischt hatte, im Speise­zimmer des britischen Ministerpräsidenten unter sich das Frühstück ein.

Chamberlain vom Führer empfangen

Der britische Premierminister mit seinen Mitarbeitern traf, geleitet vom Chef des Protokolls. Gesandten Freiherrn von Doern­berg, um 16 Uhr im Rheinhotel Dreesen in Godesberg ein. Der Führer empfing seinen britischen Gast am Eingang des Hotels und geleitete ihn in das im ersten Stock gelegene Konferenzzimmer. Sodann wurden die genau vor einer Woche auf dem Obersalzberg be­gonnenen Besprechungen zwischen Adolf Hit­ler und dem britischen Premierminister wie­der ausgenommen.

Die Besprechungen waren um 19.15 Uhr beendet. Sie werden am Freitagvormittag in Godesberg fortgesetzt.

Die Rückfahrt ins Hotel

Chamberlain kehrte auf dem gleichen Wege auf den Petersberg zurück. Auf der Rhempromenade harrten noch Hunderttau. sende, die den Ausgang der Besprechung ab­warteten und die Rückfahrt des britischen Premierministers mit freundlicher Anteil­nahme begleiteten. Der britische Staats- mann bestieg wieder die Fähre, die ihn über den Rhein brachte, auf dem nun in der Dunkelheit die grünen und roten Positions­lampen vieler Rheinschiffe aufleuchten. Von Dollenberg aus, auf dem rechten Rheinuser, fuhr Premierminister Chamberlain im Kraft, wagen über die herrliche Autostraße auf den Petersberg.

Godesberg - das Ariti-Nersailles-

Berlin, 22. September. Die zweite Zu­sammenkunft des Führers und Reichskanz­lers mit dem britischen Premierminister Chamberlain in Godesberg findet jetzt schon den ersten Niederschlag in der Weltpresse. Von der römischen Presse wird diese weltgeschichtliche Begegnung sehr treffend mit dem einen Satz gekennzeichnetGodesberg ist das Anti-Versailles", womit klipp und klar gesagt wird, dasi das Versailler Dik- tat, das sür eine Ewigkeit Bestand haben sollte, schon nach nur zwanzig Jahren voll­kommen zu einem Fetzen Papier gewor- den ist. Rom ist übrigens nach wie vor auf Grund der Losung des Duce für eine voll­ständige Lösung. Vermerkt wird auch, daß der britische Botschafter in Rom, Lord Perth, dem italienischen Außenminister Gras Ciano einen Besuch abgestattet hat.

Mit besonderem Interests sieht man natür- lich auch in England und Frankreich nach Godesberg. Die englische Opposition rührt sich bereits und nimmt vor allem gegen die Forderungen von Polen und Ungarn-in bezug aus die Abtrennung der Gebiete dieser Volksgruppen in der Tschechei Stellung. Auch die Budapester Presse hebt in ihren Kommentaren die weltenstürzende Bedeutung dieser Zusammenkunft hervor, denn es wird hier voneinem Wendepunkt der Nachkriegs­geschichte' geschrieben. Die Budapester Regie- rung hat übrigens ebenfalls wie Polen einen Schritt auch in Prag unternommen.

Lord Salifax zur LbamberlainMise

Glückwünsche für diese Friedensmission

London, 22. September. Außenminister Lord Halifax gab am Donnerstag Presse. Vertretern gegenüber eine Erklärung ab, in der er zunächst der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß jeder dem Premierminister Cham­berlain sür seine entschlossene Friedensmission Glück wünsche. Gleichzeitig wolle er die Oef- fentlichkeit ersuchen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und abzuwarten, bis der Premier­minister in der Lage sein würde, dem Lande den vollen Tatsachenverhalt mit- Meilen.

Es herrscht praktisch Anarchie

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Karlsbad, 22. September. Die Lage im gesamten sudetendeutschen Gebiet ist am Donnerstagmittag völlig uneinheitlich. Die Tschechen haben an einzelnen Stellen Grenz­orte geräumt und aufgegeben, insbesondere solche, die in Grenzvorsprüngen liegen und Vom deutschen Gebiet umschlossen sind. Fer­ner haben sie Teile der ersten Befestigungs­linie gesprengt. Die Detonationen der Spren­gungen wurden im deutschen Grenzgebiet an vielen Stellen gehört. An anderen Stellen dagegen ist erneut tschechisches Militär ein­getroffen und sind Geschütze und Maschinen­gewehre in Stellung gebracht worden. Unter den Offizieren herrscht ebenso wie unter den Anführern der in Heeresuniform ge­steckten roten Wehr und der Gendar­merie völlige Kopflosigkeit. Es weiß niemand mehr, ob man den Befehlen aus Prag über­haupt noch gehorchen solle, da es völlig sinn­los sei, die Sudetendeutschen weiter zu ter­rorisieren und sie an der Uebernahme der Macht zu hindern. Offiziere und Gendarme­riebeamte erklären ganz offen, daß dadurch die Lage der Tschechei nur noch verschlechtert werden könne.

In den Industriegebieten dagegen Hetzen die Kommunisten mit allen Mitteln zum bewaffneten Widerstad. Plünderungen von Wohnungen und Häusern habe» sich in der letzten Nacht zu vielen Hunderten ereig­net. Die Sicherheit des Eigentums und des Lebens ist in keiner Weise mehr ge­währleistet. Es herrscht praktisch Anarchie.

Die Einwohnerschaft der Orte wartet sehnsüchtig darauf, ausdemReichHilfe

zu erhalten. Immer wieder hört man die Frage: Wann denn das Sudetendeutsche Freikorps einmarschiere, die Orte besehe und so wieder Recht, Sicherheit und Ordnung schaffe? Man befürchtet in den Jndustrie- gegenden, insbesondere in den Gebieten von Brüx, Dux, Saaz, Reichenberg, Gablonz, Komotau, für die kommende Nacht schwere kommunistische Terrorakte, insbesondere Brandstiftungen, für die Kommuni­sten schon jetzt, teeilweise von Beamten und Militär unterstützt, alle Vorbereitungen ge­troffen haben. Bereits in der letzten Nacht wurde bei Warnsdorf der Versuch gemacht, mit Benzinfässern den großen Grenzwald in Brand zu stecken. Glücklicherweise gelang es, das Feuer im Laufe einer Stunde zu löschen.

Das gesamte Gebiet von Asch bis ein­schließlich Franzensbad ist von tschechischen Gendarmeriebeamten und Militär völlig ge­räumt. Sudetendeutsche Ordner haben den Ordnungsdienst übernommen. 306 Mann Gendarmerie, Soldaten und Beamte stellten sich in verschiedenen Trupps morgens an der Reichsgrenze den deutschen Beamten und baten, entwaffnet und interniert zu werden, da es nicht mehr möglich sei, in die Tsche­chei zurvckzugelangen. Sie wurden nach Plauen in ein Internierungslager überge­führt.

Blutiger Terrorakt in Weipert

Als die Bevölkerung von Weipert, froh, des unerträglichen Druckes ledig zu sein, einen Freudenumzug machte, um sich an der

Grenze mit der Bevölkerung von Bärenstein zu verbrüdern, warf ein tschechischer Beamter ohne jeden Anlaß eine Handgranate mitten in die Volksmenge. Die Folgen waren furchtbar. Man hörte Hunderte von Metern weit das Schreien und Wim­mern der Schwerverletzten. Sudetendeutsch« Turner gingen sofort zum Gegenangriff vor, um den Verbrecher unschädlich zu machen. Es entwickelte sich darauf eine Schießerei, bei der es auf beiden Seiten Tote und Verletzte gab. Am frühen Nachmittag sind jedoch ge­naue Einzelheiten noch nicht feststellbar. Ueber Weipert liegt eine Rauchwolke, so daß anzunehmen ist, daß Gebäude in Brand ge­steckt worden sind.

Feuerüberfall auf Seifhennersdorf

In der Nacht zum Donnerstag konnten di« Einwohner von Seifhennersdorf von sude­tendeutschem Gebiet her nach 1 Uhr vier schwere Detonationen von Spren­gungen hören. Die Sprengungen sind in etwa 150 Metern Entfernung von der Neichs- grenze ausgeführt worden. Die gesamte Ein­wohnerschaft wurde aus dem Schlaf auf­gestört. Kaum waren die Explosionen be­endet, als auf den sächsischen Grenzort Seif­hennersdorf ein regelrechter Feuer­überfall durch die Tschechen eröffnet wurde. Von der Grenze aus beschossen di« Tschechen den Seifhenncrsdorfer Gasthof Fleck", in dem die deutschen Grenzbeamten ihre Wache haben. Die deutschen Grenzbeam­ten, die sich zum Teil auf Streife oder auf Wachposten befanden, erwiderten das Feuer.

Neues tMWches Kabinen Sirevn

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Prag, 22. September. Das neue Prager Kabinett seht sich wie folgt zusammen: Mini­sterpräsident: Sirovh; Außenminister Krofra; Finanzen: Kalfus; Unifizie- rungsmimster: Dr. Josef Frie; Schul­wesen: Schub «t; Inneres: Cernh, bis­her Landespräsident für Mähren; Gesund­heitswesen: Professor Mentl; Handel und Gewerbe: Janaeek; Post- und Telegra­phenwesen: Dunovskh; Justizwesen: Dr. Fajnor; Eisenbahn- und Verkehrswesen: Kamenicky; Oeffentliche Arbeiten: Gene­ral Rosal; Landwirtschaft Reich; So­ziale Fürsorge: DH oral.

Sirovh, Krofta und Kalfus sind Minister, alle übrigen sind Sektionschefs, also nur Be­amte. Minister ohne Portefeuille sind: Peter Zenkl (Oberbürgermeister von Prag), B u- kovskh (Sokolführer), Vavrecka (der vor kurzem mit der Leitung des Agitations­ausschusses der Regierung betraute Bata- GeschäftSsührer, jetzt ebenfalls ohne Porte­feuille).

Wie weiter verlautet, ist das gesamte bis­herige Kabinett Hodza alspolitisches Komi­tee" mit dem bisherigen Ministerpräsidenten ebenfalls in das Kabinett ausgenommen. Die Einsetzung des Kabinetts Sirovh erfolgte durch Handschreiben des Staatspräsidenten Benesch.

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Wie es zum Rücktritt des Kabinetts Hodza kam

Prag, 22. September. Wie wir erfahren, ist die tschecho-slowakische Regierung zurück­getreten. Ministerpräsident Hodza hat sich zu Staatspräsident Benesch begeben, um die Demission seines Kabinetts mitzuteilen. Es sind Bemühungen im Gange, eine neue Regierung auf breitere, Grundlage unter Einbeziehung hoher Militärs zu bilden. Wie Reuter aus Prag meldet, hat General Sirovh, Generalinspekteur der Armee, den Auftrag zur Bildung der neuen tschechischen Regierung angenommen.

Am Donnerstag früh verschärfte sich die Spannung in Prag so sehr, daß in zahl- reichen Betrieben die Arbeiterschaft die Ar­beit niederlegte und erneut sich ungeheure Demonstrationszüge zur Burg emporwälz, ten, dem Dienstsitz des Staatspräsidenten Benesch. Unter dem Eindruck der ungeheuren Demonstrationen entschloß sich die Regie- rung Hodza, wie um 11 Uhr bekannt wurde, zumRücktritt. Es wurde gleich­zeitig mitgeteilt, daß im Laufe des Nachmit- tags eine Regierung der nationalen Konzen­tration gebildet werden würde und darüber zur Zeit Besprechungen beim Staatspräsi- denten stattfinden.

In diese Regierung der nationalen Kon­zentration sollen in erster Linie eine Reihe von Generalen einbezogen werden. Als Mini­sterpräsident nennt man den Armeeinspek» ieur General Sirovh, der als besonderer Freund der Sowjetunion gilt und dort seine Ausbildung erfahren hat. Man nennt ferner

als künftige Negierungsmitglieder den Gene, ralstabschef Krejzy und den volkssozialisti- schen Senator und Oberbürgermeister von Prag, Zenkl, der über den Prager Rundfunk heute eine Ansprache an die Bevölkerung hielt.

Die Sokolverbände sind in starkem Maße für den Ordnungsdienst eingesetzt worden. Die Prager Burg, aber auch die Gebend der Deutschen Gesandtschaft werden seit Don­nerstag früh nicht mehr durch Polizei, son­dern durch Militär gesichert.

In Prag herrscht allgemein der Eindruck, daß es sich bei der neuen Regierung um eine klare Militärdiktatur handeln werde. Gegen Mittag wälzten sich aus den Vor­städten erneut riesige Demonstrationszüge mit Hochrufen auf die Sowiet- republik und roten Fahnen durch die Straßen der Stadt. Obwohl an der Karls­brücke sich ihnen Militär entgegenstellte, ge­lang es ihnen, auf das andere Moldau-User zu gelangen und ihren Weg zur Burg fort­zusetzen.

Eine spätere Meldung gibt die Lage wie folgt wieder: Zehntausende von Demon­stranten belagern nach wie vor das Parla­ment. Die Polizei ist kaum in der Lage, auch nur einigermaßen die Ordnung aufrechtzu­erhalten und mußte erneut Sokolmitglieder zur Hilfeleistung heranziehen. Die Tschechen­sender verbreiten alle Augenblicke die Nach­richt, daßabsolute Ruhe" in Böhmen herrsche, der beste Beweis, daß diese Behaup. tung nicht zutrifft. Kommen doch aus allen Teilen des Landes Meldungen von kommu­nistischen Unruhen. Die Kommunisten, die überall zum Widerstand aufwiegeln, erklären heuchlerisch, daß ihnen an einer Regierungs­beteiligung nichts liege. Sie fordern aber, daß die übrigen Parteien darauf verzichten, die Bildung einer reinen Militärregierung zu ermöglichen.

Geschützdonner aus Sraslltz

Berlin, 22. September. Der VB. meldet aus Klingenthal: Während der tschechische Rundfunksender um 19.15 Uhr aus Prag seine beruhigenden Phrasen in die Welt streut, straft ihn der Geschützdonner Lügen, den wir hier in Klingenthal zur glei. chen Stunde von jenseits der Grenze hören. Unser Sonderberichterstatter zählte zehn bis zwölf Schüsse. Wie Ortskundige berichten, soll der Geschützdonner von drei Haubitzen stammen, die auf dem Kirchberg unweit Falkenau Stellung bezogen haben. De« sude­tendeutschen Bevölkerung, di« am Morgen mit soviel Begeisterung in ihre angestammt« Heimat zurückgekehrt ist, hat sich eine große Erregung bemächtigt. Hundert«, die im Lauf« des TageS nach Graslitz übersiedelten, find in der siebten Abendstunde wieder über die reichsdeutsche Grenz« nach Klingenthal ge­flüchtet, wo Stadtverwaltung und RSV. ihre helfende Tätigkeit wieder aufnahmen. Um 2v.45Uhr sind wieder mehrere dumpfe Ein­schläge zu hören, die aus Sprengungen ost­wärts Graslitz hindeuten.

Um 18 Uh, suchte unser Sonderbericht­erstatter eine« jungen Sudetendeutschen,

Franz Lowasser aus Schönberg bei Graslitz, auf, der mit zwei Schußverletzungen am Nachmittag im Graslitzer Krankenhaus ein­geliefert worden war. Lowasser war am Nachmittag mit zwei Kameraden auf einem Motorrad mit Beiwagen nach Heinrichsgrün gefahren. Am Heinrichsgrüner Berg erhiel­ten sie aus einer Entfernung von etwa fünf­zig Metern Gewehrfeuer. Der Kame­rad, der auf dem Soziussitz Platz genommen hatte, stürzte kopfüber in den Graben. Der Fahrer des Motorrades hat anscheinend einen Bauchschuß erlitten. Lowasser selbst sprang aus oem Beiwagen und erhielt aus seiner Flucht über die Straße zwei Schüsse, die ihn am linken Arm trafen.

Moskauer Kurs wird eingeschlagen

Auf die Wache gegen den Feind!"

Prag, 22. September. Die tschechischen Blätter veröffentlichen die heutige Kund­gebung Beneschs in sehr großer Aufmachung. Das volksfozicrleAZet" überschreibt die Ausführungen Beneschs mitSparen wir un­sere Kräfte; wir können sie gebrauchen". Auch in den anderen Kundgebungen, welche heute Prager Politische Persönlichkeiten abhielten, um zur Beruhigung beizutragen, heben die Blätter immer jene Stellen hervor, die auf einen verstärkten Wider st and schlie. ßen lassen. So wird z. B. eine Kundgebung des Prager Oberbürgermeisters Dr. Zenkl mit den Worten überschrieben:Auf die Wache gegen den Feind!" An anderer Stelle heißt es:Das Volk manifestiert für die Republik."

Fett mit dem tschechischen Sowjetstaat

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rp. Warschau, 23. Sept. Die Kampfstim­mung gegen Prag steigert sich von Tag zu Tag. Am Donnerstag fand auf dem Pilsüdski-Platz in Warschau eine gewaltige Massenkundgebung statt, an der über 100 000 Menschen teilnah- men Hunderte von Transparenten wurden mitgeführt, auf denen die bedingungs­lose Abtretung Olsa-Schlesiens von Prag gefordert wurde. General Swar- zynki, oer Führer des nationalen Einigungs- lagers, hielt eine von dauernden Beifallsstür­me:: unterbrochene Rede, in der er u. a. er­klärte, daß der Tag der Gerechtigkeit und der Befreiung für die 80 000 Polen in der Tsche- cho-Slowakei kommen werde. Minister Pis - zecki führte in seiner Ansprache aus, daß man nicht daran denke, mit der sogenannten Prager Regierung zu verhandeln, sondern Polen müsse die bedingungslose Auslieferung des Gebietes fordern, das die Tschechen vor 20 Iah. ren geraubt haben. Er schloß seine Ansprache mit einem Schwur, den die 100 000 Menschen feierlich und mit erhobener Hand mitsprachen: W ir schwören, daß Olsa-Polen heimkehren wird!"

Nach den Reden bildeten sich spontan Sprech­chöre:Zum Kampf, zum Kampf!",Nieder mit der Kommune!".Fort mit dem tschechi­schen Sowjetstaat!',Auf nach Prag!". Die 100 000 Menschen sangen begeistert dre pol« nische Nationalhymne und zogen dann in einem gewaltigen Zuge zum Palais des M a r- schalls Rydz-Smrgly, dem ein Be- schluß der Warschauer Bevölkerung überreicht wurde.