204

tung vor Aüem: Abschaffung der Lebenslänglichkeit der Ortsvorste- her; 3) Reform des Steuerwesens: Uebergang vom bisherigen ge­mischten System dirckeer und indirekter Steuern zu der einfachen und einheitlichen Steuer auf Vermögen und Einkommen.

In der Nacht vom 19./20. April wurde das Kanzleizimmer der Centralstelle für Gewerbe und Handel, sowie das daran stoßende Kas­senzimmer mittelst Nachschlüssels geöffnet und aus der eisernen Kasse, welche soweit zu öffnen dem Dieb gelungen war, daß er mit der Hand hineinkommcn konnte, 600 fl. gestohlen. Von dem Thäler ist bis jetzt noch keine sichere Spur anfgcfunden.

Am Morgen des 18. d. M. wurde junweit Ochsenhausen der 58 Jahre alte Fruchthändler Aloys Bader von Ochsenhausen mit zerschmettertem Schädel auf der Straße liegend gefunden. In der Nähe lag ein blutbefleckter Prügel. Der Erschlagene, der eine bedeutende Summe Geldes bei sich getragen haben soll, war in der Nacht zuvor um halb 10 Uhr in Umincndorf angekommen und von da scincrHeimath zugcgangen. DerThäter ist noch nicht beigebracht.

Der Dichter Gutzkow siedelt mit seiner Familie nach dem schönen Bregenz am Bodensee über.

Berlin. Am 16. April stand auf der Tagesordnung des norddeutschen Reichstags der Twesten-Münstcr'sche Antrag auf Schaf­fung verantwortlicher Bundesministcrien. Der sächsische Staatsmini- ster Frhr. v. Friesen bekämpft in längerer Rede den Antrag, welcher die einzelnen Staaten beeinträchtige und Compctenzconflikte heraufbe­schwöre. Der Bundeskanzler Graf Bismarck sieht iu dem Anträge ein Mißtrauensvotum gegen die bestehenden Zustände des Bundes. Der Antrag würde die Ausschüsse des Bundesraths wie das Bun­deskanzleramt beseitigen, welche gegenwärtig in bester Ordnung die Funktionen von Bundcsministern versehen. Der Antrag wolle die Organe des Bundes schmälern. Ein gleicher Antrag auf Schmäle­rung der Befugnisse dcS Reichstags würde einen Sturm Hervorrufen. Der Antrag", fährt der Bundeskanzler fort,richtet aber auch ein Mißtrauen gegen Süddeutschland, auf welches man nicht zu rechnen sche nt, und schärst den Gegensatz Zwischen dem Norden und dem Süden, wo der Zug nach dem Einheitsstaate sehr schwach ist. Ich habe das Bundeskanzleramt wie es ist, übernommen, ein Minister­collegium müßte mein Nach'olgcr übernehmen. (Die stereotype Dro­hung, mit der Bismarck Alles erreicht!) Die Centralisation des deutschen Staates ist ohne einen tiefen, alle Verhältnisse schädigenden Bruch nicht möglich, lasse man der Bundesverfassung Zeit, sich zu entwickeln, decentralisire man, statt centralisiren zu wollen! UnserZiel Deutschlands Größe" ist dasselbe, unsere Wege aber sind verschieden, erschweren Sie uns die Aufgabe nicht durch die Forderung des Unerreichbaren." Der Abg. Laster erklärte darauf in längerer Ausführung, der Antrag wolle nicht dem Bundeskanzler Collegcn an die Seite stellen, sondern der Bundeskanzler solle die Fachminister ernennen und darüber wachen, daß sich keiner dem leitenden Geiste des Ministeriums entgegenstellc. Nach dieser Rede erklärt der Bun­deskanzler Graf Bismarck, daß ihn diese Auffassung dem Anträge bedeutend näher bringe, dicß würde mit den Verhältnissen des jetzigen Bundeskanzleramtes üdereintreffcn, es fehle nur an einigen Minister­titeln, auf die es nicht ankommen werde. Der Antrag wird darauf bei namentlicher Abstimmung mit lll gegen 100 Stimmen ange­nommen.

Wien, 15. April. Der österreichische Generalstab wird als selbstständiger Körper zu cxistircn aufhören und nach dem Vorbild des preußischen Generalstabs neu orgauisin werden.

Italic». Florenz, 17. April. Die Jtalia Financiere meldet, daß der Finanzminister auf die beabsichtigte Operation der Kirchengüter verzichtet habe, nachdem die Nationalbank der Regierung 100 Millionen vorstreckte. 19. April. Die Depu- tirtenkammer nahm im Prinzip den Gesetzentwurf in Betreff der Militär pflichtigkeit der Geistlichen mit 223 gegen 25 Stimmen an. Tie Spezialberathung beginnt hierauf. Mailand, 19. April. Die Behörden haben eine mazzinische Verschwörung ent­deckt. In der S. Ambrogiostraße sind Orsinibomben und Schrift-

Ein Verbrecher.

(Fortsetzung.)

Wolfram!" rief er,Du Du weißt um den Mord?"

Der Gefragte nickte bejahend mit dem Kopfe.

Du kennst den Mörder?"

Nein nein," sprach der Kranke mit schwacher Stimme.

Heinrich war zu aufgeregt, um ihm Zeit zu lassen, sich zu erholen.

Du sagtest, Steingruber habe den Mord nicht begangen?" fuhr er fort,woher weißt Du dieß?"

Der Kranke richtete sich langsam, mühevoll wieder empor.

Das Geld das Geld hat am meisten gegen ihn gezeugt", sprach er.Man hat seiner Angabe, daß er es gefunden habe, nicht geglaubt. Aber er hat es gefunden, Fernau hatte nicht einen Thaler in der Brieftasche nichts als kein Geld ich weiß es genau.

Er mußte wieder erschöpft innehalten. Die Brnst schmerzte ihn. Heinrich reichte ihm einen erquickenden und stärkenden Trank. Ein unschuldiges Menschenleben hing von seiner Aussage ab.

Woher weißt Du das?" fragte er.

Laß mir einen Augenblick Ruhe," bat der Kranke.Du sollst Alles Alles wissen mit mir geht es doch zur Neige! Diese Schmerzen!" stöhnte er, mit der Rechten auf die Brust fassend.

Sic werden Nachlassen Du wirst wieder gesund werden," tröstete ihn Heinrich, indem er sein Lager zurecht legte, um das Sitzen zu erleichtern.

Der Kranke schüttelte ungläubig mit dem Kopf.Es ist bald vorbei mit mir. Mag es kommen, wie es will ich habe aus Furcht geschwiegen, aber mit dem Morde habe ich nichts zu schaf­fen gehabt nichts!"

Heinrich hörte mit angchaltenem Athem zu. Nicht durch einen Laut wagte er ihn zu stören.

Bei Fernau bin ich Schreiber gewesen," fuhr der Kranke nach einiger Zeit fort,vier Jahre lang. In manche seine Geschäfte war ich eingeweiht. An dem Tage, an welchem er zu dem Gutsbe­sitzer von Buchen ging, begleitete ich ihn bis vor das Dorf, dort trennte ich mich von ihm, weil ich auf einem anderen Dorfe Geschäfte hatte. Es fiel Fernau ein, daß ich dort sogleich eine kleine Schuld für ihn bezahlen solle cs waren sechs Thaler. Er trug sonst immer eine ziemliche Summe in der Brieftasche bei sich au diesem Tage nicht. Er glaubte es. Er durchsuchte sie zweimal nicht einen Thaler hatte er darin, und in seiner Börse hatte er drei Tha­ler Silbergeld das reichte nicht zu.

Buchen hat aber bezeugt, daß er zwei Zehnthalerscheine in der Brieftasche gesehen habe", unterbrach ihn Heinrich.

Der Kranke lächelte.Er hatte auf den Waldhüter den Ver­dacht lenken wollen."

Du kannst Deine Aussage beschwören?" rief Heinrich.

Ich kann und will es doch höre mich an. Ich hätte dieß selbst dem Gerichte angezeigt, ich that es nicht aus Furcht, daß etwas Anderes, was damit zusammenhing und worum ich auch wußte, dabei entdeckt werden möge. Ich glaubte auch, daß sie dem Wald­hüter nichts anhaben könnten, weil sic seine Schuld nicht beweisen konnten. Fernau führte einen Prozeß gegen Buchen. ES kam dabei Alles aus eine Urkunde an, die"

Das wriß ich," unterbrach ihn Heinrich ungeduldig.

Diese Urkunde fand Fernau zufällig wenige Tage vor seiner Ermordung. Ich war dabei, und er kormte sie mir nicht verheimli- chen. Durch diese Urkunde war der Prozeß mit einem Male beendet. Buchen wurde dadurch so gut wie vernichtet. Daran lag Fernau indeß wenig. Der Prozeß hatte ihm schon manchen Thaler eingebracht. Er zog mich in sein Geheimniß, in seinen Plan und versprach mir reichen Lohn, wenn ich schweige. Ich willigte ein. Dem Gutsbesitzer wollte er die Urkunde verkaufen für fünfzigtausend Thaler. Dieser sollte sie dann vernichten. Zu diesem Zwecke ging er an jenem Tage zu Buchen die Urkunde befand sich in seiner Brieftasche und kein Geld." (Forts, folgt.)

(Thicrkalcndcr.) Es ist jetzt Zeit zum Abklopfen derBlü-

thenstecher von den Aepfrlbäumen. Wo es unterbleibt, ist trotz der raschen Entwicklung der Blüthe auf starken Brenner zu rechnen, da stücke in Ziffern weggenommen worden. 6 Verhaftungen wurden sehr viel Blüthenstecher überwintert haben. An den Spalier- und vorgenommen. Die Stadt ist vollkommen ruhig. - Zwergbäumen breche man die Knospen, die nicht angetrieben haben,

--- aus und vertilge sic, denn es stecken Kuospenraupen darin._

R-ergiri, gedruckt und rcrlegt von A. Oelichläzer