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Größe dieser Beitrüge soll jedoch bemessen werden nach der Größe des Bedarfs an Düngerstoffen und dem Umfang der Versuche, theils aber auch nach den erlangten Erfolgen.
Um nun der Eentralstclle hierüber in Bälde Mittheilungen machen zu können, werden alle diejenigen, welche im kommenden Frühjahr Versuche mit künstlichen Dungmitteln machen wollen, und welche zugleich bereit sind, ihre Resultate s. Z. in genauen Notizen dem Vereine mitzu theilen, aufgefordert, ihren Bedarf spätestens bis
20. Februar
bei dem Vereinskassier, Hr». Stohrcr, anzumelden, der die Bestellung ans zuverlässigen Quellen besorgen wird.
Als solche künstliche Dungmittel sind vorzugsweise zu empfehlen: Kalk-Supcrphosphat, gedämpftes Knochenmehl,
Peru-Guano,
aufgeschlossener Peru-Guano,
Kalisalz.
Wünschenswert!) ist, wenn sich in den verschiedenen Orten je Eine Person dem Sammeln und der späteren Uebernahme der Bestellungen unterzieht, und wenn sammtliche an Herrn Stohrcr einlaufende Bestellungen in ganzen Centnern ausgedrückt werde«, da ein Vermögen in Brnchtheile von Centnern hier nicht vorgenoinmcu werden kann.
Bestellungen, welche erst nach dem 20. Februar gemacht werden, haben weder Aussicht ans Ausführung , noch auf die Preisermäßigung.
Calw, den 4. Februar 1869.
Der Vereins-Vorstand: Der Secretär:
ObcramtmannTHY m. E. Horlacher.
§ Die landwirthfchastl. Vereine von Calw und Neuenbürg sind am Lichtmeßfeiertag in Unterrcichenbach zusammengekommen, um sich über mehrere wichtige, gemeinschaftliches Interesse bietende Fragen zu berathen. Die Versammlung war.überaus zahlreich besucht, zwar vorzugsweise aus dem Oberamt Neuenbürg, wie es die Lage des Versammlungsortes voraussehen ließ, doch hatten sich auch aus unserem Bezirke viele Theilnehmcr eingefunden, insbesondere Manche, die ihr Interesse für künstliche und natürliche Fischzucht nach dem durch seine Forellen beliebten Unterreichenbach geführt haben mag und die sich vielleicht als besondere Sektion des Vereins „für Fischzucht" constituiren werden. Und Herr Gengenbach wird am Ende auch genöthigt sein, sich auf künstliche Fischzucht zu werfen, wenn seinen Fischkästen öfter solch starker Zuspruch zu Theil wird.
Nach dem reichlichen Mahle eröffnete Hr. Oberamtmann Thym, Vorstand des Calwer Vereins, die Verhandlungen, indem er die Anwesenden willkommen hieß, auf den Werth solcher Zusammenkünfte hindeutete, und als Hauptgegenstand der Verhandlungen die Streufrage bezeichnete, über die sofort auch Herr Oberamtmann Lutz von Neuenbürg, der Vorstand des dortigen Vereins, das Wort ergriff, um an der Hand des Gesetzesentwurfs über die Ablösung der Waldstreu-Gcrechtigkeiten nachzuweisen, daß nur eine volle Entschädigung der bisher Berechtigten diese mit der beabsichtigten Ablösung versöhnen könne, während der Gesetzesentwurf darüber noch einigen Zweifel zulasse. Daß die Regierung überhaupt ablösen wolle, lasse sich nicht bekämpfen, denn der Wald habe dasselbe Recht, von Lasten frei zu werden, wie das Feld, das durch die Ablösungsgesetze frei geworden sei. Ausführlich beleuchtete sofort Hr. Schulth. Beulte r von Herrenalb den Gesetzesentwurf in einer an die Kammer der Abgeordneten gerichteten, später von den anwesenden Ortsvorstehcrn des Waldgangs Unterzeichneten Petition, in welcher er die historischpolitische, wie die volkswirthschaftliche Seite der bisherigen Gerechtsamen einer gründlichen Untersuchung unterworfen hat, und die zu speziellem Abdruck kommen soll. Auch Hr. Beutter läugnet nicht die Statthaftigkeit der Ablösung, verlangt aber ebenfalls vollständige, gerechte Entschädigung, und zwar in Geld, nicht in Grund und Boden, und nicht bloß für die verbrieften Rechte, sondern auch für die als Vergünstigung ausgeübten Rechte. Da natürlich eine Debatte über den Modus der Ablösung end- und resultatlos gewesen wäre, so schnitt Hr. Obcramtmann Thym dieselbe dadurch ab, daß er einen Ausspruch der Versammlung nur darüber veranlaßte, ob überhaupt die Strcurechte abgelöst werden sollen. Gegen die Ablösung,
deren Folgen sich gewiß Biele viel zn schreckhaft und nachtheilig denken, wurden zwar einzelne Stimmen laut, in der Mehrheit aber stimmte die Versammlung dem Abg. Cavallo von Neuenbürg bei, der die Befreiung des Waldes von Lasten als eine Forderung der Gerechtigkeit bezeichnete, indem nicht die Landwirthschaft allein, sondern die Gesa mint heit der Staatsbürger Ansprüche an denselben zu machen habe, und also bei seiner Befreiung interessirt sei- Nachdem endlich noch der Abg. Georg ii den Standpunkt, den er s. Z. in der Kammer bei Berathung des vorliegenden Entwurfes einnehmen werde, bezeichnet und unter lautem Beifall ausgesprochen hatte, daß für ihn allein maßgebend sei, daß das Volk nicht zu kurz komme, wie schon oft in andern Dingen, wurde der Gegenstand verlassen und nach einer kleinen Pause von dem Sekretär des Calwer Vereins, E. Horlacher, ein Vortrag über den künstlichen Futter bau auf dem Schwarz- walde gehalten. _ (Schluß folgt.)
Lagesneuigkeiten.
— Calw, 5. Febr. Heute pfiff als erfreulicher Vorbote die erste Locomotive durchs Nagoldthal.
— Auf der Leonverger Bahnlinie zog sich auf dem Transportgerüst bei der Sägmühlc an einem Rollwagenzug der Haken eines Wagens auf, wodurch sich der letztere, der mit steinigtem Füllmaterial geladen war, entleerte und eine Anzahl unterhalb des Gerüsts beschäftigter Arbeiter beschädigte. Einer derselben, der von einem Stein an den Kopf getroffen, umfiel, und dann noch durch einen zweiten Stein eine schwere Verletzung erlitt, starb noch an demselben Tage. Bei 8 weiteren Verletzten soll die Wiederherstellung in 8—14 Tagen zu erwarten sein.
— Wie wir hören, wird von großdeutscher Seite Rechtskonsulent Adolph Becher als Kandidat für die durch den Austritt Schrffle's erledigten Zollparlamentsbezirke Ulm, Biberach, Blaubeuren und Laust- heim auftreten.
— Friedrichshafen, 3. Febr. Heute Nachmittag ist das Trajektschiff aus dem Hafen von Romanshorn zum erstenmal probeweis in die offene See gestochen und näherte sich der Koloß bis über die Hälfte des Sees dem hiesigen Hafen.
— Karlsruhe, 3. Febr. Durch eine landesherrliche Verordnung wird die weltliche Feier der Sonn- und Festtage neu geregelt, für eine Anzahl Feiertage wird dieselbe mehr oder weniger aufgehoben.
— Die „K. Z." theilt mit, daß Baden der in Petersburg vereinbarten Deklaration wegen der Explosivgeschosse nachträglich beigetreten sei, indem Baden keine Vertretung in Rußland Habs und daher an der Konferenz nicht Theil genommen habe. Die Deklaration sei aber von der russischen Regierung hieher mitgetheilt worden.
Rußland. Ein Pariser Korrespondent des „Franks. Journ." schreibt aus angeblich russischer Quelle, daß man sich in Petersburger Regierungskreisen erzähle, St. Petersburg werde in fünfzig Jahren nicht mehr bestehen. Die Stadt sinke, freilich sehr unmerklich, aber mit erschreckender Regelmäßigkeit, und die mit der Untersuchung betrauten Sachverständigen erklären die Bodenverhältnisse für so ungünstig, daß höheren Orts bereits Vorkehrungen für Verlegung der Residenz getroffen werden. (?)
Türkei. Die Nachrichten, welche über das Verhalten der griechischen Regierung gegenüber der Konferenzerklärung heute eingelaufen sind, gehen einstimmig dahin, daß König Georg sich entschlossen hat, die Deklaration zn acceptiren und sein Kabinet zu entlassen.
Bezüglich des Lofodiuischen Dorsch LeberthrauS, welcher durch Herrn S. Drais ma van Balken bürg in Leeuwar- den in den Handel gebracht wird, verdient folgende Erklärung des Professors I. W. Gunning ganz besonders die Beachtung der Herren Aerzte, wie die der Patienten:
„Der Unterzeichnete, Professor der Chemie in Amsterdam, erklärt, es übernommen zu haben, von jeder Parthie Lofodinischer Dorsch Leberthran, welche durch Herrn S. Drais ma van Valkenbnrg eingeführt wird, eine Probe, von unparteiischen Sachverständigen entnommen, vom chemischen Gesichtspunkte hinsichtlich der Anforderungen zu prüfen, welche an blanken oder besten Leberthran gestellt werden müssen." Amsterdam, Februar 1866. (gez.) I. W. Gunning, Professor der Chemie in Amsterdam, chemischer Adviseur des Nieder!. Gouvernements rc. (Siehe Annonce im heu- tigen Blatt.)
Redigirt, gedruckt un» verlegt von Ä. Oelschläger.