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Anstände gehoben werden, soll gleichzeitig an einem noch zu bestimmenden Tage von» 8. Regiment das zweite Bataillon nach Gmünd, die erste und zweite Compagnie des 3. Regiments nach Hohenasperg und das 1. Iägerbataillon von da nach Mergentheim kommen.
— Die Jünglinge, welche dieses Jahr die Prüfung für den einjährigen Frciwilligendienst machen wollen, haben sich vor dem 15. September bei der Kultministerial-Abtheilung für Gelehrten- und Realschulen zu melden.
— Im Gasthof zum Ochsen in Obertürkheim befand sich ein alter Tisch, an welchem Friedrich Schiller in jungen Jahren oftmals mit seinen Freunden gesessen und Obertürkheimer Rothwein gezecht und den er durch Einschneiden seines Namens merkwürdig gemacht hat. Dieser Tage ist dieser Schillertisch von einem Engländer um 400 fl. erkauft worden.
— Tübingen. Einige Hopfenpflanzer haben bereits mit der Ein- heimsung der Frühhopfen begonnen; nächste Woche wird die Ernte eine größere Ausdehnung gewinnen. Der Stand der Mehrzahl unserer Pflanzungen berechtigt zu guten Hoffnungen auf einen schönen Ertrag.
— Vor ein paar Wochen wurde über das Verschwinden eines Mädchens, der Margarethe Auer, Tochter des Schmieds von Sonderbuch, berichtet. Am letzten Dienstag ist das Mädchen aus dem sog. Aach- Kessel bei Zwiefalten als Leiche herausgezogen worden. Bei der
auf dem Acker verfaulen. — Wem das wurmige Obst zum Mosten noch zu schlecht ist, lasse es wenigstens vertilgen wegen der Würmer, die darin stecken, denn ans denen werden Schmetterlinge, deren Brut nächstes Jahr wieder hinter das Obst geht.
Seltene Fügung.
Nach einer wahren Begebenheit erzählt von F. E. Hahn.
(Fortsetzung.)
Ernst lächelte. „Die stolze Schöne sieht in unserer kleinen Stadt wenig junge Männer und würde mich in Berlin, umringt von berühmten Künstlern, und Literaten, Offizieren und Baronen bald vergessen, auch wenn ich ihr huldigte, so aber beschränken sich meine Aufmerksamkeiten gegen Fräulein Schröder auf die gewöhnlichen Artigkeiten eines Vetters, und ich bin überzeugt, sie weiß es, daß sie auf mich keinen Eindruck macht, und nur aus verletzter Eitelkeit bin ich für die verwöhnte Dame eine Art von Curiosum.
Frau Haller, hoch und schlank, wie Alle, die zu den Familien Haller und Schröder gehörten, strich dem geliebten Sohn liebevoll mit der feinen Hand das reiche braune Haar zurück, und sagte lächelnd, aber doch nicht ohne einen leisen Seufzer: „O lieber guter Ernst, urtheile nicht so streng über das Kind, Mariannes Herz ist gut, ihr Geist gebildet, und daß Du sie nicht reizend findest, ist unbegreiflich
für mich, doch — Jeder wählt für sich, nicht für Andere; möge
Section, welcher der Vater anzuwohnen halte, konnte, weil der Leich-! Dein Genius Dich leiten, daß Deine Wahl für Dich und die Dei-
nam schon stark in Verwesung übergegangen war, eine Spur von neu ein Segen wird."
gewaltsamer Mißhandlung nicht entdeckt werden. Das Mädchen, so! Ernst küßte der Mutter die Hand und sagte zärtlich: „Wie berichtet man, soll nach Angabe des Vaters einen Zettel zurückgelas-? ich auch wählen mag, gute Mutter, niemals werde ich ohne Deine sen haben, wornach es von den Eltern Abschied genommen. Die ge-? und des Vaters Einwilligung ein Weib zum Altäre führen." richtlich eingeleitete Untersuchung wird wohl näheren Ausschluß geben. ? -
— In Aalen brach in der Nacht vom 3. auf den 4. August ge-! Die Gegend um Waldenau ist freilich keine der berühmtesten,
gen halb 1 Uhr in dem mitten in der Stadt gelegenen, mit Frucht-? doch gewiß eine der reizendsten in Deutschland und für den Altec-
und Hopfenvorräthen angefüllten Oekonomiegebäude des Ochsenwirths thumsfreund bietet die alte Stadt mit ihren Kirchen und der Bib- Köpf Feuer aus. Durch die rasche und erfolgreiche Thätigkeit derliothek, dem unterirdischen, jetzt halb verschütteten Ganze, sowie die Feuerwehr wurden drei weitere Häuser, die bereits von dem Feuer theils zu Ruinen gewordenen, theils noch wohl erhaltenen Schlösser ergriffen worden waren, in kürzester Zeit gelöscht und das Element und Klöster, des Interessanten viel dar.
auf seinen Heerd beschränkt. Man vermuthet Brandstiftung. ! Natürlich beschloß der Oberbürgermeister, seine lieben Gäste in
— Mainz, 5. Aug. Gestern traf der König von Preußen bechder Gegend, auf welche er nicht wenig stolz war, herumzuführen, und
Hufs Abhaltung einer Parade hier ein und wird gegen Abend wieder! Julia hatte eine Menge allerliebster Pläne in ihrem Köpfchen. aber nach Ems zurückkehren und dort noch sechs Tage verweilen; alsdann? der hartnäckige Landregen machte dieselben im wahren «sinne des begibt sich derselbe auf einige Tage nach Homburgs i Wortes alle zu Wasser.
— Essen, 30. Juli. Gestern hat das Probeschießen mit der? Als Haller eines Morgens verdrießlich in den Salon trat, wo Krupp'schen Riesenkanone, welche auf der Pariser Industrieausstellung ! Gattin und Tochter eben wieder den Barometer beobachteten, sprach prämiirt wurde, begonnen. Die Kanone hat ein Gewicht von 100,000 ? Julia:
Pfund, das Geschoß von 1000 Pfund, die Pnlverladung beträgt 150 Pfund.
— In der Nordsee an der friesischen Küste ist ein 17 Fuß langer Haifisch erlegt worden; eine unangenehme Ueberraschung für die Badegäste.
Berichtigung. In der letzten Nummer d. Bl wurde in der amtlichen Bekanntmachung irrthümlich berichtet: „Kastenablösungsvertrage" statt „Kas sen ablö sungs Verträge".
Aerztlicher Kalender. Bei den jetzt häufigen Brechruhranfällen lasse man den Kranken, bis der Arzt kommt, kaltes Wasser trinken — wo man's haben kann, Eisstückchen schlucken; äußerlich halte man ihn warm, aber ja keine warmen Getränke, höchstens einen Löffel voll Wein. — Bor dem vielen Obstessen haben sich Alle zu hüten, die Ursache haben, ihre Kräfte zu Rathe zu halten; also namentlich Brustkranke, Blutarme und selbstverständlich solche, die Unterleibsleidend sind. Gesund ist es allen Vollsäftigen, Leberleidenden, Fettsüchtigen.
„Es hilft nichts, Papa, wenn wir auch noch so mißmuthig über das Wetter sind, wir müssen uns mit dem Sprichwort; trösten, daß auf Regen Sonnenschein folgt. So viel ich weiß, ist Onkel Schröter nicht nur ein Musikfreund, sondern spielt recht hübsch Violine; Marianne hat sich bisher, ich weiß nicht warum, nicht bewegen lassen, uns das kleinste Stück auf dem Claviere vorzutragen, sie wird es schon lhuu, wenn wir sie recht bitten, Ernst singt vortrefflich und ich habe doch so viel gelernt, daß ich d e Notenblätter richtig umwrnden kann. Einige dankbare Zuhörer sind bald gefunden."
„Die Idee ist gut, Julia, die Musik ist Schröders Steckenpferd, ich selbst, obgleich Laie, liebe diese bezaubernde Kunst, und wenn wir ein Quartett zusammenbringen könnten, dann würde der Vetter entzückt sein."
„Das wäre wohl möglich, Papa, Erust's Freund, Doctor Geister, spielt fertig Viola, wenn sich der liebe Burke erbitten ließe, sein Violoncelle zur Hand zu nehmen nun — ei, den ersten Geiger habe ich nun auch, wir laden Pedraglia ein, Onkel Schröder wird von dessen Spiel entzückt sein."
„Als was, als Ga't oder als Künstler der uns vorspielt und dafür honorirt wird?" entgegnete der Oberbürgermeister. Ich habe
Thierkcklender. Der Engerling hat dieses Jahr auffallend wenig geschadet, da der Pfianzenwuchs zu kräftig war. Nichtsdesto- ? nämlich gehört, daß Herr Pedraglia wunderliche Schrullen besitzt, der weniger hat es in der Stuttgarter Gegend ungewöhnlich viel Enger- Major von Winteröheim ließ ihn kürzlich artig fragen, ob er mit lmge, und wohl überall da, wo der Maikäfer im Jahr 1866 flog. ! seiner Tochter kommen wolle, in einer Soiree bei chm zu spiel-n, das Man sammle deßhalb beim Pflügen die Engerlinge und die Fische-? Mädchen sollte singen, ebenfalls honorirt werden, und Herr Pedrag- reipächter leien darauf aufmerksam gemacht, daß der Engerling von?lia ließ ziemlich ku-z die Antwort sagen: „der Herr Major irre sich, den Fischen sehr gern gefressen wird, sie können recht gut einen hal-^ weder Pedraglia selbst, noch seine Tochter gingen in Hauser, um den Gulden fürs Simri bezahlen. Jedenfalls ist unnölhig, daß sie" Musik zu machen." __ (Forts.folgt.)