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C

l w.

Landwirthschaftticher Pezirks-Vereili.

Die Ortsvorstehcr werden ersucht, die in No. 161 des Staats­anzeigers vom 9. d. Mts. erschienene Bekanntmachung der K. Thier- arzneischnle in Betreff des ini September d. I. stattfindenden Lehr­kurses für Hufschmiedcmeister zur Kenntniß der Hufschmiede zu bringen.

Den 17. Juli 1868.

Der Vorstand des landwirthschaftlichen Bezirksvereins.

^ Oberamtmann Thym.

Taqestteuigkeiterr.

ch Möttlingen, 17. Juli. Diesen Morgen früh zwischen >/4 und V-6 Uhr schlug ein gräßlicher Blitz in den Kirchchnrm zu Möttlingen, jedoch ohne zu zünden. Von dem Dach wurden eine Masse Ziegel geschlagen. Der Blitz nahm seinen Weg in das In­nere der Kirche und zerfetzte an der Orgel einen der Blasbalgen­tritte, ohne sie selbst zu beschädigen; von da sprang er ab und nahm seinen Weg in den Boden, überall Spuren zurücklassend. Der ganze Kirchhof war ein Feuermeer.

Stuttgart, 18. Juli. Wie wir vernehmen, ist von Sr.

Kön. Maj. nunmehr die Bestimmung der Sitze und Sprengel der Kreisgerichtchöfe, Kceisstcafgerichte und Schwurgerichte erfolgt, auch wegen der Bildung von Ehegerichten bei ven Kreisgerichtshöfen Ver­fügung getroffen worden: I. Krleisgerichtshöfe sollen errichtet werden: 1) in Stuttgart; 2) in H-ilbronn; 3) in Tübingen (für die Ober­ämter Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg, Nürtingen, Reutlingen, Rottenburg, Tübingen, Urach) ; 4) in Rottweil; 5) in Ellwan gen; 6) in Hall; 7) in Wm; 8) in Ravensburg, ll. Kreisstraf­gerichte sollen errichtet werden: 1) in Eßlingen; 2) in Calw (für die Oberämter Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg); 3) in Bibe- rach. UI- Die Schwurgerichtsbezirke sollen mit den neuzebil- deten Kreisen zusammenfallen, und die Schwurgecichtssitznngen des Stuttgarter Kreises in Eßlingen, für die übrigen Kreise je am Sitze des Kceisgerichtshofs abgehalten werden. IV. Zur Erledigung derjenigen Geschäfte, welche dermalen zur Z iständigkeit der ehegericht­lichen Senate der Gerichtshöfe gehören, werden bei den Kreisgerichts­höfen zu Stuttgart, Heilbronn, Tübingen, Ellwangen, Hall, Ulm Ehegcrichte gebildet werden. Die Ehegerichte zu Tübingen und Ulm werden mit der Ehegerichtsbarkeit auch für die Sprengel der Kreis- gerichshöfe zu Rottweil und beziehungsweise Ravensburg bis auf Weite­res betraut bleiben. (St.A.)

Tübingen, 11. Juli. (Schwurgerichtsoerhandlung.) Der 29 Jahre alte, ledige Steinhauergeselle Georg Z'immermann aus Sulz, kais. österr. Landgerichts Feldkirch, war heute unter Verzicht auf einen Wahrspruch geständig, in Calmbach, wo er in Arbeit stand, ein 6jähriges Mädchen zu mißbrauchen versucht zu haben, für welche niedrige That eine Arbeitshausstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten, sowie Landesverweisung auf 10 Jahre ausgesprochen wurde.- 11. Juli. Wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Wechselfälschung stand heute vor den Schranken' der Mülle? Eduard Pfeifer von Rottenburg (Borthei- diger O.-J.-Procurator Pfeilsticker von hier). Der A., 88 Jahre alt, verhei- rathet, bis jetzt gut prädizirt, war unter Verzicht auf einen Wahrsprnch durch­aus geständig. Im Jahr 1858 übernahm er als einziger Sohn das elterliche Anwefen in Rottenburg, welches zu etwa 61,000 fl. geschätzt war, worauf aber gegen 21,000 fl. Schulden standen. Der A. behauptet jedoch, daß gewiß 50,000 fl. Sch ilden darauf gehaftet hätten, und daß, nachdem er das An­wesen, welches aus Mahl-, Säg-, Schleif- und Oelmühle bestand, zum Theil umgeändert und neu hergcrichtet gehabt hätte, die Schulden dem Werthc des an zen Anwesens gleichgekommcn seien. Bon Gläubigern bedrängt, verkaufte

er ein Geschäft nach dem andern, aber der Erlös reichte nicht einmal zur Befriedigung der Pfandgläubigcr hin, so daß ihm schließlich nur die Säg­mühls, oder, wie erjagt, feineBauholzfabrik", im Wecthe von etwa 32,000 fb, verblieb, worauf ohnehin 16,001 fl. L-chnldcu hafteten; da auch noch sonstige Gläubiger nicht bezahlt waren, war Pfeifer bereits im Jahre 1366 überschul­det. Das Project, eine Werg- und Flachsspinnerei in Rsttenburg zu errich­ten, welches wegen des Krieges im Jahre 1866 wieder anfgegeben war, ergriff der A. aufs Neue, indem er hiezu seine Sägmühle hcrgeben wollte. Nachdem er eiil chaarVorversammlnngcn gehalten, schrieb er eine Generalversammlung nach Reutlingen im Aug. 1886 aus, dieselbe wurde jedoch nur von etwa 18 Personen be­sucht, man conftituirte sich aber, da der A. erklärte, daß schon für 36,000 fl. Actien gezeichnet seien, als GesellschaftWerg- und Flachsspinnerei in Rottenbnrg." Pfeifer wurde zugleich zum Vorstano gewählt und seine Sägmühle um 38,000 fl. biezu angetanst, und die Gesellschaft auch nachher ins Handels­register ausgenommen. Allein da die meisten Mitglieder sehr bald wieder kündigten, weil die Zeichnung von 36,090 fl. leerer Schwindel war und ein öffentlicher Aufruf, sich an der Gesellschaft mit Actien zu betheiligen, keinen Erfolg hatte und daher kein Gelo cinging, so kam der A., weil ihn seine Gläubiger drängten, auf einen andern Plan, sich baares Geld zu verschaffen. Ec veröffentliche gegen Ende December 1866:daß eine größere Werg- und Flachsspinnerei in allen Gegenden Württembergs und Hoh'enzollerns Ägcnteu zu Beschaffung dieser Produkte suche." Da sich verschiedene Personen dazu meldeten, so begann er in fast allen Oberämtern des Schwarzwalvkreises hcr- umzazreisen, wobei er aber nur in Dörfern meistens ganz einfache Landlente uchte, sich als Vorstand der genannten Spinnerei darstellte und ihnen weiß machte, daß sie durch eine Agentur sich 4-600 fl. jährlich erwerben könnten. Solche gute Aussichten und da der A. sich den Anschein eilies reichen Mannes zu geben verstand, verleiteten die Leute. Ec sprach in den Wirthshäusern, vor denen er meist großartig anfuhr, gewöhnlich nur unter vier Angen mit diesen Leuten und wechselte Vertragsurkunden mit ihnen. Er machte ihnen dabei begreiflich, daß, weil sie von oer Fabrik immer viel Geld zur Bezahlung der Mitecialien bekämen, Bürgschasl zu leisten hätten, daß aber, weil die Fabrikkass: selbst Geld genug habe, ste sich nicht mit baacem Gelde verbürgen dürften, sondern daß eine einfache NimenSnnterschrkst genüge. Zu­gleich zog dann der A. üthographirte, aber nnanSgefüllte Wechselformular- aus dem Sick, setzte sie auf ein Wechselaccept, gewöhnlich auf 600 fl. gehend, und ließ es, indem er das Formular in der Mitte umbog, so daß es einem leeren Fetzen Papier gleichsah, von den Agenten unterschreiben, welche natür­lich keine Ahnung davon hatte.,, daß cs ich hier um einen Wechsel handle, da den Meisten ohnehin in ihrem Leben noch kein Wechsel unter die Augen gekommen war. War das Papier unterschrieben, dann hatte der Mann große Eile, weil wichtige Geschäfte drängten, er reiste schnell ab und wiederholte in dem nächsten hiezu auserwäflten Orte dieses Spiel. Derselbe hat von De­zember 1816 bis Mette Februar 1867 nicht weniger als 33 solche Personen vom Lande hintergangen und sich dadurch einen unerlaubten Vortheil von fast 19,000 fl. verschafft. Denn die mit Accepten versehenen Formulare hat dann der A. zu Wechseln ausgefüllt, weiter veräußert, den Erlös aber für sich oder zur Deckung seiner Privatschnlden verwendet. Die unglücklichen Agenten aber bekamen zu ihrem Erstaunen ihre Unterschriften wieder aus den Händen Dritter, an welche sie der A. begeben hatte, ats in aller Ordnung ansgefertigte Wechsel vor die Augen, nnd mußten, da sie mit der Einrede des Betrugs gegeu diese Dritte sich nicht schützen konnten, fast durchgängig bezah­len, wodurch ein paarvon ihnen um ihr Vermögen kamen, die meisten aber auf lange Zeit hart vernachtheiligt wurden. Denn die Actien der in Wahr­heit nie zu Staude gekommenen Spinnerei, welche einige von ihnen erhielte«, siind ein werthloser Papierwisch, der A. selbst aber kann nichts mehr ver­güten, denn es brach bald der Gant bei ihm aus, sein attives V rmögen betrug nur 27,400 fl., sein passives aber 60,252 fl. Am Aoend des 28. Fe­bruar wurde istesem Treiben des A. durch seine Arretirnng auf dem Bahnhof zu Plochingen ein Ende gemacht. Vom Hof wurde nach Eiucechnung von 6 Monaten insoweit nicht verschuldeter Untersuchungshaft noch eine Strafe von 6 Jahren und 4 Monaten Zuchthaus gegen den Schuldigen erkannt.

Weitere Wahlresultate. Eßlingen: "Deffner 4315 , Wolfs 280 St. Horb: "Erath 3110 Sc. Tettnanz: "Maier 2382, Rahmer 216, Frhr. v. Malchus 151 Stimmen.

An der bekannten Luthecbuche in Wittenberg erinnert eine neu angebrachte Gedenktafel daran, daß an dieser Stelle Lacher die päpstliche Bannbulle verbrannt hat.

In Preußen ist den Geistlichen untersagt worden, Sänger-, Turner- und Schützenfahnen weder in noch außer der Kirche, weder im Ornat noch im Frack einzusegnen.

Rcdizirt, gedruckt und rr-e Ugt von A. Otlfüläg

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