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batte ergreift Bismarck^mehrfach das Wort. Ec vertheivigt die Luxemburger Politik der Regierung. Er glaubt, der König habe durch die Verhinderung des Kriegs den Dank der Nation erwor- den; in Betreff des jetzigen Standpunkts der Regierung weist er auf das Rundschreiben vom 7. September hin, und fügt hinzu: will die Nation die Einigung, so ist kein deutscher Staatsmann stark genug, es zu verhindern, noch kleinlich genug, es verhindern zu wollen. Die Adresse wird schließlichzmit :57 gegen 58 Stim- men angenommen.
— Berlin, 24. Sept. Bei der gestrigen Adreßverhandlung des Reichstags wurden von Seiten der Linken gegen die vor- geschlogene, den Eintritt der süddeutschen Staaten in den norddeutschen Bund als wichtigste Angelegenheit betonende Adresse hauptsächlich folgende Gründe ins Treffen geführt : 1) Die Mängel der norddeutschen Bundesverfassung, welche den Süden nicht verleiten können, eine Theilhaberschaft daran anzustreben, und die Opfer au Freiheiten, welche von süddeutscher Seite bei ihrem Eintritt zu bringen wären. 2) Der ungünstige Einfluß, swelcden die Erlassung einer Adresse auf den Frieden haben würde. Gegen den ersten Grund wandte sich Braun von Wiesbaden, indem er die relative Güte des neuen Zustands verglichen mit dem alten unter dem Bundestag hervorhob. und zu beweisen suchte, daß die süddeutschen Freiheiten den norddeutschen in nichts überlegen seien.
würden, mit der ganzen Strenge des Gesetzes treffen müßte. Diese Erklärung, meinen die Debats, werde einen Bruch zwischen Rattazzi und der Linken zur Folge haben. — Florenz. 24 Sept. Die offizielle Gazetta sagt: Die Regierung festen Willens das von Italien gegebene Versprechen zu Hallen, einen Einbruch in den römischen Staat zu verhindern, hat Garibaldi verhaften und nach Alessandria absührea lassen. — 25. Sept. Geste:» Abend haben Zusammenrottungen und Demonstrationen gegen die Verhaftung Garibaldi's stattgefunden, wobei es zu einem Handgemenge kam, in welchem drei Mann von den Polizeigendarmen verwundet wurden. Militärpatrouillen durchzogen während der Nacht die Stadt. — AbendS 10 Uhr. Ein Manifest des Maire ruft die Nationalgarbe zur Erhaltung der Ordnung auf. Einige Wachtposten sind aus Vorsicht verstärkt. Die Stadt ist ruhig. Die Anzahl der in letzter Nacht Verhafteten beträgt 70. Das Land ist gleichfalls ruhig.
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rächt sich.
lFvrtsetzun.,.)
„Meine Tochter!'' — ries Gerecke überrascht, denn an eine solche unverschämte Anmaßung des Gesellen hatte er nicht im Geringsten gedacht.
Nun ja", — erwiederte der Gesell verschmitzt lächelnd. —
aber Ihre Zusicherung
Zum Beweis dafür sagte er z B.: Das Königreich Württemberg! „Ich E natürlich erst Meister werden, hat statt einer Kammer von Privilegirten sogar anderthalb Kam-! möchte ich gern vorher haben." mern von Privilegirten, und der kleine Rest der anderen Kammer > „Meine Zusicherung! Schweig!" — unterbrach ihn Gerecke persönlichen Beschränkungen gewählt, daß: aufgebracht. — „Sei froh, baß ich D,ch dieser Unverschämtheit *".^"Ech sehr zu verwundern ist, wie überhaupt nur ein liebe-liegen nicht aus dem Hause werfe. Ebensogut könnte ich meine
raler Mann sich so schmal machen kann, um hineinzuschlüpsen." Vielleicht bat er feine Kenntnisse darüber aus Herrn Prof. Römers Schrift geschöpft. Einladend für den Süden sind solche, mindestens einseitige, Urtheile gewiß nicht. — Die Fraktion der Fortschrittspartei hat gestern^Vormiltag einen Antrag von Schulze-Delitzsch auf Einbringung eines Gesetzentwurfs angenommen, betreff send die Aufhebung des Verbots und der Strafbestimmungen gegen Arbeitgeber und Arbeiter sämmtlicher Erwerbszweige wegen Verabredungen und Vereinigungen zur Erzielung günstigerer Löhne und Arbeitsbedingungen, namentlich mittelst Arbeitseinstellung und Entlassungen.
Frankreich. Paris, 24. Sept. „Patrie": Garibaldi ist verschwunden, man glaubt, er sei an der Grenze. Es wurde der Befehl gegeben, ihn festzunehmen. Man versichert, die französische Flotte begebe sich an die römische Küste; zu Toulon werden Vorbereitungen getroffen für den Fall, daß eine Einschiffung von Truppen nöthig werden sollte. — „Moniteur": Eine Depesche aus Florenz meldet, daß Garibaldi zu Asinalunga (Provinz Sinna, Distrikt Montepulciano) auf Befehl der italienischen Regierung in dem Augenblick angehalten worden ist, wo er die Grenze überschreiten wollte.
Italien. Aus Florenz wird unterm 18. September von einer Berathung Garibaldi's mit seinen Offizieren und einer Besprechung mit Rattazzi geschrieben. In jener sei entschieden worden. daß das Unternehmengegen Rom in kürzester Frist auf irgend eine Weisem Angriff genommen werden soll Der Plan ist das Geheimniß derhohern Offiziere. Rattazzi soll dem General alle Gründe gegen sein Vorhaben wiederholt haben, ohne einen Eindruck zu machen. Garibaldi habe dargelegt, daß. weil die italienische Regierung durch die September-Konvention gebunden sei, in Rom selbst die Bewegung losbrechen und von allen Patrioten Unterstützung erhalten müsse, welche als Einzelne der Sache des Aufstandes dienen würden. Als ihm der Minister erklärte, die Regierung werde seinen Uebertritt in das römische Gebiet verbinde, n, habe Garibaldi in scharfem Ton erklärt, daß jedes Einvernehmen mit Rom ihöricht sei, daß das Volk die Initiative ergreifen müsse und die Regierung nichts zu thun habe, als was sie für ihre Pflicht halte. — Erzbischof Dupanloup hat an Rattazzi ein Schreiben gerichtet, worin er den Minister des Königs für alle vergangenen, gegen wärtige und zukünftige Untharen Garibaldi's verantwortlich macht Zugleich hat die italienische Regierung die Erklärung abgegeben, haß sie diejenigen, welche die Grenzen des Kirchenstaats verletzen
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Tochter an den ersten besten hergelaufenen Burschen wegwerfen!"
„Ho, ho! Meister!" — rief der Nassauer, sich emporrichtend.
— Für so gut als den Advokaten, auf den die ganze Stadt mit Fingern weist, halte ich mick immer noch. WaS man mir Vorwersen könnte — wenn man es wüßte — habe ich Ihretwegen gethan, und ich kann ein Meister werden, so gut wie Sie!"
„Schweig!" ries Gerecke, mit dem Fuße auf die Erde stampfend und seine Aufregung beherrschend.
„Nein, — erwiederte der Gesell ruhig. — „Mir liegt dieß schon lange iw Sinne und ich möchte, daß wir deßhalb endlich einmal ins Reine kommen. Sie haben dem Advokaten Ihre Tochter versprochen, ich denke aber, ich hätte nähere Ansprüche darauf."
„Du, Ansprüche!" — lachte Gerecke bitter. — „Du glaubst mir trotzen zu können, aber bei meiner Seele, ich dulde es nicht länger. Glaubst Du, Deine That sei noch ein Geheimniß. Um uns beide nicht in's Verderben zu stürzen, habe ich dem Advokaten meine Tochter versprechen müssen, denn ihm hast Du uns durch Deine Ungeschicklichkeit verrathen — er weiß Alles!"
„Er weiß Alles?" — wiederholte der Gesell nicht ohne Schrecken.
„Er hat uns belauscht im Garten, ist Dir nachgefolzt, als Du in's Fenster gestiegen bist und das Schloß geholt hast. Du bist Schuld an all meinem Unglück!"
Diese Wendung hatte der Gesell allerdings nicht erwartet.
— „Und weil er Ihre Tochter haben will, hat er geschwiegen!"
— rief er. — „Deßhalb haben Sie ihm dieselbe versprochen! Ha, ha! Er soll sie nimmer haben, eher zeige ich selbst die That an!"
Gerecke erschrack. — „Um Dich selbst inS Gefängniß zu bringen?."
„Ich weiß, daß ich selbst bestraft werde, vielleicht noch einmal so hart, wie Sie. Ha! Ich frage nichts darnach, ob ich ein Jahr im ArbeitShause fitzen muß, eS schadet mir nicht so viel als Ihnen ein halbes Jahr. Ich bleibe Gesell, was ich bin, ob Sie aber Rathsherr und Meister bleiben, fragt sich!"
„Thu' es!" — rief Gerecke. — „Richte Dich selbst zu Grunde! Ich will Dir indessen noch ein anderes Anerbieten machen. Wenn Du mir gelobst, immer darüder zu schweigen und die Stadt zu verlassen, so gebe ich Dir hundert Thaler. Ich sollte eS nicht thun, Du kannst indessen mit dem Gelde an einem andern Orte Meister werden und ein eigenes Geschäft beginnen. Sprich, ob Du d arein willigst ode r nicht. " (Forts, folgt.)
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