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TugeSncuitjkeitcii.
— Stuttgart, 13. April. So'eben erhalten wir ein Plakat der französischen Ostbahn, wonach Sonntag den 28. April ein Extra,ng von Straßburg nach Paris abgehl. Dom 19. bis 27. April können Billete bezogen werden, unter Anderen bei dem be- glaubioten Agenten der französischen Lstbahn Dr. Mayer in Straßburg. Preis zweiter Klasse 30 Fr . dritter Klasse 20 Fr. für Hin- und Rückreise. Letztere geschickt Drnnerstag Abends 10 Ubr 55 Mm. Abends. (St.A ) Ferner hat die sranzösiscke Ostbahn eine Mitthcilnng an die württemb. Eisenbabndirtktion gewacht, wonach während der ganzen Zeit der Ausstellung und zu Rei en in ganz Frankreich ein einfacher Vviweis. aus Weichem das Signalement des Reisenden steht, ausreiwr. Ein Visa vvn Seiten der französischen Gesandsschaften und Konsulate ist nicht erforderlich.
— Stuttgar.t, 12. April. (St A.) Während früher die Einrichtung bestand, daß die jungen Leute, we che sich dem evangelischen Schulstunde widmen wollten, behufs der Erlangung der Ermächtigung zum Beginn ihrer Bildungslausbahn je in Len einzelnen Bezirken von dem betreffenden Beftrksschuiaufscher oder Schulkonferenzvorstande unter Zuziehung eines Schulmeisters ge- prüst wurden, ist seil verflossenem Jahre die Einrichtung getrcs- fen worden, daß sämmtliche Aspiranten des evangelischen Sciul- stands sich einer und derselben Prüfung zu unterwerfen laben, welche abwechselnd an den Sitzen der Sch^ehrerseminarieu Eß lingen und Nürtingen je von den Vorstände^ und drei Hauptlehrern dieser Anstalten vorgcnowmen wird. -Tiefe Prüfung hat nun kürzlich zum zweiten Male stattgefundcn und hatte sich zu derselben die seit langen Jahren nicht eilebte Zahl von 142 Zög lingen eingestellt, wovon 115 für befähigt erklärt werdun konnten, sich dem Schulstande-zu widmen, während es in Len Jahren 1852/65 durchschnittlich nicht mehr als 66 Zöglinge waren. (Von den in Nürtingen Die heurige Prüfung erstandeuen^Zeglingen führen wir an: Äuer, Karl Michael, von Neudulach, Hahn, Gustav, von Zwerenberg, Wolf, Johannes, von Deckenpfronn, Pfänder. Christ. Friedrich, vvn Rcichenbach, El aß, Robert, von Gechingen, Haua, Wilhelm Friedrich, von Ostelsheim.)
— Stuttgart, 13 April. Wie wir kören, sind die Ersah rungen, die hinsichtlich der Reduktion des Landjägerkorps gemacht wurden, so wenig günstige, daß die Regierung Einleitung getroffen hat, allnälig das Korps wieder seiner trüberen Stärke zu- zusühren. Beim Miliiäistand soll wenig Neigung, in dos Landjägerkorps überzutreten, vorhanden sein, weil die Stellung dabei seit der letzten Reduktion als eine unsichere erscheint — Im neuen Kriegsdi.nstgesetz sind Bestimmungen vorgesehen, wornach in jede O^eramtsstadt kleine Garnisonen, etwa 80—100 Mann, verlegt werden sollen, die dos Uebuneswesen der Landwehr und der Mannschaft, welche in der zweiten Hälfte ihrer ersten Dienst- Periode stehen, leit-n. Geeignet Räumlichkeiten haben sich dem Vernehmen nach fast in jeder Stadt gesunden. (Schw M )
— Aus dem Oberamt Freudevstadt, ll. April. Ter Or
kan in der Nacht vem 8 9. d. W. hat in unfern Hochwaldungen entsetzliche Verheerungen angerichtet. Die stärksten Tannen liegen zu Tausende» entwurzelt oder abgeknickl am Boden und bilden zuweilen unübersteialiche Barr-kaden; ein unberechenbarer Schaden für die Waldbesitzer unb namentlich auch für den K Fiskus! — Ende März fand durch einen Herumstreicher, dessen Heimaih vor der Hand noch nicht konstatirt ist, in der Abenddämmerung auf der so frequenten Straße zwischen FreudenstaLt und Friedrichsthal ein mörderischer Ansall auf zwei Frauenzimmer statt, wobei dieselben durch Schläge auf den Kos mit großen Straßensieinen dergestalt Niedergeschmettert wurden, daß das jüngere Frauenzimmer an den schweren Kopfverletzungen heute noch gefährlich darniederliegt. Doch gelang es, den Lhäter unmittelbar nach der That zu arrctieen I (Schw M.)
— Am 22 März stand vor dem Schwurgerichshes in Hall der ledige, 27 Jahre alte Tienstknecht Joh. Ulrich Repphun aus'S immozheim. hiesigen Oberants, wegen versuchten?Mords. Der Schauplatz dieses Verbrechens war das Zuchtpolizeihaus in Hall, wo der Angeklagte eine wegen wiederholter Unterschlagung, Betrugs und Landstreichers wider ihn erkannte einjährige Ge
fängnisstrafe zu verbüßen hatte. Nachdem er drei Monate an dieser Strafe erstanden und sich bis Lahin tadellos autgeführt hakte, äußerte er gegen Mitgefangene, er mache hier sein Jahr nicht herum, er thue einen Luk, daß er wieder in Las Arbeitshaus nach Li'dwigsburg komme, dort habe man es besser, weil man zu Feldgesckäften ausrücken dürfe. Derselbe hat nun, wie er gtständ!a ist, weil er sich von Jebermann verlassen gefühlt und um seinem Zuchtbausleben ein Ende zu machen, am Morgen des 6. Dez. v I. im Schlassaal des Zuchtrolizeihauses seinem im Schlaf besinllichcn Bettnachbar Johann Greiner von Hütbcii, Oberamts Urach, einem 21 Jabre alt en Strafgefangenen^ welcher ihm lediglich nichts zu Leid gethan hatte, in der Absicht, solchen zu törten, einen Schlag mit einem Hammer an den Kops versetzt. Dessen Schädclknocben widerstanden jedoch dem kräftigen Schlag und nach wenige» Tagen war er wieder genesen. Das Erkenntniß lautete auf 12jährige Zuchthausstrafe.
— Mainz, II. April. Gestern wurden die wegen des Frank- funer Au'innö zu Festungsstrcise ve.urlheilten Landwehrmänner ärztlich untersucht, um sie demnächst aus die für sie bestimmte Festung zu trankponiren. Unter denselben befinden sich 9. welche lebenslänglich, unb 3, welche zu 6 Jahren Festung verurtheilt sind.
— Darmstadt, 13. April Nach der Main Ztg. ist die Mi- litärkenv-ntion mit Preußen nach dem Muster Sachsens nunmehr abgeschlossen. Die großh. bessische Division bildet einen Destand- tbeil des 1t. norddeutschen Armeekorps mit dem Generalkommando in Kassel (Sachsen bildet bekanntlich Las 12. Armeekorps.)
— In München ist ein Herr in Folge heftigen Nießens aus eine^genommknePrise von einerGehirnaffektion befallen worden, und einige Tage daraus g-storben — In dem Gante des Grafen Waldbott-Bassenheim erhallen die Gläubiger statt eines Guldens' gerade einen Kreuzer!
— Berlin. 10 April. Die „Nordd. Allg Ztg." ist ermächtigt, die Nachricht der Bankzeitung Ava einer nach Stuttgart gelichteten preußischen Lepescbe, worin der Bündnißvertrag als untrennbares Cvrollar des Friedensvertrags bezeichnet sei, zu de- ment-ren. Es sei selbstverständlich, daß die württembergische Regierung wegen des preußischen Dündnißvertrags die Zustimmung ihrer Srände bedürfe. Die preußische Regierung habe das vollste Vertrauen zu der Vertragstreue der würltembergischen Regierung; sie betrachte den Bündnißvertrag vom 13. August v. I. nicht als ein zufälliges und willkürliches, sondern als ein nothwendigeS Ergebnlß der politischen -Sachlage und des deutschen Nakivnalge- sühls; sie vertraue auch, daß der württembergische Landtag die Angelegenheit aus diesem Gesichtspunkt betrachten werde.
— Berlin, 10. April. In der heutigen Sitzung des Reichstags erklärte Graf Bismarck im Laufe der Debatten: Das Amendement des Abgeordneten Laster, wonach der Eintritt der Südstaaten i» den Bund aus den Vvrsct lag des Präsidiums im Wege- der Bundesgcsetzgebuug erfolgen soll, widerspreche nicht een Wünschen der Bundesregierungen. Der Prager Frieden spreche von der Neugestaltung Gesammtdeutschlands, koch hindere Latz bisherige Nichtzustautekommen des Sütbundes an der Schlingung des nationalen Bandes des Nordens und Südens B-tanntlich würde der Artikel 71 mit dem Amendement Lasters mit großer Majorität angenommen, ebenso die Eingangsfo.mel des Verfassungs- entwurses.
— Bei der Diätenfrage im Reichstage trat ein Abgeordneter mit dem schlagenden Grunde gegen den Regierungsentwurf auf, Laß Männer, welche für des Landes Rechte zu sprechen berufen sind, so gut eine Entschädigung verlangen dürfen wie Lie Herren Minister und Regierungsräthe Wenn' erst diese auf ihre Gehalte verzichteten, dann sei auch er bereit, auf die TagegelLerderVotks- abgeortneten zu verzichten
— Wien, 10. April. Tie Presse schreibt: Vor der Abreise des Hrn. v. Beust nach Prag hat noch ein Minister-Conseil unter dem Voisitze Sr. Maj. des Kaisers statigefunden, um die Haltung Oeste reichs gegenüber der Luxemburger Frage festzustellen. Selbstverständlich konnte nur die Stellung Oesterreichs als Mitunterzeichner der Verträge von 1839 in Frage kommen. In diesem Ministerrathe ist der Beschluß gefaßt worden, zu erklären, vaß die Garantie der Verträge von 1839 sich zunächst nur aus