164
die vier konferirenden süddeutschen Staaten in der erwähnten Beziehung als einen einzigen Staat betrachten und demzufolge gegen einander keinerlei Sperre verfugen sollen; im Falle des Ausbruchs der Rinderpest in einem der contrahirenden Staaten hätten demnach auch die übrigen Staaten keine andern Maßregeln zu' ergreifen, als wenn jene Seuche im eigenen Lande aufgetreten wäre. Nach erfolgter Ratifikation der Konserenzbeschlüsse seitens der bs- theiligten Regierungen soll alsdann wenn möglich ein gleiches Ueber- einkommen mit Preußen und den übrigen Staaten des norddeutschen Bundes angestrebt werden Wir brauchen kaum hinzuzu- fügen, von welch großem Werths eine derartige allseitige Einigung der meisten deutschen Staaten sein müßte, indem hiedurch ohne Beeinträchtigung des erforderlichen Schutzes gegen den Ein-^ tritt jener verheerenden Seuche der Verkehr der deutschen Staaten unter sich vor Störungen bewahrt würde, welche auf den Wohlstand und die industriellen Verhältnisse derselben die schädlichsten Rückwirkungen äußern müßten
—-München 1. April. Außer Landau und Marienburg werden wahrscheinlich auch Würzburg, Oberhaus und Rosenberg als feste Plätze niederen Rangs eingehen.
— Gera, 29. März. In Greiz fand gestern der Regierungswechsel statt. Der FürstHeinrich XXII. übernahm die Regierung aus den Händen seiner Mutter Karoline und proklamirte sofort eine Verfassung.
— Berlin, 2. April Der Reichstag nahm die Art. 44—49 an. Graf Jtzenplitz bekämpfte den Antrag Becker's, das Postmonopol und das Telegraphenmonopol aufzuheben. Die Abschnitte über die Schifffahrt und das Konsulatwesen wurden mit Amendements angenommen, wonach die Bundeskaffe die Kosten der Kriegsflotte und der Marineanstalten bestreiten, die Kriegsflagge
an der administrativen Einteilung des neuen Departements, seiner Zerlegung in Arrondissements und Kantone, sowie an der Ernennung der Beamten u. s w. — Für den Fall einer Weigerung Preußens sucht man nach einer Sicherung der strategischen Operationslinie Namentlich soll Belgien in seinem eigenen Interesse eingeladen worden sein, seine Armee unter französischen Oberbefehl zu stellen Alarmirte fügen bei, es sei franzö- fischerseits die Aeußerung gefallen, daß Frankreich sonst für nichts einstehen würde. — Wir betonen nochmals, daß wir diese Mittheilungen geben, wie sie uns zukommen, ohne für deren Richtigkeit in Allem und Jedem cinstehen zu wollen "
— Wien, 31. März. Der auf den 28. April in Aussicht genommene Zusammentritt des Reichstags ist auf die ersten Tage des Mai verlegt worden. Die ungarische Königskrönung findet zwischen dem 20 und 30. Mai statt.
— Wien, 1. April. Die Amtszeitung vom Donnerstag veröffentlicht den österreichisch-belgischen Handels- und Schiffsahrts- vertrag vom 23—25. März. — Die „Presse" vom Donnerstag sart: Ueber das Verhältnis Kroatiens zu Ungarn sind entscheidende Beschlüsse bereits gefaßt, welche demnächst dem ungarischen Landtage vorgelegt werden sollen.
Niederlande. Haag, 4. April. Die Abtretung Luxemburgs ist vom König von Holland ausgegeben. Der französische Gesandte Hierselbst wurde durch den Minister des Aeußern hievon unterrichtet. (Damit wäre, wenn es sich bestätigt, die Hauptfrage erledigt. Fragt sich nun, was Frankreich?thut. (S a. Paris.)
Frankreich. Paris, 3. April. Der Abendmoniteur hebt aus der Bismarck'scken Antwort auf die Interpellation wegen Luxemburgs nur dasjenige hervor, was für Frankreich Günstiges darin liegt (Nothwendigkeit der Schonung französischer Empfind
schwarz weiß-roth sein soll — Die-von den nationalliberalen Oichkeit, Luxemburg ein souveräner Staat nach Auflösung des deut- Reichstagsmitgliedern beabsichtigte Einbringung eines Antrags in jschen Bundes, Abneigung des Luxemburger Volkes gegen einen Betreff Luxemburgs erleidet wegen vorgängiger Verhandlungen Eintritt in den norddeutschen SBund), und die Frage als eine mit den übrigen Parteien des Reichstags einen Aufschub. friedlich zu lösende bezeichnet. — Der „Constitutionnel" dagegen
— Berlin, 3. April. Die „Provinzialkorrespondenz" bezeich- anerkennt zwar die „Mäßigung" in der Sprache Bismarck's, fährt
net den vom Reichstag gefaßten Beschluß über die Diätenfrage aber dann fort: „Frankreich hat keinerlei Gelüste gezeigt, den als kaum aufrecht haltbar und hofft, daß die Vorberathung der deutschen Interessen Abbruch zu thun und seine Ehre zu verletzen. Bundesverfassung Mitte nächster Woche beendet sein werde; dann Frankreich hat keinerlei kriegerische Tendenzen, sondern nur bas solle nach einer dreitägigen Pause die Schlußberathung stattfin-; Gefühl für das, was gerecht und billig ist; es würde aber unge- den, während welcher Zeit die verbündeten Regierungen sich über recht sein, wenn Preußen nach großen Eroberungen mit Eifersucht die Punkte verständigt haben werden, in welchen abweichende den allergeringsten Länderzuwachs überwachen wollte, den seine Reichstagsbeschlüsse anzunehmen sind oder nicht. l Nachbarn nicht aus Antrieb des Ehrgeizes, sondern im Interesse
— Berlin, 3. April. Die oberhessischen Reichstagsabgeordne- der Sicherheit wünschen könnten. Frankreich wird auch nicht mit len sollen beabsichtigen, im Reichstag zur Sprache zu dringen, I Gleichgiltigkeit Preußen aus den gesetzlichen Schranken herausge- ob und welche Hindernisse dem zeitweisen (?) Eintritt des Groß- ^ hen oder strategische Punkte, die für Andere bedrohend sind, herzogthums Hessen in den norddeutschen Bund entgegenständen, festhalten sehen." In diesem Ausspruch liegt dreierlei: 1) Frank
eventuell ob die Hindernisse dauernde seien.
— Berlin, 2 April sicherem Vernehmen nach ist es den!ner Haltung in der deutschen Frage. 2) Preußen dürste deßwe-
rastlosen Bemühungen der Kriminalpolizei gelungen, sich der Mörder des Bäckerlehrlings Corny zu versichern. Es ist ei n Schlächtergeselle, der noch einen Mitschuldigen har. Die Ueberführung
reich hat Ansprüche auf die Dankbarkeit Deutschlands wegen fei
gen ein Auge zudrücken, wenn Frankreich im Interesse seiner Sicherheit (vergleiche die Sprache bei Gelegenheit der Abtretung von Savoyen und Nizza) eine kleine Rektifikation der Grenzen
des Letzteren nach Berlin erfolgte bereits. — In Berlin wollte ^ verlangt. 3) Für diesen Fall muß Preußen die Festung räumen, ein Kellner einen falschen Thaler ausgeben. Er wurde ange- Dieser Artikel widerspricht den andern Nachrichten so sehr, daß halten und der Polizei gelang es, fdie Falschmünzer auf frischer! wir unS heute begnügen, auf diese Differenz aufmerksam gemacht Thal zu ertappen und ihre Werkzeuge wegzunehmen. 'zu haben. — Die Pariser Schneider haben am l. April ihre
— Berlin, 4. April. Nachdem Holland den Verkauf Luxem-; Arbeit eingestellt, in Folge dessen die Schneidermeister sehr übel burgs ausgegeben hat, werden die Besuche des Königs Wilheln^ daran sind, nm so mehr, als die Londoner Schneider den hiestund des Kaisers Alexander in Paris zum Mai wieder wahr-> gen Arbeitern ihre Mitwirkung und Hilfe zugesagt haben. — In
scheinlich; der übermorgen erwartete Kronprinz Hundert trifft erst später hier ein. (Tel.d.Schw.M.)
— Die Wiener Presse schreibt: „Die uns heute aus Paris
Havre hat eine heftige Feuersbrunst stattgesunden.
Italien. Florenz. 4 April. Das allgemeine Gerücht geht, daßß sämmtliche Minister ihre Entlassung genommen haben.
über den Stand der Luxemburger Frage zugehenden Nachrichten ^ „Jtalia" wäre noch nichtsDefinitives beschlossen. Dasselbe lauten so entschieden, daß wir dieselben trotz der vorzüglichen f Matt sagt, die Pforte weigere sich. Kanvia abzutreten.
Quelle aus d« sie stammen, nur mit aller ^ Türkei. K 0 ustanti n op el. 3 April. Der Fürst von
Danach ,st das Tmlenenkab^ Luxemburg zu ^ ^d erhielt den Haus-
anne t'ren m,t oder ohne P^Wich- Zustimmung Am Dual! ^ Es wird versichert, die jüngst überrE^
d Orsay soll deßdalb eine außerordentliche That.gke.t herrschen, ^ 5 ,-^ g^te proponire keineswegs die Abtretung Kandia's
schlechtweg, sondern Volksabstimmung.
Amerika. Newyork, 3t. März. Rußland hat Russisch-
und in den letzten Tagen wiederholt bis 5 Uhr Morgens gearbeitet worden ft'n. Man glaubt jedoch noch immer, es sei dem
Grafen Bismarck nur um ein rstruitt! bonorgblö zu thun Im, ^ ^ ^ , ,,
Ministerium des In nern arbeitet man, w ie erzählt wird, schon Amerika an di e Ver. L-taaten gegen 7 Mlll. Doll, abgetreten.
Nedigirt, gedruckt uud verlegt von A. <0 elsch läge r.