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und Geschichte das zu lernrn, was man bei uns in Deutschland in den Elementarschulen lehrt. Zugleich wird man ihnen auch dort noch die ersten Elemente des Fortisikations- und ^Artillerie- wesens verbringen — 9. Nvo, Der Moniteur meldet, der Fürst von Rumänien werde die Herzogin von Leuchtendere; heiratheu. — Mehrere Journale sagen: Am Mittwoch wurden ä2 Personen (meist Studenten) im Cafe St. Michel verhaftet; sie sind anae- klagt, einer geheimen Gesellschaft auzugeböcen. — Ter Morgen- moniteur dementirt die Nachricht von einer Kriegserklärung gegen Korea. Nur ein Admiral sei zur Information abgesantt. — Nach dem Tode des Taikun von Japan ist füns der höchsten Würdenträger aus seiner Umgebung die Erla rbniß ertdeilk worden, sich zu seinem Gedächtnisse Len Bauch aufzuschlitzen, was denn auch zu Osaka geschehen sein soll. Der Konsularvericht fügt hinzu, daß sich tO Bewerber zu dieser Ehre gedrängt batten.
Rußland. St. Pete rsbur g , 9. Nov. Aus Anlaß der Dermählungsfeier erschien heute ein kaiserliches Manifest, welches im ganzen Reiche die Schicksale der Verurtheilten erleichtert, Polen und Finnland eingeschlossen, und die Zahlung der L-teuerrück- stände erläßt General Berg ist zum Feldmarschall ernannt.
Türkei. Konstantinopel, 7. Nov. Berichte aus Kandia melden die Unterwerfung und Waffenniederlegung sämmtlicher Sphakiotenhäuptlinge. Die beim Ausstande betheiligt gewesenen Griechen kehren zurück. Der Aufstand ist beendet. Akif-Pascha ist zum Gouverneur von Kandia Lesignirt. Der Grvßvezier ist bemüht, beim Sultan Len Christen erweiterte Konzessionen zu erwirken. — Die hier akkreditirten Gesandtschaften überreichten bei der Pforte eine Kollektiv-Note wegen Errichtung von Reitungs- anstalten an der Küste des Ponlus. — Bukarest, 6. Novbr. Fürst Carl empfing heute den russischen Generalkonsul mit dem Konsulatspecsonal in feierlicher Audienz und nahm von ihm die Anzeige der Anerkennung seitens des Kaisers von Rußland entgegen. Fürst Karl ist demnach jetzt von allen Großmächten als erblicher Fürst von Rumänien anerkannt.
Der Seher.
Eine Erzählung von L. v. L.
(FortseZttnz.)
„Die Beiden reden ja, als ob der alte Wiesenbauer gar kein Wort mehr mitzusprechen bätte!" ries La plötzl-.ch eine Stimme hinter ihnen, und als sie sich erschrocken umsahen, sahen sie Elisabeths Vater auf der Thürschwelle stehen, der, aus seinen Rechen gestützt, ruhig das liebende Paar betrachtete und keine Spur von Verwunderung über Heinrichs Anwesenheit blicken ließ.
Der Letztere fürchtete den Wiesenbauer erzürnt zu haben, ging verlegen auf ihn zu und wollte sich entschuldigen, daß er ihm so ohne Weiteres in's Haus gefallen. Der Greis aber ließ ihn gar nicht zu Worte kommen, sondern reichte ihm lächelnd die Hand und sagte: „Gelt, Heinrich, die Arbeit und die Freude unter wildfremden Menschen schmecken nicht? Nun. bab' mir's wohlgedacht, daß Du's nicht lang aushalten würdest — Hab' mir's wohl gedacht!" .
Mit diesen Worten hänqte er seinen Recken in eine Ecke der Hausflur, zündete sich seine Pfeife am Kochseuer aus dem Kaminherde an und trat in's Zimmer.
Heinrick) wäre in seinem Entzücken dem Wiesenbauer beinahe um den Hals gefallen; er hatte wohl immer heimlich die Hoffnung gehegt, daß Elisabeths Vater seinen Bewerbungen um die Letztere nicht gänzlich enrgegenlreten würde — daß derselbe aber schon jetzt und ganz von freien Stücken seine Zustimmung geben würde, hätte er sich nicht träumen lassen.
Auch Elisabeth war überglücklich. Sie umarmte bald den Vater und bald den Geliebten und es dauerte dießmal sehr lange, bis eine erträglicke Abendmahlzeit zu Stande kam.
Heinrich mußte nun dem Wiesenbauer, der in jüngeren Jahren auch weit in der Welt herumgekommen war, von seinem Leben in der Fremde erzählen. Ec that es mit jugendfrischem Mulh und fröhlicher Begeisterung — aber den Schluß irgend einer Schilderung oder einer lustigen Fahrt bildeten immer die Wo-ie:
„ Ab-r hier bei Euch iil's d o ck besser! " —-_
Uedigirt, gcvruckt und v>
Von dem Tage an betrachteten sich Heinrick und Elisabeth als ein Brautpaar, und obgleich der Wiesenbauer noch von keiner Hockzeit wissen wollte, so verabredeten sie dock schon heimlich, wie viel Gäste sie zu laden hätten, wer das „Ehrengeleit" bei der Trauung bilden sollte u. dgl.
Es kam aber Alles ganz anders, als die Beiden dachten.
Als sie eines Abends wieder mit dem Wiesenbauer vor der Thüce saßen und der Letztere eben erzählte, daß es wahrscheinlich ganz in der nächsten Zeit wieder Krieg und Kriegsgeschrei geben werde, schmetterten Plötzlich Trompeten in der Ferne und nach einiger Zeit rückte ein prächtig uniformirtes sranzösisches Reiterregiment ins Dorf ein. Auf dem großen Platze vor dem Hause des reichen Kaufmanns Baumann, der von der französischen Te- partementsregierung zum Maire ernannt worden war, machte dasselbe Hali; es wurden Qnartierbillets ausgetheilt und nicht lange währte es, so kam sin Reiter auf das Haus des Wiesenbauers losgesprengt. Er schien außerordentlich ermüdet zu sein und verlangte in gebrochenem Deutsch zu essen „für sich und die Pferd."
Während Elisabeth rasch eine kräftige Mahlzeit bereitete, half Heinrich dem Franzosen das Pferd abzäumen und besorgen, wobei dieser beständig jammerte : „elü, ma bolls kranes, ma bolls kranee! Einen schauderhaften Land die Deutsgland! 'aidkraut wackßen biß an das Bauch von der Pferd!"
Die deutschen Mädchen schienen ihm indessen nicht so zu mißfallen, wie die deutschen Haiden, denn als er Elisabeth erblickte, erheiterten sich seine Mienen mehr und mehr, so wie sich auch seine Müdigkeit zusehends verlor. Ohne den Wiesenbauer und Heinrich,zu beachten, welche in einiger Entfernung vom Tische, den Elisabeth zu decken beschäftigt war, neben einander standen und sprachen, begann ec mit der Letztern zu schäkern.
„Ah, Sie kleinen bijou! — Sie lieben Kind!" rief er, seinen zierlichen Schnurrbart drehend, „ick wollen, ick könnt' bleiben bei Sie alle Tag meiner Leben!"
So lange der Sohn Frankreichs es bei liebkosenden Worten bewenden ließ, verhielt sich Heinrich ruhig; als Jener aber von Minute zu Minute dreister wurde und endlich seinen Arm um Elisabeths Nacken schlang Muhr er auf und jrief dem Reiter mit funkelnden Blicken zu: „Die Elisabeth ist meine Braut. Herr Franzos, und wer sie mir berührt, dem schlag'ich den Kopf ein!"
„Ah — ßärr schön — einschlagen die Kopf!" lachte der Franzose, indem er den eifersüchtigen Bräutigam höchst vergnügt ansah. „Einschlagen die Kopf mit die Finger — nickt warr?
Bei diesen Worten haschte er Elisabeth und drückte ihr rasch einen Kuß aus die Wange.
Len Heinrick übermannte der Zorn. Er packte einen schweren hölzernen Schemel und schleuderte denselben gegen den Franzosen, welcher hart davon am Kopfe gestreift wurde. Im nächsten Augenblicke aber hatte der Letztere auch schon seinen Säbel gezogen und holte mit grimmiger Erbitterung zu einem Hiebe auf seinen Gegner aus.
Ter Wiesenbauer, der bis dahin ganz ruhig dagestanden hatte, sprang jetzt, ein am Ofen lehnendes Beil ergreifend, rasch dazwischen und fing de« Hieb des Franzosen auf. Dann packte er seinen künftigen Schwiegersohn am Arm, schob ihn aus der Thür und rief ihm leise zu: „Mach' Dick augenblicklich fort oder Du bist verloren!"
Nackdem er dann auch Elisabeth in das Nebenzimmer geführt, trat er dicht an den verdutzten Franzosen hinan und sagte mit unheimlich blitzenden Augen: „Wenn Ihr Eure dello kraneo mit heilen Gliedern Wiedersehen wollt, Herr Franzmann, so laßt mir Las Mädchen in Ruh'! Solche Narrenspoffen duld' ich in meinem Hause nicht! Ich bin ein alter Mann, aber wenn's drauf ankommt, weiß ich Loch noch Ließ Beil zu regieren!"
Die Mienen des Wisenbauers zeigten, indem er Ließ sagte, eine solche finstere Entschlossenheit, daß jener brummend seinen Säbel in die Scheide steckte und, seinen Kopf befühlend, zwischen den Zähnen murmelte: »Lsrdleu! das deutsge Grobian 'al 'efftig geworsien!"
(Mr>sei-u»g folgt.) _
legt von^A Sttschtägrr.