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glühende Seele, von welcher Paoli so Großes erwartet. Wie wird er sich freuen und wie werden alle Corsen dich verehren! Ich werde dich glücklich machen, glorreicher Napoleon. Du sollst ein schönes, reiches Fräulein heirathen, sollst ein Aristokrat wer­den. Was kann ich mehr für dich thun? Sage mir Niemand, daß ich keine Freundschaft fühle. Gleich will ich mich auf den Weg begeben und es dir beweisen."

Rasch war er angekleidet und stieg nach kurzer Zeit die hol­perigen Treppen des Giebelhauses hinauf, wo Bonaparte wohnte, und als er die Thür leise öffnete, fand er ihn ganz so wie ge­stern an dem alten Schreibpulte in seiner Arbeit vertieft sitzen. Bei seinem ersten Gruße aber sprang Napoleon auf und ging ihm mit freundlichen -Mienen entgegen.

Sei willkommen, lieber Andrea!" ries er,ich habe dich so lange schon erwartet und an dich gedacht; daß meine Arbeit nicht von der Stelle will "

Es wird doch wohl ein anderes Bild sein. das dir vor Augen schwebt", lachte Pozzo di Borgo,und deine Gedanken in Beschlag nimmt."

Sonderbar", sagte Napoleon und faßte an seine Stirn. Mein Kopf ist wie ein Schrank mit zahllosen Kasten. Ich kann jeden leicht ausziehen und bis auf den Grund umherwühlen, so lange ich will. Sobald ich ihn aber zuschiebe, denke ich nicht mehr daran, was dünnen ist, bis ich ihn wieder brauche."

Heute aber will sich der Kasten nicht zuschieben lassen, in welchem die Akten und Papiere einer gewissen jungen Dame lie­gen, mit welcher der Lieutenant Bonaparte einen wichtigen Pro zeß führt."

Das ist ein gewonnener Prozeß, er macht keine Sorgen l" rief Napoleon.Nein, Andrea, es liegen mir einige deiner Worte von gestern noch im Sinn. Du sagtest: wer weiß, ob dieser Strom in seinem Bette gehalten werden kann und wen er ver­schlingen wird. Glaubst du, daß die Nationalversammlung un­terliegt?"

Nein", sagte Pozzo di Borgo,ich glaube, daß sie zuletzt siegen muß."

Zuletzt?"

Ich meine, daß der Widerstand, den die Reformen finden, nicht leicht zu überwinden sein wird."

Die Schwachköpfe!" rief Napoleon.Der König hat so viel schon gethan, daß er nicht mehr umkehren kann."

Sehr wahr, lieber Napoleon, es würde sehr gefährlich

ich weiß nicht, was mir sagt, daß es dich eben so treu beglei- ' ten wird."

Ja, das Glück! das Glück!" rief Napoleon.Ich will da­ran glauben, es soll mir dienen!"

Und es kommt dir entgegen in Gestalt einer reizenden Gottheit mit goldenen Händen; ganz wie die Alten es sich dach­ten". nickte Andrea.Es kommt mir vor, als hättest du diese liebliche Gottheit schon auf deinen Knien angebetet und das himm- biscke Bündniß abgeschlossen."

Ein finsterer Blick antwortete ihm darauf. Napoleon schien sich einen Augenblick zu bedenken, dann aber sagte er mit fro­hem Gesicht:Das ist nöthig, Freund. Wie Cäsar komme ich, sehe und siege, und pflücke die Blume trotz aller Hände, die sich danach ausstrecken mögen."

Und die Früchte auch",Hetzte Pozzo di Borgo hinzu, indem er sich gegen den Tisch wandte, auf welchem in einem offenen Papiere eine Anzahl großer, schöner Kirschen lagen.O", lachte er,da liegen sie schon reis und prächtig und leugne es nur nicht jedenfalls sind sie ein Liebespsand, mit zärtlichen Wün­schen und Zaubersprüchen gepflückt."

Wohl möglich", antwortete Napoleon,aber du kannst sie versuchen."

Ich werde mich davor hüten", rief Andrea,denn ich denke an unsere corsischen Sitten und Hexereien.Wenn Zwei, die sich lieben, eine Frucht theilen, so ist das ein heiliger Schwur: wenn aber ein Dritter auch nur Stiel oder Stein davon anrühiEz so m'sckt sich der Teufel ein und bringt Verderben über Alle.''

Thorheit!" rief Napoleon,ich halte mein Glück auch ge- gegen alle Teufel fest. Es soll mir Keiner jemals nehmen,Hwas ich besitzen will."

Armer Demarris!" sagte Andrea und zuckte die Achseln.

Was ist mit ihm?"

Im Grunde Nichts, d«m er tröstet sich wie ein Sokrates. Der arme Junge hat irgendwo erfahren, daß es mit seinen Ein- ^ bildungen Nichts ist, und daß ein Anderer, dem er solche profane ! Absichten gar nicht zumuthete, ihm denz Weg verrannt, auch wohl igar schon die Festung erobert hat, die, wie er glaubte, ihm allein >ihre Thore öffnen werde."

!Demarris ist ein Narr!" ries Napoleon, indem er sich um- wandte und hastig auf und ab ging. f(Forts. folgt.)

sein. . . . . . ^ i Ein Bauer, welcher im Ausland Hafer gekauft hatte, führte

Er muß mit Necker gehen und mit der Nation! rief Na-. ^selben in Säcken aus seinem mit zwei Pferden bespannten Wa- poleon.Ich habe heute früh einen Brief an Necker geschrieben,ach seiner Heimath zurück. An der Grenze anqekommen. zunächst entworfen. Denn ich dm entschlossen, ihm meinen Aus- M ein Zollwächter, ob er nichts Verzollbares bei sich führe satz über Corsika zu überreichen , wie er La ist. mit einem urzen, 9^, noi", erwiederte sich ängstlich umsehend der Bauer , i Schluß. Ich kann die Arbeit jetzt nicht weiter ausfuhr en. >haun nix". Da dem Mauthbeamten diese Befangenheit ausfiel, w Ah", sagte Pozzo di Borgo,du willst sie ihm selbst über-! wurden die Säcke untersucht, als man aber gar nichts Verdächtiges reichen? Du denkst also bald nach Paris zu reisen ? vorsanv, schrie der Zvllwächter ärgerlich:Warum hat Er's denn

Ja, das denke ich und ich wollte er hielt »nne und gleich gesagt, daß Er nur Hafer"-I bitl Se um

blickte seinen Landsmann argwöhnisch an. In Carlo Andrea s Aelles", sagte der Bauer,schwätzet Se net so laut."Was Augen schien es wie Spott zu glänzen, und sdine Freundlichkeit ^ denn in's Teufels Namen?" rief der Mauthbeamte un- sah nicht besser aus." . willig.Ihne kann es schon sage", erwiederte leise der Bauer,

Du wolltest, daß du schon dort wärest, um mit deinen Groß- geheirnnißvoll bei Seite ziehend:freilich Han i nex als Ha- thaten die Welt zu füllen?" fiel er ein.Ja, mein lieber Na-.h^ aber gucket Se. meine Gäul derfet's net merka, se krie- poleon, das ist ein anderer Prozeß. der leichter verloren gehen ^ nie kein, und wenn se's wießtet, se gingtet mer beim Blitz

kann." . /koin Strolch meh nore!"

Er wird nicht verloren gehen!" nef der kleine Lieutenant, _

stolz und ungeduldig.Habe ich Gelegenheit, mich auszuzeich-!

nen, so wird es auch geschehen. In der Hülte geboren werden^ Ein gerades ehrliches Heirathsgesuch bringt die Wiener in der Einsamkeit sterben, das ist das Loos zahlloser Menschen,!Presse" iu ihrem Jnseratentheil. Dasselbe lantet:Ein Sol- die unter anderen Verhältnissen Helden und Könige geworden >dat, 40 Jahre alt, gesund und kräftig, hat das Alleinsein satt wären/' ' " "" ' ..... .. -1,

Gewiß hast du Recht", sagte Pozzo di Borgo zu dem Lieu­tenant Bonaparte. Du bist aus dem Wege, ein Mann des Plu- tarch zu werden. Er unterdrückte seine geheime Lustigkeit und fuhr mit der einschmeichelnden Treuherzigkeit, die ihm zu Gebote stand, fort:Das ist meine wahrhafte Ueberzeugung, lieber Na­poleon, denn ich finde, daß das Glück dich wunderbar sucht, und

i und möchte heirathen. Cr wünscht eine Frau unter 25 Jahren, gemüthlich. geistreich und fein gebildet. Da er nichts als seine Charge besitzt, ist Vermögen leider unumgänglich nöthig Na ch- dem ihm aber das Kurmachen ums Geld herzlich zuwider ist, greift er zu diesem Weg. Briese übernimmt bis 20. Nov. d. I. das Ankündigungs-Bureau derPresse" unter der Adresse: Sol­dat Nro. 7901."

Bedigirt grdruckt und verlegt von Gctschtagcr.