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gar eine Zeitung gegründet. Die kaiserlichen Blatter selbst ge- s „O", sagte Beatrice, indem sie sich an ihn schmiegte und ben zu, daß in Oajaca die Operationen der Republikaner eine I schmeichelnd schmollte, „hatte mein Freund so wenig Vertrauen? drohende Gestalt annehmen, während sie in Zacatecas und Ja-l Versprach ich nicht gestern beim ersten Morgenscheine hier zu sein? lisco unumschränkt herrschen. Dem Konsul der Vereinigten Staa- und noch ehe dieser kam, da es noch ganz finster war, befand ich
ten in der Stadt Mexiko ist der Zutritt zu dem kaiserlichen Palaste verweigert worden, Weil er dort eine unbekannte Persönlich-, keit sei." Tie mexikanischen Berichte des be;. Blattes sind jedoch Mit Vorsicht aufzunehmen."
Vermischtes.
Seit Wochen wird das Publikum in Gießen über die Zustände des dortigen Pfandhauses in Aufregung erhalten. In Folge eines Uhrendiebstahls in Frankfurt a. M. wurde auch hier im Pfandhaus Nachforschung gehalten, und da ergab sich denn das Unglaubliche, daß von einer sehr großen Zahl von versetzten Uhren sich nur einige wenige vorfanden. Der am andern Morgen verhaftete Diener räumte nach langem Leugnen endlich ein, daß ihm selbst die fehlenden Uhren gehörten und er dieselbe Uhr wiederholt versetzt und immer wieder zurückgenonmen habe. Ein Sturz des Lagers, dem sich vor mehreren Jahren die Pfandhaus- beamten wegen Unthunlichkeit widersetzt hatten, begann nun durch die Direktion, aus dem Bürgermeister und zwei zu der Armenverwaltung deputirten Gemeinderäthen bestehend, und da stellte sich denn heraus, daß von den angeblich vorhandenen 9000 Pfändern nicht weniger als 4500 mit einer Summe von über 20.000 fl. fehlten. In der Wohnung des Dieners fanden sich ein ganzer Korb voll Pfandscheine und ein Buch über die Verpfändungen. Dieser ungeheure Betrug ist von ihm nur mit einigen wenigen Gegenständen verübt worden, die an einem und demselben Tage oft Dutzendmal müssen versetzt worden sein.
Der junge portugiesische Jnfant, den der Kaiser der Franzosen aus der Taufe gehoben, hat 22 Namen erhalten, und nennt sich wie folgt: Dom Alphonso Henriquez Maria Luis Pedro dÄl- cantara Carlos Humbert Amadeo Fernando Antonio Miguel Rafael Gabriel Gonzaga Lavier Franciskv d'Asstssi Augusts Juliv Wolfar Jgnacio de Braganza y L>avoya y Borbon y Sachsen - Coburg-Gotha, Duc d'Oporto.
Am Scheidewege.
iVon ?h. Mügge.)
(Fortsetzung.)
Wo die Reben endeten, befand sich eine Laube und vor ihr zu beiden L-eiten standen zwei Kirschbäume mit tiefhängendeu Zweigen, dichtbedekt von dunkelrothen, süßen Früchten. Auf der Bank unter dem einen dieser Bäume setzte sich Bonaparte nieder,! Haft, "die Begeisterung schwand aus seiner Stimme. „Hat deine
mich schon in der Laube und wartete und ängstigte mich."
„Warum, theure Beatrice, warum?"
„Weil weil — ich weiß nicht, es war Tlorheit. Ich konnte nicht schlafen, mein Herz ließ mich nicht schlafen. Ein böser Geist flüsterte mir zu: Es ist vergebens. Da schlugen die Glocken schon vier Uhr. Du kannst das Kreuz der Kapelle an der Brücke sehen. Es ist zu spät."
„So läuteten böse Geister auch mir ihre Glocken!" rief Bonaparte fröhlich. „Doch wir jagen sie in die Flucht. Ich bin hier, um allen falschen Stimmen zu trotzen, hier bei meiner geliebten Freundin, und diese fürchtet sich nicht mehr."
Er blickte sie an, sie schüttelte lächelnd den Kopf, und als er sie inniger umfaßte, ließ sie es geschehen und sträubte sich nicht.
„Bearrice vertraut mir?" fuhr er fort.
Sie nickte ihm zu. —
„Sie glaubt an mich?"
„Alles! Alles!"
„Daß ich dich liebe, daß ich dich anbete?" rief er mit steigender Leidenschaft so laut, daß es schallte.
Beatrice blickte scheu umher, kein Lauscher war zu entdecken. Seine zärtlichen Schwüre fanden keinen Widerstand mehr, sie legte ihre Hand auf ihn, und ihre leuchtenden blauen Augen sagten ihm noch mehr als ihre Worte.
„Liebst du mich denn auch ganz allein, so wahr und treu wie ich dich liebe", flüsterte sie, „mein theurer, mein einzig geliebter Freund?"
„Zweifle nicht daran, zweifle nicht!" rief er und seine schwarzen Augen funkelten brennend. Er beugte sich vor ihr zurück und schaute sie an „Ob ich dich liebe ? Frage nicht, meine edle, meine schöne Beatrice. Ich liebe die Ehre, ich liebe den Ruhm, Nichts kann mich von ihnen trennen; doch mein Herz gehört dir allein, keine Andere soll es-jemals mit dir theilen!"
„Und willst du in Glück und Noth mich lieben, willst du mir treu bleiben bis in den Tod?" fragt» Beatrice ihn festhaltend.
„Treu will ich dir sein, treu mein Herz, treu meine Liebe. Wie ich meinem Vaterlande, meinem Volke treu bin bis in den Tod, so dir bis an meine letzte Stunde."
„So will ich glücklich sein!" rief Beatrice, und meine Mutter wird uns segnen. Sie wird nicht länger zweifeln, sie wird dir vertrauen, wie ich es thue."
„Deine Mutter?" fragte er und seine Mienen wurden ernst-
und seine Augen hefteten sich auf das Landhaus auf ein Fenster im oberen Geschoß, das zwischen den hohen Lorbeerrosen, die daran hinausreichten, sichtbar wurde. Als er darauf hinsah, und seine Blicke nur brennender wurdens, hörte er hinter sich in der Laube ein Rauschen und leises Lachen, und als er aufsprang mit ahnungsvollem Lauschen, fand er Beatrice Colombier halb versteckt unter dem grünen reichen Geblätter, halb vorqebeuqt ihn erwartend.
Die Hände nach ihr ausgestceckt, regte er sich doch nicht und näherte sich nicht. Er betrachtete sie einige Augenblicke, wie von einer Ueberraschung gefesselt; in lieblicher Verwirrung ließ sie eS geschehen. In dem weißen, leichten Morgengewande sah sie wunderbar schön aus. Braune Locken fielen frei in ihren Nacken, ein süßes Liebeslächeln schwebte auf ihren Lippen, dabei blickten ihre Angen schüchtern und fast furchtsam in seine unbeweglichen Mienen.
Mit einem Male verschwand diese Starrheit und zerschmolz in einem auflodernden Feuer. „Meine liebe, meine angebetete Beatrice!" rief Bonaparte, während er die weißen, kleinen Hände mit Küssen bedeckte. „Wie vielen Dank, wie viele Freude empfinde ich in diesem Augenblick! Ich wähnte mich allein mit meiner Sehnsucht, vergessen von der, mit der mein ganzes Denken sich beschäftigt, der Gedanke erstickte mich, nun bin ich herrlich davon erlöst!"
Mutter mit dir gesprochen?"
„Ja", sagte Beatriee, „gestern Abend, als du gegangen warst und wir allein zurückblieben. Sei unbesorgt, meine Mutter ist gütig, sie ist dir gewogen, mein geliebter Freund."
„Sie weiß es also", svrach er halb vor fick hin.
„Sie hielt mich in ihren Armen fest, küßte mich und sab mir in die Augen. Du siehst so geheimnißvoll aus, mein liebes Kind, sagte sie dabei. Warte doch und werde nicht roth, laß uns noch ein wenig Plaudern. Setze dich her zu mir. Wie hat dir der junge Pozzo di Borgo gefallen, der so unerwartet uns mit seinem Besuche erfreute? — Er hat mir sehr gut gefallen, liebe Mama, denn er ist sehr höflich und weiß zu unterhalten. — Gefällt er dir besser als der Lieutenant Demarris? — Er gefällt mir viel besser, denn er bat riel mehr Geist und Anstand, Mama. Aber ich glaube. es ist ein versteckter Charakter, dem man nicht allzuviel trauen darf" (Forts, folgt.)
Viersilbige Charade
Vier Silben begreift mein Ganze« in sich.
Die Macht der Ersten erschaffet Dich,
Die zwei letzten Silben ernähren Dich,
Die vier vereinigt verschlingen Dich.
8ottesdiensite« Sonntag, 5. N«o. Vorm. (Predigt): Herr Dekan Rechter. — NackmittMK (Predigt): Herr H elfer Schmidt.