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Ter Baron unterhielt die beiden Damen mit allerlei geheimen und interessanten Nachrichten, welche er ans Paris erhalten ^ hatte, über die Lage des Königs und der Königin und über die! Erwartungen der Hofpartei, daß Se. Majestät nahe daran sei, endlich die Geduld zu verlieren und diese immer frecher werdende
ser junge Mensch ein wilder Republikaner war, auch wahrscheinlich noch ist, der Oben aus den General Paoli dichtete und eine Compagnie republikanischer Jungen zusammenbrachte, mit denen er gegen die Compagnie Bonaparte's kämpfte, welcher die französische Partei commandirte."
Nationalversammlung in ihr Nichts zurückzuschleudern. Paris War eben damals von mehr als dreißigtausend Soldaten umringt, ihr General, der Herzog von Broglie, zu Allem bereit. Der König durste nur befehlen, seine Unentschlossenheit blieb allein zu beklagen. Aber lange konnte diese nicht mehr dauern, denn die Königin war gewonnen. Necker hatte allen Einfluß verloren, der Schlag konnte jeden Tag erfolgen. Ter Baron hatte noch immer einige bedeutende Verbindungen mit dem Herrn von Liancourt und anderen Personen von Ansehen, er wußte somit Manches und theilte es seinen Freundinnen mit zuversichtlichen und spöttischen Mienen, aber mit vertraulich gedämpfter Stimme mit. Weit lauter ging es dagegen an der andern Seite des Tisches her, denn dort hatte sich der Lieutenant Demarris zwischen einigen jungen Damen und Herren festgesetzt und er unterhielt diese so eben mit den Abenteuern der Reise, welche er im Frühjahr in Begleitung seines Freundes Bonaparte nach Savoyen gemacht hatte, wobei dieser aus dem Mont-Cenis beinahe um's Leben gekommen wäre ohne seine Geistesgegenwart.
Er hatte diese Geschichte allerdings schon mehr als einmal erzählt, sie fiel ihm jedoch jetzt wieder ein, als von seinem Freunde die Rede war, der damals ebenso wie heute bald nachzukommen versprochen hatte, dennoch aber ausblieb und erst in der Nacht zwischen entsetzlichen Abgründen aufgefunden wurde, als Demarris Leute ausbot, mit denen er ihn aufsuchte und in Sicherheit brachte.
„Wir wollen hoffen, Herr Demarris", sagte eine der jungen Damen, indem sie allerliebst lachte und die schönsten Zähne zeigte, „daß der Lieutenant Bonaparte nicht etwa wiederum zwischen Abgründen sich verirrt hat, da Sie nicht bei ihm sind, um ihn zu retten."
Die Gesellschaft stimmte ihr bei, aber Demarris machte ein bedenkliches Gesicht und erklärte, daß er nicht dafür stehen wolle, ob Bonaparte nicht heute in noch größerer Gefahr schwebe, als damals auf dem Mont Cenis.
„Wie sollte das möglich sein?" fragten Mehrere zugleich.
„Es ist so ein Gedanke, .der mich überkommt" , sagte der junge Offizier, „aber — ein Wunder wäre es nicht, wenn meine Ahnung zuträfe."
„Um des Himmels willen! welcher Gedanke? welche Ahnung? Wo ist der Lieutenant Bonaparte? Ist er krank? Reden Sie doch!" schrie der ganze Kreis und Demarris kreuzte seine Arme und lächelte geheimnißvoll. „Vonaparte ist zu Hause", sagte er, „wie immer bei seinen Arbeiten. Aber ich erzählte Ihnen schon, daß er Besuch von einem Landsmann erhalten hat, den ich selbst zu ihm cewiesen habe."
„Dabei ist doch nichts Gefährliches, wenn ein Landsmann uns besucht?" wurde er von dem schönen Fräulein unterbrochen.
„Nein, Fräulein Beatrice, man freut sich darüber, obendrein. wenn man ihn von Jugend an kennt, wie Bonaparte diesen Herrn Pozzo di Borgo.
„Nun, so wird der Lieutenant Bonaparte sich sicherlich auch gefreut haben," l.chte die junge Dame
„Das bezweifle ich eben", erwiederte Demarris den Kops schüttelnd. „Ja, wenn es kein Corse wäre, aber diese Corsen sind schreckliche Menschen."
„Sieht der Fremde denn so entsetzlich aus?" fragte Fräulein Beatrice.
„Er steht gar nicht entsetzlich aus, sondern besitzt sogar ein ziemlich angenehmes Aeußeres, aber große schwarze Augen und Haare wie ein Neger."
„Bitte, Herr Demarris", sagte das Fräulein, „steht es naturgeschichtlich fest, daß Menschen mit schwarzen Haaren und großen Augen gefährlich sind?" Es entstand ein muthwilliges Gelächter, in welches der Lieutenant einstimmen mußte, dann aber erwiderte er hartnäckig: „Sie wissen nicht, was Bonaparte mir erzählt hat. Sie wissen nicht, daß er mit diesem Pozzo di Borgo von Jugend auf in beständigem Zank und Strei t lebte und da ß die-^
„Ich nehme es dem Lieutenant Bonaparte gar nickt übel, wenn er diefln uuang nehmen Freund nicht gern sieht", sagte die alte Vicomtesse Haliueourt beifällig nickend zu Frau von Colom- bier. „Diese Corfen sind ein verräiherisches und undankbares Volk, das sogar gewagt hat, sich den Befehlen Seiner Majestät zu widersetzen als er ihnen die Gnade erzeigte, sie zu seinen Unterthanen zu machen. Ist es nickt wahr, lieber Baron Sa- lingre?"
„Sehr wahr!" erwiederte der Baron. „Es sind Barbaren und ick, erinnere mich noch, wie cmpörr der gesummte Hof darüber war, daß alle Versuche nichts fruchteten, sie von der unsinnigen Einbildung zu heilen, daß sie das Recht besäßen, ein freies Volk zu bleiben, obwohl man ihren Anführern die gnädigsten Versprechungen machte."
„Sehen Sie wohl, Fräulein Beatrice!" rief Demarris aus der andern Seite, „darin liegt meine Besorgniß. Diese Corsen sind fanatische Menschen, die nicht die kleinste Beleidigung vergessen. Sie suchen sich zu rächen, mögen auch viele Jahre darüber vergehen, und man hat Beispiele, daß Manche, die in ihrer Jugend sich verfeindeten, über einander Hersielen, als sie als Greise sich wiedersahen. Es ist daher gar nicht so unwahrscheinlich, daß dieser Herr Pozzo di Borgo, als er Bonaparte erblickte, in Wuth gerieth, und was ich vorher von Gefahren sagte —
(,V'rtsexm:g folgt.)
Auf einem belgischen Postamte lief ein Brief ein mit der Aufschrift: „An einen ehrlichen Mann." Ein junger Beamter hing den Brief in den Schalter mit der gewohnten Bemerkung: Hierorts unbekannt.
(Eine englische Jnry ) James P. stand unter der Anklage am Tage der Ankunft Garibaldi's in London eiue Uhr gestohlen zu haben, vor den Assisen. James P. ist ,sonst ein liebenswürdiger Junge und namentlich ein Freund der edlen Boxkunst. Zufällig befinden sich aber unter den zwölf Geschworenen ebenfalls zehn Freunde des Pugilats und des Augeklagten. Ihre Herzen sträubten fick gegen die Verurtheilung, ihr Gewissen drängt sie dazu. Ihr Ausspruch lautet: „Wir, die Jury, finden den Angeklagten schuldig, aber — wir verzeihen ihm." Präsident „Verzeihung ist ein Vorrecht der Krone und nicht der Jury. Zie-: hen Sie sich zurück und verbessern Sie Ihren Ausspruch. Sie können ihn der Nachsicht des Gerichtshofes empfehlen, wenn Sie danach Verlangen tragen." Nach einer Pause vnn wenigen Minuten läßt sich die'Jury folgender maßen vernehmen: „Wir, die Jury, finden, daß der Angeklagte nickt schuloig ist. und sprechen die Hoffnung aus, daß er es nicht wieder thun wird." Lautes Gelächter und abermalige Zurückweisung, dann aber ein Verdikt: „Der Angeklagte ist nicht schuldig."
(Eine nnbckanilte Linkoln-Aliekdote.) Die „Brest. Mrg. Ztg." erzählt: Ein Preuß. Lieutenant, der wegen Schulden Vaterland und Dienst hatte verlassen müssen, wußte sich Audienz bei dem Präsidenten der Union zu verschaffen und erhielt, da er im klebrigen ein intelligenter und anstelliger Mann war, die Zusicherung einer Lieutenantsstelle in einem Reiter-Regiment. Hierüber ganz entzückt, glaubte er schließlich auch nicht verschweigen zu müssen, daß er „einem der ältesten Preußischen Adelsgeschlechter angehöre." „Oh," sagte der alte Abraham, „oh, das wird Ihnen in Ihrem Fortkommen hier gar nicht hinderlich sein."
Das Wunderbarste in Deutschland.
Deutscher: Was machte wohl, als Deutschland Sie bereisten,
Am meisten staunen Sie in meinem Vaterland? Franzose: Das Wonderbarste in die ganse Land
Schien mir, daß ick in jede Dorf und Stadt Vereine, Doch nirgends eine Einheit fand. _(Fl. Bl )
HB »»r> ^ Vttschläxek.