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Tagesneu,qkeiten.
— Wildbad, 18. Aug. Gestern Mittag wurde die Grund
steinlegung der englischen Kirche festlich begangen. ES werden «un bald viele Kulte ibre eigenen Gotteshäuser hier haben. Für Erbauung einer katholischen Kirche hat sich jetzt ein Fond von ca. 4000 fl gebildet, der sich jährlich mehrt. Die Israeliten wollen nun auch nicht mehr Zurückbleiben und es war schon davon die Rede, einen Fond für eine Synagoge hier zu gründen, zumal besonders dieses Jahr eine giößere Anzahl Israeliten sich hier befindet. (Schw. M.)
— Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen deS Schwurgerichtshofs zu Tübingen im dritten Vierteljahr 1865 ist auf Freitag, den 1. Sept. d. I., Morgens 9 Uhr, festgesetzt. (St A.)
— Stuttgart, 24. Aug. Die dießjährige Tuchmefse war von
402 Verkäufern mit 2,2789 Stück Tuch, Buckskins re. besucht, gegen 364 mit 18,066 Stück im vorigen Jahre; abgesetzt wurden 14,050 Stück gegen 12,569 Stück im Jahre s1864, und zwar ging etwa die Hälfte ins Ausland. Die Preise waren gedrückt, so daß einzelne Firmen vorzogen, mit ihrer Maare lieber gar nicht loszuschlagen. (Schw. M.)
— Mannheim, 22. Aug. Unser Landsmann, Dr. Lorent, welcher kürzlich zu Maulbronn photographische Aufnahmen jenes Klesterbaues gemacht und über denselben interessante Aufsätze im hiesigen Journal veröffentlicht hat, wird dieser Tag» zu gleichem Behufe die alten Klöster Hirsau und Bebenhausen besuchen.
— Freiburg, 23. Aug Gutem Vernehmen nach wird der Aufenthalt des Königs von Preußen in Baden dießmal von sehr kurzer Dauer sein. Derselbe wird nur 3—4 Tage daselbst verweilen und sich nächsten Dienstag nach Schloß Rosenau bei Ko- burg, wo sich die Königin von England augenblicklich aufhält, und von dort nach Berlin begeben.
— Vom Rhein am Kaiserstuhl, 22. Aug. Im Garten
der Wittwe Maier zu Sasbach prangt seit 14 Tagen ein Apfelbaum in voller Pracht der Blüthe und trägt zugleich» nicht auf einzelne Aeste vertheilt, sond»rn an jedem Zweige desselben reife Vr«u,,r. Es ein eigener «non«, Dunyen ünv fruchte dicht neben und unter einander über den ganzen Baum verstreut zu sehe». Ebenso finden sich im Weinberge des Georg Schneider zu Jchtingen an einem und demselben Weinstvüe ganz reife und noch nicht halbgewachsene Trauben und Blüthen neben einander. Daß einzelne Trauben, die sogenannten Wintertrollen, ihre volle Zeitigung nicht mehr erreichen, ist eine alljährige Erscheinung; aber diese dreifache Abstufung: völlig reife, halbgewachsene Trauben und Blüthen an einem Stecke ist doch immer eine Seltenheit, die ihre Ursache in der abnormalen Witterung des gegenwärttgen Sommers hat. Denn die durch allzulange Hitze entstandene Tro- ckentz eit in Lust und Boden hat oaS Wachsthum zeitweilig und theilweise wohl zum Stillstände, der spät erst gefallene Regen solches wieder in Gang und die Blüthe so spätsnoch zum Vorschein gebracht. Wie wir von unfern Nachbarn über'mRhein erfahren, ist die Weinlese im südlichen und zum Theil im mittleren Frankreich im vollen Gange und daS Erträgniß ein über alle Erwartung reichliches. (Frb. Z.)
— Frankfurt, 22. Aug. Nach Nachrichten aus Baden-Baden wäre es nicht unmöglich, daß während des Aufenthalts des Königs von Preußen daselbst eine Zusammenkunft mit dem Kaiser Napoleon Hl. (der in letzter Zeit mit seiner Gemahlin am Gestade des Bodensees, insbesondere in Arenenberg, weilte und jetzt die Schweiz durchreist) stattfinden. (S. dag. Freiburg.)
— Frankfurt, 24. Aug. Dem Vernebmen nach wurde in heutiger Sitzung des Bundestags die zwischen Oesterreich und Preußel^am 14. August abgeschlossene Uebercintunft durch die beiderseitigen Gesandten übergeben.
— Don der Abens (Baiern). 16. Aug. Es wurde in hiesiger Gegend eine unerhörte.Gräuelthat verübt. Ein Zimmergeselle aus Reichenhall, der sich seit einiger Zeit in der Holledau »Heils als Handlanger, theils als Streuner aufgehalten hatte, hat innerhalb einem Zeitraum von anderhalb Stunden 2 Frauen, von denen l?.e eine 65, die andere etwa 50 Jahre alt ist, auf dem Wege zwischrn Steinbach und Aufhausen in einer Weise mißhandelt, die sich kaum denken, viel weniger beschreiben läßt. Dem einen
Weibe ist mit einem Messer der Bauch aufgeschlitzt. Beiden Weibern hat er die Kleider vom Leibe gerissen, die Hände gebunden sind sie vollständig entblößt, mit Dornen gehauen, mit Prügeln geschlagen, mit den Füßen getreten, mit dem Messer zerschnitten. Die Gensd'armen sind dem wilden Mörder scharf auf den Fersen, konnten ihn aber bis zur Stunde noch nicht ergreifen. Man erzählt sich, mehrere kräftige Männer und Burschen hätten sich sofort nach der Schauderthat als Weiber verkleidet, um den Unmenschen, falls er noch in der Nähe wäre, zu ködern. Immerhin ist aber die Furcht unter dem Weibervolke allgemein und der Schrecken ein panischer. Keine Weibsperson will mehr in Feld und Wald allein arbeiten. (Schw. D. Z.)
— München, 21. Aug. Der König von Preußen wird in Possenhofen den König von Sachsen besuchen. Am Donnerstag den 24. wird der König von Sachsen den König von Baiern besuchen.
— Die Begegnung der deutschen Monarchen in Salzburg war sehr herzlich. Der Kaiser von Oesterreich erwartete den König von Preußen in seinem Absteigequartier, der König machte bald darauf seinen Gegenbesuch in der Residenz. Abends wohnten die Monarchen einem Festball im Hotel Schwarz bei.
— Wien, 23. August. Morgen wird zuverlässig die amtliche Publikation deS aus 11 Artikeln bestehenden Vertrags zwischen Oestereich und Preußen geschehen. Die Entschädigung an Oesterreich für Lauenburg beträgt 2'/- Million Reichsbankthaler.
— Der neue ö st er reichische Finanzminister hat sein Geschäft verkleinert und hofft; daß mehr dabei herausspringen wird. Er hat eine große Anzahl von Beamten zur Disposition gestellt, die überflüssig waren und überhaupt die größtmögliche Einfachheit in der Finanzwirthschaft hergestellt. Hoffentlich liegt ein Segen darin.
— Oesterreich. Kaum ist der 12jährige theoretische Attentäter Kober begnadigt. so macht die Kaiserliche Justiz Jagd aus neue Verbrecher dieses Alters. Aus Venedig wird der„Jndepen- dance beige" geschrieben: „Wir sind wieder mitten in politischen Prozesse«. Ter Appellhof hat daS Urtheil gegen 2 jugendliche Büraer wegen beabsichtigten Tadels (?!) gegen die Regierung bestätigt. Einer der Verurtheilten ist 12, der andere 9 Jahre alt."
— Wien, 22. Aug. Unter dem Vorsitze des Statthalters ist eine besondere Sanitätscowmission niedergesetzt, um Vorkehrungen gegen die Cholera zu treffen.
— Berlin, 19. Aug. Ein Morgenblatt theilt mit, daß in den letzten drei Tagen 14 Fälle der wirklichen asiatischen Cholera in Berlin vorgekommen seien. Das Polizeipräsidium sieht sich dadurch veranlaßt, zu erklären, daß ihm nur zwei der Cholera verdächtige Fälle bekannt geworden, die zwar mit dem Tode endeten, von den behandelnden Aerzten indeß nicht als asiatische Cholera bezeichnet wurden.
— Berlin, 22. Aug. Die Erhebung des Hrn. v. Bismarck in den Grafenstand ist eine Thatsache. — Nach der „Bankzeitung" wäre eine Verabredung getroffen, welche den Herzog von Augu- flenburg in der Wahl seines Aufenthaltes schützt: Preußen hätte auf eine gewaltsame Entfernung desselben verzichtet. Die Sendung deS Tr. Lorcntzen nach München bezweckt, die Theilnahme deS Herzogs an der eventuellen Konferenz der Mittelstaaten zu sichern. — Aus Kiel verlautet, daß das dort bestehende preußische Generalcommando nach Flensburg, das österreichische dagegen nach Kiel verlegt werde. (?)
— Berlin, 22. Aug. Die „Nordd. Allgem. Ztg." bestätigt als Thatsache, daß Preußen zufolge der Gasteiner Uebereinkunft einstweilen die Verwaltung von Schleswig, einschließlich des Kieler Hafens, übernimmt; Oesterreich übernimmt die Verwaltung von H olstein. Lauenburg ist in den Besitz Preußens gegen eine an O esterreich zu zahlende Entschädigungssumme übergegangen.
— Preußens Februarfordecungen, sagt die Kreuzzeitung, haben etwas von dem Charakter der fibyllinischen Bücher. jDie Verlängerung des gegenwärtigen Besitzstandes und Besitzrechtes in Schleswig-Holstein sei weit davon entfernt ein Aufgeben oder ein Abstreichen dieser Forderungen zu sein, im Gegentheil, sie seien die unbedingte Todeserklärung des augustenburgischen Erbrechtsschwindels, die Ausschließung aller fernenn Halbhubereien und die Etablirung einer allgemein anerkannten Basis, auf welcher der preußische Hebel nicht lange vergeblich den festen Punkt