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wvhin Hr. ». Bismarck mit d«n Monarchen abgegangen ist. Die Stipulation über die Condomimüsregelung ist jgestern gezeichnet worden.

Salzburg, 20. Aug. Die In Gastrin abgeschlossene Ueber- einkunft über die Organisation des Provisoriums in den Elbher- zogthümern wurde heute von beiden Monarchen vollzogen.

Es wird nun bald leine Krone, thaler mehr geben, denn der süddeutsche Münzverein hat beschlossen, für mehr als 4 Mill. ein­zuziehen. Ferner sollen alle nicht mehr coursfähigen Dreikreuzer- stücke eingezogen und neue Sechs- und Dceilreuzerstücke geprägt werden.

In Gotha werden die Leute bereits an die preußischen Farben gewohnt. Die Schilderhäuser vor den Kasernen sind über Nacht schwarzweiß geworden, obschon coburg-cothaische Soldaten darin Wache stehn.

Kiel, 15. Aug. Nach derD. A. Z." dauert May's Ge­fangenschaft unabsehbar fort. Man erfährt nichts von Verhören, nichts von irgendwelchem, wie immer gearteten gerichtlichen Ver­fahren. Und dieser Znstand dauert nun in die dritte Woche.

Ueber die Briefe, welche etwa eine Verbindung May's mit der sogenannten augustenbnrgischen Nebenregierung beweisen könnten, erfährt derAltonaer Merk" aus Schleswig, daß nur drei oder vier Griese von Geh. Nath Franke an May bei der Verhaftung gefunden worden sind.Interessant ist der Inhalt derselben. In dem elften warnt er ihn, er möge sich doch in seinen Ausdrücken cgegen Preußen mäßigen, weil er dadurch die Sache des Landes

chädigen würde. Im zweiten und dritten Briefe dringt er noch ^iel schärfer in ihn und gibt ihm zu bedenken, daß er (May) selbst dadurch in allerlei Unannehmlichkeiten kommen könne."

Kiel, 19. Aug. DieKieler Zeitung" theilt mit, daß der Herzog von Augustenburg sich in Folge einer Einladung der Kö­nigin Victoria in Begleitung des Prinzen Christian nach Coburg begeben hat.

England. London. Die Times schreibt das Mißlingen des atlantischen Telegrapheuunternehmens einzig und allein der Nachlässigkeit oder Knauserei der Direktoren zu, weil siekeine hin­reichend starke Maschinen zur Hebung des Kabels hatten anferti­gen lassen. Die Techniker, welche die Expedition begleiten, sind einstimmig der Meinung, daß die Ausführbarkeit des Unterneh­mens nun außer allem Zweifel stehe, und daß noch vor dem Ein­tritt der Aequinoktialstürme das Kabel vollständig werde gelegt tperden können.

Frankreich. Paris, 19. Aug. In Marseille ist die Cho­lera in starker Zunahme und hat bereits 50 Fälle per Tag er­reicht; es ist kaum wahrscheinlich, daß Paris ihr entgehen wird.

Schon jetzt sind die Spitäler von Paris, St. Germain. Versailles mit Cholerine-Befallenen ungefüllt; man bemerkt überdieß eine auffallende Sterblichkeit unter den Hühnern re. Man will beob­achtet haben, daß dieß Zuch früher der Choleravoranging.;DasFlot- tensestinCherbourgundderNapoleonstaginParissindzuWas- sprechen der Gräfin gemäß, nicht nur alles zur Toilette eines sergeworden. Es regnete den ganzen Tag und die vielen Fremden, Cavaliers Erforderliche, sondern außerdem-auch einen eleganten die nach CherbKurg oder Paris gekommen waren, um sich zu f Gala-Anzug für Abendgesellschaften vorfand. Der Schnitt der amüsiren, beklagen es', daß sie so viel Zeit und Geld daran ge- Kleider war, wie es mir^schien, mehr französisch all russisch; wel-

die Seuche ist auch in Bagdad und Buschix zum Ausbruche ge­kommen. Die Ouarantaine für alle GchiM , welche Ms Häfen, wo die Cholera herrscht, kommen, ist, als nunmehr völlig über­flüssig, aufgehoben worden.

Gräfin Rosen! i.

(Russisch- Geschichte.

(FortscSun,,.)

Die Thür hatte sich bereits hinter ihr geschlossen, bevor ich im Stande war, mir das zwischen uns geschlossene sonderbare Uebereinkommen völlig zu vergegenwärtigen und der von der Grä­fin vorgeschlagene Operationsplan wollte mir, jemehr ich darüber nachdachte, nur desto feiner und sicherer angelegt Vorkommen. Die Gräfin empfand augenscheinlich ein tiefes Interesse für mich. War eS bloß Freundschaft oder waren Gefühle wärmerer Art im Spiele? Eine reiche, kinderlose, junge, schöne Wittwe hat den Entschluß gefaßt, mich in höhere Gesellschaft einzi,führen, und dort einzubürgern, und welche Folgen lagen nicht in dem Bereiche der Möglichkeit Ein Thor führwahr, der diesem Fin­gerzeig des Schicksals nicht folgte! Stark, der eben eine halbe Stunde später in's Comptoir trat, erfuhr, selbstverständlich nichts von dem Vorgefallenen, denn zu welchem Zwecke hätte ich ihn zum Vertrauten machen sollen? Sieben Uhr war bei uns die Stunde des Geschästsschlusses, und nach dem unmittelbar folgen­den Abendessen pflegten einige unserer jungen Leute sich ans einen Spaziergang zu begeben, andere auf Besuch von Freunden auszugehen. Die Trägsten verfügten sich sofort zur Ruhe, venu es ist in der That im hohen Grade wunderbar, was mancher Russe im Punkte des Schlafens zu leisten vermag.

Der Gedanke an die Einladung meiner schönen Gräfin ging mir wie ein Mühlrad im Kopfe herum, und Herz und Kopf hör­ten nicht auf, sich gegenseitig Gratulationen abzustatten, bis ich Abends darauf dem Portier meines Palastes einen Silberru­bel in die Hand drückte, um ihn meines Exil's aus den heiligen Hallen vergessen zu machen. Wunverbar wie verständig ein Russe in manchen Dingen ist, wo es selbst der Sprache an Worte man­gelt. Vor dem Theeladen stand meine Equipage, eine wirklich sehr schöneEquipage; aber es fehlte das Wappen an per Wagen­thür. Es war mir ferner äußerst auffällig, als der Kntscher schon als ich noch mehr als zehn Schritte vom Fuhrwerke entfernt war^ seinen Passagier in mir erkannte, und die Thüre der Kutsche für mich öffnete, darauf es vorwärts ging, meinem Abeuteuer ent­gegen.

Ich kannte die Stadt hinlänglich, um zu sehen, daß wir nicht den direkten Weg nach dem Rosenki'schen Palaste fuhren, und der Wagen hielt richtig an der Rückseite desselben in einer engen dü­ster» Straße einer hohen Klostermauer gegenüber still. Ein Die­ner in glänzender Livree empfing und geleitete mich eine breite Treppe hinauf in ein elgantes Ankleidezimmer, wo ich dem Ver­

wendet und sich gründlich gelangweilt haben. Der Vicekönig von Egypten hat dem Kaiser der Franzosen drei Regimenter zur Verfügung gestellt, welche nach Mexiko geschickt werden sollen, um denjenigen Lheil des Landes zu besetzen, in welchem die französischen Truppen, des Klima's ungewohnt, nicht ausdauern können. Daß auch wieder französische Truppen nach Mexiko transportirt werden, ist bekannt.

Dem jungen König Georg von Griechenland behagt es we­der in seiner Hauptstadt noch in seiner erborgten Residenz. Er wird sich wieder nach Corfu begeben, um sich dort wenigstens des Lebens etwas zu freuen.

Türkei. In Smyrna sind in der Woche vom 7. bis 11. d. M. 2l5 Personen an der Cholera gestorben. Die russischen Dampfer haben die Fahrten nach Syrien, Egypten und der Tür­kei eingestellt. In Rhodus ist nur ein Cholerafall vorgekommen. In Constanti n opel starben am 8. 278, am 9. 358, am 10. 120 Personen; die in Scutari Gestorbenen sind nicht beige­zählt. In Salonichi starben täglich g ege n 25 bis 3 0 Personen;

cher Schneider aber hatte mir so genau das Maß genommen? Sowohl Beinkleider, wie Leibrock und Weste saßen wie angegos­sen, und ein Blick in den mannshohen Spiegel an der nächsten Wand flößte anir Muth für den ganzen Abend ein. Als ich mit dem Ankleiden fertig war, zog ich der Anweisung der Gräfin ge­mäß die Glocke, und wer anders erschien zu meinem nicht gerin­gen Erstaunen auf oen Ruf derselben, meine hohe Freundin und Gönnerin in eigener Person Me trug einen prachtvollen Abend­anzug, über welchen ich in meiner völligen Unkunde von Damen- pntz nichts weiter zu sagen weiß, als daß sie mir wir eine Kö­nigin darin vorkam, und daß ihr Kleid am Halse auffallend weit ausgeschnitten war. Die Juwelen., die mir aus ihrem üppigen blonden Haare, und von ihrem schneeigen schlanken Halse entge­genblitzten, mußten zum Abend den Werth eines Herzogthums ha ben, und würde den Neid mancher schönen souveränen Fürstin erregt haben; und dennoch näherte sie sich mir mit eben dersel­ben feierlichen, bezaubernden Vertraulichkeit, mit der sie in unse­rem Conrptoirzu micgesp rochen hatte^_ (Forts, folgt .)

Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Vrlschläger.