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gefaßt worden.) Diese Angaben stimmen mit dem überein, was bisher mehr zerstreut und aus verschiedenen Quellen über das Gutachten verlautet hat, unv sink -auch vom Standpunkt der , preußischen Politik aus ganz glaubwürdig. Wenn nur der Mitbesitzer nicht wäre, dann könnte Bismarck seinen Ausspruch: „Macht geht vor Recht" allenfalls aussühren.
— Wien, 5. Juli. Der Herzog von Auguilenburg hat hier dem Vernehmen nach, mit dem Beifügen, daß er sich Vorbehalte, je nach Umständen auch seine Auszeichnungen über die neuesten» im „Preußischen Slaatsanzeiger" analysicte Unterredung mit Hrn. v, Bismarck vollständig an die Oesfentlichkeit zu bringen, vorläufig die Erklärung abgeben taffen, daß, wenn er schon keine Ursache habe, den Inhalt dieser Analyse im Großen und Ganzen zu verlängnen, dieselbe gleichwohl im Einzelnen Ungenauigk.iten enthalte, welche allerdings theilweise in der gedrängten und bis weilen aphoristiichen Kürze der für die Veröffenilichung gewählte» Form ihren Ursprung haben möchten, jedoch namentlich kort einen sehr bestimmten Widerspruch herausforderten, wo sie die Meinung begründen könnten, als habe er auch nur einen einzigen Augen bl-ck die Pflichten de» Dankes gegen Preußen sowohl als gegen Oesterreich aus den Augen gesetzt, eines Dankes freilich, der notl,wendig dort seine Grenze finde, wo die Pflichten des Souveräns gegen das eigene Land ihren Anfang nähmen.
— Der Geburtstag des Augustenburgers ist ohne große Ereignisse vorübergegangen Die zahlreichen Vereine, die Städte und Gemeinden, die Ritter und Geistlichen sandten Deputationen zum l Erbprinzen in Nienstädten und versicherten ihre Treue, auch von der Insel Alsen und von den friesischen Inseln waren Glückwünschende gekommen; der Erbprinz antwortete ihnen, er werde ausharren. Oeffeutliche „demonstrative" Feierlichkeiten z. B. Glockenläuten waren untersagt.
England. London, 10. Juli. Pariser Nachrichten zufolge scheint Napoleons III. Vorschlag der Berufung eines Kongresses behuss einer allgemeinen Entwaffnung und einer Revision der Wiener Verträge seiner Verwirklichung näher gerückt zu sein. Der Prinz von Wittgenstein brachte ein eigenhändiges, angeblich Rußlands Zustimmung enthaltendes Schreiben des Kaisers Alexander nach Paris. Preußen, Italien nnd Spanien haben angeblich gleichfalls schon zugestimmt. — In Edinburg wurde dieser Lage ein Prozeß verhandelt gegen Dr. Pritchard. Derselbe war angeschuldigt, seine Frau und Schwiegermutter durch Gift ermordet zu haben. Da die Geschwornen ihn schuldig erkannten, sprach das Gericht das Todesurtheil über ihn aus und soll die Hinricb tung am 28. v. M. in Glasgow vollzogen werden.
Frankreich. Der gesetzgebende Körper ist geschlossen worden Seine dießjährige Thäligkeit wird dem Kaiser viel zu denken ge ben, denn das Anschweüen des vppsitionellen Geistes in der Kammer ist ganz unverkennbar gewesen. — Abdel-Kader ist in Paris angekommen. Man sagt davon, daß derselbe mit einer hohen Stellung bedacht sei.
Italien. Florenz, 9 Juli Die offizielle Zeitung veröffentlicht den vom Ministerium Unterzeichneten Bericht an den König über die Verhandlungen mit Rom. Es heißt darin: Ve- ge-zi habe bei seiner Rückkehr nach Rom erkannt, daß entgegen- stehende Einflüsse einen guten Ausgang der Verhandlungen verhinderten. -Diese wurden abgebrochen , weil Rom die Vorschläge in Betreff des Eides der Bischöfe und des Exequatur verwarf. Gleichwohl habe die Regierung erklärt, sie gestatte die Rückkehr der Bischöfe, wo keine üblen Folgen davon zu fürchten seien.
Amerika. Newyork, 1 Juli. Der Präsident Johnson ist fortwährend unpäßlich und kann den Cabinetssitzungen nicht, beiwohnen. Der Generaladvokat hat in der Sitzung der Mili- täccommission den Jefferson Davis der Mitschuld am Verbrechen Boolh's angeklagt. Nachrichten aus Mexiko bestätigen die Niederlage Negrete's und die Flucht des Präsidenten Juarez. Eine llnionsschildwache» feuerte über den Rio Grande aus zwei französische Offiziere; die deßfallsige Beschwerde ließ General Brown bis jetzt noch unbeantwortet. (Fr. Anz)
Afrika. Wie unter Alexandria den 6. Juli gemeldet wird, hat am 17 Mai ein schrecklicher Orkan am Vorgebirge der
guten Hoffnung gewüthet. 18 Schiffe sind zu Grunde gegangen- Unter ihnen befindet sich die englische Post, welche den Dienst zwischen dem Cap und der Moritzinsel versieht, und welche gänzlich verloren gegangen ist.
Mit in das Grab.
(E>Uä!>In»ci cwn Friedrich Friedrich.)
(Fortsesim,,,)
Aus die Bekanntmachung von Augustens Anwalt war von dem Bankier einer größeren Stadt die Antwort gekommen, daß schon zwei Lage, ehe die Bekanntmachung erlassen sei, ein fein gekleideter Herr, der sehr ruhig unv sicher ausgetreten und in seinem ganzen Wesen durchaus nichts Verdächtiges gehabt habe, die bezeichneien Staaispapiere verkauft habe. Nach der Beschreibung war es außer Z veifel, daß es der Rittmeister gewesen war.
Zwei Lrge später zeigte der PoÜzeicommissäc dem Ccüni- nalrichter au, daß der Mann, der das Medaillon verkauft habe in der Siadt setbst verhallet sei Ohne Zögern eilte Rolh zu ihm. Der Mann gestand so ort ein, daß er der Diener des Rittmeisters i'ei und Las Medaillon verkauft habe.
„Ich habe es in dem Zimmer meines Herrn gefunden", fügte er hinzu.
..Gefunden?" wiederholte der Richter, das Wort scharf betonend
„Ja, gefunden."
„Und weshalb habt Ihr dem Goldschmid erzählt, daß ihr es von Eurer verstorbenen Frau erhalten hättet?"
„Das war die Unwahrheit", räumte der Verhaftete ein. „Ich glaubte nicht nöthig zu haben, ibm die Wahrheit zu sagen.""
„Weshalb habt ihr das Medaillon eurem Herrn nicht zurückgegeben — ihr wußtet doch, baß es sein Eigenlhum war", warf der Richter ein.
„Es war meine Absicht, es zu thun — allein der Rittmei- meister tehrle nicht zurück."
„ Wann habt ihr denn das Medaillon gefunden?" forschte Roth weiter.
„An demselben Morgen als er fortgeritten war. Es war an dem Morgen nach dem Brande auf dem Gate des Fräulein Heinold. Ec war erst gegen Mo gen heimzekehrl Als er fort war, wollte ich seine Zimmer reinigen, da fand ich das Medaillon..
Diese Aussagen stimmten vollkommen mit den Vermulhun" gen Rorh's überein Das Medaillon halte aller Wahrscheinlichkeit nack in dem Kästchen gelegen und war an die Erde gefallen, als der Rittmeister vielleicht hastig die Papiere aus demsetben genommen hatte. Dennoch wollte er seinen Becmuthungen nicht viel Raum geben.
„Konnte der Rittmeister das Medaillon nicht schon am Tage zuvor verloren haben? ' fragte er
„Dann würde ich es f.üher gefunden haben," gab der Diener zur Antwort. „Ich halte am Abend zuvor erst das Zimmer gereinigt."
„Habt Ihr das Medaillon schon früher in den Händen Eu - res Herrn bemerk!?"
„Nein."
„Ihr sagtet, der Rittmeister sei erst gegen Morgen von dem Brande zurück,ekehrt Legte er sich sofort zur Ruhe?"
„Er schickie mich von seinem Zimmer, um ungestört zu sein, allein er schlief nicht sofort — ec schien sehr aufgeregt zu sein."
„Woraus vermuthet Ihr dies?"
„Bis gegen Morgen brannte Licht in seinem Schlafzimmer, er ging eine Zeitlang darin auf und ab und heizte sich selbst ein."
„Sähet Ihr das?"
„Ich war nicht mehr müde und mochte mich nicht mehr zur Ruhe legen. Ich ging in den Pferdestall, um die Knechte zu wecken, weil, ich die P,ecde sich schlagen hörte, da sah ich Ranch aus der Esse dringen. Der Rittmeister mußte sich fel-bst eingeheizt haben, anders wäre es nicht möglich gewesen. Als ich in das Haus znrückkehrte, hörte ich ihn in seiner Kammer, welche über der Hausflur liegt, auf und ab --ehen." (Forts^fölgt.)
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