— Aus Böhmen stnv wieder über 300 Personen theils über Bremen theils über Hamburg nach Amerika ausgewandert. Die „böhmischen Dörfer" muß man künftig drüben suchen.
Der betr. schwedische Pastor bat dem Gerichte gestanden, daß er 3 Menschen absichtlich mit Wein im Abendmahl vergij- tet habe.
Rußland. Petersburg, 5. Juni. Die Prinzessin Dagmar, die Braut unseres verewigten Großfürsten, hatte von demselben Krondiamanten und ein Bracelet im Werthe von 280,000 Rubeln erhalten. Diese Pretiosen gehören aber dem Hausschatz, und ein Kammerherr war eigens deßwegen in Kopenhagen, um sie wieder in Empfang zu nehmen. Allerdings hatte er auch noch einen angenehmeren Auftrag zu erfüllen: er überbrachte auch das Band des St. Catharinenordens und eine Anweisung auf 40,000 Rubel jährlich als Pensions-Apanage. Gleichwohl trat die Prinzessin am Tage nach der Abreise des Kammerherrn in den Schoß der lutherischen Kirche zurück, und damit sind auch die Gerüchte dementirt, welche eine Verlobung unseres gegenwärtigen Thronfolgers mit der Braut seines verstorbenen Bruders In Aussicht stellen.
Frankreich. Paris, 14. Juni. Man kündigt ein zweites Experiment mit der vom Marinepräsekten in Toulon erfundenen elektrischen Höllenmaschine an. Nach dem ersten Experiment hält man sie für fähig, jegliche Hafenbefestigung, Dämme, Batterien u. s. w. aus einer höchst beträchtlichen Entfernung zu zerstören. Kriegsschiffe aus einem französischen Hasen heraus in wenigen Sekunden zu pulverisiren, bevor sie einen Schuß thun könnten, und die solidesten Panzerschiffe in die Luft zu sprengen ohne ihnen nahe kommen zu müssen. Beim ersten Experiment wurde ein altes Schiff von 25 Metern Länge und 10 Metern Breite auf ein Signal des Erfinders in weniger als einer Sekunde in die Luft gehoben, auseinander gerissen und in die Wogen versenkt. Mit dieser Erfindung, welche den amerikanischen Kombinationen durch ihr freies und leichtes Spiel aus weiter Ferne überlegen ist, und mit dem beträchtlichen Nachschub nach Mexico ist man im Marrneministerium sehr beschäftigt. — Kaiser Napoleon soll ein schweres Wort gesprochen, nämlich dem Gesandten des Kaisers von Mexiko erklärt haben, Laß er jeden Angriff auf mexikanisches Gebiet von Seiten der Vereinigten Staaten wie einen direkten Angriff^aus Frankreich behandeln werdc.
Ein schwedischer höherer Offizier, Herr v. Forstell, hat eine neue Lampe erfunden, die zu Stockholm am 30. April erpropt worden ist. Ihr Licht ist 3mal so hell als Gas, die Unterhaltungskosten sind billiger als die der Gatzlampen und dreimal so billig als die mit Petroleum gespeisten. Das Material, dessen sich der Erfinder bedient, ist ungereinigter Terpentin.
Mit iu das Grab.
(Erzählung ron Friedrich Friedrich.)
(Forlieknng.)
„Jetzt auf keinen Fall", fiel derZArzt ein. „Sie bedarf der größten Ruhe. — Ihrem Muthe und Ihrer Entschlossenheit verdankt sie ihre Rettung", fügte er hinzu.
„Ich habe wohl wenig mehr gethan, als jeder andere tu meiner Lage auch gethan haben würde," erwiederte der Rittmeister daS Lob bescheiden abwendend.
„Wie ist das Feuer entstanden?" fragte der Arzt.
„Ich weiß es nicht", gab der Rittmeister zur Antwort und erzählte den Hergang, so weit er ihn wußte.
„Was trieb aber Ihre Braut in das brennende Haus, da die Sachen sämmtlich gerettet sind, wie ich gehört habe?"
„Sie wollte noch ein Kästchen mit Werthsachen holen, welches in einem geheimen Wandschranke war."
„Und sie hat es wirklich gerettet?"
„Gerettet und wieder verloren," erwiederte der Rittmeister. „Kaum hatte sie es in den Händen, so brach sie ohnmächtig zusammen. Der Schrecken, die Aufregung hatten zu mächtig auf sie einaewirkt. Mit meinen Armen fing ick sie auf. . Nur
an ihre Rettung dachte ich in dem Augenblicke und nicht eine Secunde hätte ich länger zögern dürfen, sonst wären wir beide in Len Trümmern begraben."
„Und das Kästchen?"
„Ich weiß nicht, was daraus geworden ist. Es muß ihrer Hand entglitten sein — ich habe es nicht gesehen — weiß nicht wo. Der Rauch — die Aufregung — die Angst — ich habe in dem Augenblicke nickt einmal daran gedacht. Nicht um eine halbe Million möchte ich mich in dieselbe gefährliche Lage wieder begeben!"
„Ich glaube Ihnen gern," warf der Arzt ein. „Wie mir erzählt ist, erscheint es fast wie ein Wunder, daß Sie ohne jede Verletzung davon gekommen sind."
„Ich weiß selbst nicht, wie es zugegangen ist. Als das Haus zusammenstürzte, die Balken und Steine niederfielen, vor mir, hinter mir, neben mir — ringsum, als Rauch und Staub mich umgaben und zu ersticken drohten, da war ick selbst nahe daran, die Besinnung zu verlieren — ich sühlte, daß meine Kniee schwankten, nur der Gedanke an die Ohnmächtige, die ich in meinen Armen trug, hielten den letzten Nest meiner Kräfte aufrecht."
„Ick bewunderte Ihre Seelenstärke!" rief der Arzt. „Ich habe^mich freilich noch nie in einer ähnlichen Lage befunden, allein ich traue mir nicht Kraft genug zu, um sie so standhaft zu besteben."
Der Rittmeister lächelte.
„Meine Kräfte sind auch erschöpft. Ich fühle es erst jetzt," sprach er. „Dazu kommt noch die Besorgniß um meine Braut — ich werde zusammenbrechen, wenn ich mir nickt einige Ruhe gönne. Und doch möchte ich die Kranke nicht allein lassen. — Würden Sie diese Nacht bei ihr bleiben, Herr Doktor?"
„Gern versicherte der Arzt.
„Dann werde ich mich heimfahren lassen und morgen früh zurückkeheren, denn hier finde ich doch keine Ruhe."
Der Arzt fand seinen Wunsch natürlich. Eine wirkliche, wohlthuende, kräftigende Ruhe findet em Jeder ja nur in der ihm gewohnten Häuslichkeit.
Noch einmal trat der Rittmeister an Augustcns Lager. Schweigend stand er mehrere Minuten lang da. Er faßte ihr? Rechte — seine eigene Hand zitterte heftig. Welche Gedanken mochten in diesem Augenblicke durch seinen Kopf hinziehen I Er stand vielleicht an ihrem Sterbebette.
Hastig verließ er dann das Zimmer. Als er durch den Garten hinschritt, hob er das Kästchen auf und barg es unter den Mantel. Niemand bemerkte es, denn nur noch wenige Männer waren auf der Brandstätte beschäftigt.
Der Wagen, der ihn nach seinem Gute bringen sollte, stand schon bereit. Hastig stieg er ein und warf sich in eine Ecke. Er war bis zum Umsinken ermüdet, dennoch konnte er den Gedanken nicht wehren, die sich ihm ausdrängten
In demselben Wagen war er vor wenigen Stunden an Au- gustens Seite aus der Gesellschaft heimgekehrt. Es hatte ihn mit Erbitterung erfüllt, daß sie aus seinen Wunsch einer baldigen Verbindung nicht eingehen wollte. Was hätte er jetzt gewonnen,«--- wenn sie es gethan hätte! Aus dem Krankenbette hätte der Priester,, ihre Hand nicht in die seinige legen können.
Cs war vielleicht auch unöthig, wenn daS Kästchen das enthielt, was er hoffte. Mit Ungeduld sah er der Ankunft auf seinem Gute entgegen. Endlich langte er an. Er befahl dem Kutscher zurückzusahren, der ihn hieher gebracht hatte, dann eilte er aus sein Zimmer, dem Diener befahl er, sich wieder zur Ruhe zu legen, vergebend, daß er selbst nur das eine Verlangen habe ungestört zu schlafen. . . .
Er dachte nickt daran. In sem Schlafzimmer begab er sich, damit der Lichtschein von außen weniger auffalle. Die Fenster- Vorhänge waren dicht geschlossen — hier konnte ihn Niemand beobachten. ^
Seine Hand zitterte, als er das Kästchen hervorholte.^ Es war nur leicht, wenn es ihn in seinen Hoffnungen getauscht hätte! Mit einem Messer erbrach er es, da es geschlossen war.
Es enthielt Wertpapiere. (Forts, svlgt.)
K»di<ir«, ge»ru»r un» »rrU»1 »«» - «ets» l«» er.