Tagesrrerrr't;kciten
-- Stuttgart, 11. Juni. Ter nächste Besuch der Königlichen Majestäten gilt den 3 Städten Gmünd, Aalen und Heiden- heim und wird wahrscheinlich im Lauf der nächsten Woche erfolgen. Ende d. Mts. Abreise nach Friedrichshasen. (N. Z.H
— Stuttgart, II. Juni. Die volkswirthschaftliche Kommission der Kammer der Abgeordneten hat gestern ihre Anträge über den neuen Eisenbahngesetzesentwurf festgestellt. Die meisten Vorschläge des Entwurfs werden hienach zur Annahme empfohlen; was dabei von Zusätzen vorgeschlagen wird, .ist wenig eingreifend. Allein der Art. 3 Ziff. 4 erlitt Beanstandung. Er lautet bekanntlich: In der Finanzperiode 1864/67 soll in Angriff genommen werden .... 4) eine Schwaczwaldbahnlinie von Stuttgart (Feuerbach) über Leonberg und Weilderstadt nach Calw, und von da südlich im Nagoldthal über Wildberg nach Nagold. Für Annahme dieser Ziffer erklärten sich 3 Mitglieder, wie verlautet, die H.H. Mittnacht, Adolf Seeger, v. Wiest, dagegen 8. Weiter wurde der Antrag gestellt: JnjErwägung, daß nach der Erklärung des Hrn. Ministers der ausw. Angel, in der Kommission die Bahnlinien, welche bei der Beurtheilung der Stuttgart- Calwer Linie in Vergleichung und in Rücksicht kommen, noch nicht genügend untersucht sind, stellen wir den Antrag: der Zifs. 4 des Art 3. nicht zuzustimmen, dagegen die Bitte an die Regierung zu stellen, dieselbe möchte demnächst die Untersuchungen über die Linien Stuttgart-Calw, Stuttgart-Tübingen, Stuttgart-Horb-Freu- denstadl und Nagoldthal-Obere Neckarbahn vervollständigen lassen und hierüber in thunlichster Kürze den Ständen eineVorlage machen. Dieser Antrag erhielt 5 St., gegen denselben waren 6. Er wird somit als Mindcrheitsantrag eingebracht werden. Ein weiterer Antrag: Der Zifs. 4 unter der Bedingung zuzustimmcn, das; eine direkte Bahn von Stuttgart nach Böblingen gebaut und im Lause der nächsten Finanzperiode 1867/70 in Angriff genommen werde, erhielt 3 St., während in erster Linie 8 dagegen waren. Eventuell aber, d. h. wenn der Antrag auf Tagesordnung über Böblingen nicht die Mehrheit erhielte, würde die Minderheit der Fünf auch für diesen zweiten Antrag stimmen, wonach derselbe zunächst ein Minderheitsantrag wäre, eventuell aber der Mehrheitsantrag der Kommission würde, nämlich der von 8 St. gegen jene 3, welche dem Regierungsentwurf ohne Abänderung zustimmen. (Schw. Nt.)
— Stuttgart, 12. Juni. (156. Sitzung der Abgeordneten kammer.) Vom Finanzministerium werden abermals mehrere Nachexigenzen vorgelegt, hierunter eine von 406,620 st. für bauliche Einrichtungen in der Strafanstalt zu Heilbronn und den Ausbau des hiesigen Pönitentiarhauses; das Justizministerium hat während der Vertagung einen aus 13 Artikeln bestehenden Gesetzesentwurf über Einführung der Zellenhast für weibliche Zuchtpolizei- und Arbeitshausgefangene eingebracht. Die Nachexigenz von 97,800 st. für Bewaffnung und Unterbringung des dritten zu errichtenden Jägerbstaillons wird nach einiger Debatte genehmigt, nachdem Rödinger's und Ammermüller's Antrag auf Verwerfung dieser Exigenz mit 54 gegen 24 Stimmen abgelehnt worden war. Zugleich erklärt die Kammer, daß sie die Verlegung dieses Bataillons in die seitherige Gardekaserne nicht für zweckmäßig hält, und bittet die Regierung, dasselbe außerhalb der Stadt oder wenigstens in einem der äußersten Stadttheile unterzubringen. Die Nachexigenz von 31,514 st. 9 kr. zu Deckung des Mehraufwands auf die hiesige Turnhalle wird nach längerer Debatte gleichfalls bewilligt, ebenso fast ohne Diskussion die Nachexigenz von 24,267 fl. 9 kr. für die Mehrkosten des Flügelbaucs am Naturalienkabinetsgebäude. Für die polytechnische Schule verlangt die Regierung weitere 75,000 fl.; die Commission beantragt 11.300 fl. für Standbilder und 1500 fl. jür einen botanischen Garten zu streichen und nur 62,200 fl. zu bewilligen. Schott's Antrag auf Genehmigung der 11.300 fl. .für Standbilder wird mit 44 gegen 35 Stimmen abgelehnt und der Commissionsantrag angenommen.
— Stuttgart, 12. Juni. Das Finanzministerium legte der Kammer eine übersichtliche Darstellung des Bestandes des Vermögens der Restverwaltung vom 30. Juni 1864, dem Ende der letztenMatsperiode und der aus demselben zu bestreitenden außerordentlichen Staatsausgaben vor. Hienach betrug das Restver
mögen an dem genannten Zeitpunkte 16,087,496 fl. 8 kr. und sollen davon verwendet werden: Zu Ausführung von Straßenbauten und des Heilbronner Brückenbaus 1,200,000 fl., zu An-' schaffung weiteren Mobiliars für das Naturalienkabinet in Stuttgart 17,000 fl., zu Staatsbeiträgen an Gemeinden zu Herstellung von Turnlokalen 60.000 fl., zu Staatsbeiträgen an Gemeinden zu Anschaffung von Schullehrerswohnungen 40,000 fl., zu Staatsbeiträgen für eine neue evangelische und katholische Kirche in Stuttgart (je 50,000 fl) 100,000fl-, zu weiterer Ausbildung des Telegraphennetzes und für ein Centraltelegraphenbureau in Stuttgart 100,000 fl. für ein neues Bibliothekgebäude und ein neues geheimes Haus- und Staatsarchiv 920,000 fl., für eine neue Irrenanstalt zu Tübingen 1,200,000 fl., für eine neue Baugewerbeschule in Stuttgart 368,800 fl., für Herstellung einer Trinkhalle und weiterer Bäder in Wildbad 300,000 fl., Beitrag zur Herstellung eines Kursaals in Friedrichshafen 15,000 fl., Staatsbeitrag für die Restauration des Ulmer Münsters 50,000 fl., für ein neues Pcstgebäude in Stuttgart 475,000 fl., für den Bahnhofumbau in Stuttgart 900,000 fl. rc. rc. Ferner sollen dem Eisenbahnbaufond überwiesen werden 5,000,000 fl. und hat die Staalshauptkasse als Betriebskapital nothwendig 2,500,000 fl. Noch übrig bleibende 733,294 st. 51 kr. sollen, in so weit sie nicht zu Deckung des Dcficits beim laufenden Dienst zu verwenden sind, dem Eisenbahnbausond zugewiesen worden.
— Coburg, 10. Juni. Der hier versammelte coburg-gotha- ische Gesammtlandtag hat bei Genehmigung der Zollvereinsverträge den Antrag auf Aushebung des Salzmonopols und auf Codifici- rung der Zollvereinsgesctzgebung einstimmig angenommen und das von der Negierung wiederholt vorgelcgte Postulat auf Gehaltser- böhung für den thüring'schen Bundestagsgesandlen mit verstärkter Majorität verworfen. In der Debatte wurde die Erwartung ausgesprochen, daß bald alle Landtage die Etatspositionen für den Bundestag ablehnen und keiner Regierung mehr Etats überhaupt verwilligen möchten, welche nicht zur endlichen Einberufung des Parlaments ihre Bereitwilligkeit erklärten.
— Wien, 8. Juni. Dem Vernehmen nach hat der Herzog von Augustenburg hier eröffnen lassen, daß für den Fall, wo mit Preußen auch Oesterreich seine Entfernung aus den Herzogthü- mern für wünschenswenh ausdrücklich erklären würde, er bereit sei, sich zu fügen, und daß er seinem Rechte, seinem Lande und dem Gerechtigkeitsgefühl der beiden Mächte zu sehr vertraue, als daß er besorgen könnte, damit für seine Sache Schaden zu nehmen; daß er aber im andern Fall, wo seine Entfernung nur einseitig gefordert oder als eine nötigenfalls zu erzwingende Pflicht hingestellt werden wollte, fest entschlossen sei, auszuharren und nur der Gewalt zu weichen.
— Wien, 12. Juni, lieber Zwecke und Resultate des olden- burgischen Besuchs in Berlin kommt der Fr. Postz. aus „einer Quelle, welche die Mitcheilung über das Niveau bloßer Vermuthungen erhebe", folgender Fingerzeig zu: Es soll der Großherzog sich bereit erklärt haben, das ganze Grvßherzogthum Oldenburg mit voller Souveränität an Preußen abzutreten, falls Preußen ihm zum Vollbesitz der Herzogtümer Schleswig und Holstein verhelfen würde, und es soll auf der hier angedeuteten Basis eine Einigung bereits zu Stande gekommen sein. Die Vortheile eines solchen Arrangements für beide Theile — denn Preußen wird doch im günstigsten Fall kaum je der volle Souverain der Herzogtümer werden — liegen so sehr auf der Hand, daß die Mitteilung auch der innern Wahrscheinlichkeit nicht entbehrt. (St.A.)
England. London, 8. Juni. Auf der Great-Western- Eisenbahn ereignete sich gestern nicht weit von der Station Red- nal ein großes Unglück. Ein aus 32 Wagen bestehender, von 2 Maschinen gezogener Wergnügungszug entglitt den Geleisen. Die Lokomotiven wurden mit mehreren Wagen auf die Seite geschleudert und zertrümmert. Don Len 800 bis 900 Passagieren blieben 9 todt auf dem Platze, 50 Andere sind beschädigt, einige lebensgefährlich. Es waren an der Stelle, wo das Unglück sich ereignete, neue Schienen gelegt, aber nicht fest genug angeschraubt worden. — 9. Juni. Dem Eisenbahnunglück ans >der großen Westbahn ist gestern ein landeres auf der Südostbahn gefolgt. Eine Anzahl Wagen des Zuges, welcher Nachmittags halb 3 Uhr