Eingedenk der schweren Verantwortung werde ich die Frage «ach allen Seiten mit der größlen Gewissenhaftigkeit prüfen und darnach handeln.

Stuttgart, den 8. Febmar 1865.

Abgeordneter Schuldt.

Tagesneuigkeiten

Calw, 10. Febr. Nach einem gestern Abend eingelaufenen Telegramm unseres Abgeordneten. Hrn Sehuldt, hat Minister v. Varnbüler in der Kammer offiziell erklärt, daß der An­schluß der Nagoldthal-Eisenbahn bei Pforzheim gesichert sei. (Auch die Anschlüsse der württemb. Schwarzwalv- bahn bei Luttlingen-Villingen und der Enzthalbahn bei Pforzheim find nach der Erklärung des Ministers gesichert.)

TieT. Ehr." will aus Hohen zvl lern die verläßliche Mittheilung haben, daß der Vertrag mit Württemberg über den Bau von Eisenbahnen durch Hohenzollern nunmebr abgeschlossen sei.

Stuttgart, 7. Febr. (101 Sitzung der Kammer der Ab­geordneten ) Fetz er fragt an, wie es mit seiner Motion in Be­treff der Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht stehe und spricht den Wunsch aus, daß noch vor Berathung der Elatsposition über das Kriegsdepartement die Berichterstattung hierüber stattfinde. In der hiebei sich entspinnenden Debatte stellt sich heraus, daß die Kammer eigentlich nicht eine einzige für diese Berichterstattung geeignete Persönlichkeit in ihren Mitgliedern zähle. Mo hl meint, daß die Motion auf den gegenwärtigen Etat von gar keinem Ein­fluß sein werde; nach ibm wird es also beim Alten bleiben, und es scheint, da der Vorschlag, für diesen Gegenstand eine eigene Commssion zu wählen, keinen großen Anklang fand, daß die Sache »ct crrlenltas ^ruscus genommen werden solle. Bezüglich der Ver­fügung vom 14. Juli 1862. betreffend die Gebühren der Feld­messer, geht die Kammer auf den Antrag der staatsrechtlichen Commission zur Tagesordnung über, bezüglich der Verfügung vom 22 September 1862, in Betreff der Belohnung der Oberamts- geometer, beschließt sie Uebergabe des Gegenstandes an die Fi­nanzkommission zu weiterer Behandlung. Die Kammer tritt nun­mehr in die Berathung des Hauplfinanzetats für 186467 ein und erledigt zuerst die angenommenen Elatspreise für Naturalien durch Annahme der Regierungsvorlage. Prälat v. Mehring er­greift diese Gelegenheit, um den Wunsch auszuspreche», daß der Etat künftig rechtzeitig vorgclegt und berathen werden möchte, weil aus einer Verspätung wie die gegenwärtige große Nachtheile entstünden. Auch rügt er mit allem Rechte die großen Summen, welche gegenwärtig in die Restverwaltung fließen, da sie nur zu unnöthigen Ausgaben reizen und das Geld nutzbringender in der Tasche und in dem Gewerbe des Steuerpflichtigen bleibt. Die Civilliste wird ohne Anstand genehmigt. Hopf bemerkt bei der­selben, daß das alte verrufene System der Plusmacherei auch von der gegenwärtigen Regierung nicht verlassen zu werden scheine, und'daß er deßhalb seiner Zeit gegen den Etat stimmen werde Bezüglich der Civilliste fragt er. ob' in derselben auch Donativ- aelder enthalten seien, was Staatsrath v Renner verneint. Die Renten, Entschädigungen, Ouieseenzgehalte und Gratialien werden in der von der Regierung ausgeworfenen Exigenz ohne Beanstan­dung genehmigt, dageaen gibt der Geheimerarh Veranlassung, sich wiederholt i,,'aller'S»ärfe gegen dieses Institut auszusprechen. Selbst der Prälat v. Kapff muß herhalten, um einen Stein auf dasselbe zu werfen, indem Scholl bemerkt, daß derselbe im Jahre ,851 '« seiner preisgekrönten Schrift über die Ursachen und Wir­kungen dxr Revolution, als eine Hauptguelle der Unzufriedenheit in Württemberg, das zahllose Heer der geheimen und andern Räthe bezeichnet habe. Unter den Abgeordneten nehmen sich allein Wohl und Wiest diese- Instituts an. von dem Hopf sagt, daß es schon länast allgemein verurtheilt sei und das auch Wächter verdammt. Schließlich wird der Gehalt des Gehejmerathspräsi- denten mit jährlich VE (s. genehmigt. Der Antrag des Frhrn.

/v. Gültlingen. hie ganze Regierungsexigenz zu verwilligen, wird abgelehnt/ daaegen der Antrag der Commisfionsmehrhelt, den bei­den ersten Räthen statt auSgrworsener 4800 fl. jährlich nur ze )0^. bewilli ge«, m it greßer^Mehrheit angenommen. Ter

weitere M.hrheitsantraq der Commission, den Rätben zweiter Klasse eine Gehaltsaufbesserung von je 300 fl. zu verwilliqen, wird mit 51 gegen 37 Stimmen abgeleknt, dagegen der Minder­heitsantrag, nur 100 fl. Gehaltserhöhung zu verwill'igen, mit 52 gegen 36 Stimmen angenommen. Ebenso wud der weitere Mekr? heitsantrag der Commission, den Gehalt der Räthe dritter Klasse von 3000 fl. auf 3300 fl. zu erhöhen, mit 45 gegen 40 Stimmen atzgelehnt, wogegen ihnen gleichfalls eine Gehaltsaufbesserung von je 100 fl. bewilligt wirb. Endlich wird mit 58 gegen 21 Sr. die angesonnene Gehaltsaufbesserung von 200 fl. für den Kanz- leidirektor gleichfalls abgelebnt und nur 100 fl. gewährt. Tie Gehaltsaufbesserung der Expeditoren um je 100 fl. und der Kanz­leidiener um je 50 fl. werden nicht beanstandet, ebensowenig die 1253 fl. betragenden Kanzleikosten.

Stuttgart, 9. Febr. Gestern Abend sprach sich eine Ver­sammlung hiesiger Einwohner gegen die Beibehaltung der Todes­strafe aus und Unterzeichnete eine hierauf bezügliche Eingabe an die Kammer der Abgeordneten, in welcher an dieselbe die Bitte gestellt wird, den Antrag der Justizgesetzgebungskommission über die Becher'schc Motion zu dem ihrigen zu macken.

Die Eröffnung der ordentlicken Sitzungen des Schwurge- richtshoss zu Tübingen im ersten Vierteljahr 1865 ist auf Mittwock Len 8. März d. I., Morgens 9 Uhr, festgesetzt.

Heidenheim, 8. Febr. In den letzten 4 Wochen kamen

im hiesigen Bezirksgerichtsgefängnisse zwei Selbstmorde von jungrü Personen vor; die eine, ein Bauernkneckt, sollte demnächst wegen versuchten Todtschlags vor den Schwurgerichtshof verwiesen wer« den, die andere, ein Mädchen, wurde Tags zuvor wegen Berdachts des Kindsmords in gerichtliche Haft genommen. (St.-A.)

Ulm, 8. Febr. Die Adresse sür Abschaffung der Todesstrafe ist heute, mit etwa 1000 Unterschriften bedeckt, an die Kammer der Abgeordneten abgegangen.

Berlin, 8. Febr. In der heutigen Sitzung des Abgeord­netenhauses legte die Regierung die unveränderte Militärnovelle vor; dieselbe bietet keiue Aussicht zu einer Ausgleichung, indem der Kriegsminister seinen bisherigen Standpunkt festhält. Der Hantelsminister überreichte einen Eisenbahn-Gesetzesentwurf für die hohenzollern'schen Lander. Motiv: Ticdcmnächstige Eisenbahn­verbindung mit Württemberg und Baiern (Baden?) (Schw.M)

Frankreich. Paris, 6. Febr. Ter Kaiser soll in seiner Thronrede den baldigen Abzug der französischen Besatzung au- Rom anzeigen wollen, in Anbetracht, daß Florenz jetzt die Haupt» stadt Italiens und alle Versöhnungsversuche Frankreichs in Rom gescheitert seien (?). Zur Prüfung des Vorschlags, die Ein­führung des unentgeldlichen Unterrichts betreffend, hat der Kaiser eine besondere Kommission ernannt, bestehend aus dem Prinzen Napoleon, dem Herzog v Persigny, Magne, Marschall Vaillant und dem Unterricklsminister Duruy. Die liberale Presse, wie der Temps, ist von dieser Nachricht keineswegs entzückt. Sie sogt mit Recht, daß nicht der unentgeldlicke, wohl aber der Zwangö- unterrickt Noth thut. Mit der plötzlichen Abreise des Königs Viktor Emanuel von) Turin hat ohne Zweifel eine neue Phase der italienischen Situation begonnen. Turin wird, wie ein Re­gierungsblatt sehr richtig bemerkt, ein Centrum der Opposition werden, mit dem gerechnet werden muß. Wie es heißt, wird der Prinz Napoleon eine Reise nach Stuttgart, München, Augs- bürg u. s. w. also in das südliche Deutschland unternehmen. Man meldete schon, daß er den Adreßdebatten im Senate nicht bei­wohnen werde, weil der Ksiser nicht wolle, daß er das Wort ergreift

Italien. Turin, 8. Febr. Der Ausschuß des Stadtrath- ist nack Florenz abgereist, um dem König eine Adresse zu überreichen.

Griechenland. Aus Corfu ist die Nachricht eingelausen, daß 4000 Bauern gegen die Stadt gezogen seien mit der Absicht, dieselbe zu plündern. Die Garnison ist mit Kanonen gegen fi« ausgerückt.__ <St.-A.)

Briefkasten. Hln. L». K. in Lt. Ihr Aufsatz kannte für heute nicht mehr bcnickü-I'Nat weiden _ Die Red ._

Gottesdienste. Sonntag, 12. Febr. Vorm. (Predigt): Hr. Deka» ^echter. Kinder!,'dre mit den Söhnen 1. 6laffe. Nachm. (Predigt) : Hr. Heiser Schmidt. (Das Ovf-r ist für den Ailchenbanfond bestimmt.)

l von A. Vclkiti l äg ei