öffentliche Meinung Angesichts ruhmvoller Kriegserfolge zu unterdrücken, das Abgeordnetendaus zur Unterwerfung zu zwingen und der Verfassung die Lebensader zu unterbinden." Weiter sagt Hr. Grabow: Das Gewissen des preußischen Volkes und seiner Vertreter, welche Vor Gott und dem König die Heilighaltung der Verfassung beschworen, werde man nicht beugen. Das königliche Wort: „Nur wer sich aus den Felsen des Rechts stelle, steht aus dem Felde des Sieges", sei der Wahlspruch des Hauses. Unter diesem Banner hoffe mau zur Verständigung zu gelange», um die Verfassung nicht preiszugeben. „Möge die königliche Negierung einen solchen Weg betreten zum Wvhle des Volkes und des V« lerlandes, reffen Wohlfahrt und Ehre wir zu allen Zeiten in treuen Preußenherzen hoch und heilig halten!" — Zum ersten Vicepräsidenleu des Hauses wurde Hr. v. Unruh mit 160 von, 243 Stimmen gewählt. Hr. v. Unruh nimmt die Wahl an mit der Erklärung, dkß er erfreut sei, den wirklichen Präsidenten unterstützen zu können. zSckw M )
— Lemberg, 14. Jan. Die „Narodowa" berichtet, daß kraft höherer Weisung die politischen Pro,esse wegen Sreuerzahlung an die Nationalregierung, sowie die Prozesse gegen die aus russischer Gefangenschaft Zurückgekehrten niedergeschlagen werden. Die letzteren Individuen werden am Ort ihrer Zuständigkeit abgestellt.
— Wien. 15. Jan. Oesterreich protestirte in Berlin förmlich gegen die Doktrin eines preußischen Rundschreibens vom 12. Dez. in Betreff der Stellung Preußens zum deutschen Bunde. — Der Prinz Friedrich Karl ist, begleitet von dem Erzherzog Leopold, um 8 Uhr 10 Minuten in die Hofburg eingesahren. Am Nord- bahnhos war eine Ehrenkompagnie von dem Infanterieregiment Parma aufgestellt.
Italien. Der italienische Jastizminister hat ein Rundschreiben an die Ordinariate gerichtet, in welchem er sie erinnert, daß die amtliche Veröffentlichung der Enctzclica und des Sylladus der königlichen Genehmigung bedarf. Er behält einer späteren Mittheilung rie Bestimmung vor, welche Theile und unter welchen Bedingungen sie veröffentlicht werden dürfen, und welche nicht. — Turin, 17. Jan. Einer Depesche auS Korfu zufolge herrscht dort große Unruhe. Die Stadl ist durch zahlreiche bewaffnete Bauern bedroht, welche ein Ackerbaugesetz verlangen. Man fürchtet große Unordnungen.
Frankreich. Paris, 13. Jan. Am verflossenen Sonntag den 8. Jan. hat auch Msgr. Mathieu, Cardinal-Erzbischos von Besatchou, die Encycliea vor den versammelten Gläubigen verlesen und eine kurze Zustimmungserklärung derselben angeschlos sen. Er ist deßhalb ebenfalls wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt vor die Gerichtsbarkeit desStaatsraths gezogen.
England. London, 13. Jan. Wegen des früher erwähnten Mords, der an dem Deutschen Furhop an der Themse begangen wurde, ist gestern der Angeklagte Köhl, gleichfalls ein Deutscher, zum Tob verurtheilt worden. Ter Angeklagte hatte sich eine halb aus Engländern, halb aus Ausländern bestehende Jury (wie Ließ jedem angeklagten Ausländer zusteht) ausgebeten. Leider gibt dieser Fall der hiesigen Presse Gelegenheit, die Müller- gcschichte in wenig anständiger Weise wieder aufzurühren. — Heute Nachmittag ist das Theater in Edinburgh innerhalb zwei Stunden völlig abgebrannt. Mehrere Menschenleben gingen verloren. (Schw. M.>
Mit in das Grab.
(Er,..hl,mg „vn Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung >
„Wer ist der freche Mensch?" fragte der Reiter, nachdem er die Dame wieder eingeholt hatte und an ihrer Seite ritt.
„Kennst Du ihn, Auguste?"
„Ick kenne ihn," erwiedecte die Gefragte, vergeblich bemüht, ihrer Aufregung Herr zu werden.
„Wer ist es?"
„Der Förster Grunert," gab die Dame zur Antwort.
„Wie kann der Mensch wagen, mir den Weg zu vertreten, wenn wirklich auf dem Pfade nicht geritten werden darf!" fuhr der Erbitterte scrt.
„Wir sind in seinem Reviere," erwiederte die Dame mit
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Erst zetzt siel ihrem Begleiter ihre Aufregung auf. Ihre Wangen waren bleich — die Linke, welche den Zaum des Pferdes hielt, zitterte.
„Auguste, was ist Dir?" fragte er besorgt.
„Nichts, nichts," erwiederte sie und suchte ihr Pferd schneller anzutreiben.
Er ergriff den Zügel desselben und hielt es zurück.
„Deine Wangen sind bleich," fuhr er fort, „Deine Hand zitteri! Ich habe Dich nie so aufgeregt gesehen!"
<Lie gewann mit Aufwendung aller Kräfte wieder Fassung und Ruhe.
„Soll ich nickt aufgeregt und erschreckt sein, da ich gesehen habe, daß der — der Förster Len Hirschfänger gegen Dich zog?" gab sie zur Antwort.
„Es war sein Glück, daß ich ohne jede Waffe war — ich mochte auch in Deiner Gegenwart keinen noch heftigeren, vielleicht gar blutigen Austritt herbeisühren, aber er soll seine Frechheit büßen. Züchtigen will ich ihn, sobald ich ihm wieder begegne. Ich werde ihn aufsuchen-1"
„Heinrich", unterbrach ihn die junge Dame, „ich bitte, ich beschwöre Dich, suche ihn nicht auf, weiche ihm aus!"
„Nie werde ich das thun", erwiederte er, aus's Neue durch die Erinnerung an das Vorgefallene heftig aufwallend. „Zu frech hat mich der Mensch beleidigt! Oder glaubst Tu, daß ich ihn fürchte!"
„Weiche ihm aus," wiederholte sie bittend. „Du weißt nicht, einen wie heftigen und zornigen Sinn er hat. Zum Zorn gereizt, ist er zu jeder That fähig!"
„Du kennst ihn näher?" fragte der Reiter erstaunt.
Sie wandte den Kopf zur Seite, um zu verbergen, wie verlegen sie durch diese Frage geworden war.
„Ich kenne ihn", erwiederte sie. Ihre Stimme klang gepreßt, Es war ihr unmöglich, in diesem Augenblicke mehr zu sprechen.
„Wie hast Du ihn näher kennen gelernt?" forschte ihr Begleiter weiter.
„Dringe jetzt nicht weiter in mich — ich werde es Dir nachher erzählen," entgegnete sie. „Vermeide mit ihm zusammen- zntreffen — ick zittre noch, wenn ick daran denke, daß er de« Hirscksänger gegen Dick gezogen hat."
Ihre Unruhe schien Ließ zu bestätigen und ihr Begleiter, ihr glaubend, gab sich alle Mühe sie zu beruhigen und ihr einzureden, daß sie jede Angst schwinden lassen möge, indem er ihn so strafen werde, daß Jener nie wieder wagen sollte, ibm entgegenzntreten.
„Wäre er v»n Adel, so würde ich ihn fordern und Genugtuung von ihm verlangen", fügte er hinzu. „Meine Ehre verbietet mir Ließ."
Tie Dame trieb ihr Pferd wieder zur größten Eile an, augenscheinlich, um diesem Gespräche auszuweichen. Sie erreichte ihren Zweck, denn ihr Begleiter hatte Mühe, sein Pferd neben dem ihrigen zu halten und das schnelle Reiten machte eine weitere Unterhaltung lästig.
Wie sie schnell über die Hochebene dahinsprengte, machte sie einen imponirenden und interessanten Eindruck. Leicht und doch sicher saß sie in dem Sattel, fest ruhte der Zügel in ihrer Hand und das Pferd schien zu wissen, daß sie eine kühne und entschlossene Reiterin war. Sie war eine große, schlank gebaute Gestalt. Ihr Gesicht konnte man schön nennen, die Formen desselben waren regelmäßig, sogar edel, dennoch lag wenig Fesselndes in ihm. Di« dunkeln Äugen verriethen innere Leidenschaftlichkeit und doch sprach zugleich ein Ueberwiegen, ja Alleinhcrrschen des Verstandes daraus und ihr fehlte deßhalb jene Anmuth und Weichheit de» weiblichen Charakters, welche vorzugsweise durch die Macht der milderen und zarteren Empfindungen hervorgerufen werden.
Man sah ihr an, daß sie einer rücksichtslosen Härte, die sich durch nichts von dem einmal gesteckten Hiele abbringen ließ, fähig war. Und in Wirklichkeit entsprach der Charakter dieser jungen Dam? diesen äußeren Anzeichen.
Vielleicht hatten die Verhältnisse, in denen sie zum Theile ausgewachsen war und jetzt lebte, denselben so herangebildet. Jedenfalls waren sie nicht ohne Einfluß für sie ge blieben. (Forts.sol gt.)
^ von A. Eck (cklLgkr.