Weichsel ;u, um bei Czeniichcw auf das diesseitige Ufer übcrzu- sctzen Um jetoed die große Anzahl Personen zugleich über de» gerade hochgehenden Fluß zu befördern, bediente man sich nicht deL gewöhnlichen etwa 60 Personen fassenden Prahms, sondern eines Boots, weiches eine Ladung von 600 Korez Weizen auf nehmen kann. Dieses bestiegen nun auf dem rechicn Weichselufer an 800 Landlcute beiderlei Geschlechts, mit ihnen der Jude, der den Wirthskrug am User und zugleich ras Recht der Ueberfuhr gepachtet, mit Branntwein versehen, um während der Ueberfahrt zu scheuten. Die Fährleute, die fschon tüchiig angetrunken gewe­sen sein sollen, vermochten überdieß bei der anbrechenden Däm­merung es war 8 Uhr Abends der starken Strömung nicht genug Herr zu werden, und stießen, anstatt nach dem gewöhnlichen Aussetzungspunkt zu gelangen, aus eine am diesseitigen Ufer un- lerhalb der Uebersuhr stehende Galeere mit solcher Macht, daß das um Menschen angefüllte Boot zertrümmert wurde. Ein Theil brach mit den Leuten zusammen, den andern riß der Strom mit.

Liesen ereilte die schnell losgemachte Galeere und brachte fast alle daraus befindlichen Personen in Sicherheit, doch von erstercn konnte nur ein Theil sich retten oder aus dem Wasser gezogen werden. Tie Zahl der Ertrunkenen ist noch nicht festgestellt, Ge­rüchte sprechen von 100 und darüber.

Be rlin, 20. Aug. Wie dieN Pr.Z." vernommen Haber, will, soll eine Cabinetsordre Truppenreductioncn auch aufden Kriegsschau­plätzen angeordnet haben. Tie Reserven werden sämmtlieh entlassen und iheilweise aus den Ersatztruppcn ergänzt.

Elberfeld, 10 Aug. Landrath von Bornes hat sich hier

zum Schützenkönig geschossen, die Würde aber nur unter der Be­dingung angenommen, daß die deutsche Fahne von dem Sckützen Hause entfernt werde. Der Vorstand ist schwach, charakterlos und servil genug gewesen, dem Ansinnen des Land­raths sich zu fügen. '

. A l t on a, 22. Aug. Nach derSchleswig-Holsteinischen Zeit." ten die Bürger eine Versammlung ab und beauftragten meh- hat der Schleswig-Holstein-Verein in Melders eine Resolution rere Deputationen gemischter Konfession, dir skandalirenden Di- beschlossen deS Inhalts: da der Baron v. Scheel-Pleffen das Per- strikte zu besuchen und dem Pöbel zur Ruhe zuzureden. Nach- rrauen des Landes nicht besitze, so könne es nur Bcsorgniß er- mittags patrouillirte das Militär in den Straßen. In Dundalk

den Magistrat ausglfordcrt, die Stadt dem Militär zu übergeben, oder sie wenigstens in Belagerungszustand zu erklären, doch hat der Magistrat bis jetzt nur eine Proklamation erlassen, kraft deren jegliches Individuum, welches sich in einem LvlkShauscn betreten läßt, und auf ergangene Aufforderung hin sich nicht sofort ent­fernt, verhaftet werden soll. Der katholische bischöfliche Koadjutor 0r. Dorrian fordert die Katholiken von Belfast in einer Adresse auf, sib der Ruhestörungen zu enthalten. Es ist schwer zu ent­scheiden, welcher Partei man die Palme der Brutalität zuerkennen soll. Wo Unwissenheit und Armuth mit all' dem Elend, welches sie in ihrem Gefolge haben, in solchem Grade vorherrschen, wie unter der irischen Volksmenge, darf es nicht Wunder nebmen, wenn bei geringem Anstoße plötzlich die Lust an Tumult und Zer­störung sich Lust macht. Diesen Anstoß hat jedenfalls die prote­stantische Partei gegeben, indem sie O'Connell's Bild verbrannte und Spottes halber die Asche in einem Sarge begrub: die Katho­liken gingen daraus in ihrem Rachegesühlc zu weit, wenn sie sich Waffen verschafften nnd sich zu kriegerischer Organisation zusam- memhaten, um eine an sich unschädliche Albernheit gleich einem tödtlichen Unrechte zu ahnden. Auch in einigen andern Städten des Nordens sind Straßentumulte ausgebrochen. In Lundalt haben die Katholiken den König Wilhelm in Effigie verbrannt und dann sich zusammenrottend an protestantischen Schulen, an einer Melhodistenkapelle und vielen Privaihäusern die Fenster zer­trümmert. Die Protestanten, deren Zahl in Dundalk nicht sehr bedeutend ist, enthielten sich der Wiedervergeltung. 20. Aug. Die Slraßentumulte in Belfast sind gestern mit erneuerter Wmh ausgebrochen. Im Misfielddistrikt kam es Morgens um 4 Uhr schon zu einer Schlägerei und auf die Polizei wurde gefeuert. Um 9 Uhr erreichte der Tumult den Höhepunkt. Vier Constab- ler Und eilf Civillisten, darunter zwei Kinder, sind mit Schußwun­den in's Hospital gebracht worden. Im Laus des Tages hiel-

-weck.n, wenn derselbe, der Dänemark näher stehe als Schleswig Holstein, berufen würde, die Interessen der Herzogthümer bei den Friedensvcrhandlungen zu vertreten

Lübeck, 22. Aug. Ter italienische Kronprinz Humbert ist mit dem Nachmiltagszuge hier eingetroffen und eine Stunde darauf mit dem PostdampserElliva" nach Kopenhagen weiter gereist.

Dänemark. Kopenhagen. 20. Aug. In der heutigen Sitzung des Volksthings wurde in Folge der Debatte im Reichs­rath von den Bauernfreunden eine Interpellation dahin gehend ge­stellt, ob das dänische Etaatsgrundgesetz in seinem ursprünglichen Umfange wieder eingesührt werde. Bluhme antwortete, Ließ könne nur geschehen, wenn der Reichsrath zu Gunsten des dänischen Reichstags auf seine Autorität verzichte und der Reichstag den Verzicht annehme. In der vorgestrigen Volksthingsitzung theilten die Minister der Finanzen und der Marine mit, daß für früher bewilligte 800,000 Thlr. auf französischen Wersten ein neues aber kleines Panzerschiff bestellt worden und in Arbeit sei. 21. Aug. Der Schluß des Reichsralhs wird für Samstag erwartet.

England. London, 13. August. Tie Straßentumulte in Belfast nehmen an Umfang und thierischer Rohheit eher zu, als ab; doch scheinen Militär und Polizei jetzt entschiedenen Befehl zu haben, den Ruhestörern energisch entgegenzutreten. Am Dien­stag Abend zählte man schon an 60 Verwundete und mehrere Todte. Tie Beschützer der öffentlichen Sicherheit haben selbstver­ständlich einen sehr schweren Standpunkt, da sie ihre Maßregeln gegen beide Parteien, die Orangisten und die Papisten, zu neh­men haben. Gestern Morgen kam es wieder zu einem größeren Zusammenstöße, wobei es viele blutige Köpfe gab; fünf schwer Ver­wundete wurden sin'S Hospital gebracht, zwei von ihnen liegen hoffnungslos darnieder. Tie Spitäler sind bereits alle überfüllt, und die Chirurgen haben von früh bis spät eine Amputation nach der andern zu vollziehen Tic Militärmacht ist aus 4000 Mann verstärkt worden; die Polizei,-ungefähr 1000 Mann zählend, hat

scheinen die Ruhestörungen sich gelegt zu haben, aber nicht ohne daß beklagenswerthe Cxcesse vorgekommen sind. Der heutige Tag !ging ruhig vorüber, und man glaubt, daß es jetzt mit den Un­ordnungen zu Ende geht.

Frankreich. Paris, 20. Aug Aus Algerien sind sehr- bedenkliche Nachrichten eingetroffen. In der Provinz Oran ist von Neuem ein Aufstand ausgebrochen. Sidi Mohammed hat die Stämme der Larbas und anderer Bezirke von Boghar aufgewiegelt. Tie Aufständischen zerstörten die Tetegraphenlinien und bezeichnen ihren Weg durch Plünderungen, Mord und Brandstiftungen.

Schweiz. Der Kongreß in Gens für Sanitätswesen im Krieg hat seine Berathungen geschlossen. Montag wird das Kon­kordat unterzeichnet werden. Außer den schon früher zur Annahme ermächtigten werden noch die Delegirten von Belgien und Sachsen, im Ganzen also 10 Staaten, den Vertrag sofort unterzeichnen. Den klebrigen wird das Protokoll offen behalten. Am 18. d. nahm das eidgenössische Turnfest in St Gallen seinen Anfang.

Türkei. Wiener Blättern zufolge sind Unruhen in der Her­zegowina ausgebrochen. Tie Türken haben die Bedingungen der zwischen Iihnen und den Rajahs geschlossenen letzten Pazification überschritten, sich neue Gewaltthäliakeiten erlaubt und trachreten sogar den Häuptern der Rajahs nach dem Leben. Ein großer Theil der Rajahs, unter der Führerschaft Luca Vukalowichs, wel­cher bekanntlich zum Wojwoden der Herzegowina ernannt, hier­auf aber ohne Grund durch Spaich und dann durch den jetzigen Wojwoden Munib Effendi ersetzt worden war, hat sich erhoben und will mit Gewalt der Waffen die mit der Pforte abgeschlossenen Ver­träge aufrecht erhalten. Vorläufig läßt sich die Ausdehnung und das Ende des Konflikts noch nicht absehen.

Polen. Warschau, 17. Aug. Von den de» Attentats ge­gen den Grafen v. Berg Uebersührten wurden Krasinski gehängt, Lantiowski und Schmidt unter dem Galgen stehend zu zwanzig­jähriger Zwangsarbeitsstrafe begnadig!; sechs andere der Mitwir-

eincn bedeutenden Zuwachs in den eben von dem Magistrat ver ! kung Ueberführte wurden zu zwölf und sünszehen Jahren Zwangs- eidig ten Spezialkonstablern erhalten. Mehrere Deputationen haben arbeit in den Bergwerke n begnadigt.

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