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zu bringen. Tie Kisten und Fässer find bereits heute Morgen vcrausbesördert Werren und morgen Abend schon in Alsen.

Berlin, 60. Juni. Die Provinzialkorresp. sogt über die Erbfolgefrage: Tie Ansprüche Oldenburgs und Augustenburgs auf die Herrschaft über ganzMchleswig-Holstein dürften sich nicht so zweifellos darstellen. Bei zweifelhafter Rechtsfrage werde Preußen vor Allem die wirklichen Interessen Deutschlands und des eigenen Staates (!) zu Rathe ziehen.

Hannover, t. Juli. Die Abgeordnetenkammer beschloß

(und zwar unter Zustimmung des Juslizministers), die Regierung aufzujordern, zu erwägen, ob nicht, wenn ein gemeinsames Vor­gehen mit den übrigen Buirdesstaaten unwahrscheinlich sei, Han­nover seinerseits mit der Bildung einer deutschen Bundesflotte beginnen solle. (Fr. A.)

Bremen. Wie dieWes-Ztg." vernimmt, ist dem hiesigen hannoverschen Tclegraphen-Bureau die Weisung zugegangen, Te­legramme über die Bewegungen von Kriegsschiffen bis aus Wei­teres nicht anzunehmen. Eine gleiche Weisung soll auch den Telegraphenbureaus anderer Orte zugegangen sein.

Hamburg, 2. Juli. DenHamburger Nachrichten" wird aus Kopenhagen, 60. Juni, berichtet: Nach Privatmitthei- lungen soll der Gesammtverlust der dänischen Besatzung auf Alsen etwa 1400 Mann an Tvdten und Verwundeten betragen. Tie sämmtlichen Verwundeten sollen mitgesnhrt sein.

Altona, 1. Juli. Eine Bekanntmachung der Bundeskom­missäre macht die öffentlichen Blätter aufmerksam, daß nach Wieder­ausbruch des Krieges mit Dänemark jede unzeitige Veröffentlichung über Stärke, Stellung und Bewegung der deutschen Streitkräfle den Interessen Deutschlands entschieden zuwider lausen würde.

Schleswig'sche Westküste. Einer Deputation von der In­sel Föhr, welche beim Ministerpräsidenten v. Bismarck um Schutz gegen die Raubzüge des Capitäns Hammer gebeten, hat derselbe die beruhigendsten Zusicherungen, jedoch auch den Rath gegeben, Angesichts der Shlter Vorgänge einstweilen das feste Land nicht zu verlassen. Hammer wird folglich auch von Hrn. v. Bismarck nach Verdienst gewürdigt.

Aus Apenrade, 28. Juni, schreibt man den Hamb. N.: Zwei größere feindliche Schiffe haben heute früh unserer Strand- vaiterie einen etwas unjreundlichen Besuch abstatten wollen, sind aber so derb empfangen worden, daß sie sofort umkehrten und das Weite suchten Das eine davon erhielt innerhalb 5 Minu­ten nicht weniger als 10 Vollschüsse in seine Breitseite, das an­dere verlor schon beim dritten Schuß den Fockmast.

Flensburg, 1. Juli. Der Alsenübergang wurde auf 120

Kähnen mit jedesmal zus. 2000 (nach andern Telegr. 3000) Mann zwischen Snabeg und der Saterupholzsüdspitze bewerkstel­ligt. Trotz des yefrigsten Feuers der T änen wurden die Strand­batterien genommen. Tie Angriffe des Rolf Krake wurden zwei­mal abgeschlagen, derselbe sing zu brennen an. 2400 Dänen ge­fangen, darunter 100 Offiziere. Oberst Kaufsmann schwer ver­wundet. Der dänische Verlust groß. Preußischer Verlust 3 Of­fiziere todt, 17 verwundet, Mannschaften theils todt, theils ver­wundet 300. (Tel d. St.-A.)

Das preußische Oberkommando in Jütland hat mit dem Wiederbeginn des Kriegs folgende Bekanntmachung erlassen: Bekanntmachung an die Bevölkerung von Jütland Die Ver­waltung von Jütland geht mit dem heutigen Tage auf die Ver­waltungsbehörde der alliirten Armee über. -Der letzteren haben sich Beamte wie Privatleute zu fügen, auch Steueen und sonstige Landeseinkünfle an dieselbe abzuliefern. Ueber die Regelung des Geschäftsganges wird diese Behörde, die vorläufig ihren Sitz in Ränder» nehmen soll, seiner Zeit die nöthigen Bestimmungen er­lassen. Randers, 26. Juni 1864. Der kvmmandirende General v. Falkenstein.

Dänemark Kopenhagen, 29. Juni. Heute brachte der Finanzminister im Landsthing einen Gesetzesvorschlag über Aufnahme einer Staatsanleihe von 20 Mill. Reichsthlr. (ü i fl. 19 kr) ein.

England. London, 2. Juli. Im Unterhause sprach ge­stern Lord Palmerston sein Bedauern aus, daß die Bemerkung Rüssels im Oberhause, man könne den Versicherungen der deut­schen Grpßmächte (bezüglich der Ausdehnung des Krieges) nicht

trauen, mißverstanden worden sei. Ruffel habe Niemand belei­digen wollen, sondern bloß gemeint, die deutschen Mächte könnten wiederholt wegen unwiderstehlicher Pression ihre ehrlich gemeinten Absichten nicht durchführen; er habe Nichts persönlich gemeint.

Amerika. New-Aork, 23. Juni. Tie Gesammtarmee Grants steht vor Petersburg. Nachdem Grant in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni die äußeren Vertheidigungslinien genom­men, griff er am 18. das Innere der Stadt an, wurde aber drei Mal zurückgeworfen und verschanzte sich am 19. anderthalb Mei­len von Petersburg. (Schw. M.)

Mexiko. Der New-Aorker Korrespondent der Köln. Ztg. be­hauptet nach Briefen aus Veracruz, im Widerspruch mit d-k Berichten des Moniteur, daß der Kaiser Maximilian und seine Gemahlin daselbst überaus frostig empfangen worden seien.

Der Hausarzt.

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Meta konnte vor Schrecken kaum noch reden, es schien, als ob ihre so geläufige Zunge gelähmt sei. Sie trocknete sich mit der Schürze die Augen und reichte dem weinenden Christian die Hand. Wenn es so ist, stammelte sie, da dürfen wir nicht schwei­gen; aber Mann, meine Seele, wir müssen vorsichtig verfahren, damit die gute Toris nicht hinter das Geheimniß kommt, und eben so wenig der Doktor.

Ich kann nicht mit ihm reden, meinte Christian. Mir ist, als ob er mir in's Gesicht lachen müßte . . .

So ist es mir auch, Alter. Bedenke doch nur, der reichste und angesehenste Mann in der Stadt ist

Ruhig, Meta I Er hat den verwünschten Brief gesunden, der ihm die Seelenruhe geraubt; er mag nun auch den Kontrakt finden, der ihn wieder zum glücklichen Menschen macht. Tann brauchen wir kein Wort mit ihm zu reden, dann kann er selbst seine Schlüsse ziehen. Das klebrige findet sich.

Ich verstehe dich, Christian. Jetzt habe ick Dienst bei der Madame gib mir den Schlüssel zu dem Zimmer; nach einer halben Stunde wird der Kontrakt in dem Kasten liegen wir bedürsen seiner nicht mehr. Gehe in die Stadt und besorge ruhig deine Geschäsre.

Aber vor eilf Uhr, Meta; um diese Zeit pflegt er eine Stunde zu ruhen, und den Sekretär zu durchsuchen.

Tie Haushälterin breitete die Arme aus, Christian die sei- nigen Beide hielten sich einige Augenblicke umschlungen. Der Doktor merkte, daß cs Zeit sei, sich zu entfernen; er eilte auf die Hausflur zurück, ging durch die Komploirs und betrat das Ka- binet des jungen Handelsherrn, der mit gewohntem Eifer sich der Arbeit hingab. Unter dem Vorwände einer Unterredung bewog er ihn, mit ihm das Wohnzimmer aufzusuchen. Es geschah. Ter Tokior verschloß die Thür und zog den Schlüssel aus dem Schlosse.

Wozu das? fragte Walburg.

Ihr Hausarzt beginnt die Operation, die zu Ihrer Hei­lung nöthig ist. Oeffnen Sie den Sekretär.

Walburg kam mechanisch der Aufforderung nach. Ter Tok- tor behielt die Uhr in der Hand. Unter qleicbgilligen Gesprä­chen verfloß eine Viertelstunde. Tann öffnete der Arzt das Schlafkabinet, ließ seinen Patienten eintreten und zog die Thür an. Beide nahmen auf Stühlen so Platz, daß sie durch den grün­seidenen Vorhang der Glasthür das Wohnzimmer übersehen konnten.

Doktor, ich beschwöre Sie, bat der erstaunte Franz, sage» Sie mir, was hier Vorgehen wird kommt Doris?

Nein!

Eine fremde Person?

Beobachten Sie den Sekretär; aber was auch Vorgehen möge rühren Sie sich nicht und sprechen Sie weder ein lau­tes noch ein leises Wort.

Der Sekretär enthält Gelder und wichtige Papiere . . .

Ich übernehme jede Verantwortung. Ruhig, mein Freund, die Krisis naht; ich hoffe, daß sie zu Ihrem Vortheile verüber­gehen wird. (Forts, folgt.)

Nastöldwärme 2. Lull 11,7° II. 3. Juli 13,2» k. 4. Juli 13.5° U. ^

Äcdigirt, gedruckt und verlegt vvn A. Delsck lag er.