Tie Eröffnung der Schwurgerichtssitzuugen im zweiten Vier­teljahr 1864 ist zn Ulm aus den 20., zu Ellwangen auf den 27. Juni, je Morgens 9 Uhr, festgesetzt.

Karlsruhe, l. Juni. Gestern Abend wurde dahier vor dem Ettlinger Thor eine schwere Unthat verübt. Ein Soldat vom Grenadierregiment schnitt nämlich seiner Geliebten, einer hie­sigen Dicnstmagd, mir einem Rasirmesser den Hals durch, so daß der Tod alsbald erfolgte. Ter Thäter blieb, ohne einen Flucht­versuch zu machen, bei der Leiche sitzen, bis ihn Vorübergehende bemerkten und seine Verhaftung bewirkten, wobei er sogleich ein Geständnis! abgelegt haben soll.

Karlsruhe, 31. Mai. Bei der heute stattgehabtetl Se­rienziehung der badischen 35 fl. Loose sind folgende 20 Serien gezogen worden: Nr. 186. 260. 806. 2268. 28t2. 3l32. 3752. 4362. 5250. 5722. 5734. 5872. 6053. 6425. 6541. 6647. 6669. 6819. 7243. 7547.

Kassel. DieKasseler Zeitung" vom 28. Mai enthält einen halbamtlichen Artikel über die Zollfrage, worin von der unverrückt festgehaltenen Ausgabe der kurfürstlichen Regierung, aus Erhaltung des Zollvereines hinzuwirken, und von Fortsetzung vermittelnder Bestrebungen die Rede ist. Eine Verständigung mit Preußen bezüglich eines Anschlusses an den neuen Zollverein ist dem ganzen Inhalte des Artikels nach noch nicht erfolgt.

Dresden, 30. Mai. In dem Vertrag, welchen Sachsen

mit Preußen in Bezug auf die Handels- und Zollsache soeben abgeschlossen hat, ist ein besonderer Artikel ausgenommen worden, welcher ausdrücklich stipulirt, daß der Art. 25 des Vertrags vom 8. Febr. 1853 zwischen Oesterreich und dem Zollverein ausge­führt, also dieser Vertrag nicht bloß fortgesetzt, sondern auch er­weitert werden müsse. Tie sächsische Regierung hat also mit Ersolg vermittelt, und Preußen ist um einen wesentlichen Schritt entgegengekommen. (Schw. M.)

Berlin. Die hier anwesenden Vertreter der Zollvereins­staaten waren am Montag zu einer mehrstündigen Conferenz ver­sammelt und Dienstag wurde eine solche abaehalten. Die Sitzungen sollen jetzt beschleunigt werden.

Berlin, 1. Juni. Der Herzog Friedrich von Augusten-

bürg ist heute Vormittag hier angekommen und hat sich sofort nach Potsdam begeben. (St.-A.)

Berlin, 30. Mai. Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß England den Antrag angekündigt habe, Kiel solle niemals ein Bundesbafen werden dürfen, und fügt bei, die Vertreter Preußens, Oesterreicks und des deutschen Bundes hätten diese Anmaßung entschieden zurückgewiesen. 31. Mai. Die Nordd. Allg. Ztg. bemerkt: Wenn auch die neutralen Mächte nichts dagegen haben, die holstein'scke Erbfolge als eine deutsche Frage behandelt zu sehen, so dürsten sie doch die Erbfolge in Schleswig als eine internationaler Entscheidung unterliegende Frage betrachten.

München, 30. Mai. Dem Vernehmen nack wird sich der König am 13. Juni zu einem kurzen Besuche des Kaisers und der Kaiserin von Rußland nach Kissingen begeben.

Wien, 31. Mai. Die Zusammenkunft unseres Kaisers mit dem Könige von Preußen soll nun bestimmt im Lause der zwei­ten Hälfte des Monats Juni in Karlsbad statlsinden.

England. London, 1. Juni. TieLondon Gazette" meldet, Dänemark habe am 23. Mai angekündigt, daß es die Blokc.de wieder aufnehmen werde, wenn die Conferenz bis zum 12. Juni nickt ein Präliminiar-Uebereinkommen erzielt haben werde.

Frankreich. Paris, 30. Mai. Die Deputaten des gesetz­gebenden Körpers haben an Diäten während der Session, die so eben beendet ward, jeder 17500 Fr. erhoben. Man findet diese Summe hoch und geht mit dem Plane um, den Abgeordneten in Zukunft lieber ein jährliches Fixum von 12,000 Fr. zu ge­währen. 31 Mai. Wie sehr das Ausland auf die Kundge­bungen der öffentlichen Meinung Deutschlands Acht hat, sieht man aus einer Notiz des Constitutionnel, worin hervorgb- hoben wird, daß von Wien bis Frankfurt und von Stuttgart bis Berlin ein einstimmiger Ruf des Widerspruchs gegen den Vor­schlag der Neutralisation von Rendsburg und Kiel als gegen eine nicht zu duldende Einmischung in Deutschlands innere Angelegen­heiten vernehmlich sei. Aus Mexiko verkündigt der Moniteur

Berichte von französischen Siegen über einzelne Guerillabandcn. Zum Einzug des Kaisers Maximilian werden große Vorbereitun­gen getroffen. Eine Kommission zur wissenschaftlichen Erfor­schung des Landes hat sich in Mexiko gebildet.

Amerika. Newyork, 18. Mai. Der unionistiscke General Grant hat Verstärkungen erhalten und wird nun wieder vor­rücken. Die Regierung hat erklärt, sie wolle die Stärke der Armee so lange erhalten, bis die Insurrektion erdrückt sei. Am 1. Juli findet die Conscription statt. (Fr. A.)

Der Hausarzt.

Novelle von Ang. Sch rarer.

(Zoitsehnng.)

In derselben Nacht, fuhr Rosa Beifuß fort, erwachte Madame Simons plötzlich, als ob sie von einer unsichtbaren Hand geweckt würde. Sie fuyr empor und blieb aufrecht sitzen. Ich mußte mich über die Kraft wundern, die sie noch besaß. Sie rief meinen Namen. Als ich neben dem Bette kniete, wie ich es Pflegte, wenn ich mit ihr sprach, fragte sie mit unverkennbarer Aengstlichkeit und Hast:

Rosa, wo ist mein Mann?

Er befindet sich in seinem Zimmer.

Gut, recht gut!

Soll ich ihn rufen?

Nein, ick habe mit dir zu reden, mit dir allein. Schließe die Thür, daß man uns nickt belauscht.

Ich schloß die Thür und kehrte an meinen Platz zurück. Die Kranke sah entsetzlich bleich aus und das große Auge in dem ab­gezehrten Gesichte glühte fieberhaft. Ich ergriff ihre Hand und bedeckte sie mit Küssen. Draußen auf der Straße ries der Wächter ein Uhr. Ich werde jene traurige Nacht nie vergessen. Doch, mein Herr, unterbrach sich Rosa, indem sie die magern Hände faltete, ich müßte Ihnen jetzt die Worte einer Sterbenden mit­theilen, die ich als Geheimniß zu bewahren gelobt habe, wollte ich nicht eine Lücke in meiner Erzählung lassen.

Mademoiselle, sagte ernst der Arzt, Sie unterstützen mich in der Erfüllung meiner Berufspflicht, wenn Sie mir die Mit­theilungen nicht versagen, die ein verhängnißvolles Dunkel aufzu­hellen vermögen. Sie leisten nicht nur mir, Sie leisten der Toch­ter Ihrer Herrin einen Dienst, den man Ihnen kaum wird ver­gelten können. Die Veranlassung, daß ich Sie darum bitte, ist die traurigste von der Welt. Tas Gelübde, das Sie einer Ster­benden abgelegt, kann Sie nicht hindern, das Glück Lebender zu befördern. Es ist Ihnen Christenpflicht, mir, dem verschwiegenen Arzte, alle- zu eröffnen; Sie haben mein Wort, daß ick von Ihrem Geheimnisse nur den Gebrauch mache, der sich mit meiner Ehre und meiner, Pflicht vereinbaren läßt.

Nun. so will ich dann sprechen: Rosa, flüsterte hastig die Kranke, du hast mein Leiden gesehen, du weißt, wie ich geduldet habe, antworte jetzt, damit ich ruhig sterben kann.

Was wollen Sie denn wissen, liebe Madame?

Bekenne offen: ist Franz der Sohn eines Schiffskapitäns, der im Meer umgekommen?

Ich weiß nichts, Madame.

Was vermuthest du? Kann ich meinem Manne glauben?

O glauben Sie ihm nur!

Aber der Brief von einer gewissen Familie erinnere dich er kam Lurck Zufall in meine Hände sie forderte Geld zur Erziehung ihres Sohnes sie erinnerte meinen Mann an seine Vater Pflichten die Verirrung während seiner ersten Ehe

ich habe sie zu spät erfahren o, mein Gott, ich will das Unglück meines Mannes nicht er soll nicht wissen, daß ich an gebrochenem Herzen sterbe in meiner Schatulle liegt der Brief

nimm ihn, daß er nicht entdeckt werde was -geschehen, läßt

sich nicht ändern fort den Brief! Jetzt trat das Delirium ein, die Kranke sprach unzusammenhängend und sank in die Kis- sen zurück. ___ (Forts, folgt.)

Naftvldwärme. 1. Juni 11,6° k. 2. Juni 12,6° k.

3. Juni 13,9° ki.

Gottesdienste. Sonntag, 5. Juni. Vorm. (Pr.): Herr Dekan Heberte. Kinderlehre mit den Töchtern 2. Ctaffe. Nachm. (Pr.): Herr

Helfer Scb midt. _

Aedigirt, gedruckt und verlegt von A. V cl s chläg c r.