Umgebung des Papstes erhalten haben, worin das Ableben Pius IX. als von einem Tag zum andern bevorstehend angesehen wer­den kann.Der heil. Vater", sagt derselbe,leidet entsetzlich in Folge der Beinwunden; die Affektion scheint sieb dem ganzen Kör­per mitgetheill zu haben; Fplge davon ist ein so übler Geruch im Krankenzimmer, daß der Aufenthalt darin kaum möglich ist. Die Kurie, die Diplomatie und das römische Volk sind in größter Aufregung."- 26. Mai. In der gestrigen Sitzung der De- pnlirieukammer wurde vom Ministertische aus Veranlassung der Disenssion über das Kriegsbudget das Zugcständniß gemacht, daß die aus 680,000 Mann Infanterie, 80 Batterien Artillerie und 19 Regimentern Kavalerie bestehende aktive Armee wohl fähig wäre, einen Angriff zurückznweisen, dagegen könne er nicht sagen, daß sie ohne Alliirten zureiebend sei, ancriffsweise vorzugehen.

Amerika. New-Port, 14. Mai. Grant erneuerte am 12- Mai den Angriff. Alle Versuchet, Lee's Linien zu durchbre­chen, waren jedoch fruchtlos, Lee zog sich Nachts zurück, und soll den Po überschritten haben. Butler ging nach Trurhsbluff vor.

Der Hausarzt.

Newell,' von '.Inq. Sch ras er.

(Foits.-tznug.)

Gegen Abend des zweiten Tages hielt der Wagen des Tok- ktors Martini in einer engen, schmutzigen Gasse vor einem jener Häuser, die zum Zwecke der Spekulation erbaut sind. Solche Häuser enthalten viel Wohnungen, haben wenig frische Luft und riechen nach Armuth.

Der Doktor stieg drei dunkle Treppen hinan, auf deren Stufen sich große Erhabenheiten sichtbar machten, die sich durch den ver­härteten Schmutz, den die Passanten dort zurückgelassen, gebildet hatten. Die Füße des vielbeschäftigten und menschenfreundlichen Arztes waren an solche Wege gewöhnt. Auf dem schmalen Vor­platze blieb er erschöpft stehen und sah sich um. In der Tiefe zeigte sich ein Fenster. Er tapple dorthin. Auf dem Fenster, das sich zwischen zwei verpesteten Dachrinnen befand, stand ein mit Erde gefüllter Holzkasten, in dem junge Levkojen und einige Mo­natsrosen dufteten. Hier zeigte sich das ganze Leben im Kleinen aber auch das ganze Elend des Lebens. Den frischfarbigen und wohlriechenden Blumen gegenüber erschien ein matter Son­nenstrahl, den der Himmel aus Barmherzigkeit durch die enge Schlucht der hohen Häuser sandle, Staub, Schmutz und jene unbe­schreibliche Farbe, die den kleinen Wohnungen des alten Stadt- lheils eigen ist. Man erkennt die feuchten Wände, das wurmsti­chige Treppengeländer, die auseinander klaffenden Fensterrahmen und die altersschwachen, einst braun oder rolh gewesenen Thüren.

An einer dieser Tyüren zog der Doktor Len verborgenen Draht einer Klingel. Gleich darauf öffnete ein junges Mädchen die Thür.

Wohnt hier Jungfer Rosa Beifuß?

Ja, mein Herr! antwortete das freundliche Mädchen.

Ich möchte sie sprechen.

Der Doktor trat auf den Vorplatz, der zugleich die Küche bildete. Das junge Mädchen öffnete eine Thür, die zu dem freund­lichen Wohnslübcken führte. Niemand hätte einen so reinlichen, netten Raum in dem alten, finstern Gebäude gestickt. Tie dicht an einander grenzenden Fenster waren mit weißen Gardinen und einem mannigfaltigen Blumenflor geschmückt. Tie wenigen Mö­beln glänzten und waren mit Decken belegt. In dem Lehnstuhle am Fenster saß eine alte Frau, reinlich und anständig gekleidet. Das schneeweiße Haupt bedeckte eine saubere Haube, und sauber wie die Kopfbedeckung war das graue Kleid und die weiße Schürze. Diese alte Matrone, die mindestens sünfundstckzig Jahre zählen mußte, war Jungfer Rosa Beifuß, die Bewohnerin des Stübchens. Bei dem Eintreten des Doktors sah sie neugierig über ihre große Hornbrille hinweg und legte eine Näharbeit bei Seite.

Der Arzt nannte seinen Namen.

Jda, einen Stuhl für den Herrn Doktor! ri<n die Alte eifrig, die großen Respcct vor dem rencmmirtcn Arzt hatte.

Sie kannte ihn aus den großen Familien, für die sie arbeitete.

Der Doktor saß ihr gegenüber Jda wollte die Arbeit wie­ner crgreisen; aber Rosa gab ihr einen Auftrag für die Küche, um sie zu entfernen.

Ich danke Ihnen, Mademoiselle! sagte freundlich der Arzt. Es ist mir lieb, wenn ich mit Ihnen unter vier Augen reden kann.

Was führt Sie zu mir, geehrter Herr Doktor?

Tue Absicht, Sie um einen Dienst zu bitten.

Befehlen Sie, und ich thue, was in meinen Kräften steht.

Das Benehmen Rosa's verrieth Gewandtheit im Umgänge und einen für ihren Stand seltenen Takt.

Ich komme, Mademviseille, in einer sehr wichtigen und ernsten Angelegenheit. Ehe ich jedoch die Sache selbst berühre, bitte ich Sie um das Versprechen, meinen Besuch als ein Ge- heimniß zu bewahren gleichviel ob Sie mir die gewünschte Auskunft ertheilen können oder nicht.

Ihnen, Herr Doktor, leiste ich jedes. Versprechen! ant­wortete, ohne zu überlegen, die Näherin Ich bin stolz darauf, daß Sie mick Ihres Vertrauens würdigen.

Ter Arzt reichte ihr die Hand und begann halb leise:

Sie haben früher im Dienste des Herrn Simons ge­standen?

Ja. Ich war Kammermädchen der ersten Gattin^ des braven Herrn.

Und wie bekannt, besaßen Sie das Vertrauen ihrer Herrin?

B's zu einem gewissen Grade ja. Madame Simons hatte ihre Eigenheiten sie war stets kränklich und daher über­aus reizbar. Es gab da manches Familiengeheimniß, das ich theils errathen, theils durch Zufall kennen gelernt habe. Ich bin unter traurigen Verhältnissen aus dem Hause geschüden aber trotzdem habe ich wie Las Grab geschwiegen. O, mir ahnt sckon, wohinaus Sie wollen, Herr Doktor. Sie sind der Hausarzt des Herrn Waldurg ...

Und Walburg ist sehr krank.

Rosa wiegte ihr graues Haupt.

Auch Madame Walburg? fragte sie.

Tie junge Frau grämt sich über den Zustand ihres ! Mannes, der ihr wie mir unerklärlich ist. Ich suche nach Mitteln...

Und diese Mittel glauben Sie bei mir zu finden?

Ja. Erzählen Sie mir, was Ihnen aus jener Zeit be­kannt ist. Niemand weiß, daß ich mich an Sie wende.

Ich werde mich kurz fassen, Herr Doktor.

Wir sprechen also von der ersten Ehe Simons.

Ganz recht. Anna Boto mar die Tochter eines Börsen­agenten. der gute Geschälte und ein anständiges Haus machte. Ich war der jungen, eben nicht schönen Dame als Kammermäd­chen zugetheilt und bediente sie schon, als Simons ihr den Hof machte. Dieser halte sein Geschäft mit wenig Mitteln gegründet und suchte und fand in Anna Boto eine vermögende Frau. Ich zog mit in das Haus des Ehegemahls. So glücklich nun der Kaufmann in seinen Unternehmungen war, so unglücklich sollte er in der Ehe werden. Das erste Kind, das Anna ihm schenkte, starb, und die junge Mutter ward krank. Es ist wahr, die kranke Frau peinigte ihren Mann Lurch eine maßlose Eifersucht,, aber mir war es doch vorgckommen, als ob Liese Eifersucht gegründet sei. Ich will es jedoch dahin gestellt sein lassen. Madame Simons mußte jeden Sommer das Bad Ems besuchen, und ick begleitete sie. Tie Abwesenheit seiner Frau mag der lebenslustige Simons wohl benutzt haben. Die Schwiegereltern des Kaufmanns starben, ohne eben viel Vermögen zu hinterlassen. Dafür ward er indeß hinreichend entschädigt. Aus Guadeloupe lief die Nachricht ein, daß ein Onkel der Madame Simons dort gestorben sei und seinen Bruder, den Börsenagenten Boto, zum Universalerben eingesetzt habe. Herr Boto war ebensalls todt, und die Erbsckaftsansprüche gingen auf die Tochter, Madame Simons, über. Es schien, als ob der Himmel das Unglück wieder gut machen wollte, das er durch den Tod des Kindes angerichtet hatte.

(Forts, folgt.)

Gottesdienste. Sonntag, 29. Mai. Vorn,. (Pr): H>rr Helfer Kinverlelire mit den Söhnen 2. blasse nn> hat- 2 Nkr

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