der Peitsche geahndet werden, dehnt sich immer mehr aus. Um längst wurden an einem einzigen Gerichtshöfe 10 Personen zu j :>0 Peitschenhieben verurtheilt, - Eine Kabine soedre vertilgt, daß die Bestimmungen über die Belohnungen für die Rettung Schiffbrüchiger ebensowohl im Falle der Rettung von Menschen leben von preußischen Schiffen, wie von britischen Schiffen, in Kraft treten sollen — 16 April, Moruiiig Post melket, daß nä.isten Mittwoch in ker Amtswohnung Lo d Palmerston's eine Präliminarversammlung der Conserenzmilglieder statifinken werde, Tie Lorks Ruffel unk Clarendon werken England vertreten,
Frankreich. Paris, 14, April, Lord Clarendon hatte noch g.ster« eine lange Unterredung mit Drouyn de Lhuys. Die France gibt heute zu verstehen, daß es nur Ein Mittel zur Wie derherstellung der Einigkeit von England und Frankreich, worin der Schwerpunkt des allgemeinen Glnebgewichts liege, gebe: nämlich die Annahme des allgemeinen Kongresses, welchen L. Napo seon vvrgeschlagen. (Sckw. M,)
Ein anderer Teil.
Ein Bilv e,n>? rem WürrreUcbrn,
Am Allerseeleutage, an welchem weit und breit im Lande Alles zu Len Gräbern der Lieben pilgerte, wollte Volkh die Stelle seiner unaussprechlichen Leide» zum ersten — und vielleicht auch zum letzten Male — wieder betreten und allein mit seinem Ge- müthe Rathes pflegen
Er hatte die Männer beauftragt, das Erinnerungszeichen seiner Leidensstätte heule gerade auszurichten, und war schon eine Weile stiller Zeuge ihrer Arbeit und ihrer Reden gewesen Er hatte ihre Lhcilnahme nicht ohne Rührung und ihren Triumph über „das schnelle Sterben" der Wilderer mit umwölkter Stirn vernommen; — „daß diese Strafe Alle erreichen müsse, nachdem sie Einen ergriffen" — dieser Ausspruch, das ahnten die Männer wohl nicht, war dießmal die Besieglung eines vielleicht noch schwankenden Todesurtheils . . . Aber die glücklichen Tage, die Polkh noch erleben sollte — und der Segen, welchen die Männer ihm und den Seinen wünschten — wie griffen diese wohlgemeinten Worte tief in das schon bewegte Herz des Mannes! Die ersten Thränen seit dem Tode seiner Mutter rannen dem tapferen Waid- manne beute über die Backen und das Echo seiner Seele ernste- derte: „Lebt wohl, ihr Tage des Friedens und der Freude! Leb' wohl du reines Glück am häuslichen Herde! Segen — woher wirst Lu kommen, wenn das Letzte meiner Arbeit gethan ist?"
Und noch manche Thräne, schwer und heiß, rann über die Backen des tapfern Waidmannes, tis er sich mälig wieder aufrichtete, seine volle Fassung gewann und an Len Stamm des Kreuzes gelehnt, mit festen Blicken in den finstern Abgrund sab, der ihn mit seinem Knaben einst verschlingen sollte. Drei Male zuckle seine Brust krampfhaft zusammen Angesichts dieses kalt und zeucht,ausgäbnenken Todesrachens — dann fing sein fester Sinn an, dem Anblick männlich Stand zu halten; — aber in seiner Brust erwachte von Neu m der finstere Geist der Wiedervergeliung und erhitzte sein Blut zu wilkaufbrausender Wallung! Mit Einem erhoben sich, jetzt auch die Blicke Vo'kb's aus der Tiefe unk suchten. glühend von einer geheimnißvoll düsteren Frage, die Stelle am stirmament, welche er nahezu «cbtuntvierzig Stunden in namenlosem Web nnd Todeszucken anzustavren gezwungen war. Eine breite weiße Wolke hatte sich dort gesammelt und hielt unbeweglich stille, als verhülle der Himmel selbst sein Antlitz bei dem Angedenken an die Leiden Volkh's; eine ähnliche Wolke hatte der Leidende an derselben Stelle einst gesehen, als er, aus einer Ohnmacht erwachend glaubte, sein Knäblein Uli sei mit dem Aste bereits in de» Abgrund ge ähren und dahin — verloren! Damals erhob sich mitten aus seinem grenzenlosen Wehe ein Gedanke, sch eckhast wie das Gespenst eines Fiebertraumes und er tbar den Schwur — wenn ibm, wie auch immer, eine Rettung käme: alle seine Feinde — den Föhner in erster Reihe mit — so rasch als möglich und erbarmungslos aus der Welt zu schaffen« ..."
Welches besser^ Zeichen ihm der Himmel auch jetzt geben
^ Ur»i«icl, geruckt uv
wollte, indem er sein Antlitz verhüllte — Volkh sah nur die brennende Schrift seines Schw"ls auf jener Wolke — und von einer Raserei des Gemüths, für die es keine rechte Bezeichnung gibt, getrieben, riß er sich plötzlich ras Gewehr von der Schulter und verschwand hinter derselben Felswand wieder, welche ihn vor Kurzem noch verbarg . . .
Und weit und breit im Lande ertönten die Friedhofs Glöck- lein noch und Schaaren der Betrübten wanderten den stillen Ruhestätten zu. Auch im Hofe Föhners machte sich Nachmittags die Mutter mit ihren Kindern auf den Weg, frisebe Blumen und Kränze auf das ,Grab ihres schnell dahingerassien Knäbleins zu legen; Mutter und Kinder gingen aber nur voraus unk der Vater sollte später, da er nicht gehen konnte und auch nicht fahren wollte, zu Pferde folgen , . ,
Gegen drei Uhr des Nachmittags hielt der Falbe vor dem Haus und Födner bestieg ihn mit Hilfe eines Knechtes
Einmal festsitzend, ließ er sich auch einen Jmmortellenkranz sür das Grab stines Knaben reichen und Ztt dann sachte zum Thore des Hofes hinaus.
Und er wollte die Zeit nicht mit zeitlichen Gedanken verlieren, Er war die letzten Tage in eine Art religiösen Tiefsinns verfallen und verwendete jetzt in dem Maße Ueberflnß an Zeit für seine Andacht, als er früher sich zu wenig Muße nahm für diese Uebnng.
De» Jmmortellenkranz vor sich auf dem Pferde und einen Rosenkranz zwischen den Fingern der linken Hand — so ritt Föh- ner langsam seinen Lieben nach und dem Grabe seines schwervermißten Knaben zu.
Er wurde in seiner Andacht und in seinen Gedanken nicht gestört, denn gerade auf diesem Wege, den er ritt, waren nur spärliche Wanderer vorausgegangen,
Erst als er an die Stelle kam, wo bei dem Begräbniß seines Bodo einer der Waldhüter an den Wagen getreten war, sagend: „Volkh ist dort im Walde!" war es Föhner. Plötzlich, als riefe wieder eine Stimme: „Volkh ist dort!"
Und Föhner's gesenkte Blicke hoben sich und sahen unwillkürlich nach der Waldesstelle, welche bis an Len breiten Weg hervor- trat; — dort aber — und es war keine Täuschung — stand Volkh in der That jetzt wieder — und gab dem Födner einen nur zu deutlichen Wink mit dem Gewehre ...
Anfangs schien es, als wolle Föhner, von einer Ohnmacht ergriffen, das Gleichgewicht verlieren und von chem Pferde sinken; allein er faßte sich dennoch alsbald wieder und ein schmerzhaftes Lächeln zeigte, daß ihm das, was jetzt geschehen sollte, im Grunde nicht mehr unerwartet komme.
Ruhig zog er die Zügel an und machte den Falben stille halten. Dann stieg er ab, schlang die Zügel des Pferdes um einen Zannp,ahl in der Nähe — kniete, sein Ende erwartend, an Len Vorderbeinen seines Falben leise betend nieder, faltete die Hände mit dem Rosenkranz über der Brust und sagte:
„Herr, sei meiner Seele gnädig!"
Und in diesem Augenblicke fiel der Schuß.
Föhner lehnte sich ohne einen Laut von sich zu geben an das eine Vorderbein des Pferdes und blieb auch so im Tode noch aufrecht knieend; der Falbe, beim Schuß war zuckend, hielt jetzt ruhig, als wollte er den Schlummer des Herrn nicht stören und blickte mit großen Angen wie verwundert ans denselben nieder..,.
Langsam, ernst und blaß trat nach einigen Augenblicken Volkh zu dem Scheibenden heran — betrachtete ihn eine Weile in Gedanken — beugte sich feuchte» Blicks zu ihm nieder und drückte dem Scheidenden sanft die Augen zu.
„Leb' wohl," sagte er dann mit milder Stimme: „Was ich Dir zu viel gethan, darum klage mich drüben an — wie lange kann es dauern und auch ich geh' dieses Weges!"
Sachte nahm er dann den Jmmortellenkranz vom Arme Föhner's und sagte leise:
„Den Kranz wolltest Du dem Grabe Deines Knäbleins bringen. . . . Erlaub', daß ich an Deiner Statt den Liebesdienst vollbringe.^. . . (Schluß fo lgt,)
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