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Mitbürger!
Ganz Deutschland feiert am 18. Oktober den 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig und damit der Befreiung vom fremden Joche. Auch unsere Vaterstadt darf und wird nicht Zurückbleiben. Wenn wir diesen Tag ebenfalls festlich begehen, so erfüllen wir dadurch eine Pflicht der Dankbarkeit gegen unsere wackern Vorfahren, die den deutschen Boden von der Fremdherrschaft gesäubert haben. Wir dücfcn an diesem denkwürdigen Tage wohl aus dem gewöhnlichen Alliagslebcn heraustrcten und nicht allein dessen gedenken, was die tapferen Männer jener Zeit für uns ge- than haben, sondern auch uns in's Gedächtniß zurückrufen, was unfern Vätern damals versprochen und was ihnen und uns gehalten wurde. Ja, es geziemt uns, daß wir uns die Frage vorlegen, ob die späteren Generationen, ob auch wir uns der Tapferkeit und Aufopferung unserer Vorfahren würdig bewiesen und aus dem Grund, den jene bei Leipzig gelegt, den Neubau des Vaterlandes aufzurichten mit allen unfern Kräften bemüht waren I
Mitbürger! Wir fordern Euch dringend auf, an dem ernsten nationalen Festtage andern Vergnügungen zu entsagen und ohne Unterschied der Gesinnung in Eintracht zur würdigen Begehung des Festes mitzuwirken. Es ist Ehrensache Aller, sich bei dieser patriotischen Feier zu betheiligen.
Wir werden, wie das nachstehende Programm besagt, das Fest damit beginnen, daß wir uns in feierlichem Zuge in die Kirche begeben, um dem Höchsten für die Befreiung Deutschlands vom äußern Feinde zu danken, zugleich aber auch seinen Segen auf unser Streben herabzuflehen, das nur auf die Größe, Einigung und Freiheit des Vaterlandes gerichtet ist.
Deutschland über Alles!
Ehr. Bozen Hardt. Will). Bozenhardt. Dille- nius, Bauinspektor. Louis Federhaff. Emil G e o r- gii C. W. Heiler. E. Hörla eher. Klinger, Rechtskonsulent, vr. Müller, Oberamtsarzt. Wilh. Reichert, vr. Schüz. Carl Stalin. Jul. S t ä- l in. Fr. Veith. Gust. Fr. Wagner. Fr. Wo- chele. Ziegler, Verw.-Akt.
Fcst-Programm.
1) Am Vorabend Zapfenstreich.
2) Sonntag früh 6 Uhr Tagwache und Böllersalven.
3) Um 7 Uhr Läuten mit Men Glocken.
L) Zug vom Rathhaus in die Kirche.
5) Nach decKirche Choral vomThurm:„Nun danket alleGott".
6) 12 Uhr Festessen der Veteranen bei Thudium.
7) Nachmittags I V- Uhr Sammlung auf dem Brühl zum Festzug; dieser ordnet sich in folgender Weise:
a) Eine Compagnie Feuerwehr.
b) Musik.
<0 Veteranen mit der Bürgerwehrfahne.
ck) Turnverein mit Fahne.
e) Schützcngescllschaft.
s) Staats- und Gemeindebehörden und Bürgerschaft.
x) Liederkranz mit Fahne.
IO.Feuerwehr mit Fahne und Tambours.
8) Nach dem Festzug Wetrturnen; die Betheiligung steht Jedermann frei.
9) 6 Uhr Sammlung auf dem Hohen Felsen zu einem allgemeinen Fackelzug. Anzünden von Freudcnfeuern. Völlersalven.
10) Hieraus Zug vom Brühl in den festlich decorirten Thudium'schen Saal zum Bankett mit Festrede, Gesang, Deklamation u s. w.
An den Aufruf an unsere Mitbürger anschließend, ersuchen
Aufruf an die Veteranen.
Der 18. Oktober, als der Tag, an welchem vor 50 Jahren die Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen und unser deutsches Vatep land von dem schmählichen französischen Joch befreit wurde, wird, wie in ganz Deutschland, so auch hier festlich begangen werden.
Zur Mitwirkung bei dieser Feier sind vor allen Andern diejenigen Männer berufen, welche aus den Befreiungskämpfen übrig geblieben sind. Wir laden deßhalb alle Veteranen, sowohl in der Stadt, als auch aus oem Bezirk, welche die Feldzüge bis zum Jahr 1815 mitgemacht haben, ein, sich recht zahlreich an dem Feste zu betbeiligen und dieß längstens bis Freitag, den 10. Oktober, Mittags 12 Uhr, Herrn Georgii mitzutheilen, fdainit für ihre festliche Bewirthung rechtzeitig gesorgt werden kann.
Der FestausschnH.
Des 18. Oktober und die Kirchweih.
Wenn zwei Feste von so ganz verschiedener Bedeutung zusammenfallen, wie diejenigen, welche nächsten Sonntag den 18. Ott. gefeiert werden, so wird eine kurze Ueberlegung wohl die meisten Zweifler dahin bestimmen, das bedeutungsvollere von beiden Festen mitzufeiern. Die Feier der Kirchweih ist ja ohnedieß schon längst kaum noch dem Namen nach ein Fest zu nennen, und wird nur uneigentlich zu einem Feste für diejenigen, welche keinen höheren Genuß kennen, als die oft höchst zweifelhaften Freuden der körperlichen Uebersättigung. Für Leute dieses Schlages sind auch diese Zeilen nicht bestimmt, mit welchen vielmehr beabsichtigt wird, diejenigen, welche einer geistigen Erhebung fähig sind, und deren Sinn-di« hohe nationale Bedeutung der Feier am 18. Oktober zu erfassen im Stande ist, zum Verzicht auf den Besuch der Kirchweih am Sonntag, und dagegen zur LheilnahMe an der Feier des 18. Oktober als eines vom ganzen fdeutschen Volke anerkannten uud gefeierten Festtages zu veranlassen. Festtage dieser Art, die nicht im Kalender stehen, sondern die das Volk selbst festsetzt, sind so selten; um so mehr ist eine allqemciue Theilnahme zu wünschen und zu erwarten. Zum Kirchweihbesuch für diejenigen, welche auch diehmal nicht darauf verzichten können, bleibt ja noch der Montag.
Der Festausschuß.'
Einladung zur Theilnahmi au den Wettkämpfen
am 18 . Oktober.
Weil die Wettspiele, welche mit dem landw. Feste am 21. Sept. hätten verbunden werden sollen, durch die Ungunst der Witterung vereitelt worden sind, sollen dieselben mit der Feier des 18. Oktober am nächsten Sonntag verbunden werden. Hiezu werden nicht Ulkt die Mitglieder des Turnvereins, sondern Alle diejenigen von Stadt und Land, welche auf irgend eine Art ihre körperliche Kraft oder Gewandtheit zeigen wollen, sei es durch Klettern, oder Springen, oder Ringen, freundlich eingeladen. Für die Wettkämpfer sind Preise im Gesammtbetrag von 50 fl. ausgesetzt.
Calw, den 13. Oktober 1803.
Der Vorstand des landw. Vereins:
Oberamtmann Schippert.
Hiesiges.
Kttttftttoti; Wie wir vernehmen, wird Herr Schauspiel direktor Schmidt am nächsten Samstag zur Vorfeier des 48. Oktober mit einer Festvorstellung einen kleinen Chclus in unserer
Stadt eröffnen, worauf.wir zum Voraus hiemit aufmerksam mache«. ---.--
Tagesereignisse.
— Frankfurt a. M-, 8. Okt. Bundestagssitzung. Die vier durch den Bundesbeschluß vom 1. Oktober mit der Exekution gegen Dänemark beauftragten Regierungen zeigen an, daß sie cintretest-
wir dieselben noch besonders, sich beim Zug in die Kirche, ebenso! den Falls dem Beschluß Nachkommen werden. Für den Fall, daß beim Fest- und Fackclzug recht zahlreich zu betheiligen und ihren die Exekution Widerstand sänke, erneuert Oldenburg seinen früheren Sympathieen für die nationale Feier noch dadurch Ausdruck zu ge-!Antrag, die Stipulationen von 1851/52 sür erloschen zu erklären, ben, daß sie ihre Häuser mit Flaggen, womöglich in den deut-! —'8. Okt. Nach glaubwürdigem Vernehmen ist der Termin von
, . ist eine lebhafte Theilnahme . ^ . ...
gerschaft erwünscht, nur sollte dieß längstens bis Samstag Abend Senat der gesetzgebenden Versammlung in Beantwortung ihre« Herrn Thudium angezeigt werben. Der Festausschuß. Mngsten Antrags eine Mittheilung zugchen lassen, in welcher er