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schrieben: Die von der Nationalrcgierung dekretirte Anleihe von 28 Millionen Gulden (über 4 Vs Millionen Thaler) in 4 Serien ä 7 Millionen Gulden findet willige Ausnahme. Seit einer Woche sind bereits cirea 2 Mill gezeichnet, von einem Kapitalisten allein 700,000 Gulden (ca. 115,000 Thlr.) Tie Sicherheit der Anleihe soll aus die Krondomänen, ohne Unterschied, ob dieselben wirkliches Staatseigenthum oder konfiszirte Güter sind, basirt sein. Was die Eigenthümer der konfiszirten Güter anbetrifft, so stellt ihnen die Rationalregierung eine verhältnißmäßige Entschädigung in Aussicht. 25. Juli. Die russ. Regierung verbietet die Betheiligung an der von der Umsturzpartei ausgeschriebenen Zwangsanleihe. Wegen Versuchs, den Polizeibeamten Fritsche zu ermorden, wurden heute vier polnische Nationalgensdarmen gehenkt. Wilna, 23. Juli. Der Kurjer Wilenski bringt eine Verordnung Murawieffs, derzu- folge jedem Bauer ausdrücklich 3 Rubel für jeden eingebrackten Rebellen und 5 Rubel, wenn dieser bewaffnet ist, zugesagt werden.

Frankreich. Paris, 25. Juli. Das Memorial diplomatique sagt: Die Jnterventionsmächte werden identische Noten nach St. Petersburg schicken, die zwar nicht den Charakter eines Ultimatums haben, aber dennoch erklären werden, daß hiermit jede Discussion geschlossen sei. Die Nachricht verbreitet sich, Preußen habe seine Vermittlung zwischen Rußland und den Westmächten angeboten.

Italien. Mailand, 22. Juli. Man spricht hier von der Abreise mehrerer tüchtiger italienischer Offiziere.- besonders-Versag- lieri, nach Polen, welche von der Nationalregierung Polens einge- laven worden seien, das Kommando über Aufständische zu über­nehmen. Natürlich gaben die Offiziere vor der Abreise ihre Ent­lastung ein, welche sie auch ohne große Schwierigkeit erhielten. Palermo, 17. Juli. Der Aetna wirft fortwährend Schlackeu, Sand und Asche aus. In der Gemeinde von Zaffarana fiel ein Hagel kleiner Steine, welche in den höher» Gegenden, wie z. B. in Castone, ein Gewicht von 810 Unzen hatten, dabei war dieser Steinregen von einem schwarzen Sandnebel begleitet, der sich bis in die Gegend von Syrakus ausdehnte und auch in Malta beob­achtet worden sein soll. Man versichert ferner, daß das Haus der Engländer (casoins äegsti Ing-Iesj), das Eigenlhum des gelehrten Naturforschers Prof. Gemmellaro, von einem Lavastrom erreicht und in einen Trümmerhaufen verwandelt worden sei. Turin, 25. Juli. Große Bewegung. Nach der offiziellen Zeitung von Parma werden alle Konscribirten der zweiten Kategorie dieses Jahrs, welche vor 14 Tagen in unbeschränkten Urlaub entlassen worden, sofort unter die Waffen gerufen. ^

Griechenland. Athen, 17. Juli. Die Nationalversammlung erklärte den Königspalast, die Ställe und Apotyeke für Staats­eigenthum, vorbehaltlich der Entschädigungsansprüche dritterPerjonen.

England. London, 23. Juli. Abends. Unterhaus. Auf öine Interpellation Fitzgeralds antwortet Viscount Palmerston: Tie Erhaltung der Integrität Dänemarks sei ein englisches Interesse; Deutschlands theilweise berechtigte Forderungen seien auf diplomatischem Wege auszugleichen. Das Verschwinden eines jungen 7V-jährigen Mädchens, Namens Elisabeth Hunter, ist wie­derholt von London aus erwähnt worden. Es wurde Ende März des vorigen Jahres vermißt, und obgleich die Negierung einen Preis von 100 Psd. Sterl. auf die Entdeckung des Kindes setzte, so waren bis vor Kurzem alle Bemühungen fruchtlos. Jetzt end­lich ist der Schleier gelüstet worden. Vor einigen Tagen fand ein Kunstgärtner in Jslingtvn (Stadttheil Londons) in seinem Gar­ten das Scelett eines Kindes, und die Kleider, welche neben den Knochen lagen, sind von den Eltern und Geschwistern der Elisa­beth Hunter als diejenigen identificirt worden, welche sie am Tage ihres Verschwindens trug. Kein Zweifel, daß ein brutaler Mord begangen worden. Tie Polizei hat auch schon einen Burschen, William Carke, verhaftet, der zur Zeit des Verbrechens in Dien­sten des fraglichen Kunstgärtners stand und der schon mehrfach we­gen unzüchtigen Benehmens gegen Kinder vor den Magistrat ge­kommen war.

Amerika. In Vicksburg fielen 27,000 Gefangene, 102 Feld­stücke, 30 Belagerungsgeschütze und 50,000 Musketen in die Ge­walt der Belagerer (Unionisten). Durch die Einnahme der Festung werden letztere 100,000 Mann für andere Orte disponibel haben. Newyork, 15: Juli. (Per China) Port Hudson ist am 9.

der Union. Charleston ist von den Streitkrästen des Nordens an­gegriffen worden, welche fast die ganze Morris-Jnsel besetzten. Die Verluste der Conföderirten waren bedeutend. Lee's Armee zog sich in guter Ordnung naw Virginien zurück. Vom 13. bis 15. war Newyork in Folge der Durchführung der Conscription ununterbrochen der Schauplatz von blutigen Unruhen, Feuersbrünsten und Greueln aller Art. Viele Personen, namentlich Neger, wurden getödtet. Alle Geschäfte ruhten, und auf die Bitte des Gouverneurs Sey- mour wurde die Konscription vertagt. Auch in Boston stieß sie auf starken Widerstand. New-Orleans soll durch die Generale Taylor und Jackson ernstlich bedroht sein. Südlichen Blättern zu­folge hat ersterer in der Umgebung der Stadt 7000 Unionisten gefangen genommen. Die Mexikaner sollten dem Vernehmen nach am 29. Juni durch Abstimmung sich über die Form ihrer neuen Regierung entscheiden. General Forey hatte ein Triumvirat und einen Staatsrath Behufs der Civil-Verwaltung ernannt.

Unterhaltendes Ein schwer geprüftes Mutlerherz.

<Fort>'etzwui.>

Als die beiden Frauen an das Waisenhaus kamen, ging die Hälfte des Thores wie von selbst auf; denn der Pförtner stand hin­ter deck. Schieber und erwartete sie.

Die Mutter des Waisenhauses empfing die Frauen und führte sie in das Sprechzimmer, wo ein Lickt brannte. Dann sagte sie zur Gräfin:Ihr habt lange gezögert, gnädige Frau. Mit jedem Augenblicke kann Clara hier unten sein; denn ihre Stunde ist nicht so genau, sie kommt bald früher bald später. Haltet Euch bereit, gnädige Frau. Clara darf uns nicht sehen, wir wollen indessen wach bleiben. Nehmt Euch in Acht, sie nicht beim Namen zu nen­nen, sonst erwacht sie augenblicklich."

Es ist kalt," sagte die Edelfrau.Könnte das Kind davon nicht krank werden, wenn es lange dauert?"

Fürchtet nichts, gnädige Frau, ich habe für unsere Clara eigene Nachtkleider machen lassen, in denen sie wahrend der Zeit ihrer Krankheit gewöhnlich schläft . . . Horcht einm»l hinauf: ich höre sie ihr Bett verlassen Nun sputet Euch, wir bleiben hier. An der Treppe steht ein Stuhl für Euch . . . Nehmt die Lampe, gnädige Kraul"

Die Gräfin stelle sich mit dem Lichte an die Treppe. Ihr Herz klopfte laut, und sie zitterte, als ob ein gewaltiger Schrecken sie erfaßt hätte. Doch war eff das Urbermaß der Freude allein, das ihre Nerven ergriff; denn es eröffnete sich ihr ein ganzer Him­mel von Glück und Seligkeit. Arme Frau! In ihrer Brust loderte die unbesiegbare Flamme der allgewaltigen Mutterliebe; um das 'einzige Kind, das der Himmel ihr geschenkt, hatte sie acht Jahre kklng getrauert und geweint, uO> ihre Umgebung verstimmt; die Liebe zu dem unglücklichen und verlassenen Kinde hatte sie zu dieser langen Marter verurtheilt. Seit kurzer Zeit freilich war sie für ihre Schmerzen belohnt worden, weil sie in den Küssen und Lie- besSezeugungen ihrer Clara schwelgte aber leider war sie noch immer eine Fremde für sie, sie hatte sich noch nicht Mutter nennen hören. Jetzt sollte sie es vernehmen, das heilige Wort, das wie ein Klang vom Himmel im Herzen einer jeden Frau seinen Wie­derhall findet und es verklärt durch unnennbare Freude!

So war es kein Wunder, daß weder die Todtenstille, welche sie umgab, noch das Dunkel der entlegenen Winkel, wohin die Strahlen des kleinen Lichtes nicht drangen, auf ihr Gemüth einen Eindruck machten; sie war ganz und gar von der freudigen Erwar­tung aus den feierlichen Augenblick erfüllt. So stand sie am Fuße der Treppe und blickte nach oben.

Bald erschien Clara, holdselig lächelte sie der Gräfin entgegen, sobald sie dieselbe erblickte. Das Kind war ganz in weiße Leinwand gekleidet; das nicht allzulange blonde Haar wallte in Locken über ihre Schultern; die Wangen schimmerten wie Rosenblätter, und noch blauer als bei Tage strahlten ihre großen Augen, weit geöffnet unter der spiegelglatten Stirne. Tie eigenthümlicke Erscheinung in der mitternächtigen Geisterstunde bot jedoch nichts dar, was an ein Gespenst erinnerte; vielmehr glich sie dem kosenden Engel, den die Einbildungskraft der Mutter sich an der Wiege des Kindes denkt.

Juli gefallen und hat sich den Unionisten auf Gnade und Ungnade! Da ertönte ihre Stimme, hell wie ein Silberglöckchen:Seid ergeben u nd i st damit nun der ganze Mississippi in den Händen j Ihr da, Mutter? Ich komme, ich komme!" (Forts , folgt.)

Ntdigir«, gttruckr und vciltgr von A. Wclschlügcr.