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politische Meuchelmorde auf Anordnung des Nevvlutionscomitös vollzogen worden. Fünf der Betroffenen wurden aus verschiedenen Straßen gebangt gefunden, immer mit der Ordre, oder einem andern, die „verdiente Todesstrafe" bezeichnenden Zettel, und einer erhing sich, weil man ihm das Tcdcsurlheil zugcschickt, selbst. —
5. Mai. Während die Nationalregierung den Polen schon früher Steuerzahlung an die Russen verboten, verbietet nun ein Tagesbefehl derselben auch den Beamten der russischen Regierung jede Theilnahme bei etwaiger Exekution oder Sequnstraiion ./cher Steuerverweigerer unter Androhung schwerer Verantwortlichkeit.
Türkei. Ein Erdbeben am 23. April in Nhodus hat über WO Personen verschüttet, über 2000 Personen sind obdachlos.
Frankreich. Paris, 8. Mai. Tie gesetzgebende Session ist gestern geschlossen worden, und die Tagespresse wird sich von jetzt ,.pn fast ausschließlich mit den Wahlen beschäftigen, welche am 31. Mai statlfindcn werden. Auf die Departementsprcsse hagelt es Verwarnungen, und die Präsekten beeilen sich zu der Wahlschlacht "'mit einem Eifer vor, welcher beweist, daß sie das ihnen zugedachte ' Schicksal sehr gut kennen, wenn cs ihnen nicht gelingen sollte, den Mcgirungskandidaten den Sieg zu verschaffen — Sieg oder Absetzung, ein Drittes gibt es nicht. — Tie Unterhandlungen über 'die griechische Angelegenheit stoßen täglich auf neue Schwierigkeiten; man. hascht in Kopenhagen offenbar naeb Vorwänden, die Kandi- ' Vatnr los zu werden. Sv rst der König auch wieder aus seine frühere Ansicht zurückgekommen, die Verzichtleistung des Königs Otto sei vor allen Dingen erforderlich. (Schw. M.)
England. Daß England trotz der Freundschaft mit Frankreich doch seine Verlheidiguugssähigkeit nicht zu erhöhen verabsäumt, ergibt sich aus dem am 7. Mai ausgegebenen Bericht, nach welchem bis zum 31. März 2,041,449 Pjd. Sterling an Befestigungsbauten ausgegeben worden find. (Schw. M.)
Amerika. Die neuesten Nachrichten des Reut. Bureau aus Rew - Uork geben bis zum 30. April und lauten günstig sür die Unioninen. Die Potomaearmee unter General Hooker.hat sich endlich wieder in Bewegung gesetzt, den Rappahannock überschrillen und soll beabsichtigen, Frederiksburg von der Flanke anzugreifen. Auch Charleston soll von Neuem angegriffen werden. (Der letzte Angriff auf Eharleston soll 100 Will. Dollars gekostet haben und das Bombardement dauerte nicht länger als 1 Stunde!) General Banks ist auf der rechten Seite des Mississippi durch die Gegend von Bavon Teche bis auf 11 Meilen von Port Hudson vorgerückt. In drei Kämpfen hat er die Rebellen geschlagen, 1500 Gefangene gemacht und die Verbindung mit Admiral Farragut gewonnen. — Ter Dampfer Anglo-Saxon auf der Fahrt von Liverpool nach Ouebek hat bei Kap Race Schiffbruch gelitten. 444 Personen waren an Bord, von welchen 237 umgekommen sein sollen.' Die Post ist verloren. —Nach den neuesten Nachrichten aus Mexiko sind die Franzosen jetzt zu zwei Dritttheilen Herren von Puebla, ein Theil der Stadt hält sich noch. (Schw. M)
Unterhaltendes
Friedrich der Große nud seine Zustizmiiiister.
(Lchlnß.)
2ahr und Tag vergingen, Münchhausen wurde weder an den Hof, noch an die Tafel des Monarchen eingeladen. Seine Minister College» mußten ihn sür gänzlich vergessen, wenn nicht sür geradezu beungnadigt, erachten, indessen er seilst, unbekümmert und nicht weiter gestört, seinem wichtigen Berufe nachging, als er un- vormuthet zu einer Minister - Konferenz nack Charlottenburg be- fchieden ward. Ter König besprach sich gewöhnlich, und so auch dießmal, in einem Parterrezimmer des Schlosses mit den Vorständen der verschiedenen Ministerien, die ihn alsdann in einem Kreise umstanden, und es war seine Gewohnheit, alsdann die Unterredung in. der Reibe von Einem zum Andern übergehen zu lassen. Zufällig hatte Münchhausen seinen Platz in einer Vertiefung der 'Fensternische gefunden. Ter König richtete seine Fragen und Aeu- Jerungen aus die leutseligste Weise an die übrigen Minister, warf, als er sich Münchhausen näherte, ihm einen jener durchbohrenden Blicke zu, wodurch er in Momenten des Unwillens die Vernich- kk»de Gewalt seines Auges so oft in seiner 46jährigcn Regierung zu hethäügen Gelegenheit hatte, und ging, ohne ihn eines Wortes zu würdigen, an ihm vorüber. Münchhausen ertrug diesen Blick
Ncdigir«, gedruckt und
mit fester und stoischer Haltung, und kein Zug im Ausdrucke deS Gesichts verrieih eine veränderte Regung des Gemüths. Der König wiederholte demnächst die Runde und wurde immer milder und Das freundlicher, je mehr er zum zweiten Male sich Münchhausen »ran
näherte. Als er ibm gegenüberstanv, legte er diesem vertraulich ^ 1 ,
mii den Worten die Hand aus die Schulter: „Na, lieber Münch- Hausen, ich habe es meinem Secretär gesagt." Ml
Tie naive Form dieser Abbitte, bei völliger Schonung der be,»c
fürstlichen Würde des Souveräns, dem Beamten und Unterthanen '
gegenüber, und die öffentliche Anerkennung vor den Kollegen des ""
zwar schroffen, aber höchst verehrungswürdigen Mannes, wie eine E°-
solche Leitung der Cabinets-Justiz zur Gesetzlichkeit zurück (wenn -
diese sehlgegangen) in der Seele deS Monarchen die Beruhigung '
und Ueberzeugung fest wurzeln lassen, daß das Rechte und Gute in solchen Händen treu verwahrt unv gesichert sei, trägt einen wahrhaft königlichen Charakter in ihrem Gepräge. Natüxliche Stimmungen und in dem Leben der Staatcnhäupker unaufhörlich wechselnde und einwirkende Verhältnisse können so leicht Veranlassung werden, die Neigung des Moments zur Vorschrift zu erheben, unv darum wird der hochherzige Staatstiener auch Len Mißmut!) seines Monarchen nicht scheuen, der sich dock, früher oder später, bei furchtloser, unbeugsamer Pflichttreue, immer in Hockachtung auflösen muß, falls er thut, wozu er in der ihm angewiesenen Stelle berufen ist.
Selten wohl erwarb sich bei einem Monarchen Gegenwart des Geistes und Charakterfestigkeit in dem Grade Berücksichtigung, wie bei dem unsterblichen Könige Friedrich. Er war Herrscher im strengsten Sinne des Worts, aber er stellte sich nur einmal, und mit späterer Reue, zwischen Richter und Partei, denn er war.durch anderweite unrichtige Urtheile verleitet worden, die bekannte Entscheidung des Kammergerichts gegen die ungesetzlichen Ansprüche des .Müllers Arnold, einer Gutsherrschast gegenüber, als eine Verletzung der Gerechtigkeit, zu Gunsten eines Verklagten höheren Standes wider einen unterdrückten Erwerbsmann, zu betrachten. Der Justizminister v. Zedlitz weigerte sich jedoch standhaft, die Absetzungs-Ordre deS Großkanzlers v. Fürst und die Cassation mehrerer bei dem Spruch ^
gegen Arnold betheiligt gewesenen Räthe zu contrafignircn. EinDeweis wie dieser berühmte Gerichtshof übrigens auch in der Meinung des Volkes, wie des Königs, verehrt wurde, ist selbst in der dreisten Antwort jenes Bauern zu finden, der bei der zurückgewiesenen Bitte auf die mündliche Bescheidung des Monarchen: seinem Gesuche — es betras das unmittelbare Interesse des Königs selbst — könne nicht gewillfahrt werden, in die Drohung ausbrach: »Dann müßte cs kein Kammergericht mehr geben!" ^
Auch ist wohl nie ein größeres Lob über irgend einen Staatsdiener ^
von den Lippen des unsterblichen Mannes geflossen, als seine <
Charakteristik Cocceji's, der den Grundstein zu Lein, nach ihm sort- geführten und demnächst ausgebildeten Werke der Preußischen umgestalteten Gesetzgebung und Gerichtsverfassung legte. (Füllhorn.)
Das Märzheft des Landwirthschastlichen Centralblattes sür Deutschland enthält nachstehende ^
Aiiffoldminsi an die ehemaligen Studirendcil aller land- -
wirthschaftlichcn Lehranstalten Deutschlands.
Mehrere ehemalige Akademiker, welche mit Bedauern jede Nachricht über frühere Studieitgenossen vermissen und Gleiches be» ^
vielen Andern voraussetzen, haben den Wunsch ausgesprochen, daß r
die früheren Akademiker ihre gegenwärtigen Adressen austauschen s
möchten und unser Kalender, der sich seiner weiten Verbreitung z
halber vortrefflich dazu eigne, dicß vermittle. Gern bereit, dieser ,
letzten Auffordermrg nachzukommcn, bittet die Unterzeichnete Re- >
dattion die Betreffenden, an die Verleger unseres Kalenders, die ;
Herren Wiegandt und Hempel in Berlin, unter Bezeichnung der Akademie, welche sie besuchten und der Jahre, während deren sie sich daselbst aushieltcn, ihre Adressen baldigst einzusenden, damit dieselben gesammelt und geordnet in den nächsten Jahrgang des Kalenders ausgenommen werden können.
Tie Redaktion von Mentzel und v. Lcngerke's landwirthschastl.
Hilss- und Schreib-Kalender.
Wirkt. Geh. Krien-rath Mentzel. Vandev-bekononiierartz De. LüderSborlk- Gottesdienste.
An, H I IN nie l ' n l> rts f e st . den l-l. Mni. Bor»,- (Pred) Herr Dekan Hebeile. — Nachn. (Bibelstunde »m 2 Uhr) : Herr Hckic r verlegt von A. Velschläger.