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nige folgende Wochen gegen Eiacvmv Orsolin, Maurer aus Siror und sechs Genossen wegen Mords.

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r e s l q e S.

l- Calw. (Eingesandt) Bei dem am letzten Montag stattge-

sundcnen Feuerlärmcn stellte sich, wie von jeher (und wahrschein­lich auch wie überall) als Hauptübclstand heraus, daß sich zu viele Leute herbcidräugen, die zunächst bloß ihre Neugierde befriedigen wollen. Dadurch wird Anderen, namentlich den Feuerwehrmännern der Platz versperrt und entsteht Perwirrung nnd Verzögerung; so war das betreffende Haus so sehr von Zuschauern umlagert, daß die mit ihren Spritzen und Geräthichaften sich schon auf dem Wege befindende Feuerwehr ihre liebe Noth gehabt hätte, durchzukommen und den ihr gebührenden Platz und Raum einzunehmen. Ter größte Unfug hier besteht aber darin, daß die inneren Räumlichkeiten des vom Feuer bedrohten Hauses von allen möglichen Leuten, die rein nichts dort zu suchen oder zu thun haben, angejüttt sind. Ties; ist gegen alle und jede Feuerlöschrrgel und kein billig und vernünftig Len kender wird den Commandanten der Feuerwehr deßhalb tadeln, daß er gleich nach seiner Ankunft die nicht hereingehörenden Leute hinaus­zugehen bat. Die demselben und den anwesenden Steigern hierauf gemachten Borwürfe und Gegenreden werden als theils unartig und unbegründet hier übergangen, da jeder Vernünftige zugeben wird, daß wenn einmal die Feuerwehr aus den Platz kommt, alle nicht zur Feuerwehr gehörigen den Platz räumen müssen, auch wenn sie vor Ankunft der Feuerwehr, wasja nur ihre Bürgervslicht war, noch so eifrig Hilfe geleistet haben.

Diejenigen, welche der Meinung waren oder sind, die Feuer­wehr sei nicht schnell genug auf den Platz gekommen, wollen be­denken, daß die Feuerwehrmänner, abgesehen davon, daß noch kein allgemeiner Allarm war und weder geläutet noch getrommelt wurde, » nicht wie das sonstige liebe Publikum planlos dem Platze zneilen, sondern sich vorher aus allen Ecken nnd Enden der Stadt ihrer Instruktion gemäß beim Spritzenhaus sammeln müssen und erst, wenn die zur Fortschasfung der Spritzen und Geräthe erfor- derliche Anzahl bei einander ist, mit der nöthigen Ruhe und mög­lichster Besonnenheit und Raschheit auf den Platz rücken. Rechne Jeder selbst aus, wie lang ein Feuerwehrmann braucht, der dein; letzten Lärmen etwa im Rößle oder Waldhorn, bei Michael oder Dingler war, bis er vorher in die Bad-, Leder- oder irgend eine Gasse der Stadt lauft (springt), seine Ausrüstung anzieht, sich ans Spritzenhaus begibt und dann auf den Branvplatz kommt. Die nicht zur Feuerwehr Gehörigen rennen bei der ersten Nachricht wie fie gehen und stehen aus den Platz und haben gut raisonniren, wo bleibt denn die Feuerwehr so lang? u. s. w.; allein was nützt am meisten, namentlich wenn einmal etwas mehr brennt, als nur ein Aschcnhaufcn, diejenigen, die vielleicht 5 Minuten vor der Feuer­wehr mit leeren Händen, Geschrei und in Unordnung kommen oder die Feuerwehr, die 5 Minuten später mit allem Nothwendigcn ausgerüstet geordnet nnd regelrecht anrückt?! Die Feuerwehrmän­ner, die sich bestimmt, Einer wie der Andere, nach Kräften bemüht haben, so schnell als möglich auf den Platz zu kommen, wollen gar keine Hexenmeister sein, allein sie rönnen doch erwarten, daß man niwts Unmögliches von ihnen verlangt.

Tas Bedürsniß einer Schutzmannschaft, welche gegen das nichts- thuende oder auch gar zu diensteifrige Publikum den Platz absperrt, hat sich auch dießmal wiederhöcksst nöihig erwiesen. Es wäre ein verdienstli­ches Wert für etwa 2025 ältere, aber noch thatkräftige Männer, die für den Dienst an den Spritzen weniger mehr tüchtig sind, wenn sie dieses Amt üdernehmön würden, Tie städtischen Behörden wären gewiß gerne bereit, die hiezu nöthigen Musketen abzugeben. Hoffen wir, daß auch diese Einrichtung mit der Zeit noch ins Leben tritt.

Taftcscrenzirisse.

Calw, 20. März. Aus ganz,sicherer Quelle erfahren wir, daß die badische und württembergische Regierung sich wegen des Eisen- bahnanschlusses in Pforzheim nun vollständig geeinigt haben und deßhalb eine Eisenbahn von Pforzheim hicher und weiter hinauf keinen Anstand mehr habe.

Srnttgart, 1^. März. Sicherem Vernehmen nach hat der K. Cludi-iuath an sämmtliche in seinen Ressort gehörenden Lehr­anstalten ein Dekret ergehen lassen, welches den Memocirstoff, nach

gesl ehener Rücksprache mit dem K. cv. Konsistorium, nicht unbe­deutend ermäßigt. Lo sollen aus der ersten Abtheilung des Spruch­buchs nur 46, aus der zweiten 30 und aus der vierten 70 Sprückze verzeichnet sein, die vom kommenden Semester an von den Schülern, je nach Maßgabe der Altersstufen, während der ganzen Schulzeit auswendig gelernt werten müssen. Katechismus und Konsirmations- büchlein bleiben natürlich. Bon Liedern sollen endlich jedem Jah­reskurse 5 zugeschieden sein. , (Schw. M.)

Koburg, 15. März. Nach einer Ministerialbekanntmachung

hat vom 1. April d. I. an das bisher vorgeschricbene Visiren der Arbeils- oder Wanderbücher wandernder Handwerksgesellen nicht mehr stattzufinden. ' (Fr. A.)

Gotha, 13. März. An der Nachricht von einer durch die hiesige Zollstelle bewirkten Konfiskation eines bedeutenden nicht de- klarirten Waffentransports, der aus Belgien gekommen und nach Polen bestimmt gewesen wäre, ist nach der Gvth. Zig. kein Wort wahr.

Passau. Im hiesigen Ostbahnhofc liegen, wie die Passauer

Don -Ztg." mrldet, 50 Kisten mit Waffen für die Aufständischen in Polen, ohne Aussicht aus Weiterbeförderung, da ohne Erlaub- nißscheiu (sog. Waffenpaß) Waffen in Oesterreich nicht eingelassen werden. (Fr. A.)

Wien, 15. März. Der vorgestern ans Paris eingetroffene

k. k. Botschafter Fürst Metternich hatte eine Stunde nach seiner Ankunft in Wien eine Besprechung mit dem Minister des Aeußern, Grafen von Reebberg, und gestern bei dem Käufer Audienz. Tie G.-E." versiehe«, daß Fürst Metternich lediglich hieher gekommen fei, um der kaiserlichen Regierung über den Stand der Tinge in Paris persönlich Bericht zu erstatten und die weiteren Instruktio­nen emgegenzunehmcn. (Fr. A.)

Triest, 13. März. Berichten aus Konstantinopel vom

7. d. zu'olge sind 6000 Stück den Russen gehörige Waffen, welche durch die Tonaufürstenthümer nach Serbien eingeschmuggelt werde» solllen, nach Polen gekommen. (Fr. A.)

Aus Krakau wird gemeldet, daß Langstwicz kraft seiner dic-

tatorischen Gewalt ein Ministerium ernannt habe, und auf dem Punkte stehe, diplomatische Specialagenten uach Paris, London und Wien zu entsenden. (Fr. A.)

Breslau, 18. März. Die heutige Brest. Ztg. meldet: Nach

einer Mittheilung aus Kalisch hat bei Ladet, drei Meilen von Komm, vorgestern ein heftiger Zusammenstoß zwischen den Insurgenten und den Russen stattgefunden. Letztere mußten Weichen. Das Städtchen ward in Asche gelegt. Tie Jnsurgentenzahl wird auf 3000 angegeben. Heute früh ist Verstärkung aus Kalisch nach dem Kampfplatz abgegangcn. (Schw. M.)

Polen. Wilna, 11. März. Gestern Nachmittag wurde eine Abtheilung Garde-Infanterie bei Rudniüi, Olkieniki und Juszuny, 3'/- Meilen von hier, in einen Hinterhalt gelockt und hier von Insurgenten überfallen. Der Verlust der Truppen wird aus 250 Mann angegeben. Einer der Verwundeten starb heute und wurde mit Pomp beerdigt. Tie Revolution ist im Wachsen, sie reicht schon bis an die Grenzen des alten Rußlands, bis Pskow. Die Verbindung mit Warschau ist unterbrochen. Warschau, 14. März. Der Großfürst Konstantin ist nach Skierniewice, wahr­scheinlich um sich aus den Kriegsschauplatz zu begeben, abgereist. Der revolutionäre Stadthauptmann verbietet die Unterzeichnung der von Sigismund Wielopolski in Umlauf gesetzten Adresse.

Italien. Turin, 13. März. Von Genua sind zwei von den alten Aerzten Garibaldis nach Cap rera abgereist. Der General hat seine Kräfte überschätzt und sich zu sehr angestrengt, so daß nickt nur die Wunde wieder aufgebrochen, sondern auch das Fieber wiedergekehrt ist. Garibaldi ist in Folge dessen verstimmt. Es begeben sieh fortwährend junge Leute von hier nach Polen; bcscm ders ehemalige Legionäre, welche Langiewicz persönlich kennen lern- nen, eilen ihrem früheren Cameraden zu Hilfe.

Frankreich. Paris, 17. März. DieNation" will wissen, daß Fürst Metternich bei seinem Kaiser bezüglich Polens Dispo­sitionen vorgefunden habe, welche dem Gedanken in Paris ent­sprächen, über welchen er berichtete; die liberalen Tendenzen Oester­reichs hätten dessen Politik der französischen merklich näher gebracht.

Gottesdienste.

Sonntag, den 22. Mär;. Pormitt. (Predigt) : Hr. Dekan Heberte. Kinderlcbre mit den Söhnen 2. Kl N achm. (Pred ): Hr- Helfer Rleg er. Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Velschläger.