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eingeführt und zugleich ist eine Kommission behufs der Revision der Preßgesetzgcbulig ernannt worden. Die Censur von Werken wissenschaftlicher Gesellschaften ist abgeschafft.
Amerika. New-Zsork, 12. März. Die südstaatliche Pan- zersregatte Merrimac und andere Dampfer haben Norfolk verlassen und mehrere unionistischc Segelfregatten an der Mündung des Flusses , James angegriffen. Die Unionisten wurden geschlagen und zwei ihrer Fregatten, Cumberland und Kongress, in den Grund gebohrt. Dagegen haben sie im Südwesten, bei Sugar-Crecck, in Arkansas , einen Sieg errungen und Kanonen und Lorrcithe erbeutet. — Die Bnndescxpcdition unter Doupont hat Braunschweig (Georgia) g<nommen und Fernandina und Fort Clinch in Florida besetzt. — Am 10. rückte die Bundesarmee gegen Manassas, das sic von den Separatisten verlassen fand, die Alles verbrannt und die Brücken zerstört hatten. Die Separatisten haben sich auf Gor- donsville in das Innere von Virginien zurückgezogen. Mac-Cle- lan hat sein Hauptquartier in Fairfax und Courthouse ausgeschlagen (wo cs bis zur Niederlage bei Manassas - Junktion gewesen war). Auch Leesburg ist von den Unionisten besetzt. — New-Uork Dimes sagt, dass das Ausgeben des Forts Manassas von Seite der Separatisten dem Geständniß gleichkomme, daß der Krieg beendigt sei. — Das Abgeordnetenhaus hat den Antrag aus Geldentschädi- gung für diejenigen Staaten, welche die Sklaverei nnch dem Vorschläge Lmcoln'sallmälig abschaffen wollen, angenommen. (Schw.M.)
Unterhaltendes.
Menschliches Wolle». — Göttliches Walten.
Novelle aus der Wirklichkeit von Eduard Franke.
(ForNetzuug )
Die Wirtschaft ward nun also Acker und Pflug für Herrmanns Schwester. War diese aber während Vater Lange'» letzter Lebenszeit der angegebenen Umstände wegen schon viel schlechter gegangen, so kann man sich denken, daß sich dieß jetzt in erhöhter», Grade steigerte, da der Boden so unergiebig ward, daß der Pflug gut und vorsichtig gehandhabt werden mußte, wenn er dem Erdreiche die dürftige Nahrung abgewinnen sollte. Unter diesen Verhättnis- sen sah Herrmann, der sich sein Brod angenehmer, leichter und besser verdienen konnte, ein, daß er der lieben Schwester nichts davon entziehen konnte. Er nahm deßhalb nur den dritten Theil des baaren Geldes und ließ sich eine Erbschasts - Vollmacht aus fünf Tausend Thaler ausstellen, welche er jedoch nicht verinteressirt haben wollte, und nur dann Gebrauch davon zu machen versprach, wenn ganz besondere Verhältnisse ihn dazu nötbigten.
Diese Erbschafts-Vollmacht wurde rechtskräftig und gerichtlich aufgesetzt, Herrmann nahm sie zu sich und reiste nun bald wieder ab. Die veränderten Vernicgensverhältnisse nöthigten ihn, seine früheren großen Nciscpläne aufzugeben; er kam nach Amsterdam, fand dort im Geschäft des größten Handlungshauses Marlow eine sehr gute Stelle, nahm dieselbe an und wurde bald durch das LiebcSverhältniß, welches sich zwischen ihm und des', reichen Kaufherrn einziger Tochter Hedwig entspann, so an Amsterdam, an sein Geschäft dort gefesselt, daß er alles Andere vergaß, bis ihn Marlow aus dem süßen Liebestraume erweckte, aus dem Hause stieß und ihn so die Wirklichkeit gewaltsam zwang, ihr in's Auge blicken zu müssen.
Hatte Herrmanns Liebe ihn, wie wir schon erwähnten, alles Andere, selbst den sonst regelmäßigen Briefwechsel mit der geliebten Schwester vergessen lassen, so waren dagegen auch deren Briefe seit den letzten Jahren seltener geworden. Ein -gewisses Schamgefühl hielt sie davon zurück, die Feder zu ergreifen, und selbst begonnene Briefe unvollendet liegen zu lassen. Kann man dieß auch nicht geradezu rechtfertigen, so wird es eben so wenig irgend Jemand gerader» verdammen.
Wenn sich der wirklich gute Mensch gezwungen sieht ihm liebe Wese» zu gefährden, ist das Schamgefühl unausbleiblich. Er kann sich' nickt in reinen, »»geheuchelten Herzensergießungen ergehen, fühlt sich gedrückt, bewegt, unwillkürlich fließen Klagen über sein Geschick mit ein und die Empfindung, daß stete Klagen unangenehm berühren müssen, läßt ihn lieber das Leid in der eigenen Brust verschließen, schweigen und schweigend tragen.
So war es bei Marien. Sie schwieg, trug und litt und der Briefwechsel zwischen ihr und Herr mann wurde seltener. Herrmann
aber war damals zu überglücklich um dieß zu bemerken; denn der Liebe Monopol und Feldgeschrei ist Alleinbesttz. Sie duldet in dem eroberten Reiche keine Nebenherrschaft und verdrängt nicht selten selbst das Heiligste der Gefühle, das der Kindesliebe.
Thomar's Wirthschast ward jetzt fast gar nicht mehr besucht, selbst die Gewerkschaften, welche noch ihre Herbergsauflagcn dort gehalten, waren abgezogen, ihrem Beispiele folgten auch alle Fuhrleute, und oft vergingen mehrere Tage, ehe ein fremder Gast sich bei ihm blicken ließ. Das Wirthsgeschäft, unterstützt von einer darin vollkommen bewanderten Gattin, hatte er wohl übernehmen können; anders stand es mit dem Landbau, von diesem verstand er gar nichts. Die wenigen Ländereien mußten also in Pacht' gegeben werden und dieser Pachtschilliug war bald das ganze Einkommen der sich von Jahr zu Jahr mehrenden Familie.
Fünf Kinder waren der Thomar'schen Ehe entsprossen; allein der Tod war als Vermittler aufgetreten um die Nahrungssorgen zu vermindern, er hatte drei derselben wieder in seine kalten Arme gebettet, sonst hätten sie wohl vielleicht schon längst zum Verkaufe des verfallenden Eigenthums schreiten müssen und würden demnach kaum mehr als Herrmanns Erbantheil daraus gelöst haben. Eltern und besonders Mutterherzen erkennen aber, auch unter den drückendsten Umständen, darin keine Wohlthat des Schicksals. Der Sandhügel über ein gdliebtes Kind bleibt im Mutterherzen ein Markstein ewiger Trauer, dessen Schreckbild selbst die Freude bei der Geburt eines neuen Kindes nicht verwischen kann.
Während Herrmann Ursache hatte das Geschick zu Preisen, schien dieses dagegen hart aus seiner Schwester zu lasten. Schlag auf Schlag folgte und nur ein wirklich starkes, gläubiges Herz wie das ihrige, vermochte es, der Verzweiflung nicht ganz anheimzusalle».
Sie hatte nichts als ihres Gattni treue Liebe und zwei Kinder, ein Mäochen und einen Knaben, welche ihren zuweilen sinkenden Muth zu neuer Thatlraft anspornten. In ihren Armen fand sie Trost und Stärke und betete fromm und ergeben: „Ei löse uns vor allem Uebel und vergib uns, wenn Wir schuldig sind!"
Daß nun, selbst ohne eigene Schuld, bei solchen Gemüther» Stunden kommen, wo sie sich dennoch ihrer Handlungsweise wegen anklagen, ist wohl ganz folgerecht; auch Marie hatte deren: sie fühlte die alte treue Geschwisterliebe in ihrem Herzen, tadelte sieb, daß sie nicht schreibe und vermochte es doch nicht, da sie sich als die Gcfährderin des Eigenthums ihres geliebten Bruders ansah, durch dessen Güte allein ihr Dasein noch gefristet wurde. „Vergib mir Herrmann, wie mir Gott vergeben möge", flüsterte sie dann vor sich hin und setzte mit einem tiefen Seufzer hinzu: „Ich kann wahrhaftig nicht anders."
So war Mariens Lage ein ewig dunkler Schatten gewesen, während Herrmanns Pfad meist von Sonnenschein beleuchtet ward; aber in diesem Schalten wohnte doch wahres Eheglück. Die Dornen hatten die Roscnzeit derselben nicht zu ertödten vermocht, sie Prangte noch in voller Blüthe, und dieses beseligende Gefühl gab auch Marien Kraft, des Gatten oft sinkenden Muth neu zu beleben, zu zeigen, daß des Weibes Seele ausdauernder und stärker ist, als die so oft gepriesene Manncsstarke.
„Murre, verzage nicht!" sprach sie eines Tages, als Themar s Muth wieder zu sinken begann, sich liebevoll an ihn lehnend: „Laß uns der Prüfung nicht erliegen. Gott zeigt sich dem Vertrauenden auch wieder gnädig; von den Verzagenden wendet er sich ab. Des Bruders Liebe ließ uns so viel, daß wir noch nicht darben müssen, darum" — „Wenn aber der Bruder morgen fordert was sein ist? Wie dann?" fiel Thomar sie unterbrechend ein.
„Wer immer an Gespenster denkt, sieht sie zuletzt wirklich, obgleich sie nie wirklich sind, und fügt sich dadurch unnütz Schaden zu. Denke nicht daran, wie mein Bruder nicht daran denkt. Er fühlt, zu gut, daß, wie die Sachen sich später herausgestellt haben, er weit mehr vom seligen Vater empfing als ich, deßhalb ließ er uns das Geld, war zu zart, um mir eine Schenkung anzubieten und duldete nur, um Dieb zu beruhigen, daß ein gerichtlicher Vertrag darüber gemacht wurde. Ich kenne meinen Bruder Herrmann besser, weiß, daß es ihm wohl nie einsallen würde, Forderungen an uns zu erheben.
_ (Fortsetzung so gi.)
Gottesdienste.
Sonntag, den 30. März. Vorm. (Predigt): Hr. Dekan Heberte. — Kinberlebre mit den S öhn-n I. Klasse. — Nachm. (Misstonostd): Hr. Heiser Nie g e^-
Nrdigirt, gedruckt und verlegt von A. Vetschlägcr.
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