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bei,der Stelle daS Zunftwesen zu er­freuen hat, scheinen in der Notiz des heutigen TngblatteS einen sprechen­den Ausdruck finden zu sollen, wo­nach Sc. Mas. der König mit dem Kronprinzen gewillt wäre, der älte­sten Zunft der k. Residenzstadt als Obmann sich cinverleiben zu lassen; eS sei bereits Befehl ergangen, die dcßhalb erforderlichen Schritte un­gesäumt einzuleiten.

Hamburg, 6. Okt. Die von den hiesigen Mitgliedern des Na- lionalvcreins angeregte Sam m.l ung für eine deutsche Flotte linier Preußens Führung hat bereits be­gonnen. Die erste Liste der Beiträge weist 2025 Thlr. preuß. Cour. auf.

Berlin, 7. Okt. Man spricht von einigen wichtigen Gesetzes­entwürfen, die theils vollstän­dig berathen sind, theils der Schluß- berathnng entgegengehcn. So ist das MinisterverantwortlichkeitSgesetz, wie mau hört, vorgestern zu Ende berathen worden. Das Wablregle- mcnt soll nächstens erscheinen.

Wien, 7. Okr. Aus Le mb erg wird berichtet, daß am Tage des NamenSfesteS des Kaisers die Schü­ler des Gymnasiums und dir Indu­strieschule ui der Kathedrale, während die Orgel die Nationalhymne spieltp, daS Polenlied anstimmten. Ein Polizcikommissär, welcher einschritt, um Vorwürfe hierüber zu machen, wurde insultirt. Mehrere Schüler wurden verhaftet, aber dann, aus Anlaß einer Lolksdemonstration, wie­der freigegebcn.

Pesth, 8. Okt. Die Auflö­sung des Komitats von Gran ist verfügt worden. Die Kommissäre, welche die Verwaltung übernehmen sollen, sind bereits bezeichnet. DaS Komitat von Zala hat erklärt, cs werke sede ungesetzliche Ordonnanz der Regierung unbeachtet lassen, die Ernennung der kaiserlichen Kommis­säre nicht anerkennen, cs werde nur d.r Gewalt weichen.

Schweiz. Bern, 10. Okt. (Tel. d. Schw. Merk.) Laut offiziellen Be­richte» desavüuirt Hr. v. Thouv e- «e l den Artikel des Constitution-^

nel über Genf. Die französische Regierung habe vor dessen Erschei­nen keine Kenntniß davon gehabt und übernehme daher keine Verant­wortlichkeit dafür. Genugthuunq sei von den Gerichten oder von der Presse zu fordern. Regierungsorgan sei nur der Moniteur.

Frankreich. Compiegne, 7. Okt., Abends. Bis zu diesem Au­genblicke hat sich für die zwei Sou­veräne noch nicht viel Zeit zu poli­tischen Diskussionen gefunden. Nur heute Morgens von ungefähr halb 10 bis 11 Uhr saßen sie allein zu­sammen, in der Stube zwischen dem großen Empfangssaale und dem Schlafzimmer des Königs. Die Un­terredung hatte nicht einen einzigen Zeugen, und es ist die Frage, ob die beiden Monarchen bis jetzt einen in das Gespräch einqeweihten Ver­trauten haben. Denn unmittelbar an das Gespräch schloß sich die Jagd, das zweite Frühstück, die Spazier­fahrt durch den Wald nach Vieiir- Moulin und Pierrefonds in Gesell­schaft der Kaiserin und des beider­seitigen Gefolges. Darauf folgte Diner und dann gleich die Komödie. Was die beiden Herrscher ausmachcn wollten, muß jetzt ausgemacht sein. Die allzeit Wohlunterrichteten^ ver­sichern, haß es sich nur um Anerken­nung Italiens handle, und daß dann die Truppen sofort anö Nom zurück­gezogen werden, sobald Wilhelm I. Italien anzuerkennen verspricht (?). Kaiser Napoleon wolle diese bren­nende Frage gelöscht sehen. Man ist allgemein von einemherzlichen Einverständnisse" überzeugt. Ueberall hört man das Lob des Königs sin­gen in allen Tonarten. In den Straßen wird daS Portrait König Wilhelm 1. als Photographie, Stich und Medaillon verkauft. Es ist auch eine Art Rheinlied in Kantaten­form gedichtet worden, welches daS Gegenstück zu dem Alfred de Mus- set'schcn sein soll und nichts als Frie­den und Eintracht anrühmt. So hängt denn der Himmel voll Frie- dcusgeigen. Die Zukunft wird leh­ren , ob sie gut gestimmt sind und

aus solidem Holze. (Schw. M.) Vom 8. Okt. Der König von Preu­ßens ist heute Mittag um halb 1 Uhr ad- gercist. Der Kaiser begleitete ihn bis zur Eisenbahnstation. Die Trennung wird als sehr herzlich geschildert. Paris, 10.Okt. (Tel. d. Schw.M.) Der Moniteur enthält über die Zusam­menkunft zu Compiegne folgende Note: Der Besuch des Königs von Preu­ßen, welcher so zahlreiche Kommentare hervorgerufen hat, kann nur einen glücklichen Einfluß auf kieBeziehungen der beiden Negierungen auöüben. Al­les berechtigt zu der Annahme, daß der Besuch bei beiden Monarchen einen gleich günstigen Eindruck zu­rückgelassen hat".

Italic». Turin, 6. Okt. Ge­nera! Graf Marozzo della Rocca, erster Adjutant des Königs-, ist ge­stern Abend mit großem Gefolge als außerordentlicher Gesandter nach Ber­lin abgereiSt.

Türkei. Ragusa, 7. Okt. Auf­ständische und Montenegriner griffen am 3. d. M. sechs Bataillone türkische Truppen auf dein Rückmärsche von Niksich bei Duga an. Nach einem vierstündigen Kampfe flohen die Tür­ken und ließen 100 Todte und Ver­wundete auf dem Kampfplätze zurück.

Amerika. Philadelphia, 20. Sept. Das in New-Uork und Bo­ston in l-tzter Woche konfiszirt e Eigenthum von Separatisten beträgt über eine halbe Million Dollars, und die in letzter Woche nach Phi­ladelphia gebrachten, vom Süden gekaperten Schiffe haben mit ihrem Inhalt einen Werth von 200,000 Dolars. Die neuesten Berichte aus New-Dort vom 27. Septbr. mei­den : General Laue hat die Kon- 'föderirten bei Papenöville geschla­gen. Die Seeerpcdition unter She- nan werde bald nach dem Süden absegeln.

Gottesdienste

Sonntag, den 13. Oktober:

Vormittags (Predigt): Herr De­kan Hcberle. Kinderlehre mit den Töchtern 2. Klasse. Nachmit­tags (Predigt): Herr vr. Gu ndert.

Redigier, gedruckt und verlegt von A. Helschläger

Mit einer literar. Beilage,