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Ein ordentliches Mädchen,
welches in der Haushaltung ein wenig erfahren ist, findet sogleich oder bis Martini eine Stelle; wo? sagt die Redaktion.
Geld-Offert.
150 fl sind gegen gesetzliche Sicherheit auszuleihen bei der
2)2- Atmosenpfleqe Zavelstein.
Unterhaltendes.
Seme Wege sind nicht Misere Wege.
Ein Bild aus dem weiblichen Leben. Von R. v. Mo schere sch.
(Aus den „Erheiterungen".)
(Fortsetzung.)
„Soll ich Dir ein Mittel angeben, Dich nützlich zu machen?" fragtcAgalhe.
„Du würdest mich sehr verbinden, Agathe!"
„Du kennst Frau Strauß, die Gattin des Spinn-r-i-DirckrorS?"
— „O ja, wenigstens dem Namen nach und vom Sehen", cnt- gegnete Frau Felder; „wir sind jedoch nicht näher mit einander bekannt."
„Frau Strauß ist eine eitle, selbstsüchtige, leichtsinnige Dame, ganz dem Vergnügen und den Weltfreu- den ergeben, in den Strudel des Lebens der vornehmen müssigen Welt hineingeriffen."
— „So hat man sie mir auch geschildert," sagte Frau Felder.
„Sie ist die Mutter von drei herzigen Kindern, welche beinahe ganz den Dienstboten überlasse» sind," fuhr Agatbe fort. „Ich sprach erst gestern mit der Schwester des Herrn Strauß darüber, und sie sagte mir: die venvabrloske Lage seiner Kinder sei ihrem Bruder ein Anliegen der dringendsten Art und ein Gegenstand innigsten Schmerzes; der Direktor suche schon längst eine Frau von Bildung, Gemülh und christlichem Sinne in seine Familie zu bekommen, von der er so viel Pflichtgefühl und Anhänglichkeit an die Kinder erwarten könnte, daß sie seinen armen Töcktercken eine rechte Mutter sein würde. Da dachte ich an Dich, Emma, und ging sogar soweit, gegen
Aline Strauß Deiner zu erwähnen."
„Und was sagte sie?" fragte Frau Felder mit großen, Interesse.
„Aline meinte: wenn Du Dick dieser Pflicht' unterstehen wolltest, würde ihr Bruder sich sehr glücklich schätzen. Bitte, liebe Emma, erkläre Dick doch darüber!"
Frau Felder's Busen Hob sich mit einem einzigen gedehnten Seufzer. Es gina ein Kamps in ihrem Innern vor sich. Ihr Gesicht war gedankenvoll, ihre Blicke hafteten am Boden, während sie still und unbeweglich wie ein Marmorbild dasaß.
„Nimm diese vertraute Stelle an, meine liebe Freundin !" sagte Agathe. „Uebcrnimm die Sorge für diese verwahrloste-, Kinder und erziehe sie für den Himmel — für jenen Himmel, wo Deine eigene» lieben Kleinen nun aufgehoben sind!"
! Im Aufglühen einer uneigennützigen Zärtlichkeit, welche Frau Frieders Herz erwärmte, versetzte sie mit überstreu!,enden Auge» : „Ich null meine Füße nicht von dem Weg der Pflicht znrückhalteu, wenn iw ihn deutlich xor mir sehe. Ich habe eine Freude-an Kindern, und gehe am liebsten mit ihnen um."
„Darf ich also für Dich unterhandeln, Emma?"
Diese bestimmte Frage erneuerte den iunern Kampf in der Seele der jungen Wittwe. Sie war hübsch und anmuthig; sie war vordem gefeiert gewesen; sie durfte noch Ansprüche an das Leben machen, denn sie war kaum achttmdzw'anstg Jahre alt; sie konnte vielleicht noch das! Herz und die Hand eines Mannes qewinncn, der ihr eine ehrenvolle Unabhängigkeit zu bereiten im Stande war. Wenn sie aber diese Stelle einer Erzieherin annakm, so verzichtete sie auf ibre Freiheit und auf die Verwirklichung derartiger Aussichten. Dich gab ihr noch einiges Bedenken, als diese Gedanken blitzschnell durch ihre Seele zogen, und darum saß sie eine Weile starr und stumm da und blickte gedankenvoll zu Boden. Dann aber schaute sie mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen auf, in ihren Augen
glänzte es wie ein Sonnenstrahl und auf ihrer Stirn lag ein heiterer Friede, als sie antwortete: „Wenn ich berufen werde, so will ick folgen!"
„Du wirst berufen, meine Liebe!" erwiederte die Freundin, und drückte ihr die Hand zum Abschied. „Morgen schon bringe ich Dir hoffentlich bsindigen Bescheid."
Eine Woche später batte Frau Felder ihre Stelle angetreteu, und mit ihrem ganzen Wesen schien eine eigenthümliche Veränderung vor sich gegangen zu sein. Aus ibrer traurigen, tbränenvvllen, .müssigen Abhängigkeit sck'wang sie fick hinauf in einen nützlichen Wirkungskreis, an welchem ihr Herz und Gemülh den innigsten Aniheil nahmen. Drei kleine hübsche, liedevolle, anhängliche > Mädchen wurden ganz in ihre Pflege j und Fürsorge übergebe», und zwar j von der Mutter selbst, welche sich ^ täglich des ibr »„vertrauten hehren ! und heiligen Mittteramtes unwürdi- ! gcr zeigte, — Frau Felder war, wie wir schon sagte», eine von jenen gefühlvollen Frauen, welche für die Kmv'-rw lt eine besondere Vorliebe und Anhänglichkeit habe». Bei ihren eigenen kleinen Kinder» war diese Liebe üderschaltet worden durch eine aus natürlicher Muiterzärtlichkeit entspringende Schwäche, wiche vor der Handhabung der nöthigen Schwäche zurückbebte.
Jetzt war sie zugäng'jchrr für alle Begriffe von Recht und Pflicht und gewissenhafter in Erfüllung dessen, was sie in ihrer Stellung für geboten erachtete. Gegen ihre eigenen Kinder war ihre Liebe weich,, schwach und nachgiebig gewesen, aber gegen die ihrer Pflege anb> fohle,icn Kleinen war dieselbe klar, streng und stark und ebenso weise als zärtlich. _ (Forts, folgt. )
Gottesdienste.
Sonntag, den 1t August:
Vorm. (Predigt): Herr Helfer Rteger.
— Kinderlehre mit den Töchtern 2. Klaffe.
— Nachm. (Prdgt ): Herr Vikar Härle von. Sinmwzheim.
Nagoldwärme
den 7. August . . 17,3° k.
, 8. „ . . 17,0° k.
„ 9. „ . . 16,7° k-
Ilrdigirt. gsdruckt und verlegt »,n A. Helschiäzer