er unseres bescheidenen, böslichen Ernstes. Leider dinirlen wir außerdem so zeitig, daß die Uhr auf dem KaminsimS nur acht schlug, als die Flaschen beim Dessert zum ersten Mal die Runde machten. Ich zählte die einzelnen Schläge, und in den Zügen meines gegenübersitzenden Altersgenossen las ich, daß er es gleichfalls that. Als der achte Schlag verklang, begegneten sich unsere verzweifelten Blicke. „ Noch zwei solcher Stunden! Wie in der Welt soll man das ertragen?" Das waren ungefähr die Gedanken, die wir in der Augensprache austauschten.
Der Wein war vortrefflich; und ich glaube, jeder der Gäste kam im Stillen zu der Ueberzeugung, daß uns Nichts übrig bliebe, als uns an die Flasche zu halten, wollten wir wachend den Abend zu Ende bringen.
Der Portwein stammte aus einem vorzüglich guten Weinjahr, ich babe vergessen aus welchem. Der Madeira war vierzig Jahre alt; der Claret em Geschenk aus Bordeaux. Als eine Sache, die sich von selbst versteht, lenkte sich die Conversation ausschließlich auf die Gaben des Bacchus. Es gibt keine englische Gesellschaft, in der dieses Tkema nicht ausführlich oder, wenigstens oberflächlich behandelt würde. Jeder Sohn dieses Landes, der wohlhabend genug ist, eine Einkommensteuer zu zahlen, hat wenigstens einmal in seinem Leben eine ganz außergewöhnliche Weinaquisilion gemacht. Oft ist der Kauf der Art vortheilhaft gewesen, daß der Käufer nickt erwarten darf, je wieder einen ähnlichen zu machen. Ein ander Mal ist der Erzählende der einzige Mann in England, der von der berühmten Weinlese des Jahres so und so, einige Flaschen erobert und noch bewahrt bat, während es auf der ganzen Welt keinen Tropfen mehr von derselben gibt. Dann wieder hat er mit einem Freunde mehrere Dutzend Flaschen aus dem Keller eines verstorbenen Potentaten zu einem so exorbitanten Preise erstanden, daß
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er ihn nicht sagen mag und bedenklich dazu mit dem Kopfe ffchül- tclk, und wenn man dann den glücklichen Theilhaber befragt, so schüttelt der auch mit dem Kopfe und lehnt es ebenfalls ab, die Summe zu nennen. Ein Dritter ist in einem abgelegenen Gasthofe fern von der Heerstraße abgestiegen, hatdenprä- sentirten Sherry nickt trinkbar gefunden, sich erkundigt, ob kein anderes Getränk im Hause vorrätbig sei, und darauf erfahren, „daß noch ein säuerlicher, fremder Wein im Keller liege, den aber Niemand trinken möge." Natürlich hat sich jene verschmähte Sorte als etwas ganz Seltenes erwiesen', und der berichtende Kenner darin einen so edeln Burgunder erkannt, wie selbst ras gesegnete Frankreich ihn nicht mehr zu schaffen vermöge. Zum Schluffe heißt es dann, man habe sich wohlweislich gehütet, sein Urtheil darüber abzugeben und den ganzen Vorrath für ein Spottgeld gekauft.
Bei allen solchen Weingesprächen lebt doch, wie verschieden auch die Erfahrungen des jedesmaligen Erzäblers sein mögen, in Jedem der Glaube, daß er entweder mehr als jeder Andere vom Wein verstehe, vdcr daß er noch bessere Weine im Keller habe, als dievortreffliche Sorte, die der ehrenwerthe Freund seinen Gästen hier zum Besten gäbe.
Wie lange das Weingespräck bei unserem kleinen, langweiligen Diner währte, bin ich außer Stande, zu sagen. Ich hatte häufig Gespräche derselben Art bei verschiedenen Freunden beigewohnt, so daß meine Gedanken ihren eigenen Weg einschlugen, und ich bald unsere unzusammengehörige Gesellschaft und das daraus erwachsende Unbehagen vergaß. Endlick wurde ich aus meiner unhöflichen Geistesabwesenheit durch eine heitere und mit großer Lebhaftigkeit geführte Unterhaltung geweckt. DaS Weinthema hatte sich erschöpft, und der gute Wein begann seine belebende Wirkung zu äußern. Herr Wendcll erzählte Herrn Trowbridge von einem kleinen Betrug, den einer
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seiner Comnus begang en hatte. Den Anfang davon hatte ich ganz überhört, merkte jedoch bald, wovon die Rede sei, und war bereits ganz aufmerksam, als der Erzähler fortfuhr:
„Ich war, wie gesagt, entschlossen, den jungen Mann zu verfolgen, und blieb meinem Entschlüsse treu, obgleich gedankenlose Menschen mich dafür tadelten und meinten, ich hätte dem Commis vergeben sollen, da die Summe, um die er mich betrogen hatte, sich nur auf siebenziq bis achtzig Thaler belief. Persönlich würde ich natürlich die Sache viel lieber niedergeschlagen haben, schon um den jlästigen und zeitraubenden Gerichtsverhandlungen zu entgehen, aber meine Pflicht der Gesellschaft und besonders .der Kaufmannschaft gegenüber, nöthigte mich, die Sache des Erempels halber den Gerichten zu übergeben, denn die Art, in der der Schuldige den Betrug bewerkstelligt hatte, war so reflektirt, daß mehr die Art des Vergehens, als die Sache selbst, ihn zum Verbrecher stempelte. Ich glaube fast, daß ihm Nichts als die Gelegenheit gefehlt hat, um ein so großer Spitzbube zu werden, wie einst Sauntleroy es war.
(Forts, folgt.)
Auflösung des Näthfels in Nro. 7:
Gabel
Frankfurter Gold-Cours vom 7. Februar.
ä kr.
Pistolen. 9 34-85
Fricdrichsd'or .... 9 Holland. 19 fl.-Slücke . 9 39 s/, -49 y, Nand-Dukaren. . . . S L9>/,
S9-Frankenstückc / . . 9 19—SO Engl. Sovereigns ... II 49—44 Preußische Kassenscheine 1 45—
Gottesdienste
Am Sonntag, den 10. Februar.
Vormittags (Predigt): Herr Dekan Heberle. — Kinderlehre mit den Söhnen 1. Clafse. — Nachmittags '(Bibelstunde): Herr Helfer Ni cg er. _
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