Mein oberes Logis

ist sogleich oder dis Georgii zu ver- miethen. Cbr. Schlatt er er, Seifensieders Witlwc.

Neuweiler.

Bei Lammwirlh Bert sch dakier lie­gen 70 fl. Pfleggeld

zu 4'/-Proceut zum Ausleihen parat.

Unterhaltendes.

Die Wetterhexe.

(Fortsetzung.)

Wenn Georg manchmal Nachts in der Hülle erwachte, da Höne er oft Trümmer vom Felsen herab­poltern, und von Gestein zu Gestein anschlagenv donnernd in die Tiefe sinken, und oft krachte eS lief in der Wand, als ob es tief innen bärste und bräche. Clara börte davon nichts, sie schlumnurte und lächelte fort, und er sagte ihr auch nichts, um sie nicht zu erschrecken.

Aber täglich wuchs seine Bangig­keit, und sehnsüchtiger als je harrte er der Antwort auf seine Briefe, die immer noch auSblieb.

So waren sie eines Abends bei­sammen, und nur ein Monat war erst seit ihrer Flucht verstrichen; aber Beiden schien es kaum nur alseine Woche vorzukommen. Georsi saß in schwere Gedanken vertieft auf der Moosbank am Fels und starrte in den blauen Himmel. Clara schwebte leicht und luftig um ihn herum, und suchte durch allerhand kleine Necker­eien sein Auge auf sich zu wenden, was ihr auch auf Augenblicke gelang.

Es war ein wunderbar schöner Abend; den schmalen Raum um die Hütte umdufleten Taufende von Mü­rben, in rer Ferne legten sich die Wälder weich über die eckigen Höhen. Kein Laut war vernehmbar, nicht das kleinste Blättchen sah man nur flüchtig erzittern.

Clara halte sich allmälig von Georg entfernt, indem sie über daS Trümmergeröll stieg, das wir schon erwähnten. Jeden Augenblick sah

sie sich um, ob Georg nicht aufstehe und ihr folge; bald verschwand sie hinter einem mächtigen FelSblock, daun kam sie sogleich wieder über demselben zum Vorschein, lächelnd und winkend. Da ihr Georg nicht folgte, kam sie immer weiter und weiter.Auf ein Mal wird er mich nicht sehen" , dachte sie;er wird rufen, und ich werde ihm keine Ant­wort geben. Tann muß er Mich suchen, und das soll seine Strafe sein, weil ec heute gar nicht auf mich achten will. Dann..."

Was war das? Ein donnerähn­liches Krachen im Berge, als ob er zusammenbräche! Einen Augenblick noch, und ein furchtbares Tosen der Boden bebt ihr unter den Fü­ßen , und eine dichte dunkle Wolke von wirbelndem Staub steigt empor, und nullen darin hört sie es krachen und dröhnen und Trümmer in die ^ Tiefe rollen, bis sie rief unten mit j furchtbarem Anpralhzcrsplittern. Der j Schreck wirft sie betäubt zur Erde,' aber sie springt wieder auf und eilt > flüchtig,, wie ein gescheuchtes Reh,! über vaS Gerölle zur Hütte hin.! Dieses selbst ist lebendig geworden,! Schutt und Trümmer bewegen sich und rollen hernieder, durch das Zit-! :ern des Berges aus ihrer Ruhe geschreckt. Sie achtel dessen nicht, ! sondern fliegt weiter, und es ist ein > Wunder, daß sie der Strom nicht ! unter seine Stemfluthen begräbt. Sie erreicht seinen Rand, aber der Staub hüllt Alles in undurchdring­liche Nacht für den Blick. §

Wie wahnsinnig ruft sie nach" Georg in die Nacht hinein, und! lauscht. UndGeorg, Georg!" schallt das Echo wieder. Zitternd! und athemlos starrt sie in die Wol­ken, die sich nach und nach vcrzie-i den. Es wird Heller und Heller und ! die Gegenstände beginnen aufzudäm-! mern, aber keine Hütte ist zu er­blicken. Ein Schutlberg lhürmt sich. über die Stelle, die Felswand im Rücken der Hütte ist verschwunden,' und an ihrer Stelle starren thurm-! hohe Eiswände hernieder. Ein Blick sagt ihr Alles Georg liegt todt

und begraben unter den Trümmern des eingebrochenen Felsen.

Die Wetterhere.

Nach Georgs und Claras Flucht war der Haß zwischen ihren Eltern und seiner Mutter immer mehr ge­wachsen. Jedes galt dem Andern als die Ursache des Verdrusses des einzigen Kindes, und es war keine Hoffnung, daß die Flüchtigen wieder­kämen.

Der Schulmeister zwar blieb hart und finster, und in seiner Gegenwart durfte nicht von dem Mädchen ge­sprochen werden. Er sprach auch kein Wort mehr von Walburg, aber wenn er auf ihre Hütte hinüber­schaute , zuckte es blitzähnlich über sein Gesicht, und sein Auge starrte dunkel und unheilverkündend. Sein Weib dagegen war milder und ver­söhnlicher. Sie hatte schon an je­nem unheilvollen Abende geweint und für ihr Kind gefleht, aber ver­geblich. Der Schulmeister hatte ihr befohlen, Claras Bündel zu schnü­ren, und gedroht, wenn sie eS wa­gen würde, ihr nur mit einer Silbe zu antworten, so todte er seine eigene Tochter auf der Schwelle seines Hau­ses. Unter Thräne» batte sie des Mädchens Kleider und alle Baarschaft, die sie im Hause hatte, verpackt und dem Vater das Bündel einqehändigt.

Als Clara in Verzweiflung vor der verschlossenen Pforte stand, kniete die Mutter vor dein Bilde des Er­lösers in ihrer Kammer., und flehte für daS Wohlergehen ihres verlore­nen Kindes. Tags darauf und im­merfort fragte sic im Dorfe und in den Nachbarorten nach ihr. Aber nirgend fand sich eine Spur, denn weil sie Georg eben so sehr bgßte, als sie das Mädchen liebte, fragte sie nie nach ihm, der in der Umge­gend öfter gesehen wurde, und so blieb Clara verschwunden, und konnte ebenso gut todt sein, als leben. Und wie der Haß alles Unglück aus ei­ner Quelle entsprungen denkt, und dadurch sich nährt und belebt, so galt ihr Walburg als die Ursache alles Kummers, der über sie gekom­men war, und ihre Wuth gegen