390

Luftzug in's Schloß geworfen ha­ben. Aber sie kann nicht gesperrt sein, denn da müßte von innen der Riegel vorgeschoben werden."

Georg versuchte seine Kraft, aber vergeblich, die Thür blieb ver­schlossen.

Sie ist gesperrt", sagte er end­lich, und nun standen sie rathloS da und sahen sich an.

Das Mädchen zitterte.

WaS soll ich denn nun anfan- gcn?" fragte sie.

Georg ging um daS Hans her­um, und versuchte eS mit der Hin« tertbür gesperrt! Als er wieder zurückkehrte, fiel ihm etwas Weißes auf, das auf der Steinbank vor dem Hanse lag; er ging hin und hob eS auf; es war ein Bündel.

Was bedeutet dieß?." fragte er Clara, indem er cs zeigte.

Clara sah eS, erbleichte, und sank ans der Schwelle nieder.

Clara, theure Clara, waS ist Dir? sprich!"

Frage nicht, frage jetzt nicht. Nur so viel wisse: der Barer sagte zu mir, wenn Du noch ein einziges Wort mit dem Studenten sprichst, kann gehst Du aus meinem Hause, wohin Du willst, hier soll kein Platz mehr für Dich sein."

Georg erschrack, Venn nun war ihm Alles klar.

3.

Die Alpenhütte.

Georg sann hin und her auf einen AuSweg, und eS wollte ihm keiner cinfallen. Er blieb stumm. Clara lag auf der Schwelle und drückte den Kopf in die Hände. End­lich erhob sie sich. Sic weinte und kein Wort der Klage ward laut. Sie sagte:Komm, wir wollen ge­hen!" und zog den Geliebten mit sich fort. Er trug ihr das Bündel mit den Kleidern.Ich hatte zu wäh­len zwischen Dir und ihnen," sprach jetzt Clara,und ich wähle Dich. Sie haben recht, wenn sie nichts mehr von mir wissen wollen."

Wohin nun?" rief Georg.O

der Schwur meiner Mutter! Aber es ist bis auf'S Aeußerfte gekommen, sie muß! Komm mit mir zu meiner Mutter HauS."

Das Mädchen folgte ihm; hätte er die Welt durchwandert, sie wäre ihm gefolgt und hätte nicht gefragt, wohin es gehe.

Die alte Walburg war wach ge­blieben. Sie hatte eine böse Stunde. Alle Bitterkeit des letzten TageS hatte sich in dieselbe zusammenge- preßt und ihr Her, mit erneuter Gewalt vergiftet. Sie starrte durch die Fenster in die Nacht hinaus, und ließ dem Sturme in ihrem In­nern seinen Willen.

Da pochte ihr Sohn an die Thür. Sie stand auf, ihm zu öffnen.

Er batte das Mädchen einige Schritte zurückzutreten geheißen, denn er zweifelte nicht, daß die Mutter sich gegen kiesen Gast gewaltig sträu­ben würde, und wollte Clara die Beschämung ersparen, dieß mit an­zuhören. Sic sollte sich nicht als Eindringling, sondern als willkom­mener Gast wissen.

Die Thür öffnete sich.

Bist Du cs, Georg? Du bleibst lange aus;" sagte Walburg, und hieß ihn eintrelen.

Ich komme auch nicht allein, liebe Mutter" , sagte er zögernd, und überlegte, wie er ihr die Sache am besten beibnngen könne.

Wen bringst Du? Einen Stu­diengenossen, der ein Obdach sucht? Sei er, wer er wolle, er ist um Dei­netwillen willkommen, und was un­ser Haus vermag, steht ihm zu Ge­bot. Warum tritt er nicht näher?"

Hört mich an, Mutter, und ich bitte Euch, bleibt ruhig. Ihr wißt nicht, daß Claras Vater gedroht hat, sie zu verstoßen, wenn sie wie­der ein Wort mit mir spräche."

Nichts davon, nichts davon!" rief Waldurg.Deine Worte, sonst Wohllaut für mich, werden zu glü­henden Pfeilen, wenn Du diesen Namen nennst. Laß uns wenigstens die Nacht ruhig sein, da der Tag so stürmisch war. Ich habe Dir ja nachgegeben, was ich konnte, ja,

noch mehr. Du sollst von ihr spre­chen dürfen, wie Du willst, nur heute noch nicht, jwenn Du mich je geliebt hast. Ich muß mich erst an den Gedanken gewöhnen, drum laß mir Zeit! Aber komm doch in's HauS, und bringe Deinen Gefähr­ten."

Hört mich ganz aus, Mutter." Ihre Liebe war stärker, als ihres VaterS Gebot sie hat nicht ge­horcht. Er hat sie verstoßen, und ihr sein Haus verschlossen, und daS Mädchen ist obdachlos. Mutter", rief er flehend,sie wartet!"

Sie sie! Bring sie nicht! Bring sie nicht! Willst Du mich wahnsinnig sehen? Bring sie nicht, ich kann sie nicht sehen!"

Mutter, sie ist obdachlos. Seit welcher Zeit ist diese Hütte so un­gastlich ? Sie ist obdachlos, um meinetwillen, Mutter! Mutter, be­denkt!"

Sie stürzte auf ihn zu, und um­faßte ihn mit einem Arme, während sie den andern abwchrend in die Nacht streckte.

Komm, komm in'S Haus! Ich kann nicht, es ist umsonst; komm!"

Da trat Clara hervor, hochauf- gerichtet mit gefalteten Händen.

Geh", rief sie,geh, folge der Mutter! Ich sehe eS wohl ein: doppelt habe ich gefehlt, gegen sie und gegen die Meinen und doppelt ist auch mein Fluch. Thue es mir nicht nach, denn auf meinem Wege liegt Verderben. Ich gehe, und wenn sich mir jedes HauS verschließt, so wird mich Gott auch unter freiem Himmel erhalten, zur Last aber will ich Niemand sein. Lebe wohl Georg, lebe wohl!"

(Forts, folgt.)

Frankfurter Gold-Conrs vom 10. Dezember.

fl. kr.

Pistolen.S ,2-33

Friedrichsd'or . . . . S SS'/,SS'/,

Hottänd. 1<« st.-Ktücke . S 37'/,-38'/, Äand-Dukaten. . . . S 2S'/,-SV'/,

2V-Frankcnstiicke . . . v IS17 Lagt. Sovereigns . . . N SS40 Preußische Kassenscheine 1 4S

Rcdigirt. geknickt unk verlegt von A. Oelschtägcr.