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Der Schulmeister, Clara'S Vater, war alt und veraltet, in Folge dessen man einen Gehilfen suchte, der ihm einst folgen sollte. Georg glaubte sein Ziel gefunden zu haben. Er wollte die Stelle übernehmen; wenn er Clara heirathete, fl-'trat der Vater zurück, und seine liebsten Gedanken waren vrnvirk- licht.
Tiefer Vorsatz hatte sich in ihm festgestellt, als er das Haus seiner Mutter erreichte, die ihm an dessen Schwelle entqegentrai. Es war, als ob die Freude ihr Gesicht über Nacht verjüngt hätte; sie blickte freudig und hell, wie ein schöner Sonntag im Svätherbste.
Georg war zu sehr von seinen Gedanken erfüllt, als daß er sie der Mutter hätte verbergen können, auch hatte er überhaupt nie ein Gcheim- niß vor ihr gehabt. Ec setzte sich daher neben sie, und begann ihr zu erzählen.
„Liebe Mutter," sagte er, „Ihr werdet wohl über das erstaunen, was ich Euch zu sagen habe; aber Ihr liebt mich zu sehr, als daß Ihr nicht an meinem Glücke Thcil neh- men solltet. Wir haben viel mit «inander von meinem künftigen Berufe gesprochen, und Ihr sähet mich in Gedanken wohl schon nickt anders, als in den schwarzen Kleidern des Priesters durch das Dorf wandeln. Aber der Mensch denkt, Gott lenkt. Mir hat er die Fähigkeiten versagt^ die von Demjenigen gefordert werden , der sich ganz seinem Dienste weihen will. Ich bin nickt zm Stande, mich über der Welk Freud und Leid so kräftig zu erheben, wie es Derjenige soll, der für der W-lt Freud und Leid Maß und Trost gewähren soll. Was dem Berufenen Freiheit ist, würde für mich eine Fessel werden. Liehe Mutter, ich kann kein Priester werden."
Die Mutter Waiburg war sprachlos vor.Erstaunen. Sie sah ihren Sohn Georg an, als ob sie nickt glaube» könne, daß ein solches Wort von seinen Lippen komme.
„WaS — was meinst Du?" stammelte sie endlich.
„Was ich Euch sagte, liebe Mutter, habe ich schon Jahre lang im Innern gefühlt, ohne daß cs mir klar geworden wäre. Dock ick weiß cs jetzt, und es ist mir so gewiß, als ob ich es schon erlebt hätte — als Priester, kann ick nur unglücklich sein."
„Nein, nein! Georg, prüfe noch ein Mal! Ueberlege noch cm Mal! Es kann nicht Dein Ernst sein; ein böser Traum hat Dich zerrüttet, und Du meinst nun, das Alles mit klaren Sinnen überdacht zu haben !"
Lange sprachen Mutter und Sohn über die Sache fort.
Walburg wurde lebhaft, und brachte tausend Gründe. Sie kämpfte verzweifelnd um die liebste, letzte Hoffnung ihres Alters.
Georg wehrte sich ebenso hartnäckig um sein Lebensglück.
Die Mutter bat, flehte.
Georg meinte, sie könne doch nicht im Ernste um Etwas flehen, was ihn elend machen würde; sie habe ihm das Leben geschenkt, und könne doch nicht wollen, daß ihm ihr Geschenk zum Fluch werde. Von seiner Liebe zu Clara sagte er nichts, denn er wußte wohl, wie streng und unerbittlich hier das Alter richte.
Aber das Mutterauge sieht scharf. Walburg rief plötzlich:
„Etwas ist vorgefallen, was Deine Gedanken so schwll geändert hat, und das Du mir verhehlst! Schenkst Du mir nicht einmal mehr Aufrichtigkeit?"
Da gestand er. Und Wallung, die von Allen verfolgt, die von Niemand geliebt wurde, als von ihrem Sohne — Walburg wurde eifersüchtig aus Clara, daß diese von Georg mehr geliebt wurde, als sie selbst.
(Forts. folgt.)
Ein junger Gatte lobte in einer Gesellschaft die musterhafte Hausordnung, auf welche seine Frau halte, so daß er zu jeder Stunde des Lagert, gedruckt und verlegt von Ä. Oelschlä
ges und der Nacht Alles .bis aus Hausschuh und Taschentuch an seiner gehörigen Stelle finde. Dabei wollte er sich schneuzen, griff in die Tasche und bekam statt des Taschentuchs ein sauber zusammengelegtes Nachthäubchen seiner Frau in die Hand.
Der Rector Kasten dieck in Hameln gab l8l8 den Versuch einer — in Verse» bearbeiteten Erdbeschreibung von Europa rc. heraus, in welcher ec unter Anderem von Weimar singt:
Gelehrte und Künstler find hier hochgeschätzt. Indem man auf Bildung sehr großen Werth setzt. Nicht weit davon ist auch die Stadt Apoida, Wir sehen eine wichtige Strumpffabrik da.
Zweisilbige Charade.
Die Erste gibt die Sonne Mit ihrer gold'nen Pracht,
Nicht minder Mond und Sterne, Bei einer schönen Nacht.
Die Zweite kann man finden, Zn Wasser und zu Land,
Und der fie hat gefunden Macht Dir er nicht besannt.
Wo man das Ganze findet. Und es erkennt für acht.
Ist Täuschung stets begründet. Die Erste sagt's mit Recht.
Auslösung der Charade iu Ara. 90:
W e b in u t h.
Frankfurter Gold-Cours vom 21. November.
ü. kr.
Pistolen..8 33—34
Frtedrichod'or .... 9 ZS'/,—SS'/, Holland. 10 st.-Stückc . 8 38 -SS Äand-Dukatcn. ..... S SS —3V 28-Frankcnstücke ... 9 16'/,—17'/, Engt. Sovereign!- ... II 36—48 Preußische Kassenscheine 1 4S'(,
Gottesdienste.
Sonntag, den 25. November: Vormittags (Predigt!: Herr Dekan Heberle. — Kinverlehre mit der 2. Claffe der Söhne. — Nachmittags (Missionsstundc): Herr Vr. Gundert (in der Wimmer'schen Schule).
er. -